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Blick gegen die Bergstation, unterhalb der ersten Stütze sich treffende berg- und talfahrende Gondeln, am Berg oben Sendestationen
Untersbergbahn, Talstation
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Gondel bei der Talstation in Sankt Leonhard
Bergstation in Sicht

Die Untersbergbahn ist eine im Pendelverkehr betriebene Zweiseilbahn in Grödig/St. Leonhard auf den Untersberg.

Geschichte

Nach der Gründung der Untersberg Seilschwebebahn Gesellschaft im Jahr 1956 wurde 1959 mit dem Bau der Seilbahn begonnen, die am 27. April 1961 den Betrieb aufgenommen hatte.

Schon um das Jahr 1900 gab es Pläne, eine stützenlose Monsterseilbahn vom ehemaligen Hafengebäude am Rudolfsplatz in der Stadt Salzburg auf den Salzburger Hochthron, einem der Gipfel am Untersberg, zu errichtet. Aber es kam nicht zur Umsetzung dieser Pläne.

Erst nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges begann man wieder an eine Erschließung des Untersberges mit mit einer Aufstiegshilfe zu denken. Die erste Planung sah die Errichtung einer Seilbahn von Sankt Leonhard auf den Salzburger Hochthron vor. Da aber die Bahn bayerisches Gebiet in einer Zeit sensibler politischer Beziehung zwischen Deutschland und Österreich überfahren hätte, musste man neu planen. Auch die Vision eine Kabinenumlaufbahn auf der ehemaligen Trasse der Alpenvereinsmaterialseilbahn Rositten-Zeppezauerhaus scheiterte an den finanziellen Mitteln der Gesellschaft.

Als man dann den Entschluss fasste, eine Seilbahn entlang des Berges auf den Gipfel zu bauen, war der Salzburger Bürgermeister Alfred Bäck von dieser Idee nicht begeistert. Er wollte diesen mächtigen sagenumwobenen Berg nicht durch eine Seilbahn erschlossen sehen. Nachdem sich der Salzburger Gemeinderat 1957 mit der Beteiligung an der Seilbahn beschäftigt hatte, wurde am 15. Mai 1958 die neue „Untersbergbahn Ges.m.b.H.“ gegründet. Die Stadt Salzburg übernahm die Bürgschaft für European Recovery Program (ERP)[1]- und Bankkredite und sicherte so die Finanzierung der Errichtung der Seilbahn.

An der schroffen Kalkfelswand die Lifttrasse zu erbauen, war eine Herausforderung an die Menschen, da Versuche, sich damaliger moderner technischer Hilfsmittel zu bedienen, scheiterten. Auch der Verlauf der Trasse gab Anlass zu Problemen und musste mit dem Eigentümer des Berges, Baron Friedrich Mayr-Melnhof, abgestimmt werden. Als Problemlösung ergab sich, dass die Seilbahn zwar von Sankt Leonhard aus errichtet werden durfte, die Skiabfahrt Untersberg aber in Fürstenbrunn enden musste.

Da im Zeppezauerhaus, dessen Hüttenwirt seinerzeit Sepp Forcher war, nicht genügend Platz für alle Arbeiter war, mussten diese tagtäglich auf den Berg aufsteigen und abends wieder absteigen oder übernachteten in Zeltlagern und Biwakschachteln. Die, die im Zeppezauerhaus übernachteten, zechten nach getaner Arbeit, wie Joachim Glaser, Ferialpraktikant und Sohn des Bauleiters Ernst Glaser berichtet, immer ausgiebig. Da Seilbahnbau gut bezahlt war, zog er auch üble Gestalten an und so kam es jede Woche zu mindestens einer Schlägerei. Dann traten Sepp Forcher und sein Freund Otto Granbichler dazwischen und vorbei war der Spuk.

Der Bau verlangte den Arbeitern viel an Kraft ab. So konnte der Standort der Stütze I etwa nur von geübten Kletterern am Seil erreicht und für die Vermessungsarbeiten markiert werden. Für den Materialtransport war der Bau von drei Hilfsbahnen erforderlich. Beim Bau einer dieser drei Hilfsbahnen wurde das Seil mithilfe kleiner Raketen zu den Stützen aus Holz geschossen. Am 16. Februar 1959 wurde die die Hilfsbahn I errichtet, die vom Gasthaus Rositte zum Zeppezauerhaus führte, die Hilfsbahn II verband das Zeppezauerhaus mit der Bergstation Geiereckgipfel und die Hilfsbahn III führte vom Zeppezauerhaus über die Dopplerwand. Da die Hilfsbahn III auch in der Nacht nicht stillstand und durch ihre Positionierung neben der Funk- und Fernsprechverbindung auch Lichtsignale mit Taschenlampen erforderlich waren, bekam sie den Beinamen „Geisterbahn“.

Waren für den Bau 24,5 Mill. Schilling (1,78 Mill. Euro) veranschlagt gewesen, kostete die sich zu einem Vorzeigeprojekt entwickelnde Baustelle dann 34,5 Mio. Schilling, also rund 3 Mio. €. Besonders die Sicherheitsmaßnahmen erforderten höhere Investitionen als vorgesehen und Fehler bei der Vermessungsarbeit trieben die Kosten in die Höhe.

Am 18. Februar 1961 konnte dann die erste Seilbahngondel probeweise – noch ohne Fahrgäste – zur Bergstation hinauf gezogen werden.

Die Betriebsaufnahme erfolgte am 27. April 1961, die feierliche Eröffnung fand am 14. Mai 1961 statt. Bundespräsident Adolf Schärf, Landeshauptmann Hans Lechner, Bürgermeister Moser aus Grödig und Salzburgs Bürgermeister Alfred Bäck hielten in der Talstation die begeisterten Eröffnungsreden.

Umwelt

Als die Pläne des Baus der Seilbahn bekannt wurde, beobachteten der Alpenverein und die Naturfreunde die Errichtung sehr kritisch. Sie befürchteten einen Ansturm von Skifahrermassen und einen enormen Schaden für das Grundwasser. Nach der Eröffnung der Seilbahn verstummte aber die Kritik. Die Umweltschützer waren auch zufrieden, weil die Bahn alle Hüttenabwässer in das Tal befördert, was auch heute noch der Fall ist.

Allgemeines

Die Untersbergbahn überwindet bis zum Berggipfel einen Höhenunterschied von 1 320 m, in einem frei hängenden Spannfeld von 1,548 km zwischen Talstation und Stütze I. Der höchste Abstand über dem Boden beträgt 286 m, die Fahrzeit dauert ca. 8½ Minuten. Die Bahn befördert bis zu 50 Gäste in zwei Kabinen und fährt im Halbstundentakt, jeweils zur vollen und halben Stunde. Betriebszeiten sind im Frühjahr, Sommer und Herbst von 8:30 bis 17:30 Uhr, im Winter von 9 bis 16 Uhr.

Technik

Im Zuge der Revisionsarbeiten im Herbst 2011 wurden auch die elektronische Steuerungsanlage und die Motoren erneuert. Die alte Steuerungsanlage war 15 Jahre alt und entsprach nicht mehr der modernen Seilbahntechnik. Für den Einbau einzelner Bauteile, die bis zu 800 kg wogen und rund zwei Meter groß waren, musste ein 30-Tonnen-Kran die Bauteile durch ausgehängte Seitenfenster der Talstation heben[2].

Betriebsleiter

2011: Hans-Jörg Kammerlander, Stellvertretert: Hubert Schlager

Daten in der Übersicht

Bauzeit: von 1958 bis 1961
Seilhöhe der Talstation St. Leonhard: 456 m ü. a.
Seilhöhe der Bergstation Geiereck: 1 776 m ü. a.
Höhenunterschied: 1 320 m
Höchster Bodenabstand: 286 m
Waagrechte Bahnlänge: 2 494 m
Schräge Bahnlänge: 2 850 m
Mittlere Neigung: 52 %
Größte Neigung: 79%
Tragseil: 65 mm Durchmesser, aus 259 Drähten, Eigengewicht 48,7 Tonnen,
Spanneinrichtung in der Talstation 80 Tonnen
Zugseile: oberes Zugseil 30 mm Durchmesser, unteres Zugseil 26 mm,
Spanneinrichtung in der Talstation 20 Tonnen
Aufteilung der Gesamtstrecke durch zwei Stützen: 1 548 m, 402 m, 900 m schräge Länge
Stütze I: auf 1 100 m ü. A., 48 m hoch
Stütze II: auf 1 370 m ü. A., 12 m hoch
zwei Kabinen je 50 Personen Nutzlast ca. 4 000 kg je Kabine
Antrieb in der Talstation: zwei Gleichstrommotoren über ein Planetengetriebe je 110 KW Leistung, Steuerung in SPS
Höchstgeschwindigkeit: 7 m/s
Fahrzeit: 9 Min. 12 Sek.
Fahrbetriebsmittel: zwei Kabinen mit je 50 Personen Fassungsraum, Nutzlast je Kabine: 39,25 KN
Beförderungskapazität: Maximal 300 Personen/Stunde in einer Richtung
Bremssysteme: Vorlegebremse Bremsscheiben zwischen Motor und Getriebe, Hauptbremse: an der Antriebsscheibe
Signal und Telephonverbindung über die Zugseile - induktive Abnahme


Erreichbarkeit

Nächste Haltestelle

Bildergalerie

Weblinks

Quellen und Fußnoten

  1. aus dem Marshall-Plan
  2. "Salzburger Woche", Ausgabe "Flachgauer Nachrichten", 10. November 2011