REISEN+FREIZEIT
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Der hier beschriebene Betrieb oder die Einrichtung existiert in dieser Form nicht mehr. Dieser Beitrag beschreibt die Geschichte. |
Die Reisebürokette REISEN+FREIZEIT (Kürzel RF) wurde 1978 in Sölden in Tirol gegründet und bestand bis Mitte der 1990er-Jahre mit Firmensitz in der Stadt Salzburg. Sie war im Privatbesitz der Familie Josef (* 1928; † 2020) und Anke Plischke. Diese Reisebürokette zählte in den 1980er-Jahren zu den größten Reisebürounternehmen in Österreich.
Geschichte
Plischke, der in Sölden bereits ein Ausflugsbüro betrieb, das unter anderem die Hotelbetten für Neckermann (heute Thomas Cook) einkaufte, gründete 1978 in Innsbruck das Reisebüro. 1981[1] kam Dr. Martin Uitz vom Reisebüro Optimundus in Linz als Geschäftsführer nach Salzburg, wo die Reisebürokette im AVA-Haus am Ferdinand-Hanusch-Platz ihre Zentrale hatte. Unter seiner Leitung erwarb REISEN+FREIZEIT im Oktober 1984[2] den Reiseveranstalter Neckermann Österreich, der damals zu KUONI Österreich gehörte. Im Juni 1986 verließ Dr. Uitz das Unternehmen und wurde Geschäftsführer der SalzburgerLand Tourismus Gesellschaft, die gerade gegründet worden war. Neben Dr. Uitz gab es noch einen zweiten Geschäftsführer (J. Frohberg).
Helmut Maurerbauer war Anfang der 1980er-Jahre Reiseleiter des Griechenland-Charterprogramms von REISEN+FREIZEIT in Tolon, Peloponnes. Maurerbauer gründete Ende der 1980er Jahre GEO Reisen in Linz und den heute nicht mehr existierenden Reiseveranstalter Merlin Fernreisen, Linz, der als erster am österreichischen Reisemarkt all inclusive Reisen anbot (in die Dominikanische Republik).
Ein weiterer Mitarbeiter von REISEN+FREIZEIT, Engelbert Egger, später geschäftsführender Gesellschafter der GEO Reisen Incentive & Marketing GmbH mit Firmensitz in der Stadt Salzburg - Herrnau, leitet zunächst die Filiale Rainerstraße von REISEN+FREIZEIT, bevor er in die Geschäftsführung berufen wurde. 1993 wechselte er zu Merlin Fernreisen und dann zu GEO Reisen.
Ein weitere Österreicher, der heute an der Spitze eines internationalen Reisekonzerns steht, war indirekter Mitarbeiter von REISEN+FREIZEIT Alexander Gessl, der bei NECKERMANN Österreich für den Einkauf tätig war, dann ebenfalls bei Merlin Fernreisen, ist heute Geschäftsführer von FTI Deutschland, Frosch Touristik International, dessen Besitzer ebenfalls ein Österreicher ist.
REISEN+FREIZEIT besaß Filialen in Innsbruck, Kitzbühel, in der Stadt Salzburg, Wels, Linz, Wien, Graz und Deutschland (Bad Reichenhall, Tübingen und Stuttgart).
Am 20. Dezember 1989 wurde Thomas Cook, eines der damals weltweit bedeutendsten Touristikunternehmen, Partner von REISEN+FREIZEIT. Thomas Cook unterhielt damals in 100 Ländern rund 1 600 Reisebüros.[3]
1992 wurde die REISEN+FREIZEIT Reisebürokette mit der TUI (Touristik Union International)-Tochter Dr. Degener Reisen fusinioniert. "Dr. Degener Reisen" hatte seine Zentrale im Haus des ehemaligen Hotel Traube am Beginn der Linzer Gasse nahe dem Platzl. Später verschwand dann auch der Name "Dr. Degener Reisen" und es wurden die TUI Reisecenter Reisebüros daraus. Im Frühjahr 2007 zog dann auch das letzte verbliebene Büro aus dem ehemaligen Stammhaus von "Dr. Degener Reisen" in der Linzer Gasse aus und eines der großen Reisebüro-Kapitel in der Salzburger Geschichte fand damit ein endgültiges Ende.
Erstflug der Boeing 747 der El Al
Die erste Landung einer Boeing 747 am Flughafen Salzburg erfolgte am Sonntag, den 10. Februar 1985. Es handelte sich um eine Maschine der israelischen Luftfahrtgesellschaft EL AL. Beim Abflug von Salzburg waren rund 450 Personen an Bord: Eine Gruppe von 120 Personen des Salzburger Landesreisebüros, 110 Privatpersonen und Sicherheitskräfte aus Israel, die bei jedem Flug in größerer Zahl an Bord waren sowie 220 Personen, die über REISEN+FREIZEIT gebucht nach Israel flogen.
Beim Abflug von Salzburg waren rund 220 Personen an Bord: Eine Gruppe von ca. 20 Personen von REISEN+FREIZEIT, betreut durch die Reiseleiterin Barbara Schwarz, die damals Leiterin der Filiale in der Rainerstraße 24 beim Salzburger Hauptbahnhof in der Stadt Salzburg war. Und rund 200 Personen, die an einer Pilgerreise ins Heilige Land teilnahmen, die das Rupertusblatt unter Redakteur Bernhard Strobl ausgeschrieben hatte und ebenfalls von REISEN+FREIZEIT organisiert wurde. Die Planung war in der Gruppenabteilung von REISEN+FREIZEIT (im AVA-Haus am Ferdinand-Hanusch-Platz, 2. Stock, heute TUI) von Peter Krackowizer erfolgt. Zusammen mit seiner Frau Edith und einem Sohn des Besitzers von REISEN+FREIZEIT, Stefan Plischke, waren sie als Reiseleiter bei der Rupertusblatt-Leserreise mit an Bord der Boeing 747. Die Pilgerreise wurde u. a. von Weihbischof Jakob Mayr und Pfarrer Peter Zeiner begleitet.
Eine Anekdote: Nach den sehr strengen Sicherheitskontrollen der eigens eingeflogenen israelischen Sicherheitskräfte ging Peter Krackowizer auf das Vorfeld des Salzburger Flughafens, um die Boeing aus der Nähe anzuschauen. Sofort stand ein Sicherheitsbeamter mit Maschinenpistole bei ihm und er musste umkehren. Während des etwa vierstündigen Fluges wollte Krackowizer sich einmal das "upperdeck" (Oberdeck) anschauen. Doch bevor er noch die Treppe dazu erreichte, war er von israelischen Sicherheitskräften umringt, die sich unter den Passagieren befanden (auf jedem Flug!). Auch hier musste er wieder umkehren.
Was die Leserreise des Rupertusblatts gekostet hat, lässt sich nicht mehr feststellen. Die normale Rundreise für diesen Termin (10. bis 17. Februar 1985) kostete 10.500 Schilling (rund 763 Euro)[4]. Sie dauerte acht Tage.
Produkte
Es ist deshalb hier erwähnenswert, welche Produkte REISEN+FREIZEIT anbot, weil sie für die damalige Zeit und Österreich, zumindest Westösterreich, wegweisend und einmalig waren. Es sollte damit kurz aufgezeigt werden, welchen Wandel Reisen von 1980 bis heute erlebt hat:
- Charterflugprogramm Griechenland: zunächst nur Tolon, dann auch die Insel Kreta und Kykladen-Inseln (als Subcharterer auf Austrian Airtransport, der damaligen Chartertochter von Austrian Airlines)
- Charterflüge vom Flughafen Salzburg aus:
- Amsterdam, Niederlande
- Marseille, Südfrankreich
- Tel Aviv, Israel: Rundreise ab öS 9.990.-- (€ 726.--) sowie Golfprogramme
- Lissabon und Faro, Portugal
- Rom, Italien
- Schnupperkreuzfahrten mit der MS Romanza und der MS La Palma: fünftägige Flug-Schiff oder Bus-Schiff-Kombinationen, die sich großer Beliebtheit erfreuten; bei den Bus-Schiff-Kombinationen fuhr man eine Strecke noch mit dem Bus quer durch ex-Jugoslawien nach Athen und mit dem Schiff nach Venedig zurück oder man flog nach Kreta und fuhr mit dem Schiff zurück oder umgekehrt; diese Kombinationen wurden ab öS 3.900.-- (€ 283.--) angeboten;
- Milestone Sprachreisen in englischen Schlössern und Landsitzen;
Gedruckt wurden die Programm in der Graphia Druckerei.
Tourismus für das Salzburger Land
REISEN+FREIZEIT war aber auch im so genannten "Incoming Tourismus" tätig, also im nach Österreich herein kommenden Tourismus. Es organisierte für große deutsche Reisekonzerne (war es Neckermann Reisen oder TUI?) Reiseangebote in Stadt und Land Salzburg.
Reiseprogramme
Auszüge aus Reiseprogrammen (in der Zeit zwischen 1982 und 1986).
Titelbild des Sprachreisenprogramms "Milestone", 1985; dieses Programm wurde von 1987 an noch einige Jahren von mosaik reiseservice in Österreich vertrieben.
Literatur
- "Reiseleiter gehen durchs Fegefeuer. Das Leben schreibt Geschichten. In diesem Fall von Peter Krackowizer." ist die Autobiografie von Peter Krackowizer, die man hier im Salzburgwiki kostenlos als pdf herunterladen kann. Publiziert im März 2023. Darin schildert Krackowizer seine Jahre bei REISEN+FREIZEIT.
Quelle
- Peter Krackowizer, ehemaliger Mitarbeiter von REISEN+FREIZEIT
Einzelnachweise
- ↑ Quelle Archiv der Salzburger Nachrichten, Ausgabe vom 3. Juli 1986, Seite 5, abgefragt am 1. Dezember 2020
- ↑ Quelle Archiv der Salzburger Nachrichten, Ausgabe vom 11. Oktober 1984, Seite 4, abgefragt am 1. Dezember 2020
- ↑ Quelle Archiv der Salzburger Nachrichten, Ausgabe vom 13. Jänner 1990, abgefragt am 1. Dezember 2020
- ↑ Quelle Original-Reiseprogramm im Privatarchiv von Peter Krackowizer