Imbergstollen
Der Imbergstollen im Kapuzinerberg, einem Salzburger Stadtberg, ist die größte Wehranlage Europas während des Dreißigjährigen Krieges.
Zur Geschichte der Stollen
- 1620 bis 1632: Erzbischof Paris Graf Lodron gibt angeblich den Befehl Stollen zu errichten. Aufzeichnungen darüber bestehen aber nicht. Die Stollen sollten angeblich als Fluchtwege dienen, falls die Stadt Salzburg belagert würde.
- 1943: Über direkten Führerbefehl wird der Auftrag zum Bau der Luftschutzbunker gegeben.
- 16. Oktober 1944: Erstmals werden gezielt Bomben auf die Stadt Salzburg abgeworfen. Die Menschen verkriechen sich in den Höhlen.
- 1. Mai 1945: Der letzte Luftangriff. Allein im letzten Kriegsjahr wurde an 42 Tagen insgesamt 48 Mal Fliegeralarm gegeben.
Geschichte
In der Steingasse in der rechtsseitigen Altstadt von Salzburg deutet nur eine schwere Tür aus Eisen mit einem kleinen Schild "Plakatieren verboten" auf einen Stollen im Kapuzinerberg hin. Dahinter verbirgt sich einer von vielen bombensicheren Luftschutzstollen in den Stadtbergen. Fürsterzbischof Paris Lodron ließ während des Dreißigjährigen Kriegs zwischen 1620 und 1632 rund 20 000 Bauern ihren Frondienst ableisten, angeblich auch Stollen ausschlagen. Aufzeichnungen darüber gibt es nicht. Rüdiger Schobersberger vom Magistrat Salzburg beschäftigt sich seit 1993 mit militärhistorischen Schriften "Alles deutet darauf hin, dass es in Salzburg die größte Wehranlage Europas gegeben hat. Auch wenn Paris Lodron so geschickt war, den Krieg nicht bis Salzburg kommen zu lassen. Alle waren bis auf die Zähne bewaffnet und es gab Fluchtpläne."
Die Stollen wurden angeblich gebaut, um unerkannt flüchten zu können - in der Steingasse hinein, beim Stefan-Zweig-Weg wieder heraus. So konnte man von einer Wehranlage (innere Stadt, rechtes Salzachufer) in die andere gelangen (gesicherter Kapuzinerberg). Die Argumetation ist aber insoferne zu hinterfragen, weil die Benutzung der Imbergstiege für eine solche Flucht einfacher gewesen wäre. Fluchtwege eröffnen zudem grundsätzlich auch für den Feind Möglichkeiten zum Umgehen von Wehranlagen.
Die heutigen Stollen wurdne jedenfalls 1943 im Wesentlichen die Schutzräume errichtet. Der Platz in allen 22 Stollen sollte für 80 000 Salzburger reichen. Das System besteht aus zwei Etagen mit je drei Kavernen
Im Stollensystem gibt es kaum Lebewesen und keine Flechten. Nur wenige Meter hinter der Tür erscheinen befinden sich drei Ausbuchtungen, die während des Zweiten Weltkriegs Platz für die Funker boten. Die Kavernen und die Stollen sind auch noch 2012 in einwandfreiem Zustand. An Holzpflöcken, die noch heute im Gestein stecken, hatte man die Lampen aufgehängt. Mehr an Einrichtung gab es nicht.
Ein schneidend scharfer Heulton, der durch Mark und Bein ging, warnte die Salzburger vor dem Feind. Luftlage 30 - das war das Signal, dass die Flugzeuge noch 30 Minuten entfernt waren. Von Maxglan und Riedenburg rannten die Menschen zum Stollen, so schnell sie eben konnten. Erstmals heulten die Sirenen über den Dächern der Stadt am 8. April 1942 um 23:59 Uhr auf. Bis zum ersten tatsächlichen Angriff im Oktober 1944 musste die Bevölkerung an 33 Tagen 38 Fliegeralarme über sich ergehen lassen. Im November 1944 wurde in Salzburg 14 Mal Alarm ausgelöst. Die Menschen kamen nicht mehr zur Ruhe. Beim vierten Angriff am 22. November 1944 suchten 79 000 Menschen in den Kavernen Schutz. Die Menschen hatten schon ihr eigenes "Luftschutz-Stockerl" in den Stollen mitgebracht - ein zusammenklappbarer Hocker aus Holz ohne Lehne. Manche beanspruchten sogar einen Stammplatz für sich. Dann hieß es Ausharren - sauerstoffarm und stickig. Sprechen war verboten. Sitzend oder stehend warteten alle auf Entwarnung.
Gefährlicher als der Sauerstoffmangel war die Stollenkrankheit. "Mehr als einen Tag hält man es hier drin nicht aus", sagt Schobersberger. Rund 500 Kinder starben damals an der Stollenkrankheit. Verwendung gibt es für ihn keine mehr.
Quelle
- "Salzburger Nachrichten", 4. Jänner 2012, ein Beitrag von Heidi Huber