Hubert Raudaschl
Hubert Raudaschl (* 26. August 1942 in St. Gilgen; † 26. November 2025 in Bad Ischl, OÖ.) war ein Salzburger Segler, Weltmeister, Vizeweltmeister und Olympiateilnehmer.
Leben
Als Sohn eines Bootsbauers kam Hubert Raudaschl von klein auf mit dem Segelsport in Berührung. Bei seinem ersten Staatsmeistertitel war er 16 Jahre alt, die Boots- und Schiffsbauerei sowie die Segelmacherei lernte er von der Pike auf. Auch als Schiffszimmermann war Raudaschl einige Zeit unterwegs.
Fast 40 Jahre war Raudaschl aktiv als Wettkampf-Segler auf den Seen und Meeren der Welt erfolgreich, er nahm zwischen 1960 und 1996 an 10 Olympischen Spielen sowie rund 80 Welt- und Europameisterschaften teil und sammelte Titel und Medaillen am Fließband. Sein Olympiadebüt gab er als 18-jähriger 1960 in Rom - allerdings als Ersatzmann.
1968 in Acapulco (Mexiko) sorgte Hubert Raudaschl mit Silber in der Bootsklasse Finn für die erste österreichische Olympia-Segelmedaille überhaupt. 1980 wiederholte er diese Leistung in der Bootsklasse Star zusammen mit Karl Ferstl in Tallinn, wo die Segelwettbewerbe der Olympischen Spiele von Moskau stattfanden. Dazu kamen zwei WM-Titel (1964 im Finn, 1978 im Minitonner) und fünf Europameistertitel, insgesamt 18 Medaillen sowie 22 nationale Titel. Raudaschl gilt deshalb auch als Wegbereiter der beachtlichen Erfolge der Segler aus dem Binnenland Österreich.
Raudaschl selbst entwickelte und baute noch im hohen Alter Boote, bevorzugt aus Holz. Vor allem aber widmete sich der Salzburger Segel-Doyen seit Längerem intensiv der Malerei. Christian Ludwig Attersee zählte er zu seinen Freunden und Mentoren, bevorzugt wurden bei der Malerei Landschaftsthemen.
Sohn Florian übernahm 2004 die elterliche Segelmacherei "Doyle Raudaschl Segelmacher" in Ried bei St. Wolfgang und segelte 2012 in London selbst im Finn olympisch.
Auszeichnungen
Hubert Raudaschl ist Ehrenbürger seiner Heimatgemeinde St. Gilgen. Am 7. April 2011 wurde er bei der Wahl zu Salzburgs Sportler des Jahres 2010 für sein Lebenswerk ausgezeichnet. 2011 erhielt er bei der Sportgala der "Salzburger Nachrichten" als Erster einen Leonidas für sein Lebenswerk.
Vorgestellt
Vorgestellt ist eine Beitragsreihe in den "Salzburger Nachrichten". Das SALZBURGWIKI hat hier den Originaltext übernommen. Dieser kann wiederholende Teile zu obigem Lebenslauf enthalten, sollte aber im Sinne eines Zeitdokuments nicht korrigiert werden.
Er hat den Segelsport geprägt, und der Segelsport hat ihn geprägt. Die sportliche und auch berufliche Karriere des noch immer blendend aussehenden St. Wolfgangseers ist untrennbar mit dem Segeln verbunden. Der Sohn eines Bootsbauers habe "nahezu zeitgleich mit dem Gehen auch das Segeln gelernt", schrieb die "Süddeutsche Zeitung" über Hubert Raudaschl. Das ist zwar leicht übertrieben, tatsächlich sammelte er im Alter von sechs Jahren erste Erfahrungen mit dem Sport, der sein Leben bestimmen sollte. Der erste Sieg gelang ihm mit 15, wenig später schaffte er den internationalen Durchbruch.
Am Ende seiner Karriere standen fünf Europameister-, zwei Weltmeister- und 22 nationale Titel zu Buche. Dazu kam die weltweit unerreichte Zahl von zehn Teilnahmen bei Olympischen Spielen in den Jahren 1960 (Rom) bis 1996 (Atlanta). Zwei Mal kehrte er von den Sommerspielen mit Edelmetall heim. 1968 in Mexiko (in der Finn-Klasse) und 1980 in Moskau/Tallinn (in der Star-Klasse) gewann er jeweils die Silbermedaille. "Den Fels in der Brandung" - wie ihn die "yacht revue" im Jahr 2002 in einem Porträt anlässlich seines 60. Geburtstages titulierte, zeichnete ein außerordentliches theoretisches Wissen und ein glänzendes Gespür für Taktik und Technik aus. Das hängt mit Raudaschls Berufen als Segelmacher und Schiffszimmermann zusammen, in denen er es ebenfalls zu einer bemerkenswerten Meisterschaft brachte. Von seinem Zeichentisch stammen die Entwürfe für zahlreiche Bootstypen, die im eigenen Betrieb (Firma Doyle) gefertigten Segel exportierte er in 54 Länder.
Durch seinen Beruf und seinen Sport lernte er nicht nur beinahe die ganze Welt, sondern auch viele faszinierende Persönlichkeiten kennen. So verbindet ihn mit dem segelbegeisterten IOC-Präsidenten Jacques Rogge eine langjährige Freundschaft. Und als vor einigen Jahren der norwegische König Harald bei einem Staatsbesuch nach Salzburg kam, erkundigte er sich vorsorglich, ob zu diesem Zeitpunkt Raudaschl zu Hause sei.
Mit der "Adabei-Gesellschaft" will Raudaschl nichts zu tun haben. Um die Schickimickis macht der Ehrenbürger von St. Gilgen einen großen Bogen. In seiner noch immer spärlichen Freizeit hat er Wichtigeres zu tun. An die 800 Stunden im Jahr verbringt er in seiner stattlichen Bibliothek. In den vergangenen Jahren hat er Malen und Zeichnen als Hobby entdeckt. "Wenn ich genug Bilder beisammen habe, mache ich eine Ausstellung," verspricht er.
Sportliche Erfolge
- 10 Olympia-Teilnahmen
- Silbermedaille 1968 im Finn (Mexiko)
- Silbermedaille 1980 im Star (Moskau/Tallinn)
- Über 80 Teilnahmen an Welt- und Europameisterschaften
- 22 Österreichische Meistertitel in den Bootsklassen Finn, Tempest, Soling und Star
Quellen
- "Salzburger Nachrichten", ein Beitrag von Georg Schinwald
- Ein Leben fürs Segeln: Olympialegende Hubert Raudaschl verstorben
- Joachim Glaser: "Salzburger Sportler", Verlag Anton Pustet, ISBN 3-7025-0426-5