Fremdenverkehr im Lungau
Der Fremdenverkehr im Lungau ist der wichtigste Wirtschaftszweig der Region.
Geschichte
Ferdinand Krackowizer galt als reiselustiger Bildungsbürger. So schrieb er 1896 "... Die Touristenwelt bewegt sich meist in den vom allmächtigen Baedeker[1] und seinen Genossen angepriesenen Gleisen. [...] Allein der Lungau bleibt von der großen Menge unberührt und nur wenige Getreue pilgern alljährlich mit neuer Freude über die alte Tauernstraße[2]...". So beschreibt er das Personal im Fremdenverkehr "...Kein Kellner mit fader Bartcotelette, kein Hausdiener mit goldbordierter Mütze, kein Hände reibender Hotelier...", über die Speisen meint Krackowizer im Postgasthof Tweng, in dessen "...wohlige[m] Speisezimmer... [...] höchst leckere Gerichte..." warteten. "...hier ist es gut sein im ruhigen Tauernhause[3] will ich [...] Wissenqualm entladen, in Alpenluft gesund mich baden. [...] Läge die herrliche Gegend [der Lungau] in der industriellen Schweiz, sie wäre längst in der Welt berühmt und von Tausenden besucht..."
Die wirtschaftliche Misere des ausgehenden 18. Jahrhundert ließ den Fremdenverkehr im 19. Jahrhundert zu einem wirtschaftlichen Hoffnungsträger werden. Auch der Erzbergbau steckte in der Krise. Franz Michael Vierthaler schrieb 1816 "In Cederhaus, in Weißbriach und in anderen Winkeln von Lungau, zeugen verfallene Stollen und Berghalden von der Blüthe des Bergbaus in den vorigen Jahrhunderten"[4].
Der fehlende Eisenbahnanschluss brachte dem Lungau in die Isolation. Doch erst im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts erkannte man den Tourismus als ökonomische Lösung und man begann mit dem Fremdenverkehr. Bildungsreisende konnten bereits eine einmal wöchentliche Postwagenverbindung von der Stadt Salzburg nutzen, die bereits seit 1765 bestand. 1894 kam dann der lang ersehnte Eisenbahnanschluss, das Fuhrwerk des höllischen Feindes[5] durch das Murtal aus der Steiermark.
Im 21. Jahrhundert
- siehe auch Mountainbiken im Lungau
- siehe auch Biosphärenpark - Modellregion für nachhaltige Entwicklung
- siehe auch Windkraft in der Gemeinde Thomatal
Tourismusjahr 2009/2010
Das Tourismusjahr[6] November 2009–Oktober 10 brachte einen Rückgang bei den Nächtigungen von 2,75 Prozent und bei den Ankünfte von 2,41 Prozent. Im Vergleich zum Tourismusjahr 2008/09 in realen Zahlen ausgedrückt: - 36 102 Nächtigungen und - 6 348 Ankünfte.
Nach einem Rückgang im Winter brachten die frühen Ostern 2010 (Anfang April, Ferienbeginn jedoch noch im März) ein Plus von 14,88 Prozent (+ 27 409 Nächtigungen) im März. Allerdings gingen dadurch die Nächtigungen im April 2010 um 26,43 Prozent oder 27 634 Nächtigungen zurück. Unter dem Strich brachte die Wintersaison 09/10 ein Minus von 2,92 Prozent oder 28 684 Nächtigungen. Auch die Sommersaison war durch kontinuierliche Rückgänge gekennzeichnet, was sich in Zahlen für den Sommer 2010 mit einem Nächtigungsminus von 2,26 Prozent oder 7 718 Nächtigungen ausdrückt.
Herkunftsländer
November 2009 bis April 2010: 43 % aus der Bundesrepublik Deutschland, 31 % aus Österreich, sieben Prozent aus Tschechien, fünf Prozent aus den Niederlanden, vier Prozent aus Ungarn und ein Prozent aus Großbritannien.
Bettenzahl
Winter 2004/05: 5 579 Betten
Sommer 2005: 5 566 Betten
Winter 2008/09: 5 414 Betten
Sommer 2009: 5 207 Betten
Hauptgrund im Rückgang der Bettenanzahl ist in einem Strukturwandel zu suchen. So werden Privatzimmer immer weniger gefragt, die jedoch im Lungau gut die Hälfte des Bettenangebots ausmachen. Gerade in diesem Bereich ist die Bettenanzahl stark rückläufig.
Nächtigungszahlen Winter 2010/11
Nächtigungen in den Lungauer Gemeinden von November 2010 bis April 2011:
Gemeinde | Anzahl der Nächtigungen | Veränderung zu 2009/10 |
---|---|---|
Göriach | 9 080 | - 25,36 % |
Lessach | 3 274 | + 10,46 % |
Mariapfarr | 85 221 | - 6,02 % |
Mauterndorf | 138 156 | - 6,45 % |
Muhr | 1 037 | - 25,40 % |
Ramingstein | 10 647 | + 26,27 % |
St. Andrä im Lungau | 11 386 | - 6,60 % |
St. Margarethen im Lungau | 34 274 | + 1,77 % |
St. Michael im Lungau | 189 980 | - 1,73 % |
Tamsweg | 21 928 | - 11,52 % |
Thomatal | 8 539 | - 9,40 % |
Tweng-Obertauern | 353 507 | - 4,25 % |
Unternberg | 6 936 | - 15,42 % |
Weißpriach | 14 388 | + 3,04 % |
Zederhaus | 7 774 | - 14,35 % |
Lungau gesamt | 916 127 | - 4,09 % |
Da die Ankünfte im Winterhalbjahr 2010/11 nur um 0,45 Prozent zurückgegangen waren, ist die Aufenthaltsdauer der Gäste kürzer geworden.
Nächtigungszahlen Fremdenverkehrsjahr 2010/11
Nächtigungen in den Lungauer Gemeinden von November 2010 bis Oktober 2011:
Gemeinde | Anzahl der Nächtigungen | Veränderung zu 2009/10 |
---|---|---|
Göriach | 17 887 | + 0,3 % |
Lessach | 7 545 | - 0,34 % |
Mariapfarr | 138 486 | - 0,08 % |
Mauterndorf | 196 411 | - 2,94 % |
Muhr | 5 334 | + 6,59 % |
Ramingstein | 28 466 | + 27,89 % |
St. Andrä im Lungau | 24 407 | + 3,73 % |
St. Margarethen im Lungau | 46 346 | + 7,04 % |
St. Michael im Lungau | 301 741 | - 2,03 % |
Tamsweg | 44 034 | + 1,15 % |
Thomatal | 10 985 | - 17,75 % |
Tweng-Obertauern | 382 243 | - 4,51 % |
Unternberg | 10 425 | - 14,01 % |
Weißpriach | 22 441 | + 1,10 % |
Zederhaus | 14 687 | - 3,57 % |
Lungau gesamt | 1 251 438 | - 1,90 % |
Quellen
- Salzburger Archiv: Reisen im Lungau, Schriftenreihe des Vereins Freunde der Salzburger Geschichte, Band 25, Beitrag Die Suche nach Ursprünglichkeit, Die Anfänge des Lungauer Fremdenverkehrs im 19. Jahrhundert von Thomas Hellmuth
- Salzburger Woche, Ausgabe Lungauer Nachrichten, 2. Dezember 2010, 26. Mai 2011, 1. Dezember 2011
Einzelnachweise
- ↑ siehe Wikipedia Deutschland Karl Baedeker
- ↑ siehe Radstädter Tauernstraße
- ↑ siehe Tauernhäuser
- ↑ Quelle Meine Wanderungen durch Salzburg, Berchtesgaden und Oesterreich. Erster Theil, Wien 1816, Seite 141
- ↑ Quelle: Peter Rosegger Wandlung des Volkscharakters in: Fremden-Zeitung, 23. Jänner 1892
- ↑ Anm. des Autors: das Wort Tourismus ist, wie im Artikel Fremdenverkehr erläutert, nicht korrekt in dieser Verwendung, ist aber im Zusammenhang mit der Wirtschaft schon so eingebürgert, dass ich in diesem Zusammenhang bei diesem Wort bleiben möchte