Gollhofer Moden
Gollhofer Moden war ein Salzburger Textilgeschäft, das der Familie Gollhofer gehörte.
Geschichte
Die Ursprünge des Unternehmens gehen zurück auf den Kürschnereibetrieb des Ignaz Kalhofer des Älteren, der 1791 erstmals urkundlich erwähnt wurde. Im heutigen Sparkassengebäude Ecke Judengasse/Alter Markt wurde damals mit Pelzen, Uniformartikel und Kappen gehandelt.[1]
Durch die Heirat von Elise Kalhofer mit Hermann Gollhofer am 6. August 1872[2] ging der Name der Kürschnerei auf Gollhofer über, Hermann warb aber weiterhin in Zeitungen mit dem Zusatz "vormals Kalhofer".
Nach dem Tod Hermann Gollhofers 1915 kauften die Geschwister Franz, Viktor und Johanna am 1. Juli 1918[3] das Haus Getreidegasse 10 (Ecke Hagenauerplatz, schräg gegenüber von Mozarts Geburtshaus) und die Brüder eröffneten dort am 1. September 1920[4] ein Modeshaus. 1922 wurde die Firma Gebrüder Gollhofer ins Handelsregister eingetragen.
Im Laufe der Zeit erweitereten die beiden Brüder das Unternehmen auf Herrenmode und Schneidergewerbe. 1945 wurde das Geschäftslokal von der US-Besatzungsmacht beschlagnahmt. Es konnte in der Folge erst langsam wieder aufgebaut werden.
Am 18. November 1950 expandierte die Firma mit einer Filiale am Mirabellplatz 4, Ecke Paris-Lodron-Straße 2.[5] 1955 erfolgte die Teilung der Firma, Franz führte die Kürschnerei, die Damenkonfektion und den Handel mit Fellen und Häuten weiter, Viktor die Herrenkonfektion. Am 25. Mai 1966 eröffnete die Filiale in der Ignaz-Harrer-Straße 11.[6]
Im Mai 1970 treten Viktors Söhne Wolfgang und Gunther als Gesellschafter in die Firma des Vaters ein, die nun im Handelsregister als Viktor Gollhofer Gesellschaft m.b.H. & Co. KG firmiert.[7] Auch in die Firma des Franz Gollhofer steigt mit Walter ein Sohn ein.
Über die Jahre wirbt man zuerst als Gebrüder Gollhofer oder einfach nur als Gollhofer, später als Gollhofer Moden gerne auch mit dem Zusatz "Viktor", wie Inserate im Archiv der Salzburger Nachrichten zeigen.
Im Juli 1978 scheidet Viktor Gollhofer als Gesellschafter aus dem Unternehmen aus.[8] Ende der 1980er Jahre sperrt die Filiale in der Ignaz-Harrer-Straße wieder zu.
Am 31. Jänner 1996 schließt das Stammgeschäft in der Getreidegasse 10 für eine geplante Renovierung, die auf 31 Millionen Schilling beziffert wird. Kurz darauf wird das Objekt an die Familie Zwilling aus Abtenau verkauft.[3]
Das verbliebene Modehaus am Mozartplatz wird 2008 von Christoph und Hildegard Wimmer aus Schleedorf übernommen, die es bis 2019 erfolgreich weiterführen, bevor sie sich ebenfalls wegen eines notwendigen Umbaus für die Schließung entscheiden.
2019: Salzburger Traditionshaus Gollhofer sperrt zu
Elf Jahre nach der Übernahme von Gollhofer Moden in Salzburg zog Christoph Wimmer einen Schlussstrich - schweren Herzens. Als Grund nennt der Unternehmer den Umbau des Hauses, der drei Jahre dauern soll.
Leicht habe er sich die Entscheidung nicht gemacht, sagte Christoph Wimmer. Der 54-jährige Unternehmer und Schneidermeister aus Schleedorf hat vor elf Jahren das Modehaus Gollhofer übernommen und führte es mit vier Mitarbeitern. Mit Gollhofer Moden schließt ein Salzburger Traditionshaus.
"Die Lage ist 1a, und das bleibt sie auch weiterhin." Dennoch: Wimmer sperrt sein Geschäft Ende Oktober 2019 zu. Warum? Er sei keiner, der halbherzig bei der Sache sei. Nicht bei seiner Mode - diese komme nicht aus dem fernen Osten, sondern zum überwiegenden Teil aus Österreich, Deutschland und anderen europäischen Ländern - und auch nicht bei der Führung seines Geschäfts. Es war die bevorstehende dreijährige Umbauphase des Hauses, die beim Unternehmer die Alarmglocken schrillen hat lassen.
Erst im Vorjahr hatte Christoph Wimmer erlebt, was es heißt, eine Baustelle neben dem Geschäft zu haben. "Das hat uns so richtig wachgerüttelt", sagt seine Frau Hildegard Wimmer. Mehrere Monate wurde der Busterminal in unmittelbarer Nachbarschaft umgebaut. "In dieser Zeit ist unser Umsatz um 30 bis 40 Prozent eingebrochen", erklärt Christoph Wimmer. Das könne man eine Zeit lang aushalten, aber nicht über mehrere Jahre.
Seit einem halben Jahr wusste der Unternehmer vom Ausmaß des Umbaus. "Das Haus wird eingerüstet, in den oberen Stockwerken sollen neue Wohnungen entstehen. Es wird laut, staubig und drei Jahre sind eine sehr lange Zeit." Seine Frau und er hätten schlaflose Nächte verbracht, das Für und Wider abgewogen. Der Entschluss, das Geschäft zuzusperren, sei letztlich eine Vernunftentscheidung gewesen. Lieber setze er einen sauberen Schlussstrich, bei dem Kunden, Lieferanten und Mitarbeiter schadlos ausstiegen, als dass er zuwarte und in eine unsichere Zukunft steuere.
Neben dem Umbau gibt es noch weitere Punkte, die zur Entscheidung beigetragen haben: Die ständige Diskussion um das enorme Verkehrsaufkommen trage dazu bei, dass immer weniger Einheimische aus dem Umland zum Einkaufen in die Stadt fahren würden. "Sie haben schon fast ein schlechtes Gewissen, wenn sie auch Teil der Verkehrslawine sind." Und: Mit der Umstellung auf das Slot-System bei Touristenbussen hätten die Besucher kaum noch Zeit zum Geschäfteschauen und Einkaufen.
Wie es für ihn beruflich weitergeht, wusste Wimmer Anfang September 2019 noch nicht. "Vielleicht orientiere ich mich neu und mache etwas ganz anderes - aber damit beschäftige ich mich, wenn ich hier abgeschlossen habe."
Quellen
- Salzburgwiki-Artikel Gollhofer
- Salzburger Nachrichten vom 9. September 2019: Salzburger Traditionshaus Gollhofer sperrt zu, 9. September 2019, ein Beitrag von Stefanie Schenker
Einzelnachweise
- ↑ Salzburger Nachrichten, 22. Juni 1979
- ↑ ANNO, Salzburger Chronik für Stadt und Land, 26. September 1872
- ↑ 3,0 3,1 Salzburger Nachrichten, 25. Juli 1997
- ↑ ANNO, Salzburger Chronik für Stadt und Land, 29. August 1920
- ↑ Salzburger Nachrichten, 18. November 1950
- ↑ Salzburger Nachrichten, 24. Mai 1966
- ↑ Salzburger Nachrichten, 25. Mai 1970
- ↑ Salzburger Nachrichten, 14. Juli 1978