Tresterer


Die Tresterer sind Schönperchten, die bei ihrem Tanz eine Federkrone tragen und rhythmische, stampfende Tanzschritte, mit oder ohne Musikbegleitung ausführen.
Geschichte
In Kostümen und Kopfschmuck sieht die aktuelle Forschung zeitliche und regionale Einflüsse aus Italien. Der Venezianische Karneval, ebenso wie die italienische Komödie waren im 17. und 18. Jahrhundert Vorbilder für ganz Europa. Über Höfe und Handelsstraßen wurden Ideen, Kostüme und Tänze ausgetauscht. Die Trestererkostüme enthalten viele Elemente der festlichen Brokatanzüge der Männer zwischen Barock und Rokoko: die Stoffe, Stofffarben und Schnitte von Kniehose und heute zur Joppe verkürztem Justaucorps, die Seidenbänder und Maschen, Spitzenbesätze, Fazoneteln und Schnallenschuhe.
Die Rundtänze mit Lauf- und/oder Stampfschritten, mit Bögen, Schwertern oder nur mit Handgesten als Verbindung, begleiten die höfischen Feste und die Feste der Handwerker vom Norden bis zum Süden Europas. Wie und wann der Pinzgauer Tresterertanz in den Pinzgau kam und welche Teile "importiert" und welche im Pinzgau dazu entwickelt wurden, lässt sich heute nicht mehr feststellen.
Das Wort "trestern", welches das Einmeischen des Weines bedeutet, spricht für eine Herkunft vom Südrand der Alpen. Über den Krimmler Tauern verlief eine der großen Fernhandelsrouten ins Südtiroler Ahrntal und von dort weiter nach Venedig und Genua. Nach Norden führte die Route nach Augsburg, Nürnberg und Venedig. Diese Saumhandelsrouten waren die Zentren des Kulturaustausches. Sie wurden erst im 18. Jahrhundert, mit dem Wegfall dieser Transportart, zu entlegenen Tälern, in die im 19. und 20. Jahrhundert der Fremdenverkehr einströmte.
Ob der direkte Weg von Venedig, ob der Austausch von Wanderhändlern und Handwerkern aus dem Inntal und dem Ahrntal, oder der Salzburger und Innsbrucker Hof, den größeren Einfluss auf die Ausbildung der Pinzgauer Tresterer- und Stelzentänze hatte, lässt sich nicht mehr sagen.[1]
Tänzer, Kleidung und Tanzform
Die Tänzer, ausschließlich Männer, sind gleich angezogen und tragen alle eine Federkrone, an der auch lange Bänder befestigt sind. Federn und Bänder flattern beim Tanz der Tresterer.
Richard Treuer: "Nachdem der Hanswurst mit der Lederwurst auf den Boden ein Kreuz geschlagen, springt "die Vorpercht" (der Vortänzer) herein, dann die anderen. Der urige Tanz voll Kraft, Geschmeidigkeit und Rhythmik, teils lautlos, teils dunkeltönend im Takt, mit schnellen Trippel-, Stampf- und Schleifschritten, Drehungen und Sprüngen, zu einer oder zwei Klarinetten im Dreivierteltakt, zeigt "Trischlag" und "Spieltanz"."
Gegenwart
Im Land Salzburg existieren sechs Tresterergruppen: die 1963 gegründeten Tresterer Stuhlfelden, die seit etwa Ende des 20. Jahrhunderts bestehenden Tresterer Zell am See, die Brauchtumsgruppe Glocknerpass in Bruck an der Großglocknerstraße und den Heimatverein Saalachtaler Unken in Unken. 2015 wurde in Saalfelden eine neue Tresterergruppe gegründet Saalfeldener Tresterer. Auch der Alpinia Salzburg gehört seit cirka 1904[2] eine Tresterergruppe an. Es sind Brauchtumsvereine, die sich um die Erhaltung uralter Überlieferung bemühen und nur zu den traditionellen Zeiten auftreten, ohne auf Publikumsgunst oder Markt zu schielen.
2010 suchten die Stuhlfeldner Tresterer bei der UNESCO um die Eintragung ins Weltkulturerbe an. Mit Bescheid vom März 2011 wurde das von der UNESCO aber abgelehnt, mit der Begründung, sich mit der ALPINIA Salzburg-Stadt und anderen Gruppen gemeinsam wieder neu zu bewerben. Ein wesentlicher Grund der Ablehnung war die Tatsache, dass die Interpretation des ausgeübten Brauchs nicht den aktuellen Forschungsergebnissen entspricht.[3]
Mit Datum vom 30. Dezember 2011 hat sich dann die Alpinia Salzburg-Stadt bei der UNESCO um eine Eintragung des Pinzgauer Tresterertanzes beworben. Die Pinzgauer Gruppen haben sich dieser neuerlichen Bewerbung nicht angeschlossen.
Nach diversen Meinungsverschiedenheiten hat im Februar 2012 ein sogenannter Tresterergipfel stattgefunden, an dem Vertreter aller Tresterergruppen des Landes, Vertreter des Pinzgauer Gauverbandes, Landtagspräsident Simon Illmer junior, die Landtagsabgeordneten Waltraud Ebner und Sonja Ottenbacher, Monika Kalista, die Leiterin der Abteilung Kultur, Gesellschaft und Generationen des Landes, Ulrike Kammerhofer-Aggermann, Landesinstitut für Volkskunde, Lucia Luidold, Leiterin des Referates für Volkskultur und Landesrätin Tina Widmann als Volkskulturreferentin teilgenommen haben. Es folgten einige Arbeitssitzungen in denen die Aussagen der Pinzgauer Gruppen auf ihren Homepages über ihre Entstehungsgeschichte des Tresterertanzes, die vom Landesinstitut für Volkskunde bemängelt wurde, heftig diskutiert wurden.
Am 27. September 2012 hat die UNESCO den Antrag der Alpinia zurückgestellt, mit dem Hinweis, den Titel zu überdenken, um den Pinzgauer Tresterergruppen eine eventuelle eigene Einreichung zu ermöglichen.[4]
Am 13. März 2013 hat die Österreichische UNESCO-Kommission in einer Fachbeiratssitzung die Aufnahme des Pinzgauer Tresterertanzes der Salzburger Alpinia in das Österreichische Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes befürwortet. Das beworbene Element entspricht dem Verständnis von lebendigen Traditionen, wie es im UNESCO-Übereinkommen zur Erhaltung des Immateriellen Kulturerbes dargelegt ist.[5]
Die Verleihung der Urkunde durch die Präsidentin der Österreichischen UNESCO-Kommission, Dr. Eva Nowotny, fand am 3. Juni 2013 im Mozarthaus in St. Gilgen statt.
Quellen
- Treuer, Richard: Bergheimat Pinzgau, Verlag der Salzburger Druckerei, Salzburg 1977
- Salzburger Nachrichten, Lokalteil S. 8, Freitag, 7. Jänner 2011
Einzelverweise
- ↑ Landesinstitut für Volkskunde Prof. Dr. Ulrike Kammerhofer-Aggermann
- ↑ Eine historische Fotografie aus der Zeit datiert diese auf 1904 bis 1909
- ↑ Schreiben vom 16.März 2011 UNESCO an Stuhlfelden
- ↑ Schreiben UNESCO vom 27. September 2012 an die ALPINIA
- ↑ Schreiben UNESCO vom 15. März 2013 an die ALPINIA