Constantin Schneider
Constantin Schneider (* 22. September 1889; in Braunau am Inn [OÖ], † 25. Dezember 1945 in Mödling [NÖ]) war ein österreichischer Offizier, Bibliothekar und (vor allem) Musikwissenschafter.
Leben und Wirken
Nach Besuch der Staatsoberrealschule in Salzburg widmete sich der Sohn eines Offiziers der Offizierslaufbahn. Er nahm am Ersten Weltkrieg teil. Zu Kriegsende geriet er in italienische Kriegsgefangenschaft. Nach seiner Rückkehr heiratete er 1919, die Ehe war aber nicht von Dauer. 1920 schied er als Major aus dem aktiven Dienst.
Von 1921 bis 1925 war Schneider im Österreichischen Postsparkassenamt in Wien tätig, daneben studierte er von 1920 bis 1923 an der Universität Wien Musikwissenschaft (1923 Dr. phil). Ab 1925 war er Bibliothekar in der Österreichischen Nationalbibliothek.
Zu den Schwerpunkten seines musikwissenschaftlichen Interesses gehörten die Themenbereiche Musikbibliographie und Salzburger Musikgeschichte. Letztere erfuhr durch ihn ihre erste umfassende Darstellung.
Er organisierte in Salzburg zwei Musikausstellungen:
- 1925 die Salzburger Musikausstellung,
- 1928 die Musikausstellung im Salzburger Dom (in den Domoratorien anlässlich des 300-jährigen Jubiläums der Fertigstellung des Salzburger Domes).
Unter den zahlreichen Werkfunden, die Schneider in Salzburg gelangen, befinden sich die sogenannte „Arminius-Oper“ Heinrich Ignaz Franz Bibers und eine Jugendmesse Carl Maria von Webers.
Er hielt auch Vorträge im Rundfunk und schrieb zwischen 1934 und 1944 mehrere 100 Analysen in den Programmheften der Wiener Philharmonischen Konzerte.
Politisch unterstützte er in der Zeit des Ständestaates die offizielle Kulturpolitik, wenn auch mit deutlich deutschnationalem Akzent. Seit 1933 war er auch NSDAP-Mitglied. So konnte er nach dem Anschluss 1938 ohne Weiteres eine Stellung als Lehrer für Musikgeschichte an der Wiener Musikakademie antreten. Ab 1939 leistete er Militärdienst in der Wiener Stadtkommandatur.
1930 hatte Schneider die deutsche Sängerin Anne Marie Longard geheiratet. Die Musikwissenschafterin Sibylle Dahms (* 1937 Weimar, Thüringen) ist beider Tochter.
Werke (Auswahl)
- Die Oratorien und Schuldramen von Anton Cajetan Adlgasser , 1923 (Diss.), auszugsweise in: Studien zur Musikwissenschaft 18, 1931;
- Grundzüge einer Geschichte der Musik in Salzburg, in: Salzburger Museumsblätter 4, 1925;
- Die Arminius-Oper von Heinrich Ignaz Franz Biber, in: Salzburger Museumsblätter 5, 1926;
- Heinrich Ignaz Franz v. Biber als Opernkomponist, in: Archiv für Musikwissenschaft 8, 1926;
- Karl Maria von Webers große Jugendmesse in Es-Dur, in: Musica Divina 14, 1926;
- Zur Organisation der musikalischen Quellen- und Denkmälerkunde, in: Zeitschrift für Musikwissenschaft 9, 1926/27;
- Die Musikstücke des Orgelwerkes im mechanischen Theater zu Hellbrunn, in: Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde 67, 1927, S. 169-179;
- Führer durch die Musikausstellung im Salzburger Dom, 1928;
- Geschichte der Musik in Salzburg von der ältesten Zeit bis zur Gegenwart, 1935;
- Salzburger Kirchenkomponisten, gemeinsam mit Karl August Rosenthal (= Denkmäler der Tonkunst in Österreich 80), 1936, 2. Aufl. 1960.
Quellen
- Kurzbiographie, in Constantin Schneider/Oskar Dohle: Die Kriegserinnerungen 1914-1919. Verlag Böhlau 2003. ISBN 978-3-205-77060-2. S. 11 ff.
- Th. Hochradner/H. Reitterer: Eintrag „Schneider, Constantin“, in: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL), Bd. 10 (Lfg. 49, 1993), S. 373.