| Zeile 3: |
Zeile 3: |
| | | | |
| | ==Leben== | | ==Leben== |
| − | Er war der zweite Sohn des Schriftstellers und Archäologen [[Anton Breitner]] (* [[1858]]; † [[1929]]) und seiner Frau Paulina, geb. Forsthuber. Die Familie wohnte in einer Villa am Vorder[[wartstein]]. Burghard Breitner besuchte von [[1890]] bis [[1894]] die [[Volksschule Mattsee]] und trat dann in das [[Collegium Mariano-Rupertinum]] in der [[Stadt Salzburg]] ein, wo er [[1902]] am [[Geschichte des Benediktiner-, Staats- und Akademischen Gymnasiums|Staatsgymnasium]], dem späteren [[Akademisches Gymnasium Salzburg|Akademischen Gymnasium]], mit ausgezeichnetem Erfolg maturierte. Noch vor seiner Matura hatte er sein erstes Bühnenstück "Will's tragen" unter dem Pseudonym Bruno Sturm veröffentlicht. | + | Er war der zweite Sohn des Schriftstellers und Archäologen [[Anton Breitner]] (* [[1858]]; † [[1929]]) und seiner Frau Paulina, geb. Forsthuber. Die Familie wohnte in einer Villa am Vorder[[wartstein]]. Burghard Breitner besuchte von [[1890]] bis [[1894]] die [[Volksschule Mattsee]] und trat dann in das [[Collegium Mariano-Rupertinum]] in der [[Stadt Salzburg]] ein, wo er [[1902]] am [[Geschichte des Benediktiner-, Staats- und Akademischen Gymnasiums|Staatsgymnasium]], dem späteren [[Akademisches Gymnasium Salzburg|Akademischen Gymnasium]], mit ausgezeichnetem Erfolg maturierte. Noch vor seiner Matura hatte er sein erstes Bühnenstück "Will's tagen" unter dem Pseudonym Bruno Sturm veröffentlicht. |
| | | | |
| − | Zwischen der Berufung zum Schriftsteller oder Arzt entschied er sich für ein Medizinstudium an den Universitäten Graz, [[Wien]] und ein Semester an der Universität in Kiel (er war begeisterter Segler und konnte so die "Kieler Wochen" erleben). Nach Abschluss des ersten Riorosums [[1904]]/[[1905]] trat er einen einjährigen Militärdienst beim 2. Regiment der Tiroler Kaiserjäger in [[Trient]] an. Anschließend ging er zur Fortsetzung seines Studiums wieder nach Wien, wo er am [[1. Juni]] [[1908]] ''summa cum laude'' promovierte. | + | Zwischen der Berufung zum Schriftsteller oder Arzt entschied er sich für ein Medizinstudium an den Universitäten Graz, [[Wien]] und ein Semester an der Universität in Kiel (er war begeisterter Segler und konnte so die "Kieler Wochen" erleben). Nach Abschluss des ersten Rigorosums [[1904]]/[[1905]] trat er einen einjährigen Militärdienst beim 2. Regiment der Tiroler Kaiserjäger in [[Trient]] an. Anschließend ging er zur Fortsetzung seines Studiums wieder nach Wien, wo er am [[1. Juni]] [[1908]] ''summa cum laude'' promovierte. |
| | | | |
| | Am [[1. Oktober]] 1908 trat Breitner seinen Dienst als Assistenzarzt-Stellvertreter im Garnisonsspital Nr. 9 in [[Küstenland|Triest]] an und absolvierte so das zweite Halbjahr seines Militärdiensts. Danach unternahm er als Schiffsarzt eine Schiffsreise mit der "Austro-Americana" nach Nordamerika, zurückgekehrt folgte ein mehrmonatiges Praktikum am Pathologischen Institut im Wiener Rudolfspital. Der anerkannte Gerichtspsychiater am Wiener Landesgericht [[Josef Hinterstoisser (Psychiater)|Josef Hinterstoisser]] ebnete Breitner den Weg zu seinem Aufstieg zum Chirurgen. | | Am [[1. Oktober]] 1908 trat Breitner seinen Dienst als Assistenzarzt-Stellvertreter im Garnisonsspital Nr. 9 in [[Küstenland|Triest]] an und absolvierte so das zweite Halbjahr seines Militärdiensts. Danach unternahm er als Schiffsarzt eine Schiffsreise mit der "Austro-Americana" nach Nordamerika, zurückgekehrt folgte ein mehrmonatiges Praktikum am Pathologischen Institut im Wiener Rudolfspital. Der anerkannte Gerichtspsychiater am Wiener Landesgericht [[Josef Hinterstoisser (Psychiater)|Josef Hinterstoisser]] ebnete Breitner den Weg zu seinem Aufstieg zum Chirurgen. |
| Zeile 13: |
Zeile 13: |
| | Manche Quellen bezeichnen Breitner als einen "[[Nationalsozialismus|Nationalsozialist]] der ersten Stunde bezeichnet". Er hatte schon im Elternhaus die starke deutschnationale Gesinnung miterlebt. Breitner mag auch von seinem Sportlehrer und späteren Vertrauten, den Komponisten [[August Brunetti-Pisano]] in diese Richtung beeinflusst worden sein. Nach dem [[Anschluss]] Österreichs an das Großdeutsche Reich konnte er allerdings den "großen Ariernachweis" nicht erbringen und verlor das Recht, an einer Universität des Deutsches Reiches zu lehren. Denn seine Großmutter war jüdischer Abstammung und so wurde Breitner als Vierteljude eingestuft. Besondere Umständen wie die Verschleierung wichtiger biografischer Daten seiner Großmutter führten dazu, dass er den Rektor der Universität Innsbruck zu einem "Arisierungs-Verfahren" überzeugen konnte. | | Manche Quellen bezeichnen Breitner als einen "[[Nationalsozialismus|Nationalsozialist]] der ersten Stunde bezeichnet". Er hatte schon im Elternhaus die starke deutschnationale Gesinnung miterlebt. Breitner mag auch von seinem Sportlehrer und späteren Vertrauten, den Komponisten [[August Brunetti-Pisano]] in diese Richtung beeinflusst worden sein. Nach dem [[Anschluss]] Österreichs an das Großdeutsche Reich konnte er allerdings den "großen Ariernachweis" nicht erbringen und verlor das Recht, an einer Universität des Deutsches Reiches zu lehren. Denn seine Großmutter war jüdischer Abstammung und so wurde Breitner als Vierteljude eingestuft. Besondere Umständen wie die Verschleierung wichtiger biografischer Daten seiner Großmutter führten dazu, dass er den Rektor der Universität Innsbruck zu einem "Arisierungs-Verfahren" überzeugen konnte. |
| | | | |
| − | Es gab auch eine freundschaftliche Verbindung der Familie Breitner zur Familie Hueber. Paula Hueber, die Schwester [[Hermann Göring]]s, war die Ehefrau des Mattseer Notars, [[Heimwehr]]führers und späteren Justizministers [[Franz Hueber]]. Diesen Kontakt nutzte Burghard Breitner für sein "Arisierungs-Verfahren". Zwar hatte Breitner immer betont, nie einer Partei angehört zu haben, auch nicht der NSDAP, aber Eintragungen im Personalakt der Universität ergeben jedoch eine anderes Ergebnis. Dort findet sich die Mitgliedskarte mit einer Nummer - Breitner war also Mitglied der NSDAP gewesen. | + | Es gab auch eine freundschaftliche Verbindung der Familie Breitner zur Familie Hueber. Paula Hueber, die Schwester [[Hermann Göring]]s, war die Ehefrau des Mattseer Notars, [[Heimwehr]]führers und späteren Justizministers [[Franz Hueber]]. Diesen Kontakt nutzte Burghard Breitner für sein "Arisierungs-Verfahren". Zwar hatte Breitner immer betont, nie einer Partei angehört zu haben, auch nicht der NSDAP, aber Eintragungen im Personalakt der Universität ergeben jedoch eine anderes Ergebnis. Dort findet sich die Mitgliedskarte mit einer Nummer. Trotzdem ist es nach wie vor nicht zweifelsfrei erwiesen, dass Breitner Mitglied der NSDAP war. |
| | | | |
| − | Nach Ende des [[Zweiten Weltkrieg]] gab sich Breitner nach wie vor als Parteiloser, sollte er aber aufgrund der oben geschilderten Situation aus dem Universitätsdienst entlassen werden. Wieder gelang es Breitner die Behörden davon zu überzeugen, dass sie ihn aus der Liste der Nationalsozialisten strichen. | + | Nach Ende des [[Zweiten Weltkrieg]] gab sich Breitner nach wie vor als Parteiloser, sollte aber aufgrund der oben geschilderten Situation aus dem Universitätsdienst entlassen werden. Wieder gelang es Breitner die Behörden davon zu überzeugen, dass sie ihn aus der Liste der Nationalsozialisten strichen. |
| | | | |
| | [[1950]] wurde er im zweiten Anlauf zum Präsidenten des Österreichischen Roten Kreuzes gewählt. [[1951]] wurde er im Wissen, dass bei ihm Prostatakrebs mit Metastasen an der Wirbelsäule entdeckt worden waren, als Kandidat parteilos auf Vorschlag des [[VdU]] für das Amt des Bundespräsidenten aufgestellt. Er schied jedoch im ersten Wahlgang am [[6. Mai]] aus dem Rennen um das Präsidentenamt aus. | | [[1950]] wurde er im zweiten Anlauf zum Präsidenten des Österreichischen Roten Kreuzes gewählt. [[1951]] wurde er im Wissen, dass bei ihm Prostatakrebs mit Metastasen an der Wirbelsäule entdeckt worden waren, als Kandidat parteilos auf Vorschlag des [[VdU]] für das Amt des Bundespräsidenten aufgestellt. Er schied jedoch im ersten Wahlgang am [[6. Mai]] aus dem Rennen um das Präsidentenamt aus. |
| Zeile 34: |
Zeile 34: |
| | == Quellen == | | == Quellen == |
| | * Siegfried Hetz: "[[Wo Dollfuß baden ging]]", "Burghard Breitner. So verkannt wie umstritten". Seite 107ff | | * Siegfried Hetz: "[[Wo Dollfuß baden ging]]", "Burghard Breitner. So verkannt wie umstritten". Seite 107ff |
| | + | * Siegfried Hetz: Zwischen den Welten. Burghard Breitner im Visier. Pustet Verlag Salzburg, 2021 |
| | * Verzeichnis Maturantinnen und Maturanten 1900-1969, Homepage der Schule, abgerufen am 4.9.2008 | | * Verzeichnis Maturantinnen und Maturanten 1900-1969, Homepage der Schule, abgerufen am 4.9.2008 |
| | | | |