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Version vom 7. Dezember 2021, 15:05 Uhr
Das Paschingerschlössl, zeitweise auch Villa Europa oder Stefan-Zweig-Villa genannt, befindet sich in der Stadt Salzburg auf dem Kapuzinerberg. Es zählt zu den denkmalgeschützten Objekten in der Stadt Salzburg.
Geschichte
Im Kern stammt das Paschingerschlössl" aus dem 17. Jahrhundert, es sei gemäß eines Artikels in den Salzburger Nachrichten[1] angeblich 1639 als Jagdschlösschen von Fürsterzbischof Paris Graf von Lodron dokumentiert.[1]. Anderseits stellt der "Dehio" (Kunstdenkmäler Österreichs, Salzburg Stadt und Land) fest, dass urkundlich (!) ein Peter Ettinger das Grundstück eben im Jahr 1639 gekauft hat. 1643 steht dort (Plan von Philipp Harpff) jedenfalls nur ein kleiner fensterloser Gartenpavillon. Der Dehio stellt ebenfalls fest, dass der dortige Bau im Kern aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts stammt.
Das 1650 als Garten ausgewiesene Gelände nordöstlich gegenüber dem Kapuzinerkloster war bei Kriegen als Waffenplatz ungeltlich dem Erzbischof zu überlassen. Obwohl der gesamte Kapuzinerberg in die Stadtbefestigung einbezogen war, kam es aber nie zu diesem Ernstfall.
Ursprünglich 1775 als Herrenstöckl in Form eines Landsitzes konzipiert,[1] befand es sich im Eigentum des namengebenden Anton Paschinger, dem das Schloss zwischen 1793 und 1823 gehörte. Danach gehörte das Schlösschen von 1824 bis 1867 Matthias Gschnitzer.
Der österreichische Autor Stefan Zweig kaufte 1917 das Paschingerschlössl (Haus Kapuzinerberg 5) und lebte dort von 1919 bis 1934 gemeinsam mit seiner ersten Frau Friderike. Mit dem wachsenden Antisemitismus der Zwischenkriegszeit und wegen einer Hausdurchsuchung der austrofaschistischen Polizei, aber auch in der Zeit einer immer brüchiger werdenden Ehe sah er sich gezwungen, Salzburg zu verlassen, und emigrierte nach London England.
Den Beinamen Villa Europa erhielt das Paschingerschlössl angeblich von dem französischen Schriftsteller Jules Romain, der neben vielen anderen europäischen Intellektuellen dieser Zeit wie James Joyce, Richard Strauss oder Thomas Mann Zweig am Kapuzinerberg besuchte.
Heute liegt es umgeben von Bäumen und Sträuchern romantisch verwachsen, vom Stefan-Zweig-Weg aus nur in Ansätzen erkennbar. Die Villa ist in Privatbesitz und der Öffentlichkeit nicht zugänglich.
Wie der breiteren Öffentlichkeit erst Anfang Dezember 2021 bekannt wurde, hat die geschichtsträchtige Villa bereits seit mehr als einem Jahr einen neuen Besitzer: Wolfgang Porsche, Aufsichtsratsvorsitzender der Porsche AG und der Porsche Automobil Holding, hat die Liegenschaft im Oktober 2020 um 8,4 Mill. Euro von der Eigentümerfamilie Gollhofer gekauft. Der 87-jährige Gunther Gollhofer und sein 77-jähriger Bruder Wolfgang hatten das Haus bis zuletzt bewohnt. Die Villa war seit 1937 im Besitz der Kaufmannsfamilie. Zweig, bzw. genauer Friederike Winternitz Zweig hatte das Anwesen 1937 in der Zeit der Großen Depression weit unter Wert verkauft. Stefan und Friederike Zweig bekamen nur einen Teil des Erlöses und mussten "Judenfluchtsteuer" bezahlen.
Wolfgang Porsche hatte Herbst 2021 in einem Gespräch mit der Tageszeitung "Der Standard" betont, er denke an "eine Mischung aus öffentlicher und privater Nutzung". Angedacht sei eine Seminar- und Vortragsstätte. Mehr möchte der Unternehmer derzeit nicht sagen. Die Liegenschaft steht seit 2005 unter Denkmalschutz und liegt in der Altstadtschutzzone I.
Verhandlungen der Universität Salzburg gemeinsam mit Stadt und Land waren vor eineinhalb Jahren an den Vorstellungen der Eigentümer gescheitert. Laut einem Schätzgutachten der Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) habe die Villa einen Wert von fünf bis sechs Mill. Euro, schildert Bürgermeister Harald Preuner. Die Eigentümer hätten neun Mill. Euro verlangt. Zwar hätten sich private Sponsoren gefunden, jedoch sei der Betrag von drei Millionen Euro nicht aufbringbar gewesen. Wolfgang Porsche habe ihn vor rund einem halben Jahr davon informiert, dass er die Villa gekauft habe, sagt Preuner.[1]
Bildergalerie
Stolpersteine auf dem Gelände des Paschingerschlössls:
Stolperstein für Stefan Zweig am Kapuzinerberg Nr. 5
Stolperstein für Friederike von Winternitz am Kapuzinerberg Nr. 5
Stolperstein für Alexia Winternitz am Kapuzinerberg Nr. 5
Stolperstein für Susanna Winternitz am Kapuzinerberg Nr. 5
Quellen
- Kapuzinerkloster am Kapuzinerberg, Verlag St. Peter, Benediktiner-Erzabtei St. Peter, Salzburg, 2. überarbeitete Auflage 2001
- Homepage Magistrat Salzburg
- www.editionas.net Peter Simon Altmann: Das Paschinger Schlößl (Die Angaben des Journalisten sind nicht immer ganz richtig)