Wallfahrtskirche zu Unserer Lieben Frau Geburt

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Die Wallfahrtskirche
Maria Kirchenthal
Wallfahrtskirche, Innenansicht
Gnadenbild von Maria Kirchental

Die Wallfahrtskirche zu Unserer Lieben Frau Geburt (Patrozinium 8. September) liegt südwestlich von St. Martin bei Lofer im Ortsteil Kirchental, im nördlichen Pinzgau in einem Seitental des Saalachtales auf 872 m ü. A.. Die Kirche, die 1701 eingeweiht wurde, ist mit einem Kuratbenefizium ausgestattet[1].

Wallfahrt

Geschichte

Das gotische Gnadenbild, eine geschnitzte Holzskulptur aus dem 15. Jahrhundert, steht an Bedeutung im gleichen Rang wie die Gnadenmadonna von Maria Plain. Sie war von einem unbekannten Künstler für die Pfarrkirche von St. Martin bei Lofer geschaffen worden. Als diese um das Jahr 1689 barockisiert und die gotische Marienstatue „überflüssig“ wurde, brachte sie der Bauer Rupert Schmuck in das abgelegene Tal der Kirchner.

Legende

Laut Wallfahrtslegende hat sich die Marienstatue in der Waldkapelle, in der Rupert Schmuck aufgestellt worden war, über Nacht gedreht. Als sie wieder zurückgerückt wurde standen angeblich Tränen in ihren Augen und sie drehte sich wieder um: ihren Blick richtete sie dabei auf eine Stelle, an der im Winter drei Kornähren gewachsen waren. Diese Vorgänge wurden als Erscheinungen gedeutet, eine rege Wallfahrt zur ihr setzte ein und schon bald wurden Gebetserhörungen kolportiert.
Zudem hat der damals amtierende Salzburger Erzbischof der „Maria mit dem Kind-Statue“ am 13. Oktober 1691 eigenhändig Kronen aufgesetzt.[2] Und Erzbischof Johann Ernst entschloss sich zum Bau einer Wallfahrtskirche.

Motiv und Wallfahrtszuzug

Ein eindeutiges Wallfahrtsmotiv für Maria Kirchental ist nicht überliefert, gehäuft beschrieben sind Anrufungen bei Erkrankungen von Augen, Nase, Mund und Lunge. Votive waren aus Holz geschnitzte Nachbildungen menschlicher Lungen, Kerzenwachs und Nachbildungen von Kröten. Auch lebende Opfer, das waren in Kirchental Kühe und Kälber, sind für das 18. Jahrhundert nachweisbar.[3] Zur Blütezeit der Wallfahrt von 1750 bis 1800 kamen in den Sommermonaten um die 50 000 Wallfahrer nach Kirchental. Rund 40 000 Leute sind es im 21. Jahrhundert alljährlich nach Schätzung des Rektors von Kirchental, Pater Karl Unger, hinauf in das Hochtal. Bei Festen wie dem Skapulierfest seien es 200 bis 300 Leute auf einmal. Weiterhin ist die Kirche ein beliebtes Ausflugsziel für Wallfahrer, aber auch für Wanderer und Bergsteiger, die Maria Kirchenthal als Ausgangspunkt für Touren in den angrenzenden Steinbergen nutzen. Neben der Wallfahrtsbasilika Maria Plain zählt Maria Kirchental zu den beliebtesten Wallfahrtsorten im Salzburger Land. Regelmäßig findet eine Tourismuswallfahrt nach Maria Kirchental statt.

Kultgegenstand

Das Gnadenbild stellt eine gekrönte sitzende Holzstatue der hl. Maria dar, die mit der Linken ein Zepter hält, mit der Rechten den sitzenden Jesusknaben mit einem Vögelchen.[4] Ein Stieglitz hat sich auf der Linken des Jesuskindes niedergelassen, mit dem Zeigefinger der rechten Hand deutet es auf denselben, als wolle es auf ein Vorwissen über seine Passion hinweisen. Der Stieglitz bzw. Distelfink gilt hier vor allem als Symbol des Opfertodes Jesu - und der dadurch geretteten Seele, seine roten Kopffedern als Verweis auf das vergossene Blut Christi.[5] Am Beginn des Aufstiegs von St. Martin bei Lofer kommend befindet sich auch ein sogenannter Schliefstein, eine Vorchristliche Kultstätte.

Votivtafeln

Mit rund 1 500 Votivtafeln besitzt Maria Kirchental die bedeutendste Sammlung ebensolcher in Österreich.[6] Die Tafeln sind im Kircheninneren und im Obergeschoß der Wallfahrtskirche zu sehen. Die ältesten Tafeln stammen aus dem Jahr 1690. Damals stand zwar noch keine Kirche, wohl aber eine Waldkapelle.

Kirchenbau

Die auch Pinzgauer Dom genannte Wallfahrtskirche wurde als barocker Bau von 1694 bis 1701 nach Plänen von Johann Bernhard Fischer unter dem Baumeister Stefan Millinger erbaut.[7] die Ausgestaltung der Kirche währte aber noch bis zum Jahre 1708.[8] Aber schon im November 1698 waren alle Gewölbe fertig, auch innen und außen verputzt, stukkiert und geweißt worden,[9] weshalb 1699 der erste Gottesdienst mit Musik zelebriert werden konnte (s.u.), am 8. September 1701 wurde sie dann vom Seckauer Fürstbischof Rudolf Josef von Thun und Hohenstein (1652–1707) konsekriert. Der Bau beeindruckt von außen durch die doppeltürmige zweigeschossige Ostfassade und erinnert im Innern durch die Weite des Raumes an die Salzburger Kollegienkirche.[10] Zwischen 2001 und 2011 wurde sie um 500.000 Euro komplett saniert.

Ausstattung

Die Nischenfigur "Schmerzensmann" stammt vom Barockbildhauer Meinrad Guggenbichler.

Orgel

Aufriss 1687/88 bzw. 1716/17

1699 wurde nachweislich das erste Mal auf einem für 30 fl. angekauften Regal in der Kirche gespielt. Am Instrument saß entweder der Loferer Organist Mathias Rinnessl, oder schon der zwischen 1700 und 1730 eingesetzte Orgelspieler Vonetwillen.[11] 1716 schrieb Franz Wilibald Polz, 1714–1729 Regens der Wallfahrtskirche, an das Konsistorium, dass er schon öfter von Wallfahrern habe hören müssen, wie es käme, daß man beÿ einer so vornemben Wallfahrth kheine orgl habe, zumal wohl ärmere Gotteshäuser als Kirchental mit Orgeln versehen wären. Außerdem hätte der Mesner Paul Gartner, der 1712 die Bruderschaft der Marianischen Karmeliter-Skapuliers gegründet hatte, 100 fl. für die Anschaffung einer solchen gespendet.[12] In Folge lieferte der Orgelbauer Johann Christoph Egedacher zuerst einen Kostenvoranschlag mit einer Aufrisszeichnung,[13] die schon seinem Vater Christoph Egedacher 1688 beim Bau der Orgel für die Erhardkirche also Vorlage gedient hatte. 1717 wurde das Instrument vom sog. „Boten“ Peter Faistauer aus St. Martin mit mehreren Pferdegespannen zur Kirche gebracht und von Egedacher aufgestellt. Sie hatte folgende Stimmen: Manual: Copel 8', Gamba 8', Prinzipal 4', Superoktav 2', Quint 3', Mixtur 1½' (zweifach). Pedal: Oktavbass 8'. Das Manual hatte einen Umfang von C–c3 mit kurzer großer Oktav (45 Tasten und Töne), das Pedal reichte von C–gis0 (16 Tasten, 12 Töne, auf Taste g klingt gis).[14]

1742 hatte der Geistliche Johann Michael Freundt aus Schwertberg, möglicherweise ein Verwandter aus der Orgelbaudynastie Freundt, den Einfall, das mittige Fenster, vor dem die Orgel stand, ganz frei zu bekommen. Die Orgel wurde kurzerhand zur Seite gerückt und der Symmetrie wegen ein Pendant in Form einer blinden Orgel errichtet.[15] Die Gehäuse-Attrappe fasste, passend zur Orgel, der Maler Andre Eisl in Lapislazuli (=blau), und vergoldete die Bildhauerarbeiten.[16] In dieser Form muss der Geistliche Rochus Franz Ignaz Egedacher, ein Schüler Leopold Mozarts und Enkel Johann Christoph Egedachers, das Instrument um 1781 kennengelernt haben, als er sich in der Priester-Korrekturanstalt Kirchental wegen eines Deliktes aufhalten musste. 1806 reparierte er die Orgel, die sein Großvater 1717 erbaut hatte, innerhalb von vier bis fünf Wochen.[17] Er erntete dafür von Regens (1805–1825) Philipp Jakob Metzger Lob, weil er [sich] viele Mühe in Ausbesserung, und gänzlicher Stimmung derselben [gemacht] habe – und weil die Orgel nach Aussage des hiesigen Organisten Leumüller in einen ziemlich guten Stand, und reine Stimmung hergestellt worden war.[18] Das Konsistorium genehmigte für seine Arbeit 4 Conventionsthaler.[19]

Um 1856 entstand der Plan, die Orgel umzugestalten, Pater Peter Singer empfahl, diese Arbeit dem Orgelbauer Matthäus Mauracher I. (1818–1884) zu überlassen. Mauracher wollte sie erweitern und nach hinten versetzen,[20] ließ sie aber dann entfernen und errichtete 1858 ein Instrument in zwei neuen Orgelkästen.[21] Er übernahm lediglich ein paar alte Register und die Balganlage der Egedacher-Orgel, ein Umstand, der dazu führte, dass der Kalkant Mühe hatte, genug Orgel-Wind zu liefern.[22] Erst 1892 behob Albert Mauracher (1858–1917) dieses Manko, indem er einen Parallelbalg einbaute, zudem veränderte er die Disposition und das Wellenbrett.[23] Nachdem die Orgel Anfang des 21. Jahrhunderts unspielbar geworden war, entschloss sich die Kirchenleitung, das Instrument durch den Orgelbauer Johann Pieringer restaurieren zu lassen. Er stellte die Disposition von 1858 wieder her, beließ aber die technischen Änderungen aus dem Jahre 1892.[24]

Haus der Besinnung

Hauptartikel Haus der Besinnung Maria Kirchenthal

Im alten Mesnerhaus und im Regenshaus neben der Kirche betreiben die Herz-Jesu-Missionare und die Missionarinnen Christi gemeinsam das Besinnungshaus. Hier werden Wochenendseminare angeboten oder einfach nur Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt. Die Betreiber sehen Kirchenthal als Ort der Stille und Einsamkeit, als Ort der Begegnung, des Pilgerns und auch als einen Ort, der trotz seiner Enge − umrahmt von den Loferer Steinbergen auf einer Höhe von 900 m ü. A. − Freiheit und Weite zu vermitteln mag.

Erreichbarkeit der Wallfahrtskirche

Von St. Martin folgt man der Beschilderung auf einer Mautstraße nach Maria Kirchenthal. Im Winter wird die Mautstraße als Rodelbahn genutzt und ist für den Autoverkehr gesperrt.

Literatur

  • Schmeißner, Roman: Orgelbau in Salzburger Wallfahrtskirchen, Duisburg & Köln: WiKu-Verlag 2015, ISBN 978-3-86553-446-0 (zugleich Dissertation: Studien zum Orgelbau in Wallfahrtskirchen der Erzdiözese Salzburg, Universität Mozarteum 2012).

Siehe auch

Bilder

 Wallfahrtskirche zu Unserer Lieben Frau Geburt – Sammlung von weiteren Bildern, Videos und Audiodateien im SALZBURGWIKI
 Wallfahrtskirche zu Unserer Lieben Frau Geburt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons

Weblinks

Quellen

Fußnoten

  1. Personalstand der Welt- und Ordens-Geistlichkeit der Erzdiözese Salzburg für das Jahr 1957 (Schematismus 1957), hg. vom Erzbischöflichen Ordinariat Salzburg 1957, S. 249
  2. Karl Unger: Die Wallfahrt. In: Maria Kirchental, ohne Herausgeber, Salzburg 2007 (Christliche Kunststätten Österreichs Nr. 393; 2. erweiterte Auflage), S. 3.
  3. Gustaf Gugitz: Österreichs Gnadenstätten in Kult und Brauch, Band 5, S. 169f.
  4. Gustab Gugitz: Österreichs Gnadenstätten in Kult und Brauch, Band 5, S. 169.
  5. siehe Symbole-Wiki[1]
  6. Johannes Neuhardt: Wallfahrtsmuseum. In: Maria Kirchental, ohne Herausgeber, Salzburg 2007 (Christliche Kunststätten Österreichs Nr. 393; 2. erweiterte Auflage), S. 22–26.
  7. Karl Unger: Die Wallfahrt. In: Maria Kirchental, ohne Herausgeber, Salzburg 2007 (Christliche Kunststätten Österreichs Nr. 393; 2. erweiterte Auflage), S. 3f.
  8. Ronald Gobiet: Der Kirchenbau. In: Maria Kirchental, ohne Herausgeber, Salzburg 2007 (Christliche Kunststätten Österreichs Nr. 393; 2. erweiterte Auflage), S. 6f.
  9. Österreichische Kunsttopographie 25: Die Denkmale des politischen Bezirkes Zell am See (ÖKT 25), hg. vom Kunsthistorischen Institute des Bundesdenkmalamtes, Baden bei Wien 1933, S. 130.
  10. ÖKT 25, S. 132.
  11. Roman Matthias Schmeißner: Studien zum Orgelbau in Wallfahrtskirchen der Erzdiözese Salzburg, Dissertation Universität Mozartem Salzburg 2012, S. 128.
  12. Rupert Struber: Priesterkorrektionsanstalten in der Erzdiözese Salzburg im 18. und 19. Jahrhundert. Wissenschaft und Religion, Frankfurt am Main 2004 (Veröffentlichungen des Internationalen Forschungszentrums für Grundfragen der Wissenschaften Salzburg, Band 5), Salzburg 2003, S. 54.
  13. Schmeißner: Orgelbau in Salzburger Wallfahrtskirchen, S. 129.
  14. Schmeißner: Orgelbau in Salzburger Wallfahrtskirchen, S. 132.
  15. Schmeißner: Orgelbau in Salzburger Wallfahrtskirchen, S. 133.
  16. Heribert Metzger: Zur Geschichte der Orgel. In: Barockberichte 32/33, Salzburg 2002, S. 312.
  17. Schmeißner: Orgelbau in Salzburger Wallfahrtskirchen, S. 134.
  18. AES: Kasten 8, Fach 100, Faszikel 4 (Lofer und Kirchental, 30. Juni 1806)
  19. AES: Kasten 8, Fach 100, Faszikel 4 (Salzburg, 2. Juli 1806)
  20. Schmeißner: Orgelbau in Salzburger Wallfahrtskirchen, S. 136.
  21. Schmeißner: Orgelbau in Salzburger Wallfahrtskirchen, S. 138–141.
  22. Schmeißner: Orgelbau in Salzburger Wallfahrtskirchen, S. 140.
  23. Schmeißner: Orgelbau in Salzburger Wallfahrtskirchen, S. 142.
  24. Johann Pieringer Restaurierbericht der Matthäus Mauracher Orgel (1858) in Maria Kirchental, Stadt Haag 2002.