Dachsteinmassiv
Das Dachsteinmassiv gilt als eine der berühmtesten und am besten erforschten Gebirgsgruppen des gesamten Alpenraumes. Es ist Teil des Dachsteingebirges.
Allgemeines
Als mächtiger Grenzwall stellt das Dachsteinmassiv gleichsam die Verbindungslinie zwischen den Bundesländern Salzburg, Oberösterreich und Steiermark dar. Vom gesamten Dachsteinmassiv entfällt jedoch nur ein kleiner Teil auf das Bundesland Salzburg. Der weitaus größere Teil befindet sich auf oberösterreichischem bzw. steirischem Territorium. Der höchste Berg dieses Massivs ist der Hohe Dachstein mit 2 995 m ü. A., der sich genau auf der Grenze Oberösterreichs - Steiermark befindet und somit auch gleich der höchste Berg beider Bundesländer ist.
Charakteristik und Geographie
Geographisch wird das mächtige Massiv des Dachstein noch dem Salzkammergut zugerechnet. Seine Ausdehnung ist eine durchaus beträchtliche und reicht im Westen vom Fritztal bis weit östlich in das Tal der oberen Enns hinein, welche den Gebirgsstock im Süden und Südosten umgrenzt. Im nordöstlichen Teil schließt sich das Ausseer Land und im Norden die Hallstätter Gegend an. Beide Regionen umfassen eine Anzahl von Alpenseen, worunter die im Nordwesten des Gebietes gelegenen Gosauseen sowie der Hallstätter See am Nordabfall des Gebirges nicht zuletzt aufgrund der zahlreichen Postkartenmotive die bekanntesten sind. Die Dachsteingruppe besitzt im Hohen Dachstein den zweithöchsten Gipfel der Nördlichen Kalkalpen und bildet ein riesiges Plateau, das mehrere Gletscher trägt. Das Gebirge erreicht im berühmten „Dreigestirn“ Torstein]] (2 948 m ü. A.), Mitterspitz]] (2 925 m ü. A.) und Hoher Dachstein (2 995 m ü. A.) seine Kulminationspunkte. Weiter östlich davon türmt sich der Großer Koppenkarstein|enns:Große Koppenkarstein]] (2 863 m ü. A.) noch einmal zu einem isolierten Kulminationspunkt empor. Weitere bekannte Gipfel der Dachsteingruppe sind der Hoher Gjaidstein|enns:Hohe Gjaidstein]] (2 794 m ü. A.) und das Hohes Kreuz|enns:Hohes Kreuz]] (2 837 m ü. A.), welche mit ihren Gratausläufern die Gletschermulden voneinander trennen. Im westlichen Teil läuft das Gebirge im wild zerklüfteten Gosaukamm mit der Großen Bischofsmütze (2 459 m ü. A.) aus. Der östliche Teil bildet ein ausgedehntes Karstplateau mit dem passenden Namen Auf dem Stein]].
Geognosie
Das Dachsteingebirge besteht zur Gänze aus Karbonatgesteinen und führt seine Genese auf das Erdmittelalter zurück (vgl. Hagengebirge). Die charakteristische Kalkart des Dachsteingebirges wirkte namengebend auf die gesamte Region der Nördlichen Kalkalpen (Dachsteinkalk). Die äußeren Schichten des Dachsteinkalkes, die namentlich in den steil abfallenden Wandpartien zutage treten, bezeichnen wir als Dachsteinriffkalk, während der Kern des Gebirges aus härterem Gesteinsmaterial, dem so genannten Ramsaudolomit, besteht. Der Grad der Verkarstung erreicht im Dachsteinmassiv seine wohl größte Ausprägung.
Gletscher
In der Dachsteingruppe befinden sich die bei weitem größten Gletscher der Nördlichen Kalkalpen, die Dachsteingletscher]]. Die äußere Morphologie des Gebirges zusammen mit seiner geographischen Lage als Wetterscheide, die häufige Niederschläge begünstigt, sind als die Hauptursachen zu nennen, weshalb sich hier im Gegensatze zu anderen Regionen der Nördlichen Kalkalpen ausgedehntere Gletschergebiete zu bilden und zu erhalten vermochten.
Die größten Gletscher des Dachsteines sind der Reihe nach:
- Der , der mit einer Fläche von über drei Quadratkilometer zugleich auch der größte Gletscher der Nördlichen Kalkalpen ist. Seine Mächtigkeit ist mit etwa 90 Metern im zentralen Teil noch durchaus beachtlich.
- Der Großer Gosaugletscher|enns:Große Gosaugletscher]] mit einer Fläche von 1,2 km² und einer Mächtigkeit von etwa 80 Meter im zentralen Teil
- Der Schladminger Gletscher (95 ha) sowie der kleinere Schneelochgletscher (22 ha), der deutlich niedriger im Schatten der Wände des Hohen Kreuzes gelegen ist und hauptsächlich von Lawinen ernährt wird.
Darüber hinaus existieren am Dachstein noch kleinere Eisfelder, die allerdings die Bezeichnung „Gletscher“ kaum verdienen; so etwa der Kleine Gosaugletscher, der Nördliche und Südliche Torsteingletscher und der einzige „Gletscher“ auf steirischem Gebiet, der kleine Edelgrießgletscher, wobei der Erstgenannte sowohl aufgrund seiner Größe wie durch seine äußere Gliederung in Nährgebiet, mit Spaltenbildung im mittleren Bereich und kleiner Zunge im Ablationsbereich noch am ehesten die Kriterien eines wahren Gletschers erfüllt. Der Hallstädter Gletscher wird zuweilen auch als Karls Eisfeld bezeichnet; er verdankt dieses Cognomen einem Besuch des abenteuerlustigen Erzherzogs Karl von Österreich, der im Jahre 1812 bis zum damals noch weit hinabreichenden Gletscherrand vordrang.
Höhlen
Neben den Gletschern verdienen noch die zahlreichen Höhlen des Dachsteingebirges näherer Erwähnung, deren berühmteste die Mammuthöhle und die Rieseneishöhle nahe dem Krippenstein sind.
Tier- und Pflanzenwelt
Der Dachstein gilt in seinem zentralen Teil rings um die Hauptgipfel als eines der am besten erschlossenen Gebiete des gesamten Alpenraumes. Dieser Umstand, zusammen mit dem Sommerskilauf auf dem Gletscher sowie der leichten Erreichbarkeit diverser Gebiete mittels mehrerer Seilbahnen sind die Ursache, weshalb diese viel besuchten Gegenden von sehr vielen Wildtierarten gemieden werden. Auch die nivale Zone rings um die höchsten Gipfel lässt kaum einen üppigeren Pflanzenwuchs zu. Dennoch gibt es auch am Dachstein noch jede Menge stiller Winkel, wo man die einzigartige Gelegenheit erhält, die allerwärts bekannten, alpinen Vertreter unserer heimischen Tier- und Pflanzenwelt zu beobachten. Namentlich der östliche, weniger erschlossene Gebirgsteil birgt einen reichen Fundus an Naturerscheinungen, und besonders die zahlreichen, in die Hochfläche eingebetteten, kleinen Bergseen verleihen dem gesamten Gebiet einen malerischen Reiz. Letzterer Umstand führte zur Deklaration des Steirischen Dachsteinplateaus als Naturschutzgebiet.
Geschichte
Die Region um das Dachsteingebirge ist sehr geschichtsträchtig; ihre Zeugnisse reichen bis in die mittlere Bronzezeit (etwa 1 500 v. Chr.) zurück. Besonders die Gegend um den Hallstätter See hat durch ihre große Bedeutung als Stätte der Salzgewinnung und durch zahlreiche, historische Gräberfunde Weltgeltung erlangt. So bezeichnen wir jene geschichtliche Epoche von 800 bis 400 vor Christus noch heute als Hallstattzeit. Die große historische Bedeutung des Ortes sowie die Einzigartigkeit seiner Landschaft führten 1997 zur Aufnahme von Hallstatt in die Reihe des Weltkultur- und Naturerbes durch die UNESCO.
Wir wissen heute, dass es bereits während der Bronzezeit temporäre Siedlungen auf der Hochfläche des Dachsteinsgebirges gab. Jene Form der Almwirtschaft, wie wir sie heute kennen, entstand allerdings erst während des 12. und 13. Jahrhunderts. Die darauf folgende Klimaverschlechterung, die unter Wissenschaftlern als Kleine Eiszeit oder Neoglazial bekannt ist und etwa bis 1850 andauerte, führte zu einem Rückgang der Almwirtschaft sowie zu einem signifikanten Vorstoß der Gletscher. In jene Zeit um die Mitte des 19. Jahrhunderts fallen auch die Anfänge des modernen Alpinismus und die damit verbundene Erschließertätigkeit in den Alpen.
Lange Zeit glaubte man, die Erstbesteigung des Hohen Dachsteins sei 1835 durch den Alpinisten und Theologieprofessor Peter Karl Thurwieser erfolgt. Jüngste Forschungsergebnisse beweisen aber, dass die Erstbesteigung des Hohen Dachsteins]] schon im August 1819 durch den Salzburger Waldjäger Jakob Buchsteiner im Auftrag Erzherzog Johanns erfolgt war. Die eigentliche Erforschung des Dachsteingebirges ist fast ausschließlich das Verdienst eines einzelnen Mannes: des großen Gelehrten und Naturforschers Friedrich Simony]] (* 1813; † 1896). Dem Dachstein weihte er sein Leben, und Großes hat er im Dienste der Wissenschaft um die Erforschung und Erschließung des Berges geleistet. Wir begegnen seinem Namen auf nahezu allen Wegen der Erschließungsgeschichte, und mit völligem Rechte werden wir durch viele Orte am Dachstein, mit denen sein Name verknüpft ist, an diesen vortrefflichen Mann erinnert.
Heute hat sich der Dachstein unter den Alpinisten als Wander- und Kletterberg gleichermaßen einen vorzüglichen Ruf erworben. Besonders die berühmt-berüchtigte, 800 Meter hohe Dachstein Südwand]] des Berges gilt unter Kletterern nach wie vor als bedeutende alpinistische Herausforderung.
Wege und Unterkünfte
Im Nahbereich des Dachsteins gibt es ein dichtes Netz von Wanderwegen in allen Schwierigkeitsgraden, welche den zentralen Teil des Gebirges wie ein Lebensnerv durchziehen. Unterkünfte und Hütten aller Art stehen den Besuchern in ausreichender Anzahl zur Verfügung, und die vortrefflichen infrastrukturellen Einrichtungen am Berg gestatten es mittlerweile, die meisten bedeutenden Ziele der Umgebung entweder per Fahrzeug oder Seilbahn zu erreichen. Das Gebiet um den Dachstein darf als ein eigenständiger, in sich geschlossener Lebensraum betrachtet werden und bietet zahlreiche Möglichkeiten für jedermann, der, auf welche Weise auch immer, an der Einmaligkeit dieses Landstriches partizipieren will. Die bekanntesten Hütten der Dachsteinregion sind:
- Adamekhütte]]
- Austriahütte]]
- Dachstein-Südwand-Hütte]]
- Seethalerhütte]] (Dachsteinwartehütte)
- Gablonzer Hütte
- Hofpürglhütte
- Krippenstein Schutzhütten
- Simonyhütte
Weiterführend
Für Informationen zum Thema Dachsteinmassiv, die über den Bezug zu Salzburg hinausgehen, siehe zum Beispiel auch den Eintrag im EnnstalWiki zum selben Thema
Literatur
- Begleitheft zur Kompass-Wanderkarte Nr. 20. Kompass-Karten GmbH Rum/Innsbruck, Auflage A4, ISBN 3-85491-022-3
Weblinks
Quellen
- Beiträge im Salzburgwiki sowie die Weblinks