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| − | Von seinem Vater, der Mesner in Gerling war, lernte er Lesen, Schreiben und Religion. Schon in seiner frühen Jugend bastelte er hölzerne und eiserne Uhrwerke. Er sollte das Tischlerhandwerk erlernen. Da ihm dies nicht zusagte, ging er mit Unterstützung vom [[Kaprun]]er [[Pfarrer von Kaprun|Pfarrer]] nach Salzburg ans [[Geschichte des Benediktiner-, Staats- und Akademischen Gymnasiums|Gymnasium]]. Dort bescheinigte man ihm ''sehr schwachen Geisteslage'' und ''mittelmäßigen Fleiß'', was den Jugendlichen veranlasste, | ||
| − | + | Bald wurde er Lehrer<ref>nach der Quelle {{Quelle Kulturlexikon}}, hingegen spricht die Quelle "Simon Stampfer, von der Zauberscheibe zum Film" nur vom Mesneramt</ref> in [[Volksschule Kaprun|Kaprun]], anschließend in [[Volksschule Bramberg am Wildkogel|Bramberg]]. Als Mesner hatte er viel Zeit und wandelte sich vom ''Buben mit sehr schwacher Geisteslage'' zu einem interessierten lernenden Autodidakten (Mathematik, Mechanik, [[Astronomie]], [[Kartografie]]). Dadurch fiel er auch [[Fürsterzbischof]] [[Sigismund III. Christoph Graf Schrattenbach|Schrattenbach]] auf, der ihn mit der Erstellung geometrischer Karten für alle [[Pflegegericht]]e im [[Erzbistum Salzburg]] beauftragte. | |
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| + | Sein bedeutendstes Werk war 34 teilige ''[[Atlas Salisburgensis]]'' auch "Salzburg-Atlas" genannt, eine "Große Karte des Erzstifts" und Detailkarten bestehend aus den Mappenblättern der einzelnen Salzburger Pflegegerichte. Sein unersetzliches Pionierwerk und Hauptwerk ist verschollen (bzw. wurde angesichts der damals sehr hohen militärischen Bedeutung des Unikates nach 1800 wohl von [[Salzburg unter Napoleon|napoleonischen Truppen]] geraubt). | ||
=== Sein weiteres Leben === | === Sein weiteres Leben === | ||
| − | Da sich Fürstaller mehr für die ''Chartographie'' als für den Schulunterricht interessierte, übernahm diesen eine Aushilfe. So wurde Fürstaller "der Salzburger Peter Anich"<ref>siehe u. a. [http://www.landwirtschaftundleben.at/downloads/lehrbrief12.4.7.pdf Peter Anich]</ref> genannt, nach seine berühmten Tiroler Fachkollegen. Doch damit kam er immer tiefer in die Schuldenspirale und starb schließlich am 14. April 1775 in Bramberg völlig verarmt. Die Gläubiger hatten hatten Mitleid mit der Witwe und den noch lebenden sieben Kindern und verzichteten auf ihre Forderungen. In Salzburg erinnert die [[Fürstallergasse]] im Stadtteil [[Parsch]] an ihn. | + | Da sich Fürstaller mehr für die ''Chartographie'' als für den Schulunterricht interessierte, übernahm diesen eine Aushilfe. So wurde Fürstaller "der Salzburger Peter Anich"<ref>siehe u. a. [http://www.landwirtschaftundleben.at/downloads/lehrbrief12.4.7.pdf Peter Anich]</ref> genannt, nach seine berühmten Tiroler Fachkollegen. Doch damit kam er immer tiefer in die Schuldenspirale und starb schließlich am 14. April 1775 in Bramberg völlig verarmt. Seine Witwe, "in der Hauswirtschaft eine pure Haut und nicht genug verständig", konnte die sieben Kinder kaum ernähren, denn außer einer alten Kuh hinterließ er kaum mehr als Landkarten. Die Gläubiger hatten hatten Mitleid mit der Witwe und den noch lebenden sieben Kindern und verzichteten auf ihre Forderungen. |
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| + | In Salzburg erinnert die [[Fürstallergasse]] im Stadtteil [[Parsch]] an ihn. | ||
== Werke == | == Werke == | ||
| − | * | + | * ''Atlas Salisburgensis'' mit ''34 Charten'' |
| − | * | + | * "Der Fürstaller", großer Erdglobus mit Schnitzarbeiten des [[Rokoko]]-Bildhauers [[Petrus Schmid]] |
* Karten der Pflegegerichte im Erzbistum Salzburg | * Karten der Pflegegerichte im Erzbistum Salzburg | ||
* Karte des [[Bistum Chiemsee|Bistums Chiemsee]] mit Pfarreinteilung | * Karte des [[Bistum Chiemsee|Bistums Chiemsee]] mit Pfarreinteilung | ||
| − | * Almkarten von [[Gerlospass|Gerlos]], [[Ferleiten]] und [ | + | * Almkarten von [[Gerlospass|Gerlos]], [[Ferleiten]] und Trattenbach |
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| + | * [https://personenlexika.digitale-sammlungen.de/Lexika/F%C3%BCrstaller,_Joseph_(GND_121702723) personenlexika.digitale-sammlungen.de] | ||
== Quellen == | == Quellen == | ||
{{Quelle Kulturlexikon}} | {{Quelle Kulturlexikon}} | ||
* [[Franz Michael Vierthaler]]: Meine Wanderungen durch Salzburg, Berchtesgaden und Österreich, Zweiter Theil, Wien, 1816; S. 101 | * [[Franz Michael Vierthaler]]: Meine Wanderungen durch Salzburg, Berchtesgaden und Österreich, Zweiter Theil, Wien, 1816; S. 101 | ||
| − | * [ | + | * [[Josef-Michael Schramm]]: "Salzburg im geologischen Kartenbild - historisch und modern." In: "8. Internationales Erbe-Symposium, Geo.Alp" - Sonderband Nr. 1 (Innsbruck 2007), S. 111-134 [115]. [http://www.uibk.ac.at/downloads/c715/geoalp_sbd1_07/schramm.pdf schramm.pdf] |
| − | * [[Peter Schuster|Schuster, Peter]]; [[Christian Strasser|Strasser, Christian]]: | + | * [[Peter Schuster|Schuster, Peter]]; [[Christian Strasser|Strasser, Christian]]: "[[Simon Stampfer]], von der Zauberscheibe zum Film", [[Schriftenreihe des Landesmedienzentrums|Schriftenreihe]] des [[Landespressebüro]]s, Nr. 142, ISBN 3-85015-154-2 |
| − | * [[Josef Lahnsteiner|Lahnsteiner, Josef]]: | + | * Dr. [[Franz Martin|Martin, Franz]]: "Zur Lebensgeschichte des Salzburger Kartographen Josef Fürstaller", in: [https://www.zobodat.at/biografien/Fuerstaller_Josef_MGSL_91_0124-0131.pdf MGSLK 91, 1951, S. 124f.] |
| + | * [[Josef Lahnsteiner|Lahnsteiner, Josef]]: "Oberpinzgau von Krimml bis Kaprun. Eine Sammlung geschichtlicher, kunsthistorischer und heimatkundlicher Notizen für die Freunde der Heimat". Selbstverlag, Hollersbach 1956. | ||
| + | * [[Christoph Brandhuber|Brandhuber, Christoph]]: "250. Todestag von Joseph Jakob Fürstaller" in [https://www.facebook.com/photo/?fbid=1819222032203316&set=gm.3891513857769779&idorvanity=1828149420772910 www.facebook.com] am 14. April 2025 | ||
| − | == | + | ==Einzelnachweise== |
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| + | [[Kategorie:Bramberg am Wildkogel]] | ||
| + | [[Kategorie:Kaprun]] | ||
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Aktuelle Version vom 15. April 2025, 13:55 Uhr
Joseph Jakob Fürstaller (* 21. Jänner 1730 in Gerling in Saalfelden; † 14. April 1775 in Bramberg) war Mesner, Lehrer und Geograf.
Leben
Von seinem Vater Georg Fürstaller, der Mesner in Gerling und Kaprun war, lernte er Lesen, Schreiben und Religion. Schon in seiner frühen Jugend bastelte er hölzerne und eiserne Uhrwerke. Er sollte das Tischlerhandwerk erlernen. Da ihm dies nicht zusagte, ging er mit Unterstützung vom Kapruner Pfarrer nach Salzburg ans Gymnasium. Dort bescheinigte man ihm sehr schwachen Geisteslage und mittelmäßigen Fleiß, was den Jugendlichen veranlasste, auszureißen und kam als Söldner eines Schweizer Regiments bis nach Neapel und Rom. Zweimal desertierte er, wurde zu Spießrutenlauf und Tod verurteilt, doch auf Fürbitte einer Dame von Stand begnadigt. Nach drei Jahren kehrte er wieder nach Kaprun zurück, wo er die durch den Tod seines Vaters frei gewordene Stelle als Mesner antrat. Seine Sturm- und Drangjahre waren vorüber und er begann ein bürgerliches Leben, das er durch die Heirat mit Gertrud Häusl manifestierte. Aus der Ehe entsprangen acht Kinder, darunter Maria, die Mutter von Petrus Kajetan Steinböck. Einer seiner Kinder, die Tochter Maria, war mit Georg Steinböck, dem Schulleiter der Volksschule Bramberg verheiratet.
Bald wurde er Lehrer[1] in Kaprun, anschließend in Bramberg. Als Mesner hatte er viel Zeit und wandelte sich vom Buben mit sehr schwacher Geisteslage zu einem interessierten lernenden Autodidakten (Mathematik, Mechanik, Astronomie, Kartografie). Dadurch fiel er auch Fürsterzbischof Schrattenbach auf, der ihn mit der Erstellung geometrischer Karten für alle Pflegegerichte im Erzbistum Salzburg beauftragte.
Der Erdglobus
- Hauptartikel Der Fürstaller
Das erhaltene Hauptwerk entstand 1766: ein großer Erdglobus, der später in der Kleinen Aula der Universität Salzburg aufgestellt wurde.
Der Salzburg Atlas
- Hauptartikel Atlas Salisburgensis
Sein bedeutendstes Werk war 34 teilige Atlas Salisburgensis auch "Salzburg-Atlas" genannt, eine "Große Karte des Erzstifts" und Detailkarten bestehend aus den Mappenblättern der einzelnen Salzburger Pflegegerichte. Sein unersetzliches Pionierwerk und Hauptwerk ist verschollen (bzw. wurde angesichts der damals sehr hohen militärischen Bedeutung des Unikates nach 1800 wohl von napoleonischen Truppen geraubt).
Sein weiteres Leben
Da sich Fürstaller mehr für die Chartographie als für den Schulunterricht interessierte, übernahm diesen eine Aushilfe. So wurde Fürstaller "der Salzburger Peter Anich"[2] genannt, nach seine berühmten Tiroler Fachkollegen. Doch damit kam er immer tiefer in die Schuldenspirale und starb schließlich am 14. April 1775 in Bramberg völlig verarmt. Seine Witwe, "in der Hauswirtschaft eine pure Haut und nicht genug verständig", konnte die sieben Kinder kaum ernähren, denn außer einer alten Kuh hinterließ er kaum mehr als Landkarten. Die Gläubiger hatten hatten Mitleid mit der Witwe und den noch lebenden sieben Kindern und verzichteten auf ihre Forderungen.
Straßenbenennung
In Salzburg erinnert die Fürstallergasse im Stadtteil Parsch an ihn.
Werke
- Atlas Salisburgensis mit 34 Charten
- "Der Fürstaller", großer Erdglobus mit Schnitzarbeiten des Rokoko-Bildhauers Petrus Schmid
- Karten der Pflegegerichte im Erzbistum Salzburg
- Karte des Bistums Chiemsee mit Pfarreinteilung
- Almkarten von Gerlos, Ferleiten und Trattenbach
Weblink
Quellen
- Haslinger, Adolf, Mittermayr, Peter (Hrsg.): "Salzburger Kulturlexikon", Residenz Verlag, Salzburg-Wien-Frankfurt/Main 2001, ISBN 3-7017-1129-1
- Franz Michael Vierthaler: Meine Wanderungen durch Salzburg, Berchtesgaden und Österreich, Zweiter Theil, Wien, 1816; S. 101
- Josef-Michael Schramm: "Salzburg im geologischen Kartenbild - historisch und modern." In: "8. Internationales Erbe-Symposium, Geo.Alp" - Sonderband Nr. 1 (Innsbruck 2007), S. 111-134 [115]. schramm.pdf
- Schuster, Peter; Strasser, Christian: "Simon Stampfer, von der Zauberscheibe zum Film", Schriftenreihe des Landespressebüros, Nr. 142, ISBN 3-85015-154-2
- Dr. Martin, Franz: "Zur Lebensgeschichte des Salzburger Kartographen Josef Fürstaller", in: MGSLK 91, 1951, S. 124f.
- Lahnsteiner, Josef: "Oberpinzgau von Krimml bis Kaprun. Eine Sammlung geschichtlicher, kunsthistorischer und heimatkundlicher Notizen für die Freunde der Heimat". Selbstverlag, Hollersbach 1956.
- Brandhuber, Christoph: "250. Todestag von Joseph Jakob Fürstaller" in www.facebook.com am 14. April 2025
Einzelnachweise
- ↑ nach der Quelle
- Haslinger, Adolf, Mittermayr, Peter (Hrsg.): "Salzburger Kulturlexikon", Residenz Verlag, Salzburg-Wien-Frankfurt/Main 2001, ISBN 3-7017-1129-1
- ↑ siehe u. a. Peter Anich
| Vorgänger |
Schulleiter der Pfarrschule Bramberg 1766–1775 |
Nachfolger |
| Vorgänger |
Schulleiter der Vikariatschule Kaprun 1755–1766 |
Nachfolger |