Pinzgauer Trachtenschlitten- und Brauchtumsfest
Das Pinzgauer Trachtenschlitten- und Brauchtumsfest findet seit dem Jahr 1906 in mehrjährigen unregelmäßigen Abständen zu besonderen Anlässen statt.
Festliche Schaufahrten, eine Pinzgauer Tradition
Das Pinzgauer Trachtenschlitten- und Brauchtumsfest wird seit 1906 nur zu besonderen Anlässen veranstaltet. So zur Stadterhebung von Zell am See, die 1928 stattgefunden hat. Aber auch die Eröffnung der ersten Seilschwebebahn im Land Salzburg, die auf die Schmittenhöhe gebaut wurde, veranlasste zahlreiche Bauern zu einer großen Schaufahrt. Auch die Teilnehmer und Zuschauer der 5. Akademischen Winterspiele im Jahr 1937 konnten sich an einer festlichen Ausfahrt zahlreicher bäuerlicher Schlittengespanne erfreuen. Unter den Zuschauern befand sich damals auch das niederländische Königspaar.
2014: zu Maria Lichtmess
Passend zum in der bäuerlichen Tradition fest verankertem Feiertag Maria Lichtmess am 2. Februar, der im Jahr 2014 auf einen Sonntag gefallen ist, wurde diese traditionelle Schaufahrt bei schönstem Wetter erneut durchgeführt.
Nach neun Jahren Unterbrechung vom Porsche-Reitclub Zell am See unter Federführung von Helmut Hierner veranstaltet, war es ein Fest der besonderen Art: 500 Teilnehmer auf 95 Schlittengespannen, gezogen von mehr als 100 Norikerpferden bewegten sich von Schüttdorf in das Zentrum von Zell am See und beeindruckten dort mehrere tausend Zuschauer aus nah und fern. Man hatte in diesem schneearmen Winter extra eine zwei Kilometer lange Schneefahrbahn in harter Nachtarbeit aufgeschüttet, die vom Sportplatzgelände in Schüttdorf am Seeufer entlang bis durch das Stadtzentrum von Zell am See führte, um dieses traditionelle Schlittenfest zu ermöglichen. Aber auch den Teilnehmenden, die aus vielen Orten des Pinzgaus anreisten, wurde mit dem ganztägigen Einsatz, verbunden mit zweimaligem Beladen und Entladen der Zugtiere und des Schlittens einiges abverlangt. Das schöne Wetter, die Aussicht auf einen besonderen Tag mit vielen schönen Begegnungen und die zahlreichen begeisterten Zuschauer entschädigte sie für ihren Einsatz und ihre Mühe.
Goaßl und Böndl
In dieser Schlittenparade war alles zu sehen, was in früherer Zeit im Pinzgauer Winter an Gespannen unterwegs war. Bei Ausfahrten kamen vor allem das Goaßl und das Böndl zum Einsatz. Goaßl und Böndl sind Schlitten, die von nur einem Pferd gezogen wurden. Das Goaßl ist die älteste Pinzgauer Schlittenform. Der Name entstand aufgrund der Form der Schlittenkufen, die an das Gehörn eines Geißbocks erinnern. Das Goaßl diente den Menschen als Fortbewegungsmittel und wurde auch zum Transport kleinerer Lasten eingesetzt. Das Böndl ist ein Holzschlitten, der oftmals auch bemalt oder mit Korbgeflechten verziert war. Auf dem Goaßl saßen Bauer und Bäuerin hintereinander, auf dem Böndl nebeneinander. Das schmale Goaßl war vor allem auf schmalen Wegen, die vor dem Bau der Güterwege die einzige Verbindung zu vielen Bergbauernhöfen bildeten, vonnöten.
Außer Goaßl- und Böndlschlitten nahmen bei dieser Veranstaltung auch zwei- und mehrspännige Schlitten teil. Sie waren einst für den Lastentransport im Einsatz. Auf den Gespannen wurden Szenen aus dem früheren bäuerlichen Leben dargestellt. Gerade zu Lichtmess war es naheliegend auch das Schlenkern von Dienstboten, den Wechsel von einem Dienstplatz zu einem anderen, der immer zu dieser Jahreszeit stattgefunden hat, nachzustellen. Man sah aber auch einen Pinzgauer Hochzeitszug und Brauchtumsgruppen wie die Saalachtaler Tresterer nahmen ebenfalls an der Schlittenausfahrt teil.
Ein schönes Gespann war ein Zeichen für Wohlstand
Kunstvolle Schlitten und schöne Pferde waren aber auch Ausdruck von Wohlstand. Ein beeindruckendes Gespann machte etwas her, befriedigte das Geltungsbedürfnis und verhalf auch zu Ansehen. Dazu trug auch das Pferdegeschirr bei. Das zeigte sich auch beim Pinzgauer Trachtenschlitten- und Brauchtumsfest. Die Rösser trugen Geschirre mit blitzblank polierten Messingteilen auf den Lederriemen und einzelne Pferde gingen im wertvollen Muschelgeschirr, das eine Pinzgauer Besonderheit darstellt. Die Muscheln wurden über die alten Samerwege aus dem Süden importiert und nur reiche Bauern konnten sich so ein Geschirr leisten.
Bildergalerie
Quellen
- Walter Schweinöster: Große Ausfahrt mit "Goaßl" und "Böndl", Salzburger Nachrichten vom 3. Februar 2014, Lokalteil, S. 9