Überblick (Die Weltkriege)
Die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts war von zwei Weltkriegen geprägt, die auch Salzburg erfasst hatten.
Der Erste Weltkrieg
Im Ersten Weltkrieg leistete Salzburg einen hohen Blutzoll. Von 49.000 Soldaten, die das Land stellte, fanden 6.000 den Tod. Zu ihnen zählte auch der Dichter Georg Trakl, der1914 im Lazarett von Krakau starb. Das Salzburger Hausregiment Erzherzog Rainer Nr. 59 leistet Österreich treu seine Dienst, zuletzt in Südtirol, bevor es am 10. November 1918 nach Salzburg zurückkehrte.
Aber bereits mitten im Krieg erfolgte 1917 in Wien die Gründung der Salzburger Festspielhaus-Gemeinde. Gegen Kriegsende kam es im September 1918 in der Landeshauptstadt zu Unruhen und Plünderungen durch eine hungrige Volksmenge. Die Proklamation der Republik "Deutschösterreich" am 12. November deutete bereits an, dass der Zusammenschluss mit Deutschland als einzige Überlebenschance des kleinen "Restösterreich" betrachtet wurde. Eine am 29. Mai 1921 in Salzburg durchgeführte, inoffizielle Volksabstimmung über den Anschluss an Deutschland ergab 98.986 Pro-Stimmen, nur 889 Personen waren dagegen.
Zwischenkriegszeit
Zahlreiche Großprojekte werden durchgesetzt
Der christlichsoziale Landeshauptmann Dr. Franz Rehrl, der von 1922 bis 1938 an der Spitze der Landesregierung stand, suchte in den schwierigen Zeiten der Weltwirtschaftskrise die Zusammenarbeit auch mit den politischen Gegnern. Dem Ziel der Arbeitsbeschaffung diente die Durchführung zahlreicher Großprojekte, darunter der Bau der Gaisbergstraße, der Schmittenhöhebahn, der Großglockner Hochalpenstraße, des Fuscher Bärenwerkes und die Planung der Tauernkraftwerke trotz heftiger Widersprüche. Für die Salzburger Festspiele, die unter der Regie von Max Reinhardt internationale Anerkennung gefunden hatten, erstellte Rehrl angesichts der finanziellen Krise 1925/26 ein Sanierungskonzept. Der Bau des Kleinen Festspielhauses 1937 bedeutete einen Höhepunkt in dieser Entwicklung.
Blutiger Putschversuch der Nazis
Die tiefen politischen Gegensätze zwischen Christlichsozialen, Sozialdemokraten und Nationalsozialisten, die durch das Auftreten paramilitärischer Organisationen noch verschärft wurden und fast täglich Verletzte und Todesopfer forderten, verschonten auch Salzburg nicht. Der "Februaraufstand" 1934 verlief in Salzburg zwar weitgehend ruhig, aber auch hier wurde die sozialdemokratische Parteiführung verhaftet und die Partei aufgelöst. Der Putschversuch der Nationalsozialisten am 27. Juli forderte hingegen ein Dutzend Tote, vor allem im deutschnational geprägten Flachgau mit den Hochburgen Lamprechtshausen und Seekirchen. Der christlich-soziale Ständestaat, dessen Prinzipien 1934 - 1938 auch in Salzburg durchgesetzt wurden, vermochte die Machtergreifung der Nationalsozialisten zwar zu verzögern, aber nicht zu verhindern.
Viel Jubel beim Einmarsch Hitlers
Dass der Einmarsch deutscher Truppen in Salzburg am 12. März 1938 mit besonderem Jubel begrüßt wurde, hatte mehrere Gründe. Einerseits war schon am Ende des 19. Jahrhunderts der Liberalismus von einem entschiedenen Deutschnationalismus abgelöst worden, was im Ergebnis der Volksabstimmung 1921 deutlich zum Ausdruck kam. Andererseits hatte die Arbeitsbeschaffungspolitik des NS-Regimes in dem Grenzland Salzburg, das zeitweise 32% Arbeitslose zählte, große Hoffnungen geweckt. Hitler selbst hielt sich häufig in unmittelbarer Nachbarschaft, auf dem "Berghof" in Berchtesgaden, auf. Die Volksabstimmung am 10. April brachte in Salzburg 157.595 Prostimmen, nur 463 Personen waren gegen den "Anschluss" an Deutschland.
Jüdische Geschäfte verwüstet
Anfangs schienen sich die großen Hoffnungen der Salzburger Bevölkerung auch zu erfüllen. Autobahnbau, Rüstungsindustrie und Kraftwerksbau sorgten für Vollbeschäftigung. Aber bald zeigten sich auch die negativen Auswirkungen: in der Reichskristallnacht vom 10. zum 11. November wurden jüdische Geschäfte verwüstet und die Einrichtung der Synagoge zerstört.
Kriegsgefangene, die zum Bau von Straßen und Brücken eingesetzt wurden, starben zu Tausenden. Besonders hart traf es die Russen im Kriegsgefangenenlager "Markt Pongau", wie St. Johann in der Zeit des NS-Regimes hieß. Für die Zigeuner gab es in Salzburg ein KZ, in dem viele ihr Leben ließen. Insgesamt 13.000 oppositionell gesinnte Personen wurden 1938 - 1945 verhaftet, darunter prominente Politiker wie der langjährige Landeshauptmann Dr. Franz Rehrl. 1942 wurden acht Eisenbahner, die der Widerstandsbewegung angehörten, hingerichtet.
Der Zweite Weltkrieg
US-Bomben zerstörten Dom
Die 15 Bombenangriffen der Amerikaner, die am 16. Oktober 1944 einsetzten, waren gegen die Bahnanlagen gerichtet. Mit deren Zerstörung sollte der Nachschub in die von an Alliierten befürchtete Alpenfestung hinter dem Pass Lueg verhindert werden. Wegen der großen Höhe der Luftangriffe erreichten viele Bomben aber nicht ihr Ziel, sondern fielen auch auf die Altstadt und andere Stadtteile. Zerstört wurden in der Stadt Salzburg der Dom, Mozart Wohnhaus, das Salzburger Museum Carolino-Augusteum und viele andere Gebäude, insgesamt mehr als ein Drittel der Wohnobjekte. Mindestens 547 Todesopfer und unzählige Verletzte waren zu beklagen. Zu Kriegsende wurden weitere Zerstörungen verhindert, weil der gemäßigte Gauleiter, Dr. Gustav Adolf Scheel, und der Kampfkommandant, Oberst Hans Lepperdinger, am 4. Mai 1945 die kampflose Übergabe der Stadt an die amerikanische Truppen durchsetzten.
Wiederaufbau
Nach dem Kriegsende erhielt Salzburg, das in der amerikanischen Besatzungszone und damit im "goldenen Westen" lag, bald wieder politische und wirtschaftliche Bedeutung. Hier fanden die "Länderkonferenzen" des Jahres 1945 statt, auf denen die westlichen Bundesländer von Salzburg aus ihren Beitritt zur Regierung Renner und damit zur Zweiten Republik vollzogen. Die Salzburger Festspiele, die auch von den Nationalsozialisten sehr geschätzt worden waren, brachten bald wieder internationales Publikum in die Landeshauptstadt.
Salzburg hatte die Unterbringung und Versorgung von zehntausenden Flüchtlingen zu bewältigen, die großteils in Barackenlagern leben mussten. Die letzten dieser Notunterkünfte wurden erst in den 1960er Jahren beseitigt.
Quelle
- Erich Marx (Hg.), Bomben auf Salzburg. Die "Gauhauptstadt" im "Totalen Krieg", Schriftenreihe des Archivs der Stadt Salzburg Nr. 6, Salzburg 1995.