Andreas Nesselthaler
Andreas Nesselthaler (* 1748 in Langenisarhofen in Bayern; † 1821 in der Stadt Salzburg) war ein Maler.
Leben
Andreas Nesselthaler wurde am 22. November 1748 getauft. Sein Vater Michael war Uhrmacher und handwerklicher Maler, seine Mutter Katharina, geborene Kain, starb, als Andreas acht Jahre alt war. Der Vater ging bald darauf eine zweite Ehe mit Maria Sebald ein, so dass Nesselthaler nicht nur einen Bruder, sondern auch drei Halbbrüder hatte, von denen einer, Michael Nesselthaler, später Bildhauer in Wien und Alleinerbe des unverheiratet gebliebenen Malers wurde.
Mit 16 Jahren verließ er sein Elternhaus und ging zu seinem Onkel nach Baden bei Wien, um die Malerei zu erlernen, was im nicht recht gelang. Sein Onkel war nur ein mittelmäßiger Maler und nutzte seine Arbeitskraft für Vergolderarbeiten aus. Fünf Jahre hielt er durch, nutzte die Freizeit für seine künstlerische Ertüchtigung, zeichnete Bilder nach, kopierte Kupferstiche. Über eine Empfehlung eines Freundes kam er zum Maler Maulbertsch nach Wien und an die Akademie der Künste. Sieben Jahre arbeitete er an der Akademie. Ein Gönner Maulbertschs unterstütze ihn, beschaffte ihm Arbeit.
1779 reiste er über Triest, Venedig, Bologna, Florenz nach Rom. Der Maler Unterberger hatte den Auftrag, die Loggien Raphaels anzufertigen, und beschäftige Nesselthaler für eineinhalb Jahre. Durch den Grafen Lamberg erhielt er einen Ruf an den Hof in Neapel, wo er ein Bibliothekszimmer mit allegorischen Fresken schmückte. Maler Füger hatte die Zeichnungen entworfen, Nesselthaler vollendete diese mit ihm. Zurück in Rom führte er sein Studium fort und kam in Kontakt mit der Enkaustik, der Wachsmalerei. Er fertigte für die russische Kaiserin mehrere Werke für ein enkaustisches Kabinett und war in Rom gut ausgelastet, was seiner Gesundheit abträglich war. Über ärztlichen Rat ging er nach Salzburg statt nach St. Petersburg an den Hof von Fürsterzbischof Hieronymus Graf Colloredo. Ab 1789 war Salzburg sein ständiger Aufenthaltsort.

Nesselthaler nahm als Künstler in mehrfacher Hinsicht eine Sonderstellung ein: als Hof-, Historien- und Enkaustikmaler. Er beherrschte neben der Ölmalerei die Anfertigung von Transparenten, das Aquarell sowie Zeichnung und Radierung.
Nesselthaler vertrat zwischen etwa 1789 und 1806 als einziger Künstler der Stadt die Hauptgattung des Klassizismus, die Historienmalerei. Er gehört einem gemäßigten Frühklassizismus an, bewegte sich, wenigstens die ersten Jahre, noch in einer relativ ungestörten Welt der letzten Epoche des Fürsterzbistums Salzburg. Das enkaustische Kabinett entstand zeitgleich mit der Französischen Revolution zwischen 1789 und 1794. Nesselthaler wählte dramatische Bildthemen, verarbeitete diese jedoch auf die denkbar undramatischste Weise.
Am 26. April 1794 erhob der Erzbischof "Unsern Truchseß Lieben Getreuen Andreas Nesselthaler" offiziell zum Hofmaler und "Gallerie-Inspektor". In seiner neuen Stellung erhielt Nesselthaler mit 1. Mai des Jahres in monatlichen Raten gegen Quittung ein Jahresgehalt von 500 Gulden und auf Reisen zwei Gulden pro Tag "nebst freyem Gefährt". Neben seinem Amt als Hofmaler war Nesselthaler unter anderem für die Neuordnung der fürsterzbischöflichen Bildergalerie verantwortlich. 1793 war diese "noch im Entstehen." Der neue Standort der Sammlung war das gesamte obere Geschoss an der Vorderseite der Residenz, wo sich ehemals die Harrach’schen Zimmer befunden hatten.
Andreas Nesselthaler führt, obwohl in höfischen Diensten und für die bildende Kunst in Stadt und Land mitverantwortlich, in der Salzburger Kunstgeschichte ein Schattendasein. Grund dafür ist zum einen die zurückhaltende Sprache seiner Bilder; auch seine eigene Persönlichkeit wird als still und bescheiden beschrieben. Beides half ihm wohl, Bedienstetentum mit Kunst zu vereinbaren. Wäre er, wie Mozart, ein selbstbewusstes Genie gewesen, hätte wohl auch ihn nichts im Herrschaftsbereich Fürsterzbischof Colloredos gehalten.
Benedikt Pillwein bezeichnet ihn als "liebenswürdigen und ausgezeichneten Mann", 1798 schreibt Graf Friedrich von Spaur (* 1756; † 1821), dass Nesselthaler "von seiner Kunst gar nicht aufgebläht" sei, "sondern einfach und überhaupt ein sehr richtig, helle und liebevoll denkender, wie eine Weiser, äußerst wenig Bedürfnisse hat und bloß dem Studium seiner Kunst lebt." 1798 berichtet er: "Möchte er doch (...) nicht mit allzu andauernder erschlaffender Anstrengung seinen Studien obliegen (...)! denn schon sein blasse, fast alen großen Mahlern eigene Gesichtsfarbe, und seine Anlage zur Hypochondrie sollte ihn zu mehrerer Bewegung und Zerstreuung ermuntern, die ihn sicherer als Arzeneyen, vor den, den Mahlern so gefährlichen Bleykoliken bewahren, sein Leben verlängern und zur Erfüllung seiner Berufsarbeiten aufgelegt erhalten würden." Pillwein spricht sogar von Ohnmachtsanfällen des Künstlers infolge von Überanstrengung.
Vor allem in der Architektur war etwa um die Mitte der Regierungszeit von Fürsterzbischof Sigismund III. Christoph Graf Schrattenbach eine stilistische Wandlung eingetreten, die unter Fürsterzbischof Colloredo fortgesetzt wurde. Mit der Aufklärung ging ein Rationalismus einher, im Zuge dessen alles Überflüssige abgestoßen wurde. Den Beginn setzten, ab etwa 1760, der Bildhauer Johann Baptist Hagenauer und sein Bruder, Architekt Wolfgang Hagenauer.
In seiner Auflistung jener Künstler, die um 1793 in der Stadt Salzburg lebten, nennt Lorenz Hübner unter anderem auch vier Maler. An der Spitze der Maler steht Andreas Nesselthaler: "Hr. Nesselthaler, hochf. Truchseß, und Cabinetsmahler, ein überaus künstlicher, und charakterisierender Historien-, und vortrefflicher Porträt-, auch sehr angenehmer Landschaftsmahler, in der Draperie vorzüglich; besitzt eine ausnehmende Stärke in enkaustischer Malerey."
1799 habe Franz Michael Vierthaler "...den Hofmaler Andreas Nesselthaler und andere Freunde an diesen eindruckvollen Ort (den Gollinger Wasserfall) geführt…"
In der Zeit der französischen Besatzung musste er als Galeriedirektor 14 Bilder aus der Residenzgalerie dem Bürger Neveu aushändigen.
Nesselthaler verstarb nach 32 Jahren in Salzburg 1821, sein Grab ist am Friedhof St. Peter.
Leistungen
Andreas Nesselthaler nimmt in der Geschichte der Salzburger Malerei eine bedeutungsvolle Stellung ein. Er war der letzte Hofmaler des Fürsterzbistums und der letzte Verwalter der fürsterzbischöflichen Galerie. Abgesehen von Kirchenbildern, mit denen er geistlichen Anforderungen entsprach, schuf er eine Reihe von Repräsentationsporträts.
Seine eigentliche Bedeutung liegt auf zwei Gebieten. Zum einen pflegte er als einer der ersten in Salzburg die moderne Landschaftsvedute, die auf dem objektiven Festhalten des Gesehenen unter Zurücknahme der persönlichen Interpretation beruht. Noch einige Zeit nach der Säkularisation, als die Entdeckung Salzburgs als malerisches Motiv durch auswärtige Vedutisten begann, war er der einzige in der Stadt langfristig ansässige Landschaftsmaler.
Werke
Es ist nur ein Bruchteil seines Werkes erhalten; der Großteil ging im Laufe des 19. Jahrhunderts, aller Wahrscheinlichkeit bald nach Nesselthalers Tod 1821, verloren. Das Salzburger Hauptwerk Nesselthalers, das sogenannte Enkaustische Kabinett, bestand ursprünglich aus 56 Wachsbildern, von denen bis heute vier nach Salzburg zurückgekehrt bzw. überhaupt fassbar geworden sind.
Für das Kurfürstentum Salzburg (1803 - 1805) entwarf Nesselthaler das Wappen aus drei übereinander liegenden Schildern.
Von den Transparenten (Durchscheinbildern) Nesselthalers sind nur zehn Stück überliefert, sechs besitzt die Österreichische Nationalbibliothek.
- Gasteiner Wasserfall; Gouache, 1800, Salzburg Museum
- Salzburg, Aquarell; um 1800, Privatbesitz
- Hauptbrücke in Salzburg um 1800, Salzburg Museum, Inv. Nr. 853/49
- Salzburg auf der Ostseite, um 1800, Salzburg Museum, Inv. Nr. 315-30
- Selbstportait; Öl auf Leinwand, ca. 1790, Salzburg Museum
- Früchtestilleben; Enkaustik, um 1790, Salzburg Museum
- Hafenbucht mit Segelschiffen, Gouache auf Papier, Bildarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek, Wien
- Uferlandschaft im Mondschein mit Lagerfeuer, Gouache auf Papier, Bildarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek, Wien
- Landschaft im Mondschein mit Wasserfall, Gouache auf Papier, Bildarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek, Wien
- Die aldobrandinische Hochzeit
- Alexander und Roxane, nach Raphael
- Amor und Psyche in einer Landschaft
- Hermann's Bund gegen die Römer
- Römische Gesandtschaft, die von den Alemannen Frieden erkauft
- Die Anbetung der Eucharistie und Das Opfer Melchisedeks; Fresken in den Ovalkuppeln, Kirche Brixen im Thale, 1790/95
- Taufe von Heiden durch den Heiligen Franz Xaver; Altar- und Aufsatzblatt linker Seitenaltar, Kirche Brixen im Thale, 1790/95
- Rochus und Sebastian; Altar- und Aufsatzblatt rechter Seitenaltar, Kirche Brixen im Thale, 1790/95
- Anbetung der Hirten; Hochaltarbild, Stadtpfarrkirche Hallein, 1799
- Der sterbende Joseph, mit Aufsatzbild, Wallfahrtskirche Maria Brunneck
- Der heilige Johannes der Täufer, Wallfahrtskirche Maria Brunneck
- Anbetung der Hirten (eine Kopie von Die Geburt Christi von Raphael Mengs (* 1728; † 1779), Original im Prado in Madrid), Hochaltarbild, mit Aufsatzbild, Pfarrkirche Matrei
- Der heilige Albanus, Pfarrkirche Matrei
- Der englische Gruss, Hochaltarbild, Pfarrkirche Grödig
- mehrere Bilder für die Pfarrkirche Palling, Bayern
- Der sterbende Cato, Stift St. Florian, Oberösterreich
- Ein laubbegränzter Greis, auf der Lyra spielend; Öl, Kaiserl. Belvedere-Galerie, Wien
- Schloss Leopoldskron, von Dupré in Kupfer gestochen
- Für die Pfarrkirche von Brixen im Thale entwarf er mit dem Baumeister Wolfgang Hagenauer den Altar und die Kanzel.
Literatur
- Bettina Rossbacher: Andreas Nesselthaler (1748-1821), Hofmaler im klassizistischen Salzburg; Diplomarbeit, Salzburg, 1998
Weblinks
Quellen
- Kirchenführer Matrei in Osttirol
- Salzburger Barockmuseum
- Bettina Rossbacher: Andreas Nesselthaler (1748 - 1821), Hofmaler im klassizistischen Salzburg; Diplomarbeit, Salzburg, 1998
- Constant von Wurzbach: Biographisches Lexikon des österreichischen Kaiserstaates, 20. Teil (1869), S. 196 ff.
- Österreichische Nationalbibliothek, Newsletter Nr. 2, 2006
- Robert Hoffmann, Erich Urbanek: Golling, Geschichte einer Salzburger Marktgemeinde, Golling, 1991, ISBN 3-9500078-0-9
- Thomas Weidenholzer, Guido Müller: Salzburgs alte und neue Brücken über die Salzach, Schriftenreihe des Archivs der Stadt Salzburg Bd 15, Archiv und Statistisches Amt der Stadt Salzburg, Salzburg (2001), ISBN 3-901014-75-6
- Heinz Wiesbauer, Heinz Dopsch: Salzach – Macht – Geschichte, Verein Freunde der Salzburger Geschichte, Salzburg, 2007, ISBN 978-3-902582-01-0
- Friederike Zaisberger, Geschichte Salzburgs, Wien, 1998, ISBN 3-486-56351-3, ISBN 3-7028-0354-8
- Weblinks wie oben