Franz Keil (Geoplastiker)
Franz Keil (* 22. Juni 1822 in Graslitz [tschechisch: Kraslice], Böhmen; † 10. März 1876 in Marburg an der Drau [slowenisch: Maribor], Untersteiermark) war ein österreichischer Geoplastiker, Kartograph und Alpinist.
Leben
Geoplastiker
Franz Keil gilt als bedeutender Erbauer der im 19. Jahrhundert beliebten Gebirgsreliefs. Seine Arbeiten erstellte er ohne Vorlagen, nur aus dem Gedächtnis und auf Grundlage eigener Höhenmessungen.
Sein Hauptwerk war ein vierzehnteiliges Alpenpanorama im Maßstab 1:48.000, das die Hohen Tauern, die Berchtesgadener Alpen und weitere Teile des Landes Salzburg umfasst. Das Werk wurde auf der Weltausstellung 1862 in London ausgezeichnet, obwohl nur zehn Teile wirklich vollendet waren.
Um dem Gegenstand dieses seines Werkes näher zu sein, lebte Keil von 1860 bis 1865 in Salzburg. Hier gründete er ein "Geoplastisches Institut", in dem er auch Mitarbeiter beschäftigte.
Kartograph
Keil zeichnete zahlreiche topographische Karten, die im Druck Verbreitung fanden. Die meisten sind als Nebenprodukte seiner geoplastischen Arbeiten anzusehen. Er gilt als einer der bedeutendsten Vorläufer der planmäßigen Alpenvereinskartographie. So stellte er als erster die Ankogelgruppe, die Glocknergruppe und die Großvenedigergruppe dar.
Als Pionier der alpinen Kartographie hatte er auch Anteil an der endgültigen Benennung etlicher Alpengipfel, wobei er sich möglichst auf in der örtlichen Bevölkerung gebräuchliche Bezeichnungen stützte.
Alpinist
Es war das Erlebnis der Bergwelt, das Keil zum Alpinismus und zu seinem Beruf gebracht hatte. Als Alpinist konnte Franz Keil unter anderem die erste bekannte Besteigung des Hochschobers verzeichnen.
Franz Keil verbrachte seine letzten Lebensjahre ärmlich in Marburg, nachdem er bei einem Bergabsturz verletzt worden und durch ein daraus folgendes Rückenmarkleiden gelähmt war.
Das Alpen- bzw. Landesrelief
Durch Keils Erkrankung blieb sein großes Alpenpanorama unvollendet. Es wurde im Jahr 1865 mit Unterstützung der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde vom städtischen Museum Carolino-Augusteum erworben. Den zehn vollendeten Sektionen Keils fügten Ministerialrat i. P. Rudolf Edler von Kendler und Major i. P. Josef Skuppa zwei weitere an. 1892 übernahm der pensionierte Militärkartograph Gustav Edler von Pelikan die Betreuung des Werkes. Er vermehrte das Relief bis 1895 um weitere 13 Sektionen und schenkte diese Arbeit dem Museum. Das Werk, nun Salzburger Landesrelief genannt, fand nach der Gründung des Hauses der Natur dort seinen bleibenden Standort.
Veröffentlichungen
- Über topographische Reliefkarten im Allgemeinen und über einige charakteristische Gebirgsformen, insbesondere der Salzburger Alpen, in: Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde 2, 1861/62, S. 17-32
- Topographische Reise- und Gebirgskarte der Umgebung von Salzburg, 1867,[1] erschienen im Glonner'scher Verlag und Buchhandlung
Namensgebungen
- Auf den Hochschober führt der Franz-Keil-Weg.
- In den Hohen Tauern ist die Keilscharte beim Großen Bärenkopf nach Franz Keil benannt.
Weiterführend
Für Informationen zu Franz Keil, die über den Bezug zu Salzburg hinausgehen, siehe zum Beispiel den Eintrag in der deutschsprachigen Wikipedia zum selben Thema.
Quellen
- Wikipedia-Artikel "Franz Keil (Kartograf)".
- Nekrolog auf Franz Keil in MGSLK XVI (1876), 493
- Artikel "Keil, Franz (1822-1876), Geoplastiker" in Österreichisches Biographisches Lexikon 1815-1950, Bd. 3 (Lfg. 13, 1963), S. 282.
- Carl Aberle, Über Franz Keil’s geognostisch-colorirte topographische Reliefkarte des größten Theiles der salzburgischen Alpen, in: MGSLK 7, 1867, S. 299-352
- Guido Müller, Franz Keil. Ein Alpenforscher und Pionier der plastischen Gebirgsdarstellung (1822-1876), in: Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde 116, 1976, S. 287-310
- derselbe, Gustav Pelikan (1840 – 1919). Ein bedeutender österreichischer Kartograf und Geoplastiker. In: Salzburger Geographische Arbeiten, Bd. 38 (Salzburg 2005), S. 27–36.