Irresberger
Irresberger ist der Name einer oberösterreichisch-salzburgischen Familie.
Namensursprung
Der Name geht auf den Ortsteil Irresberg in der Gemeinde Ohlsdorf bei Gmunden zurück.[1]
Für den Wortteil "Irres-" sind zwei Deutungen bekannt:
- der heidnische Kriegsgott Era oder Erer (übernommen aus dem Griechischen = Ares)[2]
- ursprünglich "Irchers-", vom Berufsnamen Ircher (=Weißgerber), nach einem ca. 1156 genannten Heinrich Irihaer.[3]
Unrichtig ist die Ableitung (Leopold Ziller[4]) des Namens von der Ortschaft Irsberg (Gemeinde Thalgau) oder der Ansiedlung Irrsberg in Neumarkt am Wallersee. Ziller führt Irsberg und Irrsberg über frühere Namensformen Yrsperg, Yrschperg, Ursesperge, Urisesperg, Vrsperg (1452), Yrschberger (1580) auf den lateinischen Personennamen Ursus (auf deutsch: Bär) zurück, der von den Baiern übernommen worden sei und in alten Urkunden öfter vorkomme. Diese Ableitung kann jedoch für den salzburgisch-oberösterreichischen Familiennamen Irsperger anerkannt werden.
Übersicht
Der Name Irresberger wird von deutlich weniger als 100 Personen getragen. Diese leben größtenteils in Oberösterreich (Bezirk Vöcklabruck sowie in und um Linz), Niederösterreich (um Wiener Neustadt) und Wien, teils auch in der Stadt Salzburg und im nördlichen Deutschland.
Es sind drei Gruppen voneinander zu unterscheiden, zwischen denen keine nachweisbare Verwandtschaft besteht:
- ein oberösterreichischer Stamm, dem die meisten Irresbergers zuzurechnen sind;
- ein niederösterreichischer Stamm aus der Gegend von Hollabrunn (seit dem 17. Jahrhundert dort nachweisbar, vielleicht aus Oberösterreich zugewandert; einige wenige Personen, überdies die Träger des Namens Irersberger);
- ein niederösterreichischer Stamm aus der Gegend von Wiener Neustadt (um 1900 aus der Gegend von Mondsee zugewandert, ursprüngliche Schreibweise "Irsperger").
Der Stammvater der Oberösterreicher ist der Ottnanger Müller Franz Mathias Irre(t)sberger (* 23. Februar 1734 Ottnang am Hausruck, OÖ), von dessen Sohn Franz Seraph (I.) sich die "Ampflwanger Linie" und von dessen Sohn Karl (I.) sich die "Salzburger Linie" und die "Wolfsegger Linie" der Irresbergers ableiten.[5]
Dem Mühlengewerbe blieb ein Teil der Irresbergers bis um 1970 treu. Andere Zweige widmeten sich von ca. 1830 bis ca. 1980 dem Gastgewerbe, während in Wolfsegg am Hausruck (Oberösterreich) ungefähr seit 1910 eine Fleischhauerei Irresberger besteht.


Die Salzburger Linie
Franz Seraph (I.) Irresberger der Stammvater der "Salzburger Linie", wurde am 4. Oktober 1804 in Grünbach (Gemeinde Ottnang) dem dortigen Müller der Grünbachmühle, Karl (I.) Irresberger, von dessen Gattin Magdalena Irresberger geborene Stritzinger (oder Kritzinger?) als viertes von sieben Kindern geboren. Er wandte sich dem Gastwirtsberuf zu und betrieb zuerst in Wolfsegg am Hausruck, später in Salzburg eine Gaststätte; in den Urkunden wird er als "Weinwirt" oder "Weingastgeber" bezeichnet. Am 8. Februar 1830 heiratete er in Wolfsegg am Hausruck die am 22. Juli 1812 ebenda geborene Lederermeisterstochter Franziska Pöschl. Aus dieser Ehe gingen 16 Kinder hervor, von denen neun das Erwachsenenalter erreichten:
- Karl (II.) (* 25.3.1831 Wolfsegg),
- Aloys (* 18.2.1833 Wolfsegg),
- Juliana (* 1.3. oder 5.1834 Wolfsegg) verh. Endmoser,
- Joseph (* 1.7.1838 Wolfsegg),
- Franziska (* 4.9.1839 Wolfsegg) verh. Auer,
- Friderika (* 19.11.1843 Salzburg) verh. Grösswang (Gröhswang),
- Joannes Nepomuk (* 12.5.1845 Salzburg),
- Ludwig Eduard (* 11.4.1848 Salzburg),
- Franz.
Im Jahr 1842 (oder nicht lange davor) übergab Franz Haus und Gaststätte in Wolfsegg an seinen Bruder (Johann) Georg. Die Familie übersiedelte nach Salzburg, wo Franz aufgrund Kaufvertrages vom 12. Mai 1842 den Gasthof "Zum Mohren" in der Judengasse 9 erwarb.
Ein (Leumunds-)Zeugnis, das vom Wolfsegger Pfarrer, offenbar anläßlich der Übersiedlung nach Salzburg, am 18. März 1842 ausgestellt wurde, lautet:
- Dem Herrn Franz Irresberger, gewesenen Besitzer des bürgerlichen Hauses allhier Nr. 86 wird auf Ansuchen von dem gefertigten Pfarramte das verdiente Zeugniß hiermit ertheilt, dass derselbe mit seiner Ehegattin immer in schönster Eintracht lebte; als Vater ließ er sich die Erziehung seiner Kinder angelegen seyn; er war auch ein friedliebender und gefälliger Nachbar, und hat sich dadurch die Zufriedenheit und das Wohlwollen seiner Mitbürger erworben.
- Was seine Ehegattin, Frau Franziska geborene Pöschlin betrifft, kann man von ihr wirklich nicht genug Rühmliches anführen: Von allgemein anerkannt vortreflichen Aeltern geboren, und sehr christlich erzogen erfüllte sie stets die Pflichten der Religion mit regem Eifer; war sehr fleißig im Besuch des Gottesdienstes und vollzog alle ihr obliegenden kirchlichen Vorschriften. Nicht minder löblich war ihr Tugendwandel; über alles Lob erhaben aber ist sie als Mutter in der Erziehung ihrer gut gesitteten braven zahlreichen Kinder, denen sie durch Wort und Beispiel Liebe zu Religion und Tugend mit aller möglichen Sorgfalt einpflanzte, und die auch wirklich deshalb zu den schönsten Hoffnungen berechtigen. Uebrigens war sie gütig gegen Untergebene, sanftmüthig und bescheiden gegen Jedermann; überhaupt die Pflichten gegen Gott und die Menschen nie aus den Augen laßend, hat sie in jeder Beziehung ein musterhaftes Betragen an den Tag gelegt, und dadurch die allgemeine Achtung und das Vertrauen im hiesigen Pfarrbezirk sowohl als in der ganzen Umgebung sich im vollen Maße verdient und erlangt.
- Dieß alles wird vollkommen der Wahrheit gemäß gewissenhaft bezeuget.
Franz starb am 15. August 1853 in Salzburg an Sepsis, ohne die Geburt eines seiner 30 Enkelkinder erlebt zu haben.
Die Witwe Franziska Irresberger geborene Pöschl verkaufte, als sie, knapp 46jährig, ihr Ende nahen fühlte, mit Kaufvertrag vom 11. Juni 1858 den Gasthof zum Mohren um 18.000 Gulden an ihren ältesten Sohn Karl (II.) Irresberger. Sie starb eine Woche später, am 18. Juni 1858.
Karl heiratete am 6. Mai 1859 im Salzburger Dom die Henndorfer Bierbrauerstochter Barbara Moser (*5. November 1839 Henndorf; † 12. Oktober 1926).
Im Jahr 1866 veräußerte er den Gasthof zum Mohren und erwarb das eben erst von Carl Freiherrn von Schwarz am rechten Salzachufer erbaute Hotel, das er "Österreichischer Hof" nannte. Für den stolzen Kaufpreis von 125.000 Gulden, von dem er nur 10.000 Gulden anzahlte, bürgte sein Schwager Kaspar Moser.
Am 4. Juni 1866 erschien die "Salzburger Zeitung" mit folgendem "Aufmacher" auf der Titelseite:
zum "österreichischen Hof" in Salzburg (Hôtel d’ Autriche) - Der Unterzeichnete beehrt sich dem hiesigen und auswärtigen P. T. Publikum bekannt zu geben, daß am 4. Juni sein neues, am rechtseitigen Salzachufer gelegenes "Hôtel zum österreichischen Hof" eröffnet wird. Dasselbe ist mit Fremdenzimmern reichlich versehen, mit allem, den Anforderungen der Neuzeit entsprechenden Comfort ausgestattet; Salon und Veranden bieten Heimischen und Fremden einen einladenden Besuchsort mit schöner Aussicht und wird der Gefertigte stets bemüht sein, durch gute Küche und Kellerei, sowie durch aufmerksame Bedienung und mäßige Preise sich bestens zu empfehlen.
Salzburg, am 30. Mai 1866 Karl Irresberger"
Am 13. November 1873 erlag der Hotelier, erst 42 Jahre alt, einem Herzschlag.
Er hinterließ seine Witwe mit sechs Kindern, deren jüngstes drei Tage nach seinem Tod das Licht der Welt erblickte:
- Karl (III.) Kaspar (* 27.4.1860),
- Anna Theresia (* 26.5.1861), nachmals verh. Neumüller
- Franz Seraph (II., * 28.9.1862; † 14.7.1929)[6],
- Marie (* 1866), nachmals verh. Ostermann,
- Kaspar Karl (* 3.5.1870), nachmals Rechtsanwalt in Linz, und
- Carolina (* 16.11.1873), nachmals verh. Koller.
Witwe Barbara führte das Hotel weiter, bis sie es im Jahr 1898 ihrem Sohn Franz übergab.
Franz ließ in zwei Phasen (1899 und 1907) den Hotelbau erweitern. Er blieb unverheiratet und kinderlos. Er starb, nachdem er am Vortag ein Testament errichtet hatte, am 14. Juli 1929 und hinterließ den Besitz seinen Neffen und Nichten – insgesamt 13 Erben, die das Hotel in Form einer OHG weiterführten.
Unter den Mitbesitzern spielte der Rechtsanwalt Dr. Helmut Irresberger (* 26. April 1892 Zuffenhausen (Württemberg); † 25. August 1975 Villach), Schwiegersohn des Direktors des Salzburger Museums Carolino Augusteum Julius Leisching, eine Führungsrolle.
Im Jahr 1960 verkaufte die Familie Irresberger, die noch als "Franz Irresbergers Erben OHG" firmierte, das Hotel an die Familien Blanckenstein/Ségur-Cabanac.
Heute lebt die Salzburger Linie noch in verschiedenen Trägern des Namens Irresberger (sämtlich Nachkommen von Karls III. Sohn Karl IV.) weiter, wenn auch seit 2007 nicht mehr in Stadt und Land Salzburg. Dem Hotelgewerbe widmen sich noch Nachkommen Helmuts (unter anderen Familiennamen).
Die Ampflwanger Linie
Bekanntere zeitgenössische Namensträger sind
- Dieter Irresberger (* 1944), Architekt in Wien, beteiligt insbesondere am "Haus für Mozart"
- Hanne Irresberger, Grafikerin und Buchillustratorin in Salzburg
Quelle
Karl Irresberger, Eigenartikel
Einzelnachweise
- ↑ Schon in den ältesten, mit dem Jahr 1610 beginnenden Matriken der Pfarre Ohlsdorf (die in der Stadtpfarre Gmunden verwahrt werden) kommen Träger des Namens vor.
- ↑ Notiz des Pfarrers von Gmunden vom 7.6.1946 unter Verweisung auf ein "System Dr. Schmotzer" (= Dr. Oskar Schmotzer, oberösterreichischer Rechtsanwalt und Brauchtumsforscher). Die Kenntnis des Namens Ares soll den Baiern durch arianische Missionare vermittelt worden sein.
- ↑ Konrad Schiffmann, Historisches Ortsnamenlexikon des Landes Oberösterreich. 3 Bände Linz–München–Berlin. Zitiert nach: Die Haus- und Hofnamen der Gemeinde Ohlsdorf bei Gmunden in Oberösterreich. Hausarbeit aus Germanistik von Dr. Irmgard Aschbauer. Wien 1969.
- ↑ Leopold Ziller, Die Salzburger Familiennamen. Ihre Entstehung, Herkunft und Bedeutung. Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, 11. Ergänzungsband, Herausgegeben von der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg 1986. S. 128.
- ↑ Andere oberösterreichische Linien, die nicht auf Franz Mathias Irre(t)sberger zurückgehen, gelten als ausgestorben.
- ↑ Sterbebuch der Pfarre Salzburg-St. Andrä, Band XVI, S. 67.