Walter Lechner senior

Aus Salzburgwiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Walter Lechner sen.

Walter Lechner senior (* 4. August 1949 in Wien; † 7. Dezember 2020) war als Rennfahrer, Teamchef und Leiter einer Rennfahrerschule eine Institution im Motorsport.

Leben

Fast zwei Jahrzehnte dauerte seine Karriere als Profirennfahrer: 1978 war "Spätstarter" Walter Lechner Formel-Ford-Europameister, 1982 gewann er den Europa- und deutschen Titel in der Formel Super V, ab 1983 eroberte er insgesamt sechsmal den Sieg im Interserie-Sportwagencup. 1984 schlug er sich in der CanAm-Meisterschaft beachtlich, 1988 und 1989 trat er bei den 24 Stunden von Le Mans im Porsche an.

Seit 1975 leitete Walter Lechner das Motorsportteam Lechner Racing.

Seine Söhne Walter und Robert sind ebenfalls im Motorsport aktiv.

Nach einer schweren Krankheit war Lechner Anfang Dezember im Kreise seiner Familie gestorben.

Vorgestellt (2009)

Der Sohn eines Wiener Beisel-Wirts ("Zum musizierenden Wirt") gilt als stets redegewandt, meist fröhlich und nie verlegen. Doch kurz vor dem 60. Geburtstag am 4. August 2009 ist der seit Anfang der 1970er Jahre in Faistenau ansässige Walter Lechner ungewohnt nachdenklich: "Ich bin froh, den 60er überhaupt zu erleben."

Beim gedanklichen Rückblick wurde ihm bewusst, wie viele seiner Wegbegleiter in 35 Jahren Motorsport nicht mehr da sind: Von seinen Schülern Stefan Bellof und Roland Ratzenberger bis zu Konkurrenten wie Bob Wollek, John Winter, Jo Gartner, Markus Höttinger. "Wenn ich an meine schwersten Unfälle denke, weiß ich, wie viel Glück ich hatte." In der Formel Ford auf dem alten Österreichring, in den CanAm-Sportwagen in Sears Point und Trois Rivières, in den Porsche 962 auf dem Österreichring und in Le Mans: "Es hätte jedes Mal arg ausgehen können."

Walter Lechner, der frühere Formel-Ford- und Super-V-Europameister, der sechsfache Interserie-Gewinner und nationale Champion, weint der nie erreichten Formel 1 keine Träne nach: "Ich war nie auf die Formel 1 fokussiert, hatte keinen Zwang, dorthin zu kommen. Und erkannte die Grenzen meines Talents", sagt er heute. Das Talent reichte, einer der besten Sportwagenpiloten zu werden.

Mindestens so groß wie das fahrerische war das geschäftliche Talent des ehemaligen Kellnerlehrlings und Discjockeys. 1979 schon gründete er sein Langzeit-Standbein, die Walter Lechner Racing School. Er war Reifenimporteur und Teambesitzer. Seit 2003 stellt er ein Spitzenteam im Porsche Supercup, das acht Mitarbeiter beschäftigt. Ganzjährig, denn ab November sind sie in der Organisation des Porsche-Cups Mittelost beschäftigt. Mit Porsche verbindet den Salzburger eine Partnerschaft seit 1985.

Auszeichnungen

Am 3. April 2019 wurde Walter Lechner mit dem Lebenswerk-Leonidas ausgezeichnet, überreicht von seinem Freund Hans-Joachim Stuck.

Rückblick auf seine motorsportliche Karriere

1975 besuchte Walter Lechner am Salzburgring einen Kurs der Jim Russel Racing Drivers School und saß dabei erstmals am Steuer eines Rennwagens. Gerade einmal drei Jahre später, 1978, war er Formel Ford-Europameister und setzte als Teamchef des Lechner Racing Teams sechs Formel-Autos in drei Rennserien ein. Als deutscher und europäischer Meister der Formel Super-VW suchte er 1982 neue Herausforderungen und fand diese in der US-amerikanischen Can-Am- Serie, die für ihre waghalsig konstruierten 1 000-PS-Kanonen berühmt war. Lechner beendete die Meisterschaft 1984 als Fünfter und legte damit den Grundstein als erfolgreicher Sportwagen-Pilot.

Es folgte eine Ära der Sportwagen-Interserie, damals eine von der FIA anerkannte offizielle Europameisterschaft und sich leistungsmäßig nur geringfügig unterhalb der Sportwagen-Weltmeisterschaft einordnete. Im Feld der hochgezüchteten PS-Monster mit über 1 000 Turbo-PS kamen auch ungebaute Formel 1-Boliden zum Einsatz. Der erste derartige Umbau, ein F1-March, stammte von Walter Lechner.

Mit zahlreichen Siegen und Titeln verschaffte sich Walter Lechner bei Branchengrößen wie Hans-Joachim Stuck und Klaus Ludwig großen Respekt. Seine größten Erfolge feierte der Selfmade-Champion mit Porsche: Schon bei seinem ersten Einsatz mit einem angemieteten Porsche 956 siegte er 1985 sensationell auf dem Österreichring. Im Jahr darauf kaufte er einen Porsche 962, mit dem er in sechs Jahren insgesamt elf Rennen und zwei Meisterschaften gewann und 1988 auch bei den 24-Stunden von Le Mans an den Start ging. Nach seinem Umstieg in den Tourenwagen-Sport gewann Walter 1995 die Österreichische Tourenwagen-Meisterschaft gegen Dieter Quester. 1996 beendete er nach 21 Jahren und Dutzenden Rennsiegen seine aktive Rennkarriere - auch zugunsten seiner aufstrebenden Söhne Robert und Walter jun.

Danach war Walter Lechner als Teamchef mindestens so erfolgreich wie als Rennpilot: 2003 stieg Lechner Racing in den internationalen Porsche-Mobil1-Supercup ein, dessen Rennen im Vorfeld der Formel 1 stattfinden - und gewann dort 2005 und 2010, 2011 und 2012 jeweils überlegen die Fahrer- und Teamwertung. Ab 2009 organisierte Walter Lechner zudem im Auftrag der Porsche AG die Porsche GT3 Challenge Middle East mit Rennen u. a. in Bahrain, Abu Dhabi und Saudi Arabien.

Quellen