Kurt Neumayr

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Kurt Neumayr (* 10. Juli 1966 in Saalfelden am Steinernen Meer) ist Langbogenschütze und gewann bei der Bogensport-Europameisterschaft 2010 in Stuhlfelden in der herausragend besetzten Allgemeinen Klasse Herren Langbogen den Europameistertitel.

Vorgestellt

Vorgestellt ist eine Beitragsreihe in den Salzburger Nachrichten. Das Salzburgwiki hat hier den Originaltext übernommen. Dieser kann wiederholende Teile zu obigem Lebenslauf enthalten, sollte aber im Sinne eines Zeitdokuments nicht korrigiert werden.


Kurt Neumayr, Gründer und Obmann der Sektion Bogensport des HSV-Saalfelden
Kurt Neumayr, Europameister 2010 mit dem Langbogen
Europameister 2010 Kurt Neumayr und Bernhard Popelar

Kurt Neumayr stammt aus Saalfelden am Steinernen Meer und lebt mit seiner Frau und seinen beiden Töchtern seit ein paar Jahren wieder in Saalfelden am Steinernen Meer. Er ist Lehrer und unterrichtet die Fächer Deutsch und Werken in der Hauptschule Saalfelden Markt und er tut es gerne. Sollte das einmal nicht mehr der Fall sein, wird sich beruflich Anderes finden. Er sagt es und man glaubt es ihm.

Erste Anfänge im Bogensport

Im Winter 1995 machte Kurt Neumayr erste Bekanntschaft mit einem traditionellen Bogen. Er half, damals noch in Mittersill lebend und u. A. auch als Fahrlehrer arbeitend, einem ungarischen Freund beim Motorradführerschein und dieser brachte ihm im Gegenzug das Bogenschießen bei. Erste Versuche fanden im Winter 1995 im Keller des Verwalterwirtes in Stuhlfelden statt, wo 2010 - allerdings nicht im Keller sondern auf sechs verschiedenen Parcours - die Bogensport Europameisterschaft 2010 ausgetragen wurde. Und so schließt sich ein Kreis: Kurt Neumayr beginnt ganz unten in einem Stuhlfeldner Keller mit dem Bogensport und stand heuer in Stuhlfelden ganz oben auf dem Stockerl. Aber noch ist es lange nicht so weit...

Begeisterung

Kurt Neumayr ist von Anfang an Feuer und Flamme. Er schießt zuerst mit einem ausgeliehenen 70-Pfund-Bogen, denn damals war man der Meinung, alles was schwächer ist als 70 Pfund (Zuggewicht) ist ein "Weiberleutbogen". Bald ging es auch auf den Mittersiller Parcours, der damals am Eingang zum Felbertal aufgebaut war. (Für den ersten Parcoursgang baute er sich zwölf Pfeile. Fünf Scheiben vor Parcoursende beendete er mit drei Pfeilen im Köcher die Runde.) Er bestellte sich einen eigenen Bogen der Marke Skorpion, ebenfalls mit 70-Pfund Zuggewicht, ein amerikanisches Fabrikat, damals das Nonplusultra beim Langbogen. Kurt Neumayr, der heute selbst gemeinsam mit einem Vereinskollegen erfolgreich Bögen baut, meint über diesen ersten Bogen: "ein gerader Stecken mit starkem Handschock"… was alles sagt. Bald kaufte er sich den ersten "Eder-Bogen" mit 60-Pfund Zuggewicht von Helmut Eder aus Stuhlfelden, den ersten wirklich guten Bogen, den er sein eigen nennt.

Vom Hobby zum Sport

In den ersten Jahren bleibt Kurt Neumayr ein Schütze aus Begeisterung, geht ein oder zwei Mal die Woche auf den Parcours, bis eineinhalb Jahre später auch seine damalige Freundin, Inge Seiwald, heute seine Frau Inge Neumayr, Weltmeisterin 2005 mit dem Langbogen, mit dem Bogensport beginnt. Zwei Jahre nach seinem eigenen Einstieg "exportiert" Kurt Neumayr sein Hobby auch nach Osttirol, wo sein Schwager Walter Seiwald lebt, der später die Sektion Bogensport im Osttiroler Heeressportverband gründen und ebenfalls ein erfolgreicher Bogenschütze werden wird.

Kurt Neumayr betont, dass seine Bogensportwurzeln in Mittersill liegen, damals ein Zentrum des Bogensports, wo Erich Pletzer, Bogenschützenurgestein, und viele andere gute Schützen tätig waren. Er lernte damals auf dem Mittersiller Parcours mit großem Enthusiasmus quasi drei Mal um die Kurve zu schießen, d. h. Schüsse zu meistern, die aufgrund der Gegebenheiten im Gelände praktisch fast unmöglich sind. Kurt Neumayr nahm nun auch an Turnierklassikern wie Mittersill, Rauris, Waidring, Jochberg und Kufstein in Tirol teil. 1998 gewinnt er sein erstes Turnier, die Berghof Winter Challenge in Hollersbach im Pinzgau. Vorher war er in Serie neun Mal auf Platz vier gelandet. Aus heutiger Sicht beurteilt sich Kurt Neumayr in der damaligen Zeit als kein schlechter Schütze und er konnte nach seinem ersten Sieg auch das eine oder andere Turnier gewinnen. Nach den ersten Turniersiegen stellt sich leider eine Scheiben-Panik (Target panic) ein, ein unter Bogensportlern gefürchtetes Phänomen, mit dem er etwa ein Dreivierteljahr zu kämpfen hat.

1999 zieht er mit seiner Frau nach Saalfelden am Steinernen Meer und beginnt mit dem Hausbau. Ein ganzes Jahr lang kommt er nicht zum Bogenschießen. Nach dem Hausbau stellte sich für ihn die Frage, wie es mit dem Bogenschießen weiter gehen soll. Der in Saalfelden am Steinernen Meer bereits bestehende Verein mit etwa 35 Mitgliedern, in dem damals auch noch Bernhard Popelar, der Selfbow-Europameister 2010, Mitglied ist, war weniger sportlich sondern mehr jagdlich orientiert. Kurt Neumayr überlegte nun lange, ob er sich die Arbeit mit einer Vereinsgründung - und allem was daraus an Arbeit folgt - antun soll.

Gründung der Sektion Bogensport im HSV-Saalfelden

Im Jahr 2002 entschließt sich Kurt Neumayr wie sein Schwager in Osttirol eine Sektion Bogensport im Rahmen des in Saalfelden am Steinernen Meer sportlich stark präsenten Österreichischen Heeressportverbandes zu begründen. Er sieht die vielen Vorteile, die eine solche Partnerschaft bietet, unter Anderem die Trainingsmöglichkeit in der Sporthalle der Anton-Wallner-Kaserne in Saalfelden am Steinernen Meer. Am 22. April 2002 gründet er zusammen mit seiner Frau und weiteren neun Bogenschützen und Bogenschützinnen, davon die Hälfte noch Kinder, die Sektion Bogensport im Heeressportverband Saalfelden und ist seither erfolgreicher Obmann der Sektion. Nach langer Suche finden sich auf dem Jufen in Maria Alm mit den Wirtsleuten Rosa und Alois Herzog, sowie dem Bruder des Wirtes, Walter Herzog, Gasthof Jufenalm, die idealen Partner und seither befindet sich dort der Trainingsparcours des Vereines.

Teilnahme an Internationalen Bewerben

2003 wird Christian Wilhelmstätter Vereinsmitglied. Er bringt internationale Wettkampferfahrung mit und mit seinem Beitritt beginnt das wirkliche Wettkampfschießen. Das diesbezügliche Erfahrungswissen im Verein geht praktisch auf ihn zurück. Kurt Neumayr nimmt 2003 selbst an der Weltmeisterschaft in Bergamo, Italien teil. Christian Wilhlemstätter wird Weltmeister und Kurt Neumayr beendet den Bewerb mit einem Rang im Mittelfeld und mit der Erkenntnis, dass ihm u. A. noch das für solche Bewerbe wichtige Wissen über das geltende Reglement fehlt. Auch bei der Europameisterschaft auf der Planneralm in der Steiermark landet er im Mittelfeld. Dabei wird ihm ein Wunsch deutlich: er möchte ein Mal so einen Score schießen wie die Spitzenschützen. 2005 bei der Weltmeisterschaft in Südafrika schießt Kurt Neumayr drei Bewerbtage im Mittelfeld, am vierten Tag gelingt ihm ein Bravourstück: er erreicht bei der Hunterrunde (Ein-Pfeil-Runde) bei maximaler Entfernung der Targets die Tageshöchstwertung. Eine wichtige und grundlegende Erfahrung für ihn war auch die österreichische Staatsmeisterschaft 2005 nach IFAA-Reglement. Er wird Staatsmeister mit zwei Punkten Vorsprung auf den Zweiplatzierten. 2006 findet die Europameisterschaft in Portugal statt. Es herrscht an allen Wettkampftagen eine extreme Hitze von bis zu 48 Grad Celsius im Schatten. Kurt Neumayr schießt trotzdem zum ersten Mal in einem internationalen Bewerb an zwei von vier Tagen in der Spitzengruppe mit und erreicht schlussendlich den sehr guten 4. Platz.

Die erste Medaille

2007 finden Welt- und Europameisterschaft in der Schweiz statt, wieder bei extremen Wetterverhältnissen. Diesmal ist es aber nicht die Hitze, die den Schützen zu schaffen macht, sondern Dauerregen, stürmische Winde und Schlamm, wohin Augen und Füße reichen. Kurt Neumayr belegt am Ende des Bewerbes den vierten Rang bei der Weltmeisterschaft und den dritten Rang in der Europameisterschaft. Er ist sich aber bewusst, dass er diese Bronzene nur dem Zufall zu verdanken hat, da sich der WM-Drittplatzierte, ein Italiener, nur zur WM, nicht aber zur EM angemeldet hatte. Auch merkt er an, dass ihm damals am vierten Tag die Kondition ausgegangen ist.

2008 wird Kurt Neumayr Österreichischer Staatsmeister (nach dem Reglement FITA 3-D), 2009 österreichischer Mannschaftsmeister (FITA-Indoor). 2010 erreicht Kurt Neumayr den 1. Rang bei der Österreichischen Meisterschaft (FITA-Indoor), wird Salzburger Landesmeister und schließlich Europameister.

Der Weg zum Europameistertitel

Nach der Europameisterschaft in Portugal begann Kurt Neumayr professionell zu trainieren. Er trainiert an fünf oder sechs Tagen in der Woche nach folgenden Methoden:

Schusstraining
  • "blind" Schießen,
  • Schießen auf Trainingsanlage beim eigenen Haus, wo er "alles erarbeitet",
  • auf dem Parcours – Erarbeitetes überprüfen und verfeinern,
  • im Winter Hallentraining.
Konditionstraining

Auf körperliche Grundausdauer hinarbeiten, d. h. neben den Parcoursgängen mindestens vier bis fünf Mal die Woche eine halbe bis eine dreiviertel Stunde flottes Gehen, auch bergauf, was im Alltag fitter macht und bei den Turnieren, wo sich viele Bewerbe auf den letzten fünf Scheiben entscheiden, die Konzentration erhöht. Schusstechnik, Fitness, Konzentration und gute Nerven sieht Kurt Neumayr als erfolgsentscheidend an. In Stuhlfelden gelang ihm dann der entscheidende Erfolg: den ersten von vier Bewerbstagen beendete er als Zweitplatzierter, ab dem zweiten Tag stellte sich eine neue Erfahrung ein, nämlich die des Gejagten. An allen vier Bewerbstagen erreicht Kurt Neumayr nicht den Tageshöchstscore, gewinnt aber mit einer gleichbleibend hohen Leistung am Ende souverän den Bewerb und wird in der extrem zahlreich und qualitativ gut besetzten Herren-Langbogen-Klasse Europameister 2010.

"Bogenvirus"

Kurt Neumayr ist dem Bogenvirus erlegen, wie er selbst sagt. Er leistet zeitaufwendige Vereinsarbeit, leitet seit 2002 den mit ca. 280 Mitgliedern mittlerweile größten traditionellen Bogensportverein Österreichs, trainiert regelmäßig Technik und Kondition, nimmt an Wettkämpfen teil und seit einiger Zeit beschäftigt er sich gemeinsam mit einem Vereinskollegen auch mit dem Bogenbau. Er ist stolz darauf, dass er mit einem Bogen, an dessen Entstehung er maßgeblich mitgearbeitet hat, Spitzenleistungen erreichen kann. Er meint, dass der Bogensport eine gewisse Demut erfordert. "Es gibt keinen einfachen Schuss. Wenn man glaubt das Ziel treffen zu müssen, ist es schon vorbei! Es gibt Tage, an denen es nicht richtig läuft. Die Kunst ist, Motivation und Spaß zu erhalten."

Nationale und Internationale Erfolge

  • 2007 3. Platz, Europameisterschaft, Schweiz
  • 2008 Österr. Staatsmeister (FITA 3-D)
  • 2009 Österr. Mannschaftsmeister, FITA Indoor
  • 2010 Österr. Meister FITA-Indoor
  • 2010 Europameister, Stuhlfelden, Österreich
  • 2011 Vize-Weltmeister, Wagga Wagga, New South Wales, Australien
  • 2013 Weltmeister, Südafrika

Weblink

Quellen

  • Gespräch mit Kurt Neumayr