Hans Graf
Univ. Prof. Hans Graf (* 15. Februar 1949 in Marchtrenk, Oberösterreich) ist ein österreichischer Dirigent, ehemaliger Leiter des Mozarteum Orchesters und ehemaliger Professor an der Hochschule Mozarteum.
Leben
Hans Graf wuchs im oberösterreichischen Hausruckviertel sowie im Internat in Graz auf. Schon sein Vater war Musiker, er machte in der Zwischenkriegszeit mit 28 Jahren die Aufnahmsprüfung ins Salzburger Mozarteum und unterrichtete später Violine in Linz. Den persönlichen Durchbruch zur Musik bringt für den Sohn die Bekanntschaft mit Fugen und Präludien von Johann Sebastian Bach.
Hans Graf arbeitete nach dem Studienabschluss in den Fächern Klavier und Dirigieren (u.a. bei Max Haider, Istvan Cserjan und Ivan Eröd) als Hochschulassistent in Graz und besuchte Meisterkurse bei Franco Ferrara und Sergiu Celibidache.
1972 geht er mit einem Staatsstipendium für ein Jahr nach Leningrad, studiert bei Arvid Jansons, verliebt sich und heiratet. Nach einem neuerlichen Zwischenspiel in Graz packt er die Gelegenheit beim Schopf und geht 1975 samt Ehefrau Rita und Tochter Anna als Chefdirigent des irakischen Nationalorchesters nach Baghdad.
Der Durchbruch kommt 1979 mit dem ersten Preis beim Karl Böhm Wettbewerb. Nach diesem Erfolg eröffnet sich für Graf eine Karriere als Dirigent. Dazu trägt auch ein Teil des Preises für den Wettbewerbssieger bei: Er dirigiert zwei Mal die Wiener Symphoniker.
Mit diesem Durchbruch kommen die Erfolge und die großen Engagements. Er dirigierte eine Premiere an der Wiener Staatsoper, an Opernhäusern in Berlin, München, Paris und Rom. Er stand am Pult der Wiener Philharmoniker und der Symphoniker, dirigierte bei den Festspielen in Salzburg und Bregenz sowie bei den Wiener Festwochen und beim Festival in Aix-en-Provence, Frankreich. Seine Premiere bei den Salzburger Festspielen feiert er am 18. August 1983 mit einem Orchesterkonzert des Mozarteum Orchesters in der Felsenreitschule, das ein reines Mozartprogramm enthält.
Daraufhin wird Graf 1984 Chefdirigent des Mozarteum Orchesters in Salzburg und Musikdirektor des Landestheaters, wechselt nach zehn Jahren 1994 zum baskischen Nationalorchester nach San Sebastian in Spanien. 1995 wird Graf Chefdirigent des Calgary Philharmonic Orchestra (CAN), daraufhin ab 1998 des Orchestre National Bordeaux Aquitaine. In Bordeaux, Frankreich, fungiert er zudem als Musikdirektor der Oper. Nach der Übernahme des Chefdirigentenpostens des Houston Symphony Orchestras im Herbst 2001 gab er seine Funktion in Calgary im Herbst 2002 und jene in Bordeaux 2004 ab. Der texanischen Ölmetropole blieb er bis 2013 treu, ist seither "Conductor Laureate".
Als Gastdirigent tritt Hans Graf mit zahlreichen nordamerikanischen Klangkörpern wie dem Boston Symphony Orchestra oder den Sinfonieorchestern von Cleveland, Philadelphia, Pittsburgh, San Francisco und Washington, Toronto und Montreal, sowie dem Los Angeles und New York Philharmonic Orchestra auf. In Europa hat Hans Graf ebenfalls mit zahlreichen großen Orchestern zusammengearbeitet, wie den Wiener Philharmonikern und Symphonikern, Concertgebouw Orkest Amsterdam, Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, DSO Berlin, Radio Filharmonisch Orkest Hilversum, Orchestre National de France, Royal Scottish National Orchestra, Hallé Manchester und dem London Philharmonic.
Nach seinen Abschied von Salzburg kehrt Graf 2006 erstmals als Gastdirigent zum Mozarteumorchester zurück. Im Sommer 2013 wird er von den Salzburger Festspielen für zwei Konzerte der Camerata Salzburg und des Mozarteum Orchesters, sowie - ebenfalls mit der Camerata und dem Salzburger Bachchor - für eine ungewöhnliche Opernproduktion von Mozarts Die Entführung aus dem Serail verpflichtet. Die Inszenierung als Fernseh-Liveübertragung in Koproduktion mit Servus TV war "eine unglaubliche Herausforderung" für den erfahrenen Dirigenten. Während die Sänger im Hangar-7 agierten, musizierten Hans Graf und die Camerata Salzburg im Hangar-8. Die Kommunikation fand teils über Kopfhörer statt. Erst für das Fernsehpublikum fügten sich die Teile der Liveinszenierung zusammen.
2013 bis 2015 war er Professor für Orchesterdirigieren an der Universität Mozarteum Salzburg.
2014 dirigierte Graf an der an der Wiener Volksoper eine konzertante Aufführung von Strauss' Feuersnot und erhielt dafür den "Goldenen Schikaneder" (Österreichischer Musiktheaterpreis) für die beste musikalische Leitung.
Am 28. Jänner 2018 gewann Hans Graf mit dem Houston Symphony für seine Opernproduktion Wozzeck (Alban Berg) den Grammy in der Kategorie "Opernaufnahme des Jahres".[1] Diese Aufnahme wurde zuvor schon mit einem ECHO Klassik Preis ausgezeichnet.[2]
Im Juli 2019 wurde bekanntgegeben, dass Hans Graf ab Sommer 2020 als Chefdirigent die Leitung des Singapore Symphony Orchestra übernehmen wird.
Diskografie
Hans Grafs Diskografie beinhaltet neben der preisgekrönten Wozzeck-Aufzeichnung mit Anne Schwanewilms und Roman Trekel unter anderem alle Sinfonien und ausgewählte Klavierkonzerte von Mozart (mit Eric Heidsieck und dem Mozarteumorchester), alle Schubert-Symphonien, die Ersteinspielung von Zemlinskys Oper Es war einmal sowie das komplette Orchesterwerk von Henri Dutilleux mit dem Orchestre National Bordeaux Aquitaine (Arte Nova/SONY).
Mit dem Houston Symphony Orchestra nahm er unter anderem Bartóks Der holzgeschnitzte Prinz (Koch International), Zemlinskys Lyrische Symphonie und die Drei Sätze aus der Lyrischen Suite von Alban Berg sowie Mahlers Lied von der Erde (Naxos) auf, außerdem An American in Paris, Concerto in F und Porgy and Bess (A Symphonic Picture) von George Gershwin. Ein Aufnahme von Gustav Holst Planeten kam als DVD mit exklusivem NASA-Filmmaterial heraus (Gestaltung: Duncan Kopp)
Zuletzt erschienen die kompletten Werke für Viola und Orchester von Paul Hindemith mit Tabea Zimmermann und dem DSO Berlin (Myrios) sowie Carmina Burana mit dem London Philharmonic Orchestra.
Auszeichnungen
Hans Graf erhielt 1994 das Goldene Ehrenzeichen des Landes Salzburg, 2002 die "Légion d’Honneur" für Verdienste um die französische Musik in aller Welt und 2007 das Goldene Ehrenzeichen der Republik Österreich.
Quellen
- Salzburger Nachrichten
- Viktor Hermann: Der Weg zum Pult
- Hochschule Mozarteum
- Archiv der Salzburger Festspiele