Mathias Gschnitzer
Mathias Gschnitzer (* 10. Juli 1808 in Salzburg; † 29. Oktober 1884 ebenda) war Bürgermeister der Stadt Salzburg, Abgeordneter zum Salzburger Landtag und zum österreichischen Reichstag, sowie langjähriger Präsident der Salzburger Handels- und Gewerbekammer.
Der Kaufmann und Inhaber einer Faktorei und einer Wollfabrik zeigte sich zudem als wohlhabender und im Salzburger Vereinsleben aktiver Vertreter des aufstrebenden Bürgertums an der Gründung der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde und der Internationalen Stiftung Mozarteum beteiligt.
Wirken als Bürgermeister
Mathias Gschnitzer war von 1841 bis 1850 Mitglied des Gemeindeausschusses und wurde 1847 als Nachfolger Alois Lergetporers zum Bürgermeister der Stadt Salzburg gewählt. 1848 und 1849 weilte er als Reichstagsabgeordneter in Wien und Kremsier (heute Kroměříž in Tschechien).
Während seiner Amtszeit, richtete der Gemeinderat im November 1848 ein Schreiben an die Nationalversammlung in Frankfurt am Main, in der das Festhalten am Deutschen Gesamtstaat gefordert wurde und noch vor dem Ausgleich mit Ungarn 1849 eine Petition an die Abgeordnetenkammer in München, in der sich der Salzburger Gemeinderat einstimmig für den Verbleib Österreichs im Deutschen Reichsverband aussprach.
Den wichtigsten Markstein in der Amtsperiode Gschnitzers bildete die am 1. Jänner 1850 erfolgte Loslösung des bisheriges Salzachkreises vom Kronland Österreich ob der Enns (Oberösterreich) und die damit verbundene Entstehung des Kronlandes Salzburg und der Aufwertung der Stadt Salzburg zur Landeshauptstadt.
Gschnitzer setzte sich sowohl für die Umbenennung des Michaelsplatzes in Mozartplatz (am 27. September 1849 erfolgt) und in weiser Voraussicht für die Regulierung der Salzach ein. Eine diesbezügliche Petition des Gemeinderates an das Handelsministerium vom 26. August 1850 wurde in Wien jedoch noch abschlägig beschieden.
Bei der im Sitzungsaal des Rathauses abgehaltenen Neuwahl am 14. Oktober 1850 unterlag er mit 8 zu 19 Stimmen seinem Nachfolger Franz Xaver Späth. Nach dem überraschenden Tod seines Nachfolgers Späth führte er in seiner Funktion als Bürgermeister-Stellvertreter von 1853 bis zur Neuwahl Alois Spänglers im Jahr 1854 interimistisch noch einmal die Amtsgeschäfte.
Von 1851 bis 1860 war er Mitglied der Gemeinderatsvertretung und als Abgeordneter der Handelskammer von 1861 bis 1870 Mitglied des Salzburger Landtages, sowie im selben Zeitraum erneut Reichstagsabgeordneter in Wien. Insgesamt zeigte er sich 17 Jahre als Präsident, zwei Jahre als Vizepräsident und neun Jahre als Kammerrat für die Salzburger Handels- und Gewerbekammer tätig.
Geschäftstätigkeit
1854 gründete Gschnitzer gemeinsam mit Franz Gessele in Lehen die erste k.k. priv. Kunstwollfabrik Österreichs und damit die erst zweite industrielle Unternehmungen (in modernerem Sinn) in Salzburgs Wirtschaftsgeschichte (Das erste Unternehmen dieser Art bestand mit Franz Zellers Produktionsfirma für Feigenkaffee und Schokolade seit 1849 in Parsch). 1863 ließ er von Baumeister Otto Laschenzky eine neue Produktionsstätte in der Sinnhubstraße 10 und am Rande der Fabriksanlage von Architekt Josef Wessicken die dazugehörige Villa erbauen. Daneben war er maßgeblich an der Gründung der ehemaligen "Salzburger Gewerbevereinsschule" und der Salzburger Sparkasse beteiligt.
Als Fachmann in Transportfragen gehörte er als Delegierter einer Enquente in Eisenbahnangelegenheiten an. 1873 fungierte er als Vizepräsident der Landeskommission für die Wiener Weltausstellung und 1878 war er Präsident der Lokalkommission für die Weltausstellung in Paris.
Engagement im Salzburger Vereinsleben
Als Mann des öffentlichen Lebens zeigte er sich in zahlreichen Vereinen und Institutionen tätig. So war er Mitglied des "Liberalen Vereins" und Verwaltungsrat des Salzburger Museums.
Am 27. Juni 1848 ernannte ihn die erst wenige Jahre zuvor von Alois Taux gegründete Salzburger Liedertafel gemeinsam mit Franz Xaver Späth für die Mitwirkung und Unterstützung bei der Abhaltung des „Ersten großen Fahnen- und Gesangsfestes in Salzburg“ (das von den Behörden als Ausdruck möglicher revolutionärer Gesinnung gewertet wurde) zu den ersten Ehrenmitgliedern des Vereins.
Seit 1860 war er Mitglied und für einige Zeit auch Vorstands-Stellvertreter der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, an deren Gründung er auch mitgewirkt haben soll. Am 18. Juni 1869 gehörte er zu jenen 15 honorigen Salzburger Bürgern, die im Gasthof „Zur Krone“ die Gründung der "Internationalen Mozartstiftung" und damit das Loslösen des Mozarteums vom 1841 gegründeten Dom-Musik-Verein beschloss. Ein Vorhaben, das durch heftigen Widerstand von Seiten Franz Franz von Hilleprandts und Erbischof Maximilian von Tarnóczy erst 1880 umgesetzt werden konnte.
Grabstelle
Nach seinem Ableben fand Mathias Gschnitzer seine letzte Ruhestätte am Petersfriedhof in Salzburg.
Quellenangaben
- Ludwig Netsch: Die Salzburger Bürgermeister ab 1847. Magistrat Salzburg. Dokumentation über das Geschehen in der Stadt. Salzburg 1980
- Geza Rech: Carl Spängler, 1825-1902. Vom Revolutionär zum Großbankier. In: In Salzburg geboren. August Stockklausner (Hg.). SN-Verlag. Salzburg 1972. ISBN 3-85304-032-2 (Mit Angaben zu Gschnitzer)
- Isolde Schlager-Dattenböck: Die „Lebenserinnerungen“ des Franz Xaver Späth. In Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde. Band 144. S. 145-218. Eigenverlag der Gesellschaft. Salzburg 2004 (mit Angaben zu Gschnitzer)
- Prof. Dr. Christian Dirninger: Salzburg als Wirtschaftsstandort in historischer Perspektive. Wirtschaftsgeschichte. (zur Gründung der Kunstwollfabrik)
Literatur
- Ludwig Netsch: Die Salzburger Bürgermeister ab 1847. Magistrat Salzburg. Dokumentation über das Geschehen in der Stadt. Salzburg 1980