Joseph Franz Wohlmuth
Joseph Franz Wohlmuth (* 24. Februar 1739 in der Stadt Salzburg; † 26. März 1823 ebenda) war der letzte öffentlich richtende Freimann (Scharfrichter) und Abdecker, der in Stadt und Land Salzburg von 1761 bis 1817[1][2]) beruflich tätig war sowie Autor des Salzburger "Executions Einschreib Buch".
Familie
Joseph Franz Wohlmuth war als Sohn des Freimannes Franz Wohlmuth (und seiner Frau Anna) ein Mitglied einer alten Wasenmeister- bzw. Freimanndynastie.[3] Joseph Franz Wohlmuth wurde auf dem Morzger Friedhof bestattet.
Aus seinem Leben
Er bewohnte wie alle Freimänner das alte bis heute erhaltene und historisch bedeutsame Scharfrichterhaus an der Neukommgasse. Er besaß aber auch eine Wohnung neben dem Haus Herrengasse 28, dem Frauenhaus (Freudenhaus). In diesem Haus verstarb er auch (siehe Herrengasse). Seine Lehrzeit beendete er mit Ablegung des Meisterstücks, indem er am 20. April 1757 im Auftrag des Pfleg- und Landesgerichts Schwaben den 24-jährigen Schneider Martin Geiger enthauptete. Dann war er drei Jahre auf Wanderschaft im bayerischen Raum. Nachdem er 1760 in die Stadt Salzburg zurückgekehrt war, übernahm er für den amtierenden Scharfrichter Johann Georg Pickl das Prangerstellen und die Tortur. Bereits zwei Monate nach dessen Tod heiratete Wohlmuth am 27. Jänner 1761 dessen um 32 Jahre ältere Witwe Johanna Ehegartner. Am 15. Juni desselben Jahres erfolgte seine Bestellung zum Salzburger Scharfrichter.
Die zum Tode Verurteilten wurden in einem Arme-Sünder-Wagen vom Stockhaus (an der Stelle des heutigen Justizgebäudes) zum Waagplatz und weiter über die Kaigasse zur Hinrichtungsstätte gefahren, wo unter großer Anteilnahme der Bevölkerung die Hinrichtung stattfand. Die Lage des einstigen Galgens (in Verwendung von 1599 bis 1817) als Teil der Richtstätte der Stadt Salzburg an der Neukommgasse ist bis heute im Gelände erkennbar. In der Regel wurden alle abgeschlagenen Köpfe an der Hinrichtungsstätte auf einem Stock ("Pfrill") gespießt und vor 1780 monatelang ausgestellt. Gehängte Personen blieben vor 1780 in der Regel so lange hängen, bis sie von alleine herunterfielen. Oftmals wurden von den Gerichten noch verschärfende Zusatzstrafen ausgesprochen.
Der zeitgenössische Stadtsyndikus Hieronymus von Kleimayrn nennt Wohlmuth "... im Hängen nicht so berühmt [...] als im Köpfen..."[4]
So war bei Hinrichtungen 1807 und 1808 bei Mehrfachexekutionen einer der Delinquenten vom Galgen gestürzt. Wohlmuth berichtet in seinem Exekutionsbuch aber auch über eine andere misslungene Hinrichtung mit dem Schwert am 7. Juni 1766, bei der er dreimal das Schwert führen musste, bevor die Exekution ausgeführt war.
Seine letzte Hinrichtung führte er am 12. September 1817 aus. Im Laufe seiner Amtszeit exekutierte er rund 500 Hinrichtungen.[2]
Wohlmuth besaß als Scharfrichter weitere wenig ehrenhafte Aufgaben. Er war Aufseher im Freudenhaus sowie Abdecker bzw. Wasenmeister und war so für die Beseitigung von Tierkadavern und für die Verwertung von Tierhäuten zuständig. Er musste während seiner Dienstzeit auch neun Personen (darunter zwei Frauen), die Selbstmord begangen hatten, begraben. Selbstmörder durften nicht auf dem Friedhof, sondern nur außerhalb der Stadt in "ungeweihter" Erde bestattet werden. Sie wurden daher (meist bei Nacht) mit dem Gesicht nach unten in einem naheliegenden Moor vergraben.
Taufpate von Joseph Mohr
Wohlmuth war auch der Taufpate von Joseph Mohr, dem Schöpfer des Textes von Stille Nacht! Heilige Nacht!. Allerdings ließ er sich bei der Taufe selbst durch eine gewisse Franziska Zachin vertreten, da er offensichtlich als Abdecker zu tun hatte[5].
2016: Enthüllung einer Historientafel in Thalgau
Im Rahmen der Thalgauer Bildungswochen 2016 in Thalgau wurde vom Bezirkshauptmann Reinhold Mayer bei der Herrnhubkapelle eine Historientafel enthüllt, die an die am 9. Juli 1812 durch Joseph Franz Wohlmuth vollzogene Hinrichtung in Thalgau erinnern soll. Die Schaffung und Enthüllung der Historientafel beruht auf einer Initiative von Bernhard Iglhauser.
Weblinks
- Die Umschlagsseite des "Exekutions Einschreib Buches", angefangen 1761 von Joseph Franz Wohlmuth
- Rückseite des Titelblattes des "Exekutions Einschreib Buches" mit der Zeichnung eines zu Schau gestellten Kopfes eines enthaupteten Delinquenten.
- www.pressreader.com "Henker köpfte vorzüglich", über den Scharfrichter Joseph Franz Wohlmuth
Literatur und Quellen
- Putzer, Peter: "Das Salzburger Scharfrichtertagebuch", Österr. Kunst- und Kulturverlag, Wien, 1985
- Widmann, Hans: "Von Verbrechen und Strafen in der erzbischöflichen Zeit - Ein halbes Jahrhundert lang "Freimann" in Salzburg", in: Salzburger Museum Carolino-Augusteum, Jahresbericht 1907, S. 108.
- Salzburg Archiv Band 23 aus der Schriftenreihe des Vereines Freunde der Salzburger Geschichte 1997, Beitrag "... der zweyte Streich ist schnell auf den ersten glikhlich und geschikht erfolget... Ein Kunstfehler des Scharfrichters anno 1766" von Peter Putzer.
- Robert Forstner-Billau: "Die Arbeit der Scharfrichter und ihre soziale Stellung in der Gesellschaft der frühen Neuzeit"
- Ammerer, Gerhard; Weidenholzer, Thomas (Hg.): "Rathaus, Kirche, Wirt. Öffentliche Räume in der Stadt Salzburg", in: Schriftenreihe des Archivs der Stadt Salzburg, Salzburg, 2009
- Ammerer, Gerhard; Brandhuber, Christoph: "Schwert und Galgen. Geschichte der Todesstrafe", Verlag Anton Pustet, Salzburg, 2018
Einzelnachweise
- ↑ Salzburg Archiv Band 23, Peter Putzer
- ↑ 2,0 2,1 Quelle Biographisches Lexikon des Kaisertums Österreich, 57. Band
- ↑ Seit alter Zeit galt der Wasenmeister- und der Henkersberuf als "unehrlich".
- ↑ Quelle: Zitat aus den Akten nach Hans Widmann: "Von Verbrechen und Strafen in der erzbischöflichen Zeit - ein halbes Jahrhundert lang "Freimann" in Salzburg", in: Jahresberichte des städtischen Museums Carolino Augusteum, Salzburg 1907, S. 97 - 123
- ↑ Quelle Kronenzeitung, Ausgabe 27. Dezember 2009, Beitrag Der Abdecker und sein Täufling von Roland Girtler, der diese Information bei einem Gespräch mit Rebecca Wurian, deren Großmutter eine geborene Wohlmuth war, erhalten hatte.