Pasterze



Die Pasterze ist ein Gletscher im Nationalpark Hohe Tauern des Großglockners mit einer Länge von 7,8 km und erstreckt sich über eine Fläche von 15,4 km² (2021[1]) ist er der größte Gletscher Österreichs sowie der größte und ebenmäßigste Gletscher der Ostalpen.
Name
Im Zusammenhang mit einer früheren Goldgewinnung auf der Pasterze leitete man den Namen vom slowenischen paster, pastir ab, also vom Hirten. Hintergrund dieser Namensgebung war die damalige Überlieferung, dass einst das Gebiet, auf dem die Pasterze sich heute ausbreitet, eine Weide gewesen sei. Allerdings können Wissenschafter (Stand 2008) nicht mit Sicherheit bestätigen, dass dieses Gebiet jemals tatsächlich ein Weideland gewesen war. O. Univ-.Prof. Dr. Gernot Patzelt[2] meinte aufgrund langjähriger Forschungsarbeit auf der Pasterze, dass die Pasterze zwischen dem vierten nachchristlichen Jahrhundert und der Gegenwart nie kleiner war als um 2006.[3]
Ruth Drescher-Schneider kommt in ihrem Artikel "Gletscherstände und bronzezeitliche Almnutzung in den Hohen Tauern und am Dachstein (Österreich). Ergebnisse palynologischer Untersuchungen" publiziert 2010, - die Bronzezeit betreffend - zu einem etwas anderen Ergebnis:
Zitat: "Palnyologische Untersuchungen (gemeinsam mit 14C-Datierungen) an einem vor dem abschmelzenden Pasterze Gletscher ausgeapertem Torfstück zeigen, dass die Pasterze während der Bronzezeit eine geringere Ausdehnung hatte als heute und dass das heute noch unter Eis liegende Becken damals zeitweise als Weidegebiet genutzt wurde."
Geografie
Die Pasterze befindet sich im Nationalpark Hohe Tauern im Gebiet der Glocknergruppe nordöstlich des Großglockners. Ihren Beginn hatte sie südöstlich unterhalb des firnbedeckten Johannisberges (3 460 m ü. A.) im Pasterzenboden, der in den Hufeisenbruch übergeht. Heute ist der Hufeisenbruch teilweise ausgeapert. Unterhalb dieses Bruches fließt die Pasterzenzunge, Pasterze genannt (rund fünf Kilometer lang, Stand 2019[4]). Der gesamte Bereich erstreckt sich vom Johannisberg in südöstliche Richtung.
Seit dem neuzeitlichen Maximalstand von 1856 wird eine starke Abnahme der Länge und Mächtigkeit beobachtet. 1852 hatte die Pasterze eine Masse von 3,5 Milliarden Kubikmeter, 2008 nur mehr 1,68 Milliarden, also kam es fast zu einer Halbierung. Jährlich geht sie um 20 Meter zurück. Reichte das Eis im Jahr 1846 noch bis knapp unterhalb der in jenem Jahr errichteten Hofmannshütte auf 2 444 m ü. A., so reicht sie heute (um 2017) im Bereich der nun nicht mehr bestehenden Hofmannshütte bis knapp unter 2 200 m ü. A.; konnte Kaiser Franz Joseph I. bei seinem Besuch 1856 noch den südlichen Gletscherrand im Bereich des Elisabethfelsens sehen (wo die Eismassen zwischen dem Elisabethfelsen und der historischen Kaiser-Franz-Josefs-Höhe endeten), so endet die Gletscherzunge heute (2017) fast zwei Kilometer nordwestlich weiter oben. Die eigens für die Begehung des Gletschers 1963 in Betrieb genommene Gletscherbahn Pasterze endet heute (2017) mehr als 100 Meter über der Gletscherzunge, die in diesem Bereich nur mehr aus Resten besteht. Zwischen dem Elisabethfelsen und der Gletscherbahn hat sich im Laufe der Jahre der Sandersee gebildet.
2017 hatte der Gletscher noch einen Gesamtlänge von etwa 6,5 km, gemessen vom Gipfelbereich des Johannisbergs bis auf Höhe der Gletscherbahn Pasterze bei der Kaiser-Franz-Josefs-Höhe.
Die Großglockner Hochalpenstraße führt bis zur Kaiser-Franz-Josefs-Höhe an die Pasterze heran.
Daten
- 1852: 11 km Länge, ca. 26,5 km² Fläche und eine Mächtigkeit zwischen 300 und 400 m[5]
- 2002: 8,4 km Länge, 18,5 km² Fläche, 1,8 km³ Eisvolumen
- 2010: Gletscherzungenrückgang um 24,7 Meter gegenüber 2008[6]
- 2011: Gletscherzungenrückgang um 40,3 Meter gegenüber 2010[7], die Eisoberfläche sank um 4,4 Meter ein (1,4 Meter mehr als 2010), und auch die Fließgeschwindigkeit des Eises hat sich um etwa 0,8 Meter/Jahr verlangsamt. Erstmals war auch die Gletschermitte von Zerfallserscheinungen betroffen[8].
- 2017: In diesem Jahr hatte die Pasterze zwei Meter an Eisdicke verloren; in den vergangenen fünf Jahren waren es sogar 25 Meter; die Pasterzenzunge dürfte damit in den kommenden 40 Jahren völlig verschwinden; 2017 betrug die maximale Eisdicke rund 230 m; an der Messstation auf der Pasterze war im Winter 2016/17 nur knapp ein Meter Schnee gefallen, der schon am 27. Mai 2017 völlig weggeschmolzen war;[9]
- 2017/18: In dieser Zeit betrug der Gletscherrückgang 32 Meter.[10]
- 2022: Die Pasterze wies eine bis zu vier Mal so hohe Schmelzrate wie im langjährigen Durchschnitt auf. Auf der Pasterze nahm die Eisdicke heuer selbst im oberen Bereich (oberhalb von ca. 3 000 Meter Seehöhe), über alle Messpegel gemittelt, um 3,7 Meter ab. Zum Vergleich: Im Durchschnitt der vergangenen Jahre lag hier die Schmelzrate bei 1,6 Meter Eisdicke pro Jahr.[11]
Geschichte
Der Villacher Bauunternehmer Albert Wirth kaufte im Sommer 1918 40 Quadratkilometer Gletscher und Ödland um die Pasterze herum und schenkte dieses Gebiet dem Alpenverein mit der Auflage, dieses Gebiet für ewige Zeiten als Naturschutzgebiet der spekulativen alpinen Fremdenindustrie zu entziehen. Er bezahlte dafür € 4.000.-- (Geldwert 2008).
Wirths Legat an den Alpenverein zog die Grenze des Pasterzen-Naturschutzgebiets auf der Kaiser-Franz-Josef-Höhe. Der einzige Zugang zu diesem Gebiet von der Großglockner Hochalpenstraßen stellt der Gamsgrubenweg dar, wo sich auch die Hofmannshütte des Alpenvereins bis Ende September 2016 befand.
Im 19. Jahrhundert reichte die Pasterze noch bis westlich unter des Glocknerhauses, zu der später die Alte Glocknerhausstraße als Maustraße hinauf führte. Erst im Zuge der Errichtung der Großglockner Hochalpenstraße konnte man dem Rückzug des Gletschers mit der "Verlängerung" dieser alten Glocknerhausstraße bis zur Kaiser-Franz-Josefs-Höhe Rechnung tragen.
Funde
- Abgängiger fünf Jahre später gefunden
Anfang September 1958 gab das Pasterzen-Eis einen vor fünf Jahren als abgängig gemeldeten Schweden frei. Im Gletschereis des Wasserwinklkees fanden Gendarmen aus Heiligenblut einen Toten, dessen Kopf und Schulter sowie der linke Unterarm aus dem Eis ragten. Es dürfte sich um den seit Juli 1953 vermissten schwedischen Studenten Martin H. handeln, dessen verlassenes Motorrad am Parkplatz Freiwandeck vor fünf Jahren eine Suchaktion ausgelöst hatte. Der Student dürfte in eine Gletschspalte gestürzt sein.[12]
Im Sommer 2015 gab die Pasterze nach tausenden von Jahren einen meterlangen Baumstamm frei.
Siehe auch
Bildergalerie

Karte des Pasterzengletscherss nach Beobachtungen im Jahre 1846 und 1848 von Hermann v. Adolph Schlagintweit. Diese Karte war im Rahmen der Kunstausstellung "Alpenliebe" auf der Kaiser-Franz-Josefs-Höhe im Sommer 2014 zu sehen.
in Verlängerung der sichtbaren Straße führt der Gamsgrubenweg; man sieht deutlich die Linie des Höchststandes der Pasterze: unten kahl, oben mit Vegetation
unterhalb des Gletschers Pasterze am Großglockner
die Pasterze, Aufnahme Sommer 2007
Blick an die Hänge nordöstlich der Pasterze, beziehungsweise jenem Trogtal, wo sie sich einst erstreckte. Rechts, auf halber Höhe im Grün, erkennt man einen Weg. Das ist der Naturlehrweg Gamsgrube. Der von ihm schräg nach unten abweichende Weg führte zu der im September 2016 abgerissenen Hofmannshütte. Das trogförmige Tal, das sich in der rechten Bildhäfte zum Fuscher-Kar-Kopf hinaufzieht, ist das Sonderschutzgebiet Gamsgrube. Zur Beschreibung der Punkte Bild anklicken.
Blick über die Pasterze, beziehungsweise jenem Trogtal, in dem sie sich einst erstreckte. Links der Großglockner, Bildmitte hinten der Johannisberg, darunter der Obere Pasterzenboden, wo die Pasterze über den links und rechts talwärts fließenden Hufeisenbruch mit frischem Eis versorgt wird. Reißt dieser Hufeisenbruch ab, schmilzt die Pasterze noch schneller. Zur Beschreibung der Punkte Bild anklicken.
Historische Aufnahmen
Die Pasterze um 1890
Die Pasterze 1912
Aus den ersten Jahren nach der Eröffnung der Großglockner Hochalpenstraße (wahrscheinlich 1935 oder 1936). Das Foto zeigt ganz deutlich wie gewaltig damals noch die Pasterze war.
Die Pasterze 1935, rechts kann man die Kaiser-Franz-Josefs-Höhe erkennen.
Pasterze und Gamsgrubenweg 1938.
Aufnahme in den 1950er-Jahren.
weitere Bilder
Pasterze – Sammlung von weiteren Bildern, Videos und Audiodateien im Salzburgwiki
Literatur
Weblinks
- Lage auf AMap
- Gletschermessungen der Uni Graz
- ein Bild, das die Pasterze 1938 zeigt
- Gletscherschwund einst und heute - die Pasterze
Quellen
- aeiou Österreich
- Großglockner Magazin Nr. 2/08 Geschenk eines Industriellen, Großglockner Hochalpenstraßen AG
- Salzburger Nachrichten, 7. März 2009
- sn online, abgefragt am 31. Oktober 2017
- → und dortige Quelle www.zamg.ac.at
- Archäologie in den Alpen, Alltag und Kult, Medieninhaber und Verleger ANISA, Verein für alpine Forschung / Nearchos Band 19, HG Franz Mandl/Harald Stadler, ISBN 978-3-901071-21-8
- eographie.uni-graz.at Übersicht
- AGIS für Kärnten
- Austrian Map, Teil der Österreichischen Karte des Bundesamts für Eich- und Vermessungswesen (BEV), im Internet unter maps.bev.gv.at abrufbar. Hinweis: Da das BEV mit Anfang November 2022 sein Internet-Link-System umgestellt hat, sind noch nicht alle Salzburgwiki-Weblinks auf AMap korrigiert (Stand 8. Mai 2023).
Einzelnachweise
- ↑ facebook, Facebook Nationalpark Hohe Tauern, abgefragt am 30. August 2021
- ↑ seit 1999 Vorstand des Institutes für Hochgebirgsforschung und Alpenländische Land- und Forstwirtschaft, Quelle seine Homepage www.oeaw.ac.at
- ↑ Quelle Buch Das Buch vom Tauerngold, Seite 358, mit dortiger Quellenangabe Einzelnachweis 869
- ↑ Messung auf digitalem Atlas von Kärnten
- ↑ Quelle www.staff.uni-mainz.de abgefragt 13. April 2012
- ↑ Quelle www.alpenverein.at Gletscherbericht 2009/10
- ↑ Salzburger Woche, Ausgabe Pinzgauer Nachrichten, 12. April 2012
- ↑ Quelle www.gipfeltreffen.at abgefragt am 13. April 2012
- ↑ Quelle sn online, abgefragt am 31. Oktober 2017
- ↑ Quelle www.sn.at, Österreichs Gletscher sind weiter auf dem Rückzug, 13. April 2019;
- ↑ www.sn.at, 29. September 2022
- ↑ www.sn.at, Archiv der Salzburger Nachrichten, Ausgabe vom 6. September 1958, Seite 7
- ↑ Zeitraffer-Animation des Hufeisenbruches der Pasterze aus Bildern der automatischen Kamera am Kleinen Burgstall: In der Animation wird das Fließen des Gletschers sichtbar, besonders dort, wo der Gletscher relativ schnell fließt, nämlich an den Steilabbrüchen des Hufeisenbruches. Die Animation besteht aus einem Foto pro Tag von Oktober 2015 bis August 2017. Tage ohne Sicht sind ausgenommen. Der Gletscherbruch mit zwei kleinen Eisströmen links im Bild und einem größeren rechts verbindet das weite Akkumulationsgebiet der Pasterze mit der markanten Gletscherzunge. Der Eisnachschub von oben wird jedes Jahr geringer. Weite Teile des Gletscherbruches sind bereits ausgeapert. Unterhalb des Gletscherbruches werden derzeit Fließgeschwindigkeiten von bis zu 50 Meter pro Jahr gemessen. Im Gletscherbruch ist das Fließen deutlich schneller. Quelle ZAMG.