Herren von Walchen
Die Herren von Walchen, auch Walcher genannt, stammen aus Piesendorf, in dessen Gemeindegebiet der ehemalige Herrensitz der Walcher lag. Sie zählen gemeinsam mit den Herren von Felben zu den zwei großen Geschlechtern des Pinzgaus.
Das Geschlecht derer von Walchen
Der Ahnherr Wisint von Pinzgau
Der Edelfreie Wisint von Pinzgau ist der Ahnherr der Herren von Walchen, die sich anfänglich wie die Felber von Pinzgau nannten. Wisint scheint ab 1133 in zahlreichen Urkunden auf. Er tritt mehrfach gemeinsam mit Kraft von Pinzgau auf, dem Stammvater der Freien von Felben, was an eine nahe Verwandtschaft der beiden Familien denken lässt. Die Herren von Walchen sind aber auch eng mit den Pongau-Goldeggern verbunden. In beiden Familien kommt der Name Wisint vor und sie verfügen im Pinzgau auch über gemeinsamen Besitz.
Die nachfolgenden Generationen
Wisints Sohn Hermann nannte sich anfangs ebenfalls von Pinzgau, was er aber bald mit von Walchen ersetzt.
Hermanns Söhne, Konrad und Hermann, der Kleriker wird, treten meist im Gefolge der Grafen von Frontenhausen-Lechsgemünd auf. Konrad stand in enger Beziehung zu anderen edelfreien Familien des Pinzgaus, wie den Herren von Felben und den Herren von Litzldorf-Mittersill.
Konrads Sohn Albero I. von Walchen († nach 1247) wird zeitlebens als Edelfreier bezeugt. Im Jahr 1240 ist Wilhelm von Walchen Herr auf dem Walcherturm. Er hat mit Albero, Otto und Friedrich drei Söhne. Die Brüder Otto und Albero II. von Walchen wurden wahrscheinlich nach 1250 von Erzbischof Philipp dem Erwählten (1247 – 1256) zum Eintritt in die Salzburger Ministerialität gezwungen. Eine Urkunde des Klosters Rott am Inn benennt Otto von Walchen noch um 1275 als Edelfreien.
Philipp von Spanheim wirft den Walchern den unerlaubten Bau eines Turmes auf Kirchengrund und die Aneignung von Vogteirechten vor. Mit ihm kommt es 1254 zu einem Ausgleich. Otto von Walchen erhält von Erzbischof Ulrich I. (1256 – 1265) im Jahr 1262 die Lehen seines verstorbenen Schwiegervaters Engelram von Hohenstein. Auch die Burg Hohenstein bei Maquartstein fällt an die Walcher. Somit verfügten die Walcher über reiche Besitztümer nicht nur im Pinzgau sondern auch in Bayern (um Maquartstein und Grassau) und wurden somit auch bayrische Dienstmannen. Auch von den Herren von Saalfelden (nach Ortolf von Saalfelden) fällt den Walchern reiches Erbgut zu. Dieses beinhaltet Vogteirechte im Gebirge als Lehen des Erzstiftes, bayrische Lehen im Saalachtal, vor allem die Burg Lichtenberg samt den dazu gehörenden Besitzungen.
Besitzteilung
Otto und Albero II. von Walchen teilen 1276 ihren Besitz. Aus diesem Anlass setzten Herzog Heinrich von Niederbayern und Erzbischof Friedrich II. von Walchen ein Schiedsgericht ein. Diese Erbteilung und die damit verbundenen langjährigen Streitigkeiten der Walcher mit den Herren von Goldegg ermöglicht den Historikern einen guten Überblick über den Gesamtbesitz der Walcher.
Der Besitz der Walcher
Neben den Burgen Walchen und Hochbürgl in Piesendorf, der Burg Lichtenberg, der Burg Saaleck und der Burg Kaprun waren dies Vogteirechte in Lofer, Saalfelden, Alm, Piesendorf und Plain. Weiters das Gericht Lofer und Besitzungen zu Saalfelden, Dienten, Unken, Luggau im Gasteinertal, in Alm, Hof im Brixental und im Leukental. Dazu zählten weiters Forste in Lofer und in Unken, sowie Zehente in Leogang. Darüber hinaus verfügten die Walcher über Lehen vom Bistum Regensburg, vom Kloster Rott am Inn und übten Vogteirechte über Besitzungen des Klosters Tegernsee und das Berchtesgadener Gut Niederhaim im Pinzgau, heute Schloss Heuberg in St. Georgen im Pinzgau, aus. Da die Herren von Walchen vermutlich erst nach 1250 in die Salzburger Ministerialität eingetreten sind, haben sie vielleicht deshalb kein Hofamt bekleidet und sich auch in keiner anderen Weise in Diensten des Erzstiftes hervorgetan.
Würdenträger
Friedrich II. von Walchen regierte das Land 1270 bis 1284 als Erzbischof. Er war ein treuer Parteigänger von König Rudolf von Habsburg und ist mit großer Härte gegen die selbstherrlichen Salzburger Ministerialen vorgegangen. Er hat damit eine Politik eingeleitet, die in der Folge zur Entmachtung des Salzburger Adels geführt hat.
Niedergang und Ende der Walcher
Schon bald nach dem Tod des Erzbischofs Friedrich II. von Walchen stirbt 1287 auch dessen Bruder Albero II. und hinterlässt nur unmündige Kinder. Gebhard von Felben wird für sie zum Vormund bestellt und soll für die Walcher auch die Burg Lichtenberg verwalten. Da er aber für Herzog Albrecht I. von Österreich Partei nimmt, geht die eigentlich den Walchern gehörende Burg an den Erzbischof verloren. Die Brüder Ortlieb und Albero III. von Walchen schlossen 1307 einen Dienstvertrag mit Erzbischof Konrad IV. von Fohnsdorf. Mit ihnen ist das letzte edelfreie Geschlecht des Stiftslandes in die erzbischöfliche Ministerialität eingetreten.
Nach einem Verstoß des Ortlieb von Walchen verlor dieser 1333 seinen gesamten Besitz an den Erzbischof Friedrich III. von Leibnitz und erhielt nur die Eigengüter zurück. Albero von Walchen III. besaß zahlreiche Lehen vom Bistum Chiemsee. 1338 stellte er für diese ein Lehensbekenntnis aus.
1410 erlischt das Geschlecht der Walcher mit dem Tod von Jans von Walchen. Ihm war neben dem bescheidenen Stammsitz in Walchen und der damit verbundenen kleinen Herrschaft wenig verblieben.
Die Stammburg der Walcher
Die Ortschaft Walchen gehört zum Gemeindegebiet von Piesendorf im Pinzgau. Der Walcherturm als Stammburg der Walcher befand sich auf dem vorderen Höcker eines sich in den Walcher Graben hinein ziehenden Rückens oberhalb der heutigen Ortschaft Walchen. Er war durch Schutztürme auf dem dahinter liegenden Hügel gedeckt. Die Burgstandort hatte Sichtverbindung zur Burg Kaprun und zum Schloss Fischhorn, was im Falle von Angriffen von Vorteil war, da man Signale geben konnte.
Die Walcherburg war ein dem Felberturm ähnlicher Wehrbau, der aus dem 12. Jahrhundert stammte. Später befand sich daneben ein Turm jüngeren Datums.
Zerstörung im Bauernkrieg
Im Jahr 1526 wurde die Burg im Zuge der Salzburger Bauernkriege angezündet und niedergebrannt. Da das früher dort angesiedelte Pfleggericht in der Folge nach Kaprun kam, wurde die Burg nicht mehr aufgebaut.
Gegenwart
Die Reste der Ruine waren bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts im Gelände zu erkennen. Steine des Bauwerkes wurden für den Bau nahe gelegener Bauernhöfe und der Walcher Kirche verwendet. Heute ist der Standort zur Gänze verbaut.
Das Wappen der Walcher
Das Wappen der Herren von Walchen ist ein rotes Schild, das eine silberne Mauerkrone mit Zacken nach oben und nach unten quert.
Quellen
- Geschichte Salzburgs, Stadt und Land, Mittelalter, Band I/1, S. 395 – 396, Hrsg. Heinz Dopsch und Band I/2, Hrsg. Heinz Dopsch und Hans Spatzenegger, Universitätsverlag Anton Pustet, Salzburg, 1983