Barbara Passrugger
Barbara Passrugger (* 2. Mai 1910 in Filzmoos; † 8. August 2001 ebenda), geborene Hofer, war eine Bergbäuerin, welche im Alter Schriftstellerin wurde und sich auf diesem Weg zu einer Persönlichkeit von Filzmoos entwickelte.
Leben
Kindheit
>Barbara erblickte am 2. Mai 1910 als achtes Kind von Johann und Anna Hofer auf dem Rettenegg-Gut in Filzmoos das Licht der Welt. "Anna Hofer verstarb bereits am 11. Mai 1910 an Kindbettfieber"[1] [2], im Alter von noch nicht ganz 29 Jahren[3]. Barbara wuchs daher bei einer Ziehmutter, der verwitweten Bäuerin Maria Salchegger, im Kreise von sieben, großteils älteren, Ziehgeschwistern auf dem Oberhof auf. Ihr Vater bewirtschaftete das Rettenegg-Gut zusammen mit seiner Schwiegermutter, heiratete jedoch nicht wieder. Er zahlte auch keine Unterstützung für seine Tochter.
Barbara musste schon in der Kindheit und der Jugend auf dem Oberhof im Stall und auf den Feldern mithelfen. Als Kind durfte sie bei ihrer Ziehmutter im Schlafzimmer schlafen, später in der so genannten Mädgekammer. Barbara verließ den Oberhof als Kind nur selten, außer um zur Schule zu gehen - (von 1916 bis 1924[4]) - "Ein jedes Kind, das zur damaligen Zeit während des Schuljahres das vierzehnte Lebensjahr beendete, mußte am Geburtstag aus der Schule austreten. So wußte auch ich, daß ich nach dem 1. Mai nicht mehr zur Schule gehen durfte. Ich ging aber [...] mit dem Gedanken um, ob ich etwa nicht doch bis zu den Sommerferien weiter in die Schule gehen dürfe. Ich fragte und bat meine Mutter und sie erlaubte es mir. [...] Aber da mußte doch vor allem der Herr Oberlehrer gefragt werden, und der erlaubt es nicht. Er sagt, daß wieder so viele Schulanfänger seien und daß ich immer sehr gut und viel gelernt habe. Es reiche schon für meinen weiteren Lebensweg.[5] - oder zum sonn- und feiertäglichen Kirchgang."[6]
Nach der Hofübergabe an den ältesten Sohn der Ziehmutter, musste Barbara den Oberhof verlassen und siedelte mit ihrer Ziehmutter und den Ziehgeschwistern Georg, Anna und Anton in das Bögrein um. "Barbaras Ziehmutter verschied in der Nacht vom 6. auf den 7. Jänner 1931 an Brustkrebs"[7].
Jugend und Übernahme des Haidegg-Gutes
In ihrer Jugend arbeitete Barbara zunächst noch auf dem Gut ihrer Ziehmutter, später als Sennerin in Radstadt. Anschließend folgte ein Besuch der Haushaltungsschule. Die dort erworbenen Fähigkeiten kamen Barbara zu Gute, als sie nach dem Zweiten Weltkrieg und dem Tod ihres Vaters 1941 das Haidegg-Gut auf Wunsch ihrer Brüder von denen zwei im Krieg bzw. kurz nach Kriegsende verstarben (Florian verschied 1943, Stefan 1947), in einem wirtschaftlich verwahrlosten Zustand übernahm und mühsam aufbauen musste.
Während des Ersten Weltkriegs war Barbara noch zu jung, um alles bewusst mitzuerleben. Aber der Zweite Weltkrieg betraf nun auch sie. "Ihr Verlobter Rupert fiel Anfang September 1941, kurz nachdem sich die beiden im Sommer noch in Filzmoos persönlich getroffen hatten. Barbaras Vater verschied wenige Tage später"[8] [9].
1944 wurde Barbaras außerehelicher Sohn Franz geboren. Sein Vater, ebenfalls ein Rupert mit Namen (nicht zu verwechseln mit Barbaras Verlobten) war bereits verheiratet. Und hatte zudem noch zwei weitere Kinder mit anderen Frauen. Barbara meinte daraufhin: "Brauchst dich nicht kümmern ums Kind, brauchst nichts zahlen. Aber das Kind gehört nur mir alleine"[10].
Eine Zeit lang lebte Barbara mit ihrem Sohn bei einer ihrer Schwestern in Filzmoos, später kehrte sie wieder nach Radstadt zurück.
Ehe
Am 21. Oktober 1946 heiratete Barbara auf Empfehlung einer Freundin - "Du, ich weiß dir einen ganz tüchtigen Bauern. Der trinkt nicht, der raucht nicht und von der Bauernarbeit versteht er etwas"[11] - Johann Passrugger. Er war ein "Zuagroasta" aus Großarl und zeit seines Lebens nicht in Filzmoos integriert. Nur selten kam er unter die Leute und verbot auch den Kinder mit den Nachbarskinder Kontakte zu knüpfen. Der unglücklich verlaufenden Ehe entsprangen fünf Kinder (zwei Söhne und drei Töchter). Barbara brachte einen Sohn aus einer vorigen Beziehung mit in die Ehe.
Abschied vom Haidegg-Gut und Arbeit als Schriftstellerin
1983 verließ Johann Passrugger das Haidegg-Gut. Sein ältester Sohn Johann übernahm es 1987. Barbara führte ihm den Haushalt. Anfangs lebten die beiden friedlich unter einem Dach. Doch 1993 kam es zu Problemen. Barbara erfuhr, dass sie angeblich ihre Stromrechnung nicht bezahlt hatte. Sie weigerte sich den offenen Betrag zu begleichen. Kurzerhand drehte ihr ältester Sohn den Strom ab.
"Der Anwalt war krank und hat sich erst Wochen später Zeit genommen um meinen Sohn und mich persönlich zu beraten. Er hat uns mitgeteilt das Hans im Unrecht wäre. Laut Übergabevertrag beinhalte das Wohnrecht auch den Stromverbrauch und das Recht in der Küche zu kochen"[12].
Barbara zog daraufhin in eine Wohnung im Dorf und betrat das Haidegg-Gut nie wieder. Sie widmete sich dem Schreiben ihrer Bücher, dem Beantworten der Fan-Post, dem Halten von Lesungen in aller Welt sowie dem Lesen von Büchern und Zeitschriften. Aufgrund von gesundheitlichen Problemen musste Barbara ihre Hobbys Skilaufen und Bergsteigen im Alter weitestgehend einschränken.
"Johann Passrugger verstarb am 3. Jänner 1996 im 87. Lebensjahr. Und vermachte seinen Körper der Anatomie in Innsbruck"[13].
Barbara nahm 1996 ihren Mädchennamen "Hofer" wieder an: "Ich überlegte, warum mir der Name Passrugger verleidet war. Einerseits war meine Ehe nicht besonders glücklich, andererseits haben meine Söhne keine Kinder, die diesen Namen weiter tragen würden. Dann wird er oft falsch geschrieben, das ärgert mich und in Filzmoos gibt es außer meinem Sohn auf dem Haidegg keine Passrugger mehr"[14].
Barbara Passrugger verstarb am 8. August 2001 in Filzmoos an einem Schlaganfall[15] und fand ihre letzte Ruhestätte ebendort.[16]
Literatur
- Fath, Traude und Wolfgang (Hrsg), Kindheit in alter Zeit, Wien u.a., 2006
- Passrugger, Barbara, Hartes Brot - aus dem Leben einer Bergbäuerin, Wien, 1989
- Passrugger, Barbara, Steiler Hang, Wien, 1993
- Passrugger, Barbara, Die Berge - Meine Lebenswelt, Wien, 1994
- Passrugger, Barbara, Mein neues Leben, Wien, 1998
Dokumentarfilm
Über ihr Leben drehte der deutsche Dokumentarfilmer Christoph Felder 1998 den Film Die Gipfelstürmerin - Barbara Passrugger-Hofer[17].
Weblinks
- Weblink zu Barbara Passruggers Todesdatum
- Weitere Informationen über Barbara Passrugger, ein Video von Christoph Felder, aus dem Jahr 1998
Quellen
- Siehe Literatur
Einzelnachweise
- ↑ Passrugger,Barbara, Hartes Brot, Wien, 1989, Seite 8f
- ↑ Fath, Traude; Fath, Wolfgang (Hrsg): Kindheit in alter Zeit, Wien u. a., 2006, Seite 159
- ↑ Taufbuch der Pfarre Filzmoos, Band VI, S. 160.
- ↑ Passrugger, Barbara: Mein neues Leben, Wien, 1998, Seite 42
- ↑ Fath, Traude; Fath, Wolfgang (Hrsg): Kindheit in alter Zeit, Wien u.a., 2006, Seite 166
- ↑ Passrugger, Barbara: Hartes Brot, Wien, 1989]]
- ↑ Passrugger, Barbara: Hartes Brot, Wien, 1989, Seite 106ff
- ↑ Passrugger, Barbara: Hartes Brot, Wien, 1989, Seite 147
- ↑ Passrugger, Barbara: Mein neues Leben, Wien, 1998, Seite 90
- ↑ Passrugger,Barbara: Hartes Brot, Wien, 1998, Seite 151f
- ↑ Passrugger, Barbara: Hartes Brot, Wien, 1989, Seite 164
- ↑ Passrugger, Barbara: Mein neues Leben, Wien, 1998, Seite 116ff
- ↑ Passrugger, Barbara: Mein neues Leben, Wien, 1998, Seite 146f
- ↑ Passrugger, Barbara: Mein neues Leben, Wien, 1998, Seite 188
- ↑ biblio.at am 9. August 2001
- ↑ Wiener Zeitung online vom 13. August 2001, update am 14. April 2005: Writer Barbara Passrugger has died
- ↑ https://www.crew-united.com