Alte Thürnitz
Die Thürnitz[1] war 1641 die erste in der Altstadt erbaute Kaserne der Stadt Salzburg. Angeblich war sie im späteren 19. Jahrhundert überhaupt die älteste damals noch erhaltene Kaserne Mitteleuropas.
Geschichte
Durch den Dreißigjährigen Krieg in Deutschland war das Erzstift Salzburg etwa ab 1622 ernsthaft bedroht. Fürsterzbischof Paris Graf Lodron aktivierte deshalb zur Verteidigung die Landfahne, weshalb jeder Zehnte wehrfähige Einwohner des Landes zum Bau- und Wehrdienst eingezogen wurde. Weil diese für die Bevölkerung beschwerlich war, wurde 1633 der Beschluss gefasst, durch Werbung und beständige Soldaten ein dauernd stehendes Herr einzurichten, das wie bisher üblich, bei den Bürgern in der Stadt einquartiert wurde. Um diesem dann andauernden Übel abzuhelfen, insbesondere zahlreichen Soldaten in der Stadt unterzubringen und private Quartiere entlasten zu können, wurde 1641 gegenüber der Städtischen Fleischbank am Gries mit dem Bau einer eigenen Kaserne begonnen.
Das Lodronsche Bauwerk wurde auf Grund seiner Lage auch Grieskaserne, Fleischmarktkaserne oder auch Lodron'sche Kaserne genannt.
Die Kaserne samt dem Torbogen und Sternbastei wurde 1654 unter Fürsterzbischof Guidobald Graf Thun fertiggestellt.
Die Thürnitz war 216 Schritte lang und 10 Schritte breit, also etwa 150 Meter lang und 7 Meter breit (1 Schritt ist etwa 0,7 Meter). Sie hatte zwei Stockwerke, einen innen gelegenen Gang mit Schießscharten zur Salzach und besaß etwa in der Mitte über dem Fleischtor ein drittes Stockwerk oder einen breiteren Aufbau (einem Turm ähnlich) mit spitzem Satteldach, damit aus der erhöhten Position der Durchgang in der Mitte gesichert werden konnte.
Über dem Eingang zur Thürnitz war ein Wappen angebracht mit der lateinischen Inschrift: "Urbis Custodiae et Civium Paci - Archiepiscopus Paris ex Com. Lodroni F(ecit) Anno M D C XXXX I - Übersetzung: Zum Schutze der Stadt und Für den Frieden der Bürger - Erzbischof Paris aus dem Geschlecht der Lodron - errichtet im Jahr 1641.
Die Thürnitz war für etwa 200 Soldaten samt zugehörigen Familien als Unterkunft erbaut.
1695 bis 1697 wurde am heutigen Mirabellplatz eine zweite Kaserne, die neue Thürnitz errichtet, wodurch sich dann die Bezeichnung "Alte Thürnitz" für die Kaserne am Gries einbürgerte.
1862/63 wurden das Fleischtor und die umgebende schmucke Alte Thürnitz im Rahmen der Stadterweiterung und der Salzachregulierung abgerissen, weil die Verteidigungsmauern für die Bürger damals angeblich den Eindruck der Beengtheit vermittelt hätten. Es wurde den Bürgern vorgespielt, sie wären Gefangene hinter den eigenen Mauern. Zudem wurde - wenig sachlich - argumentiert, dass das Bauwerk den Luftaustausch von der Frischluftschneise der Salzach in die Altstadt hinein behindern würde. In Wirklichkeit lieferte die Kaserne mit ihren dicken Mauern billiges und direkt vor Ort nutzbares Material zur Beschlachtung der Salzachböschung.
Vor der Alten Thürnitz befand sich bis ins späte 18. Jahrhundert auch der Pranger 1873 kam das Gelände in den Besitz der Stadt Salzburg.
Weblinks
- SAGIS/im Menü "Basiskarten" (ganz links unten) "Franziszeischer Kataster" anklicken
- www.facebook.com, historische Aufnahme von der Kaserne
- www.facebook.com, Bild vom Abriss der Kaserne 1862/1863
Quellen
- Lehrerarbeitsgemeinschaft am Pädagogischen Institut Salzburg unter der Leitung von Josef Hübl: Heimatkunde Stadt Salzburg, Salzburger Druckerei, Ausgabe Mai 1974
- www.salzburg-city.com/history/1wigeb/1644_03.htm, Link war bei einer Überprüfung am 4. Februar 2023 nicht mehr abrufbar
- ANNO, Salzburger Zeitung, 23. Jänner 1863
- ANNO, Salzburger Zeitung, 6. Februar 1943