Exekutionsbuch des Salzburger Freimanns Joseph Wohlmuth

Aus Salzburgwiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Das Exekutionsbuch des Salzburger Freimanns Joseph Wohlmuth, genauer das "Executions Einschreib Buch von dem Jahr 1761 bis ... - Fiat Iuisticia pereat mundus" wurde vom Salzburger Scharfrichter Joseph Franz Wohlmuth geführt und verzeichnete vom 20. April 1757 bis 12. September 1817 die Umstände von 226 Exekutionen und sonstigen Tätigkeiten des Scharfrichters in kurz gefassten Worten zusammen.

Executions Einschreib Buch

"Zu welche alle vorgefahlene und von mir Joseph Franz Wohlmuth, als aufgenohmenen Freymann allhier, sowohl allda in Hochfürstlich Stadt-Gericht, als auch auf dem Land verrichte Executionen durch die hinrichtung der Deliquenten, dann mit vernehmung der Torturen, aushauen, und Prangerstellen, hier inbemelter Massen eingetragen worden. Angefangen mit dem Jahr 1761 bis …"

Das Tagebuch gehört zu den wenigen erhaltenen Henkersaufzeichnungen. Es ist eine formelhafte Aufstellung aller vollzogenen Strafen. Die lateinischen Fachbegriffe werden vielfach ortografisch unrichtig geschrieben. Wohlmuth führte die Hinrichtungen mit dem Schwert (77 Personen), seltener auch den durch Erhängen (15 Personen) durch. Die Tagebucheintrag Nr. 200 berichtet der Scharfrichter über einen französischen Soldat, der durch den Strang hingerichtet werden sollte. Zuvor wurde ihm die Hand abgeschlagen, Wohlmuth musste den blutenden Stumpf verbinden, damit der Verurteilte nicht vor der Hinrichtung verblutet. Die Beschuldigten wurden auch der Tortur, oder der scharfen Tortur (Folter) um sie zu einem Geständnis zu zwingen, weil ohne Geständnis eine Verurteilung damals nicht möglich war. Körperstrafen wurden ebenfalls von Wohlmuth durchgeführt und aufgeschrieben. So wurden Verurteilte an den Pranger gestellt, mit Ruten geschlagen und oft danach auch des Landes verwiesen. Das Tagebuch endet mit dem 226. Eintrag, einer Hinrichtung am 12. September 1817. Damals verbot die Österreichische Rechtsprechung genau genommen bereits öffentliche Hinrichtungen. Joseph Franz Wohlmuth war damals 79 Jahre alt. Es war dies die letzte belegte öffentliche Hinrichtung mit einem Schwert im Land Salzburg. Und von dieser schreibt er "...mit dem Schwerd glücklich und geschwind Hingerichtet worden [...] ist"; dies ist ein Hinweis darauf, dass ihn wohl ein Leben lang die Angst begleitet hatte, dass der erste Streich des Richtschwerts nicht gelingen könnte.

Als sichtbares Zeichen für das Territorium, in dem die Strafe ausgesprochen wurde, wurden auszuweisende Verurteilten mit einem "Relegationsbuchstaben" gebrandmarkt. In Salzburg war es der Buchstabe "S".

Quelle