Matrei in Osttirol

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Windisch-Matrei um 1890, eine Aufnahme von Würthle & Spinnhirn.

Matrei in Osttirol ist eine Marktgemeinde im Norden Osttirols mit rund 4 600 Einwohnern (Stand 2022).

Geografie

atrei befindet sich am Südrand des Alpenhauptkamms der Hohen Tauern der Ostalpen.

Das Gemeindegebiet grenzt im Norden an das Land Salzburg, mit dem es durch Felbertauern-Tunnel mit der Felbertauern Straße verbunden ist. Es erstreckt sich über das gesamte Tauerntal und Teile des oberen Iseltals.

Am westlichen Teil des Nationalparks mit der Venedigergruppe hat das Gemeindegebiet Matreis ebenso Anteil wie am östlichen Teil mit der Granatspitzgruppe; die dazwischen liegenden, u. a. dem Durchzugsverkehr oder als Siedlungsgebiet dienenden Teile des Gemeindegebietes, sind nicht Teil des Nationalparks.

Der Markt Matrei selbst liegt etwa 29 km nördlich von Lienz an der Einmündung des Tauernbaches in die Isel. In Matrei befindet sich der Verwaltungssitz des Nationalparks Hohe Tauern.

Geschichte

Namensgebung

Der Ort Matrei wurde seit dem Spätmittelalter, zur Unterscheidung vom Ort Matrei am Brenner, als Windisch-Matrei oder "Windisch-Matrai" bezeichnet. Diese Bezeichnung galt bis 1918.

Matrei und Salzburg

Matrei gehörte ab dem Beginn des 13. Jahrhunderts zum Fürsterzbistum Salzburg und teilte das politische Schicksal des Landes Salzburg noch bis 1810; nach der Niederringung Napoleons kam es zu Tirol.

Als Teil des Fürsterzbistums Salzburg bestand das Land- oder Pfleggericht Windisch-Matrei noch aus 28 Rotten oder Steuergemeinden, von denen 16 im heutigen Gemeindegebiet (Matrei-Markt und Matrei Land [so die spätere Bezeichnung der Katastralgemeinden]) und zwölf im – vom Iseltal westwärts ansteigenden – Defereggental (das also nur teilweise zu Salzburg gehörte) liegen.

Der Erwerb Matreis durch den Erzbischof von Salzburg

Kirchlich gehörte Matrei seit der 811 durch Karl den Großen erfolgten Festlegung der Diözesangrenzen zum Erzbistum Salzburg, weltlich jedoch noch zum Herzogtum Kärnten, genauer zum Lurngau.

Eine Tochter des Grafen Wolfrat II. von Treffen, Wilbirgis, brachte bei ihrer Heirat mit dem Grafen Heinrich von Lechsgemünd, dessen Herrschaftsbereich im Oberpinzgau lag, die Besitzungen und Burgen von Lengberg und Matrei in die Ehe ein. Nach ihrem Tod verkaufte ihr Gatte im Jahr 1207 all seine Besitzungen für 2850 Mark Silber dem Salzburger Erzbischof Eberhard II. von Regensberg. Nur den Ertrag der Herrschaft Lengberg behielt Heinrich bis zu seinem Tod.

Nach dem Tod Heinrichs entbrannte zwischen dem Erzbischof von Salzburg und dem Patriarchen von Aquileia (Friaul) ein Streit um den Besitz u. a. von Matrei und Lengberg. Ein Schiedsgericht legte schließlich im Jahr 1212 fest, dass alle Güter der Kontrahenten an den jeweiligen Inhaber des Diözesangebiets übergehen sollten. Dadurch fielen Matrei und Lengberg, weil im Salzburger Diözesangebiet gelegen, an das Erzbistum Salzburg.

Matrei als Teil Salzburgs

Matrei wurde durch die neue Zugehörigkeit zu Salzburg in eine Randposition gedrängt. Vom Salzburger Kernland war es durch den Felber Tauern abgetrennt, der nur wenige Monate im Jahr passierbar war. Die Beziehungen zum Tiroler Umland, das nun "Ausland" war, wurden durch die Landesgrenze behindert.

Das Erzbistum hatte jedoch nicht nur die kirchliche und territoriale Hoheit, es stellte auch den größten Grundbesitzer in Matrei dar und besaß so viele Leibeigene, dass diese auf den eigenen Gütern nicht alle eingesetzt werden konnten. Als erzbischöfliche Verwalter werden um 1300 erstmals ein Pflegrichter und ein Amtmann[1] genannt, die die Besitztümer des Erzbistums verwalteten.

Die unterschiedlichen Besitzverhältnisse und Interessen brachten Mitte des 13. Jahrhunderts aber auch Krieg und Verwüstung nach Matrei. Philipp von Spanheim, seit 1247 erwählter Erzbischof von Salzburg, stand im Konflikt mit Kaiser Friedrich II. und dem kaisertreuen, u. a. im heutigen Osttirol begüterten Grafen Meinhard III. von Görz. Nach des Kaisers Tod wurde der Konflikt schließlich im Jahr 1252 durch den Frieden von Lieserhofen beigelegt, in dem Salzburg auch die Festung Virgen erhielt.

Der Markt Matrei

Die Bürger des Marktes Matrei besaßen ab 1500 durch die Einführung des Marktrichteramtes eine gewisse Selbstverwaltung. Dieses Amt umfasste zwei Kämmerer und drei bis acht Ausschussmitglieder, darunter später auch einige aus den umliegenden Rotten. Von den erwachsenen männlichen Bürgern wurde der Marktrichter (Bürgermeister) gewählt. 1616 hatte der Markt 30 Bürgerhäuser.

Der Landesherr wurde durch den Pflegrichter vertreten. Dieses Amt wurde von 1721 bis 1804 von Mitgliedern der Familie Lasser von Zollheim bekleidet. Die Familie Lasser baute auch den 1530 errichteten Amtskasten zu einem Gerichtsgebäude mit Gefängnis und Pferdestall um, woraufhin die Pflegeverwaltung vom Schloss in den Amtskasten wechselte.

Aufstände

An den Bauernaufständen von 1525 beteiligten sich auch die Matreier. Während der örtliche Pfleger flüchten konnte, sperrte die Bevölkerung alle anderen Beamten im Schloss Weißenstein ein und plünderten Schloss und Amtshof. Der habsburgische Herrscher Ferdinand nützte die Gelegenheit und besetzte Matrei. Er anerkannte die Aufrührer, während diese ihm huldigten und so kurzfristig Tiroler wurden. Bereits im November 1526 musste die Tiroler Regierung jedoch die Herrschaft und das Schloss an den Fürsterzbischof von Salzburg zurückgeben.

1645 führte die Einführung einer Sondersteuer im Zillertal zu einem Aufstand, der sich auch auf Matrei ausbreitete. Auch 1672, 1678 und 1685 musste Salzburg Soldaten nach Matrei senden, um die Untertanen in die Schranken zu weisen. Zum größten Aufstand kam es jedoch zur Zeit des Spanischen Erbfolgekriegs. Nach schlechten Ernten, dem Versiegen der Erzvorkommen und einer starken Vermurung sahen sich die Bürger im Jahr 1703 außerstande, die Weihesteuer für den neuen Dompropst zu zahlen. Letztlich konnten ein Steuernachlass und ein gerechterer Steuerschlüssel erreicht werden.

Matrei während der Napoleonischen Kriege

Matrei als Teil Salzburgs am Beginn des 19. Jahrhunderts

Kurze Zeit später warfen bereits die Napoleonischen Kriege ihren Schatten auf Matrei. 1797 beteiligten sich die Matreier an der Abwehr des Franzoseneinfalls durch die Tiroler Schützen.

Nach der Säkularisierung von 1803 und dem Regierungsantritt des neuen Kurfürsten Ferdinand III. von Toskana widersetzten sich die Matreier der Truppenrekrutierung, nur unter Zwang konnten vier der elf geforderten Rekruten nach Salzburg gebracht werden.

Mit Salzburg kam im Jahr 1806 auch Matrei zur Habsburgermonarchie, das im Gegenzug Tirol an das mit Frankreich verbündete Bayern abtreten musste.

1809 erklärte der Kaiser Franz I. von Österreich Frankreich abermals den Krieg. Einen Teil des Kriegsgeschehens bildete der Tiroler Freiheitskampf, von dem die Tiroler die Rückkehr nach Österreich erhofften – vergebens. Im November und Dezember 1809 verlagerten sich die letzten Gefechte nach Osttirol. Der Matreier Pflegsverwalter Ägidius Kienberger versuchte die Matreier aus dem herannahenden Kampfgeschehen herauszuhalten, was ihm jedoch nicht gelang. Am 24. Dezember drangen die Franzosen schließlich in Matrei ein und bezogen Quartier im Ort. Da man der gesuchten Schützenführer Anton Wallner und Johann Panzl nicht habhaft werden konnte, richtete man stattdessen am 29. Dezember Franz Obersamer und Johann Weber hin.

Nachdem Österreich in diesem Krieg (abermals) Napoleon unterlegen war, trennten sich die Wege Salzburgs und Matreis. Napoleon ließ sich unter anderem Salzburg und Kärnten abtreten, wobei er Salzburg gegen Gebiete einzutauschen wünschte, die seinem Verbündeten Bayern gehörten. Im diesen Gebietsabtausch regelnden Vertrag von Paris gab Bayern u. a. den östlichen Teil des heutigen Osttirol auf, und dieser wurde mit Matrei, Oberkärnten, Krain, Küstenland und noch weiter südöstlich gelegenen, von Österreich abgetretenen Gebieten zu den Illyrischen Provinzen Frankreichs vereinigt.

Damit endet nach sechs Jahrhunderten auch die Zugehörigkeit Matreis zu Salzburg. Matrei wurde 1813 durch österreichische Truppen von der französischen Herrschaft befreit und durch den Wiener Kongress 1815 endgültig Österreich zugesprochen; Kaiser Franz vereinigte es mit Tirol. Salzburg blieb noch bis 1816 bei Bayern.

Töchter und Söhne der Marktgemeinde

Weblinks

Quellen

Die historischen Ausführungen sind im Wesentlichen eine sehr gestraffte Fassung des Wikipedia-Artikels "Geschichte Matreis in Osttirol".

Einzelnachweise