Alte Autobahnmeisterei Salzburg-Mitte
Die alte Autobahnmeisterei Salzburg-Mitte befand sich an der Südostseite des "Kleeblatts" der Autobahnanschlussstelle Salzburg-Mitte in der Stadt Salzburg-Liefering.
Einleitung
Das 51 200 m² große Areal, eingebettet zwischen Münchner Bundesstraße, Schmiedingerstraße, Westautobahn und Hubertusweg, beheimatete neben der Autobahnmeisterei ursprünglich auch gleichzeitig die Straßenmeisterei des Landes Salzburg. 2015 wurde dann eine neue Autobahnmeisterei im nordöstlichen Teil des "Kleeblatts" in Betrieb genommen.
Das alte Areal wurde Ende 2014 an die Salzburg AG verkauft und wurde im Frühjahr 2016 abgerissen. Die Salzburg AG wollte an dieser Stelle eine neue Obusremise errichten.
Temporäre Notschlafstelle
- Hauptartikel Camp Asfinag
Während der Flüchtlingsbewegung 2015 wurden in den Gebäuden der alten Autobahnmeisterei Notschlafstellen für 600 Flüchtlinge eingerichtet. Diese Notschlafstelle lag zwischen 2,5 und 3,0 Kilometer (je nach gewähltem Fußweg) vom Grenzübergang Saalbrücke entfernt. Das als Camp Asfinag bezeichnete Quartier wurde am 25. März 2016 wieder geschlossen. Seit Anfang September 2015 passierten mehr als 350 000 Flüchtlinge Salzburg in Richtung Deutschland, an Spitzentagen waren es bis zu 10 000. Für viele von ihnen war die alte Autobahnmeisterei der Asfinag in Liefering eine Zwischenstation. Dort wurden sie verpflegt, versorgt, konnten duschen und hatten ein Bett zur Verfügung.
Unzählige freiwillige Helfer des Rotem Kreuzes, der Caritas sowie der der Organisationen Train of Hope, Bauern helfen Bauern und Muslim Hands, Dolmetscher, zahlreiche Einsatzkräfte der Einsatzorganisationen Bundesheer, Feuerwehr, Polizei, Mitarbeiter von Stadt und Land Salzburg und andere Helfer sorgten ein halbes Jahr lang Jahr für einen humanitären Umgang und die Betreuung der Menschen auf der Flucht. In der gemeinsamen Einsatzleitung von Land und Stadt waren etwa 30 Landesbedienstete tätig. Diese 30 Personen gehörten dem erweiterten Landeseinsatzstab ein.
Die weitere Nutzung des alten Geländes
2014 hatte die Salzburg AG um 14 Mill. Euro das Gelände der alten Autobahnmeisterei gekauft. Als Partner für das Areal wurden die drei Baufirmen Dywidag[1], Hillebrand Bau GmbH und DHK Projekt GmbH & Co KG [DHK] (hinter der Kreuzberger Bau Salzburg GmbH steht) an Bord geholt. Der Plan war, auf rund 30 000 m² des Areals baut die Salzburg AG ihre Obusremise neu - die vom derzeitigen Areal in der Alpenstraße dorthin verlagert werden sollte. Auf den restlichen zirka 20 000 m³ baut die DHK Wohnungen und Gewerbeflächen. Obwohl das Gelände 2016 übergeben wurde und im April 2017 der Abriss der Asfinag-Garagen begann, liegt die Fläche weiter brach (Stand Juli 2019).
Juni 2019: Großprojekt an Salzburger Autobahn steht in Frage
Im Juni 2019 kam es zu neuen Entwicklungen.
Noch 2016 konnte sich der damalige Bürgermeister Heinz Schaden (SPÖ) hier bis zu 270 Wohnungen vorstellen. Ab 2017 wurde über 150 Wohnungen (112 Mitwohnungen) verhandelt. Zunächst war der von der Politik vorgegebene Schlüssel die Basis: 50 Prozent geförderte Mietwohnungen, 25 Prozent geförderte Mietkaufwohnungen, 25 Prozent Eigentumswohnungen (38). Später wollte die DHK die Mietkaufwohnungen streichen und als Ausgleich 60 Prozent Miet- und 40 Prozent Eigentumswohnungen bauen. Die Stadtpolitik forderte aber einen Preisdeckel für einen Teil des Eigentums. Daran scheiterte der Raumordnungsvertrag.
Im Juni 2019 gab es einen neuen Vorschlag der Stadt, wie Vizebürgermeisterin Barbara Unterkofler (ÖVP) bestätigt: "In den Parteienverhandlungen haben wir gesagt, wir wollen mehr ,förderbaren Wohnbau' - mittels der gleichnamigen neuen Widmungskategorie." Der neue Schlüssel laut Unterkofler: "Es soll 60 Prozent geförderte Mietwohnungen geben und 15 Prozent preisgedeckelte Eigentumswohnungen mit einer Kaufpreis-Obergrenze." Sie soll, ohne Tiefgarage, aber inklusive Umsatzsteuer, bei 3 800 Euro/m²liegen. Unterkofler: "Und es soll noch 25 Prozent Eigentumswohnungen mit einer Kaufpreis-Obergrenze laut Wohnbauförderungsgesetz geben." Diese liege bei rund 5 800 Euro/m².
Allerdings: Ob der Deal, der dann ausschließlich förderbaren Wohnbau vorsieht, zustande kommt, war im Juni noch nicht fix. Denn der Sprecher der DHK-Gruppe, Baumeister Bernd Hillebrand, gibt sich sehr zurückhaltend und wollte in der kommenden Woche mit Firmenanwalt über den Vorschlag beraten. Er gehe davon aus, "dass uns die Stadt einen umsetzbaren Vorschlag gemacht hat. Denn wenn wir nicht bauen, hat niemand was davon." Die vergangenen Vorschläge seien nicht wirtschaftlich gewesen: "Denn wir sind drei Baufirmen und können sicher günstiger bauen als ein Projektentwickler. Und auch Genossenschaften wie die GSWB bräuchten ausführende Firmen wie uns." Nachsatz: "Und wenn wir den Grund verkaufen, werden wir ihn nicht billiger verkaufen, als wir ihn gekauft haben." Sollte es zu einer Einigung kommen, scheint aber ein Baustart 2020 möglich, sagten Insider.
Büros am DHK-Areal: Für diesen Bauteil war im Juni 2019 noch sehr wenig klar. Fest stand nur, dass auf 8 000 m² Bruttogeschoßfläche Unternehmen für rund 300 Jobs einziehen sollen. Hillebrand: "Wir machen ein tolles Gewerbeprojekt." Nutzer oder Mieter verriet er aber noch keine.
Remise und Büroturm der Salzburg AG: Zusätzlich zur Remise, bei der man 2014 von 45 Mill. Euro Baukosten ausging, kam ein zweites Projekt hinzu: ein Büroturm namens "Business Center Salzburg Mitte". Bei der Remise sprach Salzburg-AG-Vorstandschef Leonhard Schitter noch bis vor Kurzem von 60 Mill. Euro Baukosten; mittlerweile seien es "80 Millionen Euro reine Errichtungskosten". Hintergrund sollen neben insgesamt steigenden Baukosten auch höhere Aufschließungskosten beim Areal sein - sowie Zusatzkosten für die Oberleitungen für die über 100 Obusse, sagen Insider. Schitter sagte nun erstmals: "Wir haben eine hohe Verantwortung, weil die Baukosten angezogen haben. Und der Verkehrsbereich hat sich verändert, etwa durch das Aufkommen von Batterie- und Wasserstoffbussen. Daher prüfen wir auch, was eine Sanierung der alten Remise an der Alpenstraße kosten würde - als Alternativvariante." Am Ende solle die beste Variante dem Aufsichtsrat vorgelegt werden - bis Jahresende 2019.
Aber wenn die Remise an der Alpenstraße bleibt, würde dann der Büroturm allein sinnvoll sein? Schitter: "Darauf kann ich noch keine Antwort geben." Dass im Fall des Verbleibs der Remise an der Alpenstraße der Salzburg-AG-Teil des Areals an der Autobahn (weiter)verkauft werden könnte, schließt er nicht aus: "Darüber wollen wir jetzt noch nicht spekulieren."
Verkehrsexperte Günther Penetzdorfer beurteilte die beiden Remise-Varianten neutral: "Es ist kein Nachteil, wenn die Remise in der Alpenstraße bleibt. Denn dort sind alle Einrichtungen; auch die Zufahrt ist in Ordnung." Wäre es möglich, die Remise bei laufendem Betrieb zu sanieren? "Ja", meinte Penetzdorfer und verwies auf den Hauptbahnhof: "Der wurde auch im Vollbetrieb umgebaut; mit über 350 Zügen und 60 000 Fahrgästen pro Tag." Als einzigen Vorteil von Salzburg-Mitte sieht er, "dort mehr Platz zu haben. Aber man könnte in der Alpenstraße beim Verwaltungsgebäude höher bauen, um das zu kompensieren."
Bauträger gegen Preuner
Nach einer Sitzung der DHK-Gruppe Anfang Juli 2019 hatte deren Anwalt Reinfried Eberl die Stadtgemeinde Salzburg aber über die Ablehnung des Vorschlags informiert - wegen des Preisdeckels. Für die 38 Eigentumswohnungen wollen sie das Preislimit von 5.800 Euro/m² nicht akzeptieren. Eberl: "Da müsste die DHK sich heute verpflichten, bis in drei Jahren Wohnungen zu Preisen zu bauen und zu verkaufen, die ein Dritter, das Land, in Zukunft über die Wohnbauförderung festlegt." Auf so ein Wagnis ("das wäre ein Glücksspiel") könne man sich nicht einlassen. Weiters kritisiert Eberl die Konventionalstrafen von mehr als 1 000 Euro/m² als "horrend". Zusätzlich seien die Vergabekriterien der Stadt für die Eigentumswohnungen (z. B. fünf Jahre Hauptwohnsitz als Voraussetzung; ausschließliche Hauptwohnsitznutzung) "unsachlich und willkürlich", weil sie "den Käuferkreis beschränken". Einzig der Bau der Mietwohnungen sei akzeptabel.
Bürgermeister Harald Preuner (ÖVP) reagiert verärgert: "Wir sind ja nicht am Basar. Ich lasse mich nicht erpressen und für blöd verkaufen. Wenn wir dort eine Umwidmung machen, muss für die Allgemeinheit was rausschauen. Die Stadt ist ja nicht für die Gewinnmaximierung der Bauträger da." Preuner will von der DHK wissen, wo deren preisliches Limit ist. Dass Baumeister Bernd Hillebrand für den Fall einer Nicht-Einigung den Bau eines reinen Gewerbeprojekts dort ankündigt, lässt Preuner kalt: "Die Anrainer wären froh, wenn dort nur Gewerbe käme - statt Wohnbauten mit fünf Geschoßen."
Wenige Tage später wurde bekannt, dass beide Seiten nun doch miteinander reden wollen, aber mit Vorbehalten.
September 2019: Aus für Neubau der Obus-Remise
Die Salzburg AG wird das Projekt nach fünf Jahren Vorbereitung nicht umsetzen. Stattdessen kommt nun die Minimal-Variante: Die Instandhaltung der bestehenden Remise um 6,5 Millionen Euro.[2]
Lage
Quellen
- Salzburger Nachrichten u. a. www.sn.at/salzburg/politik/grossprojekt... 29. Juni 2019 und
- www.sn.at/salzburg/politik/bautraeger-gegen-preuner, 4. Juli 2019
- Presseaussendung ASFINAG
- kampf-um-wohnraum-wird-haerter-stadt-salzburg-diktiert-bautraeger-den-preis, 5. Juli 2019
Einzelnachweise
- ↑ siehe Eintrag in der deutschsprachigen Wikipedia zum Thema "Dywidag"
- ↑ Quelle Salzburger Nachrichten vom 24. September 2019