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| + | Die Bahnverwaltung und die Wasserbauverwaltung entschlossen sich daher, zur endgültigen Sicherung der Brücke ein festes Stützwehr 450 Meter unterhalb der Eisenbahnbrücke in [[Rott]] zu errichten. Das Wehr musste eine solche Höhe erhalten, dass der dadurch hervorgerufene Rückstau genügend hoch über die Fundamente der Brückenpfeiler reicht. An der Wehrstelle ergab sich dadurch ein Gefälle von 8.5 Meter, welches sich zur Krafterzeugung vorzüglich eignete. | ||
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| + | Das Wasserkraftwerk wurde für eine Wassermenge von 60 m³/sek gebaut, die von drei Turbinen mit einer Gesamtleistung von 5670 PS verarbeitet wurde. Die Turbinen stellten eine Spezialkonstruktion von Arno Fischers dar und waren mit den Generatoren zusammengebaut. Vier Leerschüsse lagen im Wechsel mit den Turbinen nebeneinander und dienten zum Ablassen des Geschiebes und zur Abfuhr von Hochwasser mit einer Schluckfähigkeit von zusammen 575 m³/sek. Da die maximale Hochwassermenge 1000 m³/sek betragen konnte, müssten die restlichen 425 m³/sek über den Wehrkörper als Überfallwasser abgeführt werden können. Das Stauziel lag 2.15 Meter über dem Wehrrücken und wurde durch bewegliche Überfallklappen gehalten, welche bei Hochwasser niedergelegt wurden. Bei Hochwasser befand somit das ganze Werk unter Wasser, daher der Name "Unterwasserkraftwerk".<ref>[http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=svz&datum=19480807&query=text:%22kraftwerk%22&seite=4 Salzburger Volkszeitung ANNO], Salzburger Volkszeitung, 7. August 1948, Seite 4</ref> | ||
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| + | Am [[2. Juni]] [[1950]] — nach neun Jahren Bauzeit — wurden zwei der drei Maschinensätze in Betrieb genommen, [[1951]] folgte der dritte Maschinensatz. Es war das erste Unterwasserkraftwerk Österreichs. | ||
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| + | Das Kraftwerk Rott erreichte nach 50 Jahren Betriebsdauer das Ende seiner technischen und wirtschaftliche Nutzungsdauer und war zu wartungsaufwendig geworden. | ||
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| + | Im Herbst [[2002]] wurde ein Neubau begonnen, welcher unmittelbar unterhalb des ursprünglichen Kraftwerkes entstand. Eine Summe von 17 Mio. Euro wurden investiert. Die Leistung wurde um +25% und das Jahresarbeitsvermögen um +35% erhöht. Drei gleich große Wehrfelder mit 9 m Breite stauen die Saalach. Zwei Maschinensätze mit je 2,5 MW produzieren Strom, die Restwasserabgabe erfolgt über eine [[Fischtreppen|Fischtreppe]]. [[2004]] ging das neue Werk in Betrieb. | ||
Besichtigungen sind nach Vereinbarung möglich ([[Salzburg AG]]). | Besichtigungen sind nach Vereinbarung möglich ([[Salzburg AG]]). | ||
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| − | ==Quellen== | + | == Quellen == |
* Salzburg AG, Kraftwerksgruppe Flachgau/Tennengau | * Salzburg AG, Kraftwerksgruppe Flachgau/Tennengau | ||
* Salzburgwiki-Beitrag von Scriptor: Arno Fischer | * Salzburgwiki-Beitrag von Scriptor: Arno Fischer | ||
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Version vom 7. Januar 2020, 16:12 Uhr
Das Flusskraftwerk Rott ist ein Wasserkraftwerk an der Saalach direkt an der Grenzbrücke zwischen Salzburg und Freilassing
Allgemeines
In der Zwischenkriegszeit stieg mit der Industrialisierung der Stromverbrauch stark an. Ab 1939 konnte der Netzausbau aber nur sehr eingeschränkt erfolgen.
Geschichte
Unterwasserkraftwerk (historisch)
1860 wurde die Eisenbahnbrücke über die Saalach auf der Strecke Salzburg - München nach Bayern errichtet und zu deren Schutz dicht unterhalb eine Grundwehr angeordnet. Die vorgelegte Sohlschwelle hatte den Zweck, die sehr seicht fundierten Pfeiler und Widerlager, sowie die Uferdeckwerke vor Unterspülung zu schützen.
1940 wurde die Sohlschwelle wegen der fortschreitenden Eintiefung durch ein Hochwasser zerstört. Die ungezügelte Saalach gefährdete durch ihre erhöhte Wassergeschwindigkeit die Standfestigkeit der Brücke und drohte ihre Pfeiler zu unterspülen. Es war dringend notwendig, eine Abhilfe schaffen. Der Plan, die notwendige Wehranlage mit einer Wasserkraftnutzung zu verbinden, war nahe liegend. So entstand die Planung für ein Kraftwerk nach dem aufgezwungenen System, das so genannte "Unterwasserkraftwerkes" nach Arno Fischer.
Die Bahnverwaltung und die Wasserbauverwaltung entschlossen sich daher, zur endgültigen Sicherung der Brücke ein festes Stützwehr 450 Meter unterhalb der Eisenbahnbrücke in Rott zu errichten. Das Wehr musste eine solche Höhe erhalten, dass der dadurch hervorgerufene Rückstau genügend hoch über die Fundamente der Brückenpfeiler reicht. An der Wehrstelle ergab sich dadurch ein Gefälle von 8.5 Meter, welches sich zur Krafterzeugung vorzüglich eignete.
1941 wurde mit der Errichtung des Unterwasserkraftwerkes nach dem System Arno Fischer begonnen. errichtet.
Das Wasserkraftwerk wurde für eine Wassermenge von 60 m³/sek gebaut, die von drei Turbinen mit einer Gesamtleistung von 5670 PS verarbeitet wurde. Die Turbinen stellten eine Spezialkonstruktion von Arno Fischers dar und waren mit den Generatoren zusammengebaut. Vier Leerschüsse lagen im Wechsel mit den Turbinen nebeneinander und dienten zum Ablassen des Geschiebes und zur Abfuhr von Hochwasser mit einer Schluckfähigkeit von zusammen 575 m³/sek. Da die maximale Hochwassermenge 1000 m³/sek betragen konnte, müssten die restlichen 425 m³/sek über den Wehrkörper als Überfallwasser abgeführt werden können. Das Stauziel lag 2.15 Meter über dem Wehrrücken und wurde durch bewegliche Überfallklappen gehalten, welche bei Hochwasser niedergelegt wurden. Bei Hochwasser befand somit das ganze Werk unter Wasser, daher der Name "Unterwasserkraftwerk".[1]
Gegen Ende des 2. Weltkrieges wurde der Bau wegen Material- und Arbeitermangel eingestellt. Erst 1946 wurde unter schwierigen Bedingungen weitergearbeitet.
Am 2. Juni 1950 — nach neun Jahren Bauzeit — wurden zwei der drei Maschinensätze in Betrieb genommen, 1951 folgte der dritte Maschinensatz. Es war das erste Unterwasserkraftwerk Österreichs.
Das Kraftwerk Rott erreichte nach 50 Jahren Betriebsdauer das Ende seiner technischen und wirtschaftliche Nutzungsdauer und war zu wartungsaufwendig geworden.
Neubau (aktuell)
Im Herbst 2002 wurde ein Neubau begonnen, welcher unmittelbar unterhalb des ursprünglichen Kraftwerkes entstand. Eine Summe von 17 Mio. Euro wurden investiert. Die Leistung wurde um +25% und das Jahresarbeitsvermögen um +35% erhöht. Drei gleich große Wehrfelder mit 9 m Breite stauen die Saalach. Zwei Maschinensätze mit je 2,5 MW produzieren Strom, die Restwasserabgabe erfolgt über eine Fischtreppe. 2004 ging das neue Werk in Betrieb.
Besichtigungen sind nach Vereinbarung möglich (Salzburg AG).
Technische Daten
Unterwasserkraftwerk (historisch)
- Kraftwerkstype: Laufkraftwerk
- Gesamteinzugsgebiet: 1.145 km²
- durchschnittl. Jahreserzeugung: 19.000 MWh
- Engpassleistung: 4.500 kW
- Turbinen: drei Arno-Fischer-Rohrturbinen mit schrägen Wellen
- Nennleistung: je 1.500 kW
- Bruttofallhöhe: 8,5 m
- Ausbaudurchfluss: 69 m³/s
- drei Drehstrom-Synchrongeneratoren 2 x 1.750 kVA, 1 x 2.000 kVA
- Inbetriebnahme: 1950
Neubau (aktuell)
- Kraftwerkstype: Laufkraftwerk
- Gesamteinzugsgebiet: 1.145 km²
- durchschnittliche Jahreserzeugung: 27.200 MWh
- Engpassleistung: 5.000 kW
- Turbinen: zwei Kaplan-PIT-Turbinen
- Nennleistung: je 2.500 kW
- Bruttofallhöhe: 10,1 m
- Ausbaudurchfluss: 58,5 m³/s
- drei Wehrfelder je 9 m Breite
- Inbetriebnahme: 2004
- Energieableitung über die Umspannstation Saalach ins Mittelspannungsnetz (10/30 kV) der Salzburg AG
Bildergalerie
Quellen
- Salzburg AG, Kraftwerksgruppe Flachgau/Tennengau
- Salzburgwiki-Beitrag von Scriptor: Arno Fischer
Einzelnachweise
- ↑ Salzburger Volkszeitung ANNO, Salzburger Volkszeitung, 7. August 1948, Seite 4