Von Hier. Und Dort.





Von Hier. Und Dort. Geschichte(n) von Migration und Integration im Salzburger Land war eine Ausstellung im Museum in der Fronfeste in der Flachgauer Stadt Neumarkt am Wallersee vom 19. Mai 2016 bis 31. Oktober 2017.
Die Eröffnung
- Hauptartikel Von Hier Und Dort Ausstellungseröffnung
Die Eröffnung der Ausstellung fand am Donnerstag, den 19. Mai 2016 um 19 Uhr, durch Landtagspräsidentin Dr. Brigitta Pallauf und Landesrätin Mag.a[1] Martina Berthold statt. Allerdings nicht im Museum, sondern schräg gegenüber im Gebäude der ehemaligen Hauptfeuerwache.
Präsentation der Publikation zur Ausstellung
"Von Hier. Und Dort. Geschichte(n) von Migration und Integration im Salzburger Land" am 10. Juni 2016 um 17:30 Uhr mit Landesrat Dr. Heinrich Schellhorn.
Die Ausstellung
Das Land Salzburg erinnerte sich 2016 an 200 Jahre bei Österreich. Neben der in der Stadt Salzburg stattfindenden Landesausstellung "Bischof Kaiser Jedermann" gab es auch in Neumarkt am Wallersee eine Ausstellung zum Thema "Salzburg 200 Jahre bei Österreich".
Die Ausstellung "Von hier. Und dort" im Museum Fronfeste nutzte das Erinnern an die Zugehörigkeit Salzburgs zum Kaisertum Österreich um der Frage nach Zugehörigkeiten und Identitäten von Menschen nachzugehen. Der Untertitel "Geschichten von Migration und Integration aus dem Salzburger Land" wies vor allem auf das Schicksal von Einwanderern und Auswanderern, von Flüchtlingen und Vertriebenen, im Raum Neumarkt am Wallersee hin. Aber auch auf jene Menschen, die hier, in der neuen Heimat, ihr Glück und einen Neuanfang fanden.
Neumarkt am Wallersee - als ehemals vorgelagerter Grenzposten gegen Bayern und Österreich - hatte in der Vergangenheit einen hohen Grad an Wanderungs- und Fluchtbewegungen zu verzeichnen. Heute fördert die Stadtgemeinde eine beispielgebende Willkommenskultur für Asylwerber aus aller Welt. Die Gemeinde sucht aktiv Wege um mit ihnen zu leben. Das Museum Fronfeste nimmt heute als Plattform der Begegnung eine ganz besondere Rolle ein.
Die dort gezeigte Ausstellung erzählte, dass Wanderbewegungen keineswegs neue Erscheinungen sind. Sie gehören prägend aber auch bereichernd zu unserer Geschichte. So rief die Ausstellung zunächst einmal die Besiedelungsgeschichte unserer Region durch die Römer in Erinnerung. Sie importierten vor 2 000 Jahren nicht nur bahnbrechende Ideen und Waren in unser Land. Auch ein "Asyl" kannten die Römer bereits, und in späteren Jahrhunderten begegnen wir dem Kirchenasyl in unseren Dorfkirchen wieder. Die Ausstellung beleuchtete in einer historischen Rückschau auch das harte Leben der Wander- und Landarbeiter, der Gastarbeiter, das In-Dienst-Gehen der Knechte und Mägde, das schwere Los der Heimatvertriebenen und der Kriegsflüchtlinge. Sie alle haben in unserer Region ihre Spuren und ihre Geschichten hinterlassen. Bis heute. Eingeladene Künstler begleiteten innerhalb der Ausstellung diese historischen Bewegungen, befragten und kommentierten sie mit hochkarätigen bildnerischen und filmischen Werken.
Wenn es gelingt, was sich Ingrid Weydemann und ihr engagiertes Team vorgenommen haben, dann sollen Migranten immer wieder selbst zu Wort kommen. Und damit auch ihre Geschichten aus ihrer Sicht erzählen können. Ausstellungsbesucher sollten so auf vielstimmige Weise in einem "Korridor des Fortgehens" den Gedanken und Hoffnungen der Aus- und Einwanderer begegnen können. Begegnung war denn auch das zentrale Motiv der mutig angelegten Ausstellung.[2]
Themen der Ausstellung
Erdgeschoß
In der Eisenhutgalerie: Integration, Begegnungscafé, Diversität und Integration auf kommunaler Ebene
Obergeschoß
Im Vorraum und Korridor gab es Migrationsgeschichte im Zeitraffer.
In den Ausstellungsräume gab es zu sehen: "Asylon" – die ursprüngliche Bedeutung des Wortes Asyl. Antike Heiligtümer und christliche Kirchen als Ort des Schutzes und der Unantastbarkeit; "Brain Gain" – Errungenschaften in Kunst und Kultur, Technik, Bauwesen, Kulinarik etc. durch die Einwanderung der Römer vor 2 000 Jahren; "Einwanderungsland Salzburg - Arbeitsmigration": Zuwanderung im Zeichen des Glaubens: Die Erzbischöfe Salzburgs, Migrationsfaktor Armut, Stör- und Wanderarbeit sowie Dienstbotenwanderung;
Untergeschoß
Entlang des Flurs zu den Zellen gab es allgemeine Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen sowie "Vorraum Flüchtling. Die Genfer Flüchtlingskonvention."
Im unteren Zellentrakt – Kunst und Migration von Farshido Larimian: "Pocket Memories". Der persische Künstler installiert Erinnerungsstücke, die Menschen auf der Flucht aus ihrer alten Heimat mitnahmen. Jakob Brossmann: "Lampedusa im Winter", ein preisgekrönter Film zur Situation auf der Insel Lampedusa. Von Menschlichkeit, Solidarität und dem Versagen der Politik. Gabriele Neudecker: "Deserteur!" Der vielfach ausgezeichnete Film der Köstendorfer Filmproduzentin zum Schicksal von einheimischen Deserteuren im Zweiten Weltkrieg. Pupak: Film über eine ehemalige Asylwerberin aus Neumarkt, die den Sprung in die Selbstständigkeit schaffte. Ina Fasching: "Spuren hinterlassen", Fußabdrücke von Menschen aus Neumarkt an der Fassade des Museums Fronfeste.
In den Zellen wurde über Johann Sinnhubers Erlebnisse 1914–1925 berichtet - die Flucht als prägendes biografisches Ereignis. Weiters "Unerwünscht": Antisemitismus am Wallersee - die politische Radikalisierung rund um den Wallersee; "Verfolgung, Abschiebung, Zwangsarbeit" über die Verfolgung von ethnischen Minderheiten; "Heimatvertriebene und Umsiedler", Flucht infolge des Kriegsgeschehens;
Gestaltungskonzept
Vom Wiener Unternehmen toikoi_erzählende räume, das Lösungen für die Vermittlung von Kultur konzipiert und realisiert, stammt das Gestaltunsgkonzept.
Wie gestaltet man eine Ausstellung, in der die Besucher sich persönlich auf die Thematik einlassen und ihr näher kommen?
Die Ausstellung geht der Frage der (eigenen) Zugehörigkeiten und Identitäten nach. Das Gestaltungskonzept übersetzt diesen roten Faden in symbolische Bilder, die sich perfekt ergänzen. Diese Bilder sind allgemein bekannt und niederschwellig, wodurch der Bezug zur eigenen Person leicht herstellbar ist.
Der Kreis: Ein Kreis schafft Grenzen, man ist drinnen oder draußen. Zwei Kreise, die sich überlappen, schaffen einen gemeinsamen Zwischenraum, Gemeinsamkeiten, aber auch Unterschiede. Überlappende Kreise stehen auch für Verbundenheit und ergeben neue Farben.
Das Haus: Bedeutet ein Haus einfach "zuhause sein"? Das Konzept nutzt die einfache schematische Form des Hauses. Wie definiere ich das: Ab wann kann ich sagen, ich bin zu Hause, ich fühle mich zu Hause?
Der Chamäleon-Farbeffekt. Das Konzept spielt mit einer Art "Chamäleon-Farbeffekt", das heißt, dass einzelne Elemente sich farblich der Umgebung anpassen oder umgekehrt Farbe oder unterschiedliche Muster an die Umgebung weitergegeben, übertragen werden. Dahinter sehen wir das Bild der Übertragung: Was bleibt Tradition, was gebe ich weiter, kann ich Familie/Freunde/Bekannte "anstecken"? Oder muss ich mich anpassen?
Zum Ausstellungsbegleitbuch
Wie schaffen wir eine Stimmung, durch die sich die BesucherInnen mit den erzählten Geschichten auseinandersetzen und gleichzeitig identifizieren können? Jedem Besucher erhielt ein Booklet in der Form und Größe eines Passes. Darin befinden gab mehrere "Übungen" als Einladung zur Selbstreflexion über das Thema der eigenen Identität. Was macht meine Identität aus? Besitze ich wirklich nur eine Identität oder doch mehrere? Mit wie vielen Menschen teile ich diese Identität(en)? Würde sich die Antwort ändern, wenn ich dieselbe Frage ein paar Jahre zuvor gestellt hätte?
Anekdote
Während der Pressekonferenz am 12. April 2016 hatte eine Mitarbeiterin des Museums in der örtlichen Bäckerei etwas abzuholen. Als sie zurück zur Pressekonferenz kam, hatte sie nicht nur das bestellte Brot dabei, sondern auch Tillmann, einen Störhandwerker - passend zum Thema der Ausstellung, die sich ja auch mit Störgehern beschäftigt. Tillmann gab bereitwillig Auskunft über woher und wohin, über Sitten und Gebräuche von Störgehern und über die Bedeutung seiner Kleidung. So war einst der goldene (heute nicht mehr aus Gold) Ohrring dafür gedacht die Begräbniskosten zu bezahlen, falls ein Bursche auf der Stör verstarb. Die verschiedenen Knöpfe und deren Anzahl stehen für die drei Wanderjahre und die Tage einer Arbeitswoche usw. Anschließend verließ Tillmann wieder die Pressekonferenz, wie es Brauch bei den Störgehern ist, zu Fuß in Richtung Wien, auf der Wiener Straße (B 1).
Bildergalerie
Von der Pressekonferenz
(von links): DI Adi Rieger (Bürgermeister Neumarkt am Wallersee), Mag.a Belinda Simon (Museum Fronfeste), Dr. Ulrich Sinnßbichler (Obmann Museumsverein), Maria Berngruber (Museum Fronfeste), Isabelle Blanc ("toikoi_erzählende räume") und Ingrid Weydemann MAS (Leiterin Museum Fronfeste)
Ingrid Weydemann MAS (Leiterin Museum Fronfeste) mit einem Beispiel der geplanten Installation "Spuren hinterlassen" von Ina Fasching
weitere Bilder
Von Hier. Und Dort. – Sammlung von weiteren Bildern, Videos und Audiodateien im Salzburgwiki
- Bilder von der Ausstellungseröffnung und der Ausstellung
- von der Präsentation des Ausstellungskataloges
Weblinks
Quelle
- Pressekonferenz am 12. April 2016 im Museum in der Fronfeste
Einzelnachweise
- ↑ Bis 2006 war "Magister" (männlich) bzw. (seit 1993) "Magistra" (weiblich) der übliche akademische Grad für die meisten Studien auf Master-Niveau. "Mag." ist die gesetzliche (§55 Universitätsgesetz 2002) Abkürzung sowohl für "Magister" als auch für "Magistra", wohingegen aber auch (aus gleichstellungspolitischen Motiven) die Abkürzung "Mag.a" für "Magistra" propagiert und verwendet wird.
- ↑ Text Michael Weese, Ingrid Weydemann