Zillertal
Das Zillertal ist ein südliches Seitental des Inntals, des Haupttales Nordtirols. Es liegt im Tiroler Teil der Erzdiözese Salzburg und unterstand bis in die napoleonische Zeit großteils der Salzburger Landeshoheit.
Geografie
Beschreibung
Das Tal ist ein etwa 50 km langes Seitental des Inntals. Es ist nach dem Fluss Ziller benannt. Das eigentliche Zillertal, das von der Flussmündung bis nach Mayrhofen 32 km lang ist, ist ein breites und eher flaches Tal. Etwa 8 km unterhalb von Mayrhofen mündet das Gerlostal ein, das eine Verbindung – über den Gerlospass und die Gerlos Alpenstraße – zum Salzburger Pinzgau darstellt. Bei Mayrhofen verzweigt sich das Zillertal und geht in das Tuxertal, das Zemmtal, das Stilluptal und den Zillergrund über, bei denen es sich um meist sehr enge Hochtäler handelt. Größere Orte sind (Anfang 2025) Fügen (ein Haufendorf mit 2734 Einwohnern und Zell am Ziller (1757 Einwohner)[1].
Politische Gliederung und Salzburgbezüge
Zum Zillertal werden 25 Gemeinden gerechnet: Aschau im Zillertal, Brandberg, Bruck am Ziller, Finkenberg, Fügen, Fügenberg, Gerlos, Gerlosberg, Hainzenberg, Hart im Zillertal, Hippach, Kaltenbach, Mayrhofen, Ramsau im Zillertal, , Rohrberg, Schlitters, Schwendau, Strass im Zillertal, Stumm, Stummerberg, Tux, Uderns, Zell am Ziller und Zellberg. Das Gebiet dieser heutigen Gemeinden stand mit wenigen Ausnahmen bis in die ersten Jahre des 19. Jahrhunderts unter Salzburger Landesherrschaft, ungefähr zur Hälfte liegen sie im Gebiet der römisch-katholischen Erzdiözese Salzburg. Lediglich für die Gemeinden Ried im Zillertal, Schlitters, Strass im Zillertal und Uderns fehlt ein solcher Salzburgbezug.
Die nachfolgende schematische Grafik veranschaulicht die Lage der Gemeinden und ihren jeweiligen Salzburgbezug.
| Gemeinden des Zillertals, schematische Darstellung | ||||
|---|---|---|---|---|
| Links des Ziller (Diözese Innsbruck) |
Rechts des Ziller (Erzdiözese Salzburg) | |||
| Strass im Zillertal | Bruck am Ziller | |||
| Schlitters | ||||
| Fügenberg | Fügen | Hart im Zillertal | ||
| Uderns | ||||
| Ried im Zillertal | Stumm | Stummerberg | ||
| Kaltenbach | ||||
| Aschau im Zillertal | Gerlos | |||
| Zellberg | Zell am Ziller | Rohrberg | ||
| Tux | Hippach | Gerlosberg | ||
| Schwendau | Ramsau im Zillertal | Hainzenberg | ||
| Finkenberg | Mayrhofen | Brandberg im Zillertal | ||
| Legende: Zahlen der Gemeinden: wie in der Grafik "Bezirk Schwaz"; Hintergrundfarben: rosa: historisches Tirol, Diözese Innsbruck (ehemals: Diözese Brixen); hellblau: historisches Salzburg, Erzdiözese Salzburg; altrosa: historisches Salzburg, Diözese Innsbruck; hellviolett: historisches Salzburg, aber beidseits der Diözesangrenze; braunrosa: historisches Tirol, Erzdiözese Salzburg | ||||
Katholische Pfarren
Zur Erzdiözese Salzburg gehören die Gebiete rechts des Zillerflusses und des Zemmbachs, aufgeteilt auf folgende Pfarren:[2]
- die Pfarre Bruck am Ziller, umfassend das Gebiet der Gemeinde Bruck am Ziller und von der nördlich angrenzenden Gemeinde Reith im Alpbachtal (ebenfalls Bezirk Schwaz, jedoch Dekanat Reith im Alpbachtal) die Ortschaft Klauseck;
- die Pfarre Hart im Zillertal, umfassend das Gebiet der Gemeinde Hart im Zillertal;
- die Pfarre Stumm, umfassend das Gebiet der Gemeinden Stumm und Stummerberg sowie von der Gemeinde Aschau im Zillertal die Fraktion Distelberg (den Teil der Gemeinde, der rechts des Zillerflusses liegt);
- die Pfarre Zell am Ziller, umfassend
- die Gemeindegebiete von Zell am Ziller, Gerlosberg, Hainzenberg, Ramsau im Zillertal und Rohrberg,
- die rechts des Zillerflusses gelegenen Teile zweier Gemeinden, nämlich
- von der Gemeinde Aschau im Zillertal die Fraktion Thurnbach und
- von der Gemeinde Hippach die Häuser Laimach Nr. 88 bis Nr. 104.
- die Pfarre Mayrhofen, umfassend den überwiegenden, rechts der Zemm gelegenen Teil der Gemeinde Mayrhofen und einen kleinen Teil der angrenzenden Gemeinde Brandberg;
- die Pfarre Gerlos, umfassend das Gebiet der Gemeinde Gerlos;
- die Pfarre Brandberg im Zillertal, umfassend den nicht zur Pfarre Mayrhofen gehörenden Teil der Gemeinde Brandberg.
Die übrigen, linksseitigen Pfarren gehören zur Diözese Innsbruck.
Geschichte
Salzburger Herrschaft im Mittelalter
Eine Reihe von Schenkungen begründete den reichen Grundbesitz der Salzburger Erzbischöfe. Kaiser Arnulf übergab im Jahre 889 das ganze "Cillarestale" dem Salzburger Erzstift.[3] Dies ist die erste namentliche, urkundliche Erwähnung des Tales.
Aus einer Urkunde des Jahres 1188 geht hervor, dass der Salzburger Erzbischof Adalbert III. auf die Zehentabgabe einiger Bauern in der Pfarre Zell zu Gunsten des Spitals zu Ehren des heiligen Johannes des Täufers in Zell am Ziller verzichtete. Dasselbe wurde in einer zweiten Urkunde im Jahre 1198 bestätigt. Ein Spital war damals eine Zufluchtsstätte, besonders in Zell war es eine solche für Wanderer, die über den Gerlospass in den Pinzgau wollten oder von dort herkamen, sich hier etwas erholten, um dann weiter zu wandern.
Grenzverhältnisse vor und nach der napoleonischen Zeit
Vorbemerkung über die zweifache Stellung des Salzburger Erzbischofs
Der Salzburger Erzbischof hatte sowohl eine kirchliche aus auch eine weltliche Machtstellung: Einerseits war er Bischof für die Erzdiözese Salzburg und als Erzbischof auch Metropolit der Salzburger Kirchenprovinz, zu der u. a auch die Diözese Brixen als Suffraganbistum gehörte. Als solcher unterstand er dem Papst. Andererseits war er in Personalunion auch Fürst des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation und damit auch Herrscher über ein Territorium, das Gebiet des Erzstiftes Salzburg, eines Vorläufers des heutigen Bundeslandes Salzburg. Als solcher unterstand er dem Kaiser. Kirchlicher und weltlicher Herrschaftsbereich des Salzburger Erzbischofs waren nicht deckungsgleich, das Gebiet der Erzdiözese war zu jeder Zeit größer als das des Landes des Erzstiftes.
Diözesangrenze und Landesgrenze bis ins 19. Jahrhundert
Die Westgrenze der Erzdiözese im heutigen Tirol bildet südlich des Inns seit 739 n. Chr. der Fluss Ziller. Das östliche Zillertal gehörte demnach kirchlich zu Salzburg, das westliche (bis 1921) zum Bistum (Säben‑)Brixen (heute: Bistum Innsbruck). Demnach waren die Kirchsprengel
- Zell, Mayrhofen, Brandberg, Gerlos, Stumm und Hart salzburgisch,
- Fügen, Hippach, Finkenberg und Tux hingegen brixnerisch.[3]
Die politische Grenze des Erzstiftes Salzburg (also die damalige Landesgrenze) reichte weit über den Ziller hinaus bis etwa zehn Kilometer an den Brenner heran. Neben anderen Teilen des heutigen Tirol, wie z.B. dem Brixental (Gericht Itter-Hopfgarten) oder Windisch Matrei, dem heutigen Matrei in Osttirol, gehörten auch ungefähr 950 km² des südlich des Inn gelegenen Teiles des rund 1 850 km² großen, beiderseits des Inn gelegenen, heutigen politischen Bezirks Schwaz in Tirol zum Land Salzburg.[4]
Das Zillertal unterstand demnach großteils, zu rund vier Fünfteln, der Landeshoheit des Fürsterzbischofs von Salzburg, gehörte also zum Land Salzburg und nicht zum Land Tirol. Von der Landeshoheit ausgenommen war allerdings, zum Leidwesen Salzburgs, die Blutgerichtsbarkeit, die lange Zeit nur mit Tiroler Hilfe ausgeübt werden durfte: Die im Salzburgischen abgeurteilten Todeskandidaten wurden zur Hinrichtung den angrenzenden Tiroler Gerichten übergeben.[5]
Im einzelnen waren die Territorialverhältnisse, vom Mündungsbereich des Flusses Ziller aufwärts, im Wesentlichen die Folgenden:
- Die Burg und heutige Burgruine Kropfsberg, einige hundert Meter östlich der Zillermündung bereits in der heutigen Gemeinde Reith im Alpbachtal gelegen, war salzburgisch und bildete ursprünglich sogar den Verwaltungssitz des salzburgischen Zillertals.
- Vom Inn aufwärts lag Tiroler Gebiet, umfassend die heutigen Gemeinden Straß im Zillertal, Schlitters und Bruck am Ziller.
- Es folgte Salzburger Gebiet, umfassend die heutigen Gemeinden Fügen und Fügenberg (linksufrig) sowie Hart im Zillertal (rechtsufrig). Dieser ""vordere Teil" des Salzburger Zillertals wurde in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts zu einem eigenen Pfleggericht mit dem Gerichtssitz Fügen erhoben.
- Allerdings gab es in diesem salzburgischen Gebiet tirolische Enklaven:
- Der Pfarrhof der brixnerischen Pfarre Fügen mit seinen Grundstücken und Nebengebäuden unterstand der Tiroler Landeshoheit. Zum Dorf hin war dieser "Widumsbezirk" durch eine Mauer abgegrenzt.
- Im Dorf Gagering (in der heutigen Gemeinde Fügen) unterschied sich die Zugehörigkeit jeweils nach Haus und Grund, sie waren also teilweise tirolisch.
- Es folgte eine Tiroler Enklave, bestehend aus einem linksufrigen und einem rechtsufrigen Teil:
- linksufrig ein Teil des Gerichts Rottenburg, umfassend die heutigen Gemeinden Uderns und Ried im Zillertal, sowie
- rechtsufrig ein Gebiet, das die Hofmark Stumm und einige Dörfer umfasste und den heutigen Gemeinden Stumm und Stummerberg entsprach.
- Im Dorf Unterahrnbach (in der heutigen Gemeinde Stumm) unterschied sich die Zugehörigkeit allerdings jeweils nach Haus und Grund, sie waren also teilweise salzburgisch.
- Es folgte weiter südlich (und westlich, denn die Gemeinde Fügenberg erstreckt sich südwärts bis an die Grenze der Gemeinde Hippach) der große Rest des salzburgischen Zillertals. Er bildete ab der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts das Pfleggericht Zell.
1816 kam Salzburg – seit 1810 Teil des Königreichs Bayern – (verkleinert um Berchtesgaden und den später so genannten Rupertiwinkel) zum Kaisertum Österreich. Kaiser Franz I. trennte jedoch das Zillertal ebenso wie das Brixental ab und schloss dieses dem Land Tirol an, bei dem es fortan verblieb.
Die kirchliche Grenze blieb hingegen unverändert: Im Jahr 1818 entschied Papst Pius VII. über die Grenzziehung zwischen der Erzdiözese Salzburg und der Diözese Brixen dahingehend, dass die seit ältester Zeit zu Salzburg gehörenden Teile des Zillertales bei Salzburg zu bleiben hätten. Dieser Teil der Erzdiözese bildete das Gebiet des neu, bzw. neuerlich, errichteten Dekanats Zell am Ziller. Auch diese zugunsten des Erzbistums Salzburg erfolgende kirchliche Grenzziehung geschah zur Zufriedenheit der Bevölkerung (zumal die Verkehrslage Brixens aus der Sicht dieses Landesteils verhältnismäßig ungünstig ist).
Somit liegen im kirchlich salzburgischen Teil des Zillertales weiterhin insbesondere die Gemeinden Bruck am Ziller, Hart im Zillertal, Zell am Ziller, Stumm und Mayrhofen; während insbesondere Straß im Zillertal, Fügen, Ried im Zillertal und (großteils) Aschau im Zillertal jenseits der Diözesan- und Flussgrenze liegen.
Die Legende von den andersfarbigen Kirchtürmen
Die alte Diözesangrenze sei auch heute noch daran erkennbar, dass auf der westlichen ehemals Brixner Seite (heute Diözese Innsbruck) die Kirchtürme vorwiegend rot, auf der östlichen Salzburger Seite jedoch grün eingedeckt sind. Die grüne Farbe entsteht durch die Verwendung von Kupfer für die Dächer, das die (reichere) Diözese Salzburg für ihre Kirchen verwenden konnte, während das Bistum Brixen sparsamer sein musste und mit Ziegeldächern vorliebnahm.[6] Diese in der Wikipedia erzählte Geschichte ist in Wirklichkeit eine alte Legende bzw. eine phantasievolle Deutung!
Protestantenverfolgung
Den Zillertaler Protestanten, die die erzbischöfliche Bekämpfung der Ketzerei überdauert hatten und im Jahr 1816 Tiroler geworden waren, wurden– auf Betreiben der in Tirol maßgeblichen erzkatholischen Kreise, aber auch des Salzburger Erzbischofs Augustin Gruber (* 1763; † 1835) – die Begünstigungen des Toleranzpatentes Kaiser Josephs II. vorenthalten.
So brachen am 31. August 1837 427 Zillertaler Protestanten, die sich weigerten, katholisch zu werden, zur Wanderung in eine neue Heimat auf: 416 nach (Preußisch-)Schlesien, 11 nach Kärnten und in die Steiermark.
Andenken
Die Zillertalstraße im Salzburger Stadtteil Lehen erinnert daran, dass das Zillertal einst zu Salzburg gehörte.
Wintersport
Literatur
- Forcher, Michael: Tirols Geschichte in Wort und Bild. 4. Aufl. Innsbruck 1997.
Quellen
Einzelnachweise, Anmerkungen
- ↑ Jeweilige Wikipedia-Artikel, abgerufen am 24. Oktober 2025.
- ↑ Jeweilige SALZBURGWIKI-Artikel, abgerufen am 24. Oktober 2025.
- ↑ 3,0 3,1 Hübner, Lorenz: Beschreibung des Erzstiftes und Reichsfürstenthums Salzburg in Hinsicht auf Topographie und Statistik. Dritter Band: Die übrigen Gebirgsortschaften, und die ausländischen Herrschaften des Erzstiftes, nebst dessen Beschreibung im Allgemeinen. Salzburg 1796. S. 710 ff.
- ↑ Zum Folgenden siehe Forster, Ellinor: (Um)Ordnen des Grenzraums zwischen dem Salzburger und Tiroler Herrschaftsbereich im Zillertal im 18. und 19. Jahrhundert. In: Administory – Zeitschrift für Verwaltungsgeschichte, Band 2 (2017) S. 43-67.
- ↑ Pamer, Tobias und Andreas Maier: Der Wald als Rechtsraum in der Grafschaft Tirol. Vom (fast) unbeschränkt nutzbaren Gut des Mittelalters zur streng regulierten Ressource der frühen Neuzeit. In: Georg Neuhauser, Elena Taddei (Hg.): Rohstoffe – Menschen – Wissen: Einblicke in die Ressourcengeschichte des historischen Tirols (= Innsbrucker Historische Studien, Band 35). innsbruck university press. S. 61–82 (77, bei und in FN 86).
- ↑ Wikipedia-Artikel Zillertal.