Der Imbergstollen im Kapuzinerberg, einem Salzburger Stadtberg, ist die größte Wehranlage Europas während des Dreißigjährigen Krieges.

Als Fluchtweg von Erzbischof Paris Lodron geplant

  • 1620 bis 1632: Erzbischof Paris Graf Lodron gibt angeblich den Befehl Stollen zu errichten. Sie sollten angeblich als Fluchtwege dienen, falls die Stadt Salzburg belagert würde. Eine solche Argumentation erscheint aber wenig glaubhaft.
  • 1938: Während des Zweiten Weltkriegs werden die Stollen als Bunker und Lagerraum verwendet. Man erkennt die strategische Bedeutung von Luftschutzbunkern.
  • 1943: Über direkten Führerbefehl wird der Auftrag zum Bau der Luftschutzbunker gegeben.
  • 16. Oktober 1944: Erstmals werden gezielt Bomben auf die Stadt Salzburg abgeworfen. Die Menschen verkriechen sich in den Höhlen.
  • 1. Mai 1945: Der letzte Luftangriff. Allein im letzten Kriegsjahr wurde an 42 Tagen insgesamt 48 Mal Fliegeralarm gegeben.

Geschichte

In der Steingasse in der rechtsseitigen Altstadt von Salzburg deutet nur eine schwere Tür aus Eisen mit einem kleinen Schild "Plakatieren verboten" auf einen Stollen im Kapuzinerberg hin. Dahinter verbirgt sich einer von vielen bombensicheren Luftschutzstollen in den Stadtbergen. Fürsterzbischof Paris Lodron ließ während des Dreißigjährigen Kriegs (1618 bis 1648) rund 20 000 Bauern ihren Frondienst ableisten, um die Stollen zwischen 1620 und 1632 mit Breitäxten auszuschlagen. Aufzeichnungen darüber gibt es nicht. Rüdiger Schobersberger vom Magistrat Salzburg beschäftigt sich seit 1993 mit militärhistorischen Schriften "Alles deutet darauf hin, dass es in Salzburg die größte Wehranlage Europas gegeben hat. Auch wenn Paris Lodron so geschickt war, den Krieg nicht bis Salzburg kommen zu lassen. Alle waren bis auf die Zähne bewaffnet und es gab Fluchtpläne."

Doch diese Wehranlage musste niemals im Ernstfall während des Dreißigjährigen Krieges benutzt werden. Die Stollen wurden gebaut, um unerkannt flüchten zu können - in der Steingasse hinein, beim Stefan-Zweig-Weg wieder heraus. So konnte man von einer Wehranlage (innere Stadt, rechtes Salzachufer) in die andere gelangen (gesicherter Kapuzinerberg) .

1938 wurden die Stollen als Bunker und Lagerraum verwendet, ab 1943, als man merkte, dass die bisherigen Schutzräume nicht ausreichten, auch als Luftschutzraum. Der Platz in allen 22 Stollen sollte für 80 000 Salzburger reichen. Das System besteht aus zwei Etagen mit je drei Kavernen

Im Stollensystem gibt es keine Lebewesen, keine Flechten. Kalkgestein desinfiziert. Nur wenige Meter hinter der Tür erscheinen befinden sich drei Ausbuchtungen, die während des Zweiten Weltkriegs Platz für die Funker boten. Die Kavernen und die Stollen sind auch noch 2012 in einwandfreiem Zustand. An Holzpflöcken, die noch heute im Gestein stecken, hatte man die Lampen aufgehängt. Mehr an Einrichtung gab es nicht.

Ein schneidend scharfer Heulton, der durch Mark und Bein ging, warnte die Salzburger vor dem Feind. Luftlage 30 - das war das Signal, dass die Flugzeuge noch 30 Minuten entfernt waren. Von Maxglan und Riedenburg rannten die Menschen zum Stollen, so schnell sie eben konnten. Erstmals heulten die Sirenen über den Dächern der Stadt am 8. April 1942 um 23:59 Uhr auf. Bis zum ersten tatsächlichen Angriff im Oktober 1944 musste die Bevölkerung an 33 Tagen 38 Fliegeralarme über sich ergehen lassen. Im November 1944 wurde in Salzburg 14 Mal Alarm ausgelöst. Die Menschen kamen nicht mehr zur Ruhe. Beim vierten Angriff am 22. November 1944 suchten 79 000 Menschen in den Kavernen Schutz. Die Menschen hatten schon ihr eigenes "Luftschutz-Stockerl" in den Stollen mitgebracht - ein zusammenklappbarer Hocker aus Holz ohne Lehne. Manche beanspruchten sogar einen Stammplatz für sich. Dann hieß es Ausharren - sauerstoffarm und stickig. Sprechen war verboten. Sitzend oder stehend warteten alle auf Entwarnung.

Gefährlicher als der Sauerstoffmangel war die Stollenkrankheit. "Mehr als einen Tag hält man es hier drin nicht aus. Dann ist eine Lungenentzündung gewiss", sagt Schobersberger. Rund 500 Kinder starben damals an der Stol-lenkrankheit. Heute ist der Imbergstollen "veredelte Luft", wie Rüdiger Schobersberger sagt, und in Besitz der Bundesimmobillengesellschaft. Verwendung gibt es für ihn keine mehr.

Quelle