Lehrpergerhaus: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 17. August 2009, 21:15 Uhr
Das Zezihaus ein altes bürgerliches Geschäfts- und Drogeriehaus man könnte sogar altes Kaufhaus dazu sagen, befindet sich in der Getreidegasse (Salzburger Altstadt) als Haus Nummer 5 gleich anschließend an den Kranzlmarkt und wurde auch als „Schöpshaus“ bezeichnet, da in den Geschäftsräumlichkeiten die Firma Schöps einen Salzburger Sitz hatte.
Bedeutung
Das Haus schaut auf eine fast vierhundert Jahre alte Geschichte zurück. Die Ursprünge des Geschäfts gehen auf das Jahr 1610 zurück, wie auch aus dem Wappen erkennbar ist. Als Drogerie ist sie wohl die älteste in der Stadt Salzburg. Die Firma stieg zu einem riesigen wohlhabenden Konzern auf und führte neben Drogeriewaren sogenannte Kolonialwaren, Materialwaren, das sind Drogen und Medikamente wie beispielsweise Theriak, Chemikalien vor allem (Schwefelsäure), Spezereiwaren aber auch Eisenwaren, Lederprodukte und Firniserzeugung (Cirine- und Gutrawerke) sowie Produkte der Saccharinerzeugung. Es ist so machen Salzburgern heute noch unter dem Namen Zezihaus bekannt, der Name der ersten berühmt gewordenen Besitzer, die aus Locarno in der italienischen Schweiz eingewandert sind.
Beschreibung
Es hat ein besonders zierliches Rokokoportal (Korbbogenportal) aus dem Jahr 1766 mit kunstvollem Eisentor und schmiedeeisernem Lünettengitter mit dem alten Wappen der Familie Zezi am Türsturz oben. Die Fenster sind von Rokokostukkaturen umgeben und an der Fassade am ersten Stock sieht man ein leider schon etwas verblichenes farbiges Gemälde auf Blechgrund mit einer Pieta.
Historische Betrachtung der Besitzerfolge
Familien Metschacher und Lehrperger
1610 kaufte der Kaufmann Adam Lehrperger mit seiner Frau Margarethe geb. Vogl von der Witwe des bisherigen Besitzers, des Wirts Thomas Metschacher, ein Drittelanteil des Hauses wozu auch das Gewölbe (Laden) zu ebener Erde gehörte. Doch dürfte der Betrieb Lehrpergers älter sein. Neben dem Laden befand sich jedoch noch ein Kellersitz (Gastlokal eines Wirtshauses).
Familien Gschwanckner und Fagerer
Als Lehrperger 1623 starb hinterließ er Geschäft und Hausanteil seiner Gattin Margarethe, die einen Anton Gschwanckner heiratete und zur Hälfte an den Besitz ließ (1638).
Im Jahre 1654 wird vom Ehepaar Gschwanckner das gesamte Haus erworben. Als Margarethe 1669 starb heiratete auch Gschwanckner wieder Rosine Wirtenstetter aus Eugendorf, die dann 1676 Haus und Geschäft übernimmt und nicht ihren Geschwistern und deren Kindern vererbt sondern einem Georg Fagerer, der vielleicht ein entfernter Verwandter oder auch ein Angestellter der Firma war.
1696 übernahm er den Besitz von Haus und Firma und war der erste Stadtrat von Salzburg, der aus diesem Hause kam. Er bekleidete die Ämter Lazarettsamtsverwalter und Quatiermeister. Nur angesehene und wohlhabene Leute bekamen das Amt des Stadtrates zugesprochen. Als er bereits 1711 starb wurde das Haus zur Hälfte an seine Tochter Anna Maria und seine Frau Maria Salome geb. Ampthofer hinterlassen.
Familien Steger und Jenner
Die Mutter heiratete 1718 den Kaufmann Johann Georg Steger und ihre Tochter Johann Franz Jenner. Steger erwarb eine eigene Spezereihandlung in der Getreidegasse 15 (Azwanger), Jenner führte das Gschwanckner-Fagersche Geschäft weiter, das längere Zeit den Namen Jennersche Spezereihandlung führte. 1741 wurde von Jenner die Materialwarenhandlung von Niclas Gusetti übernommen.
Nach dem Tode Maria Salome Steger, geb. Ampthofer, 1730, kam die Firma in den Alleinbesitz der Familie Jenner und nach dem Tod von Herrn Jenner 1751 und Frau Maria Anna Jenner 1752 kam diese damals sehr verschuldete Handlung dann in die Hände des 1728 geborenen Sohnes Johann Georg Felix Jenner.
Familie Zezi
1754 verkaufte er dann Spezereihandlung und Haus an den Handelsmann Josef Anton Zezi (* um 1704). 1770 trat dieser den Besitz an einen seiner Zwillingsöhne dem Christian Ignaz Zezi ab. Der zweite Zwillingsohn Johann Antons Johann Bernhard geriet in finanzielle Schwierigkeiten im Seiden und Wollwarengeschäft und wurde vom Vater ausgelöst. Johann Bernhard wurde 1793 Truchseß und Kammerfurier und schrieb den "Hochfürstlichen Salzburgischen Kirchen- und Staatskalender" von 1794 bis 1805. Der Sohn Christian Ignaz Zezi, Christian Zezi, heiratete 1764 eine Tochter des Eisenhandelshauses Max bzw. Markus Gschwendtner (Getreidegasse 12) und übernahm das Haus. Nach dessen Tod übernahmen die beiden Angestellten Wenzel Mayer und Christian Schwaiger, der Schwiegersohn Christian Zezis. Zur Ledererzeugung übernahm Christian Zezi 1787 noch zusätzlich das Haus Neustein, das heute Villa Ferch-Erggelet heißt.
Familie Arrigler
1825 wurde das Haus an Johann Arrigler (1798 - 1885) verkauft. Da dieser keine Söhne hatte verkaufte er die Firma am 23. Februar 1870 an Franz Wagner und Julius Haagn, dem zukünftigen Gatten seiner jüngsten Tochter Anna. Andere Töchter heirateten in die Familien Rudolf Biebl, Baurat Harrer und die Salzburger Familie Sanitätsrat Schlegel ein.
Familie Julius Haagn
Als Wagner am 16. November 1887 starb übernahm Julius Haagn durch Übereinkommen mit Wagners Erben 1889 den Alleinbesitz. Haagn war eine der berühmtesten Persönlichkeiten des damaligen Salzburger politischen Lebens. Der Sohn Hermann Haagn d.Ä. (1873 - 1936) und dann dessen Sohn Hermann Haagn d.J. (1901 - 1966(?)) übernahmen anschließend das gesamte Geschäft. Wer später Besitzer wurde ist leider unbekannt(1).
Literatur
- Herbert Klein, 340 Jahre Jos. Ant. Zezi : (1610 - 1950) ; 125 Jahre Familie Arrigler-Haagn (1825 - 1950) / hrsg. zum 10. Oktober 1950 von d. Firma Jos. Ant. Zezi. [Verf. d. histor. Teiles: Herbert Klein], Salzburg, 1950, S. 13ff. siehe auch hier
- Klehr, Rudolph : Die Getreidegasse : mit Rathausplatz und Kranzlmarkt ; historische Erinnerungen bei Spaziergängen in der Salzburger Altstadt / Rudolph Klehr. - Salzburg : Stadtverein Salzburg, [1994]. - 237 S. . - kart. : 220,- (für Mitglieder d. Stadtvereins). - (Schriftenreihe des Stadtvereins Salzburg : Sonderband), 1994 siehe auch hier
Fußnote