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| | == Geschichte == | | == Geschichte == |
| | + | === Später Sieg nach mehreren Anläufen === |
| | + | Bestiegen wurde der seit [[1797]] unter diesem Namen verzeichnete Berg vergleichsweise spät, wenn man bedenkt, dass [[1800]] bereits Menschen auf den [[Großglockner (Berg)|Großglockner]] gelangt waren. Der [[Bramberg am Wildkogel|Bramberg]]er Förster [[Paul Rohregger]] machte [[1810]] den ersten Versuch im Alleingang, erreichte den 3 468 Meter hohen [[Kleinvenediger]] und musste erst in Gipfelnähe wegen einer unüberwindbaren [[Gletscher]]<nowiki>spalte</nowiki> und des dichten Nebels umkehren. Erzherzog [[Johann von Österreich]], Enthusiast der Ländlichkeit und der Berge, unternahm [[1828]] mit einer 15-köpfigen Gruppe den zweiten Anlauf über die vergletscherte Nordwestwand. Er musste mit seinen sechzehn Männern kurz vor dem Ziel wegen eine Eislawine umdrehen. Ebenfalls dabei war Paul Rohregger, der von einer [[Lawine]] erfasst und leicht verletzt wurde. |
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| | ===Erstbesteigung=== | | ===Erstbesteigung=== |
| − | Ein früherer Versuch der Besteigung im Jahr [[1828]] durch Erzherzog [[Johann von Österreich]] war fehlgeschlagen. Er musste mit seinen sechzehn Männern kurz vor dem Ziel wegen eine Eislawine umdrehen.
| + | Es waren drei junge Wiener, deren Erstbesteigungspläne [[1841]] den damaligen [[Mittersill]]er Gerichtspfleger [[Ignaz von Kürsinger]] veranlassten, den Gipfelsieg in einer Annonce in der Salzburger Zeitung zu einer "''nationalen Angelegenheit des Oberpinzgaus''" zu erklären, damit die "''Weltalte Majestät, die höchste Zinne des Landes, von den Söhnen unseres Tales erklommen wird''." 40 Bergsteiger, neben den erhofften Oberpinzgauern auch die drei Wiener, folgten dem Aufruf. 26 von ihnen kamen bis zum Gipfel, als erster der als "Hausstatter Sepp" bekannte Führer, danach auch Kürsinger, die drei Wiener und Paul Rohregger - inzwischen 67 Jahre alt und Vater von 16 Kindern - mit Sohn. Die beiden errichteten im Jahr darauf auch den ersten Unterstand im hochalpinen Gelände. |
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| | + | Die Erstbesteigung war als politische Demonstration inszeniert worden. Nach Aufrufen in Zeitungen nahmen 40 Männer teil, darunter [[Josef Freiherr Lasser von Zollheim]]. Die Erstbesteigung dann erfolgte am [[3. September]] 1841.<ref>eine Quellenangabe zum Termin findet sich in [http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=vhg&datum=18411110&query=%22Wiesbachhorn%22&ref=anno-search&seite=3 anno], Österreichisches Bürgerblatt für Verstand, Herz und gute Laune, Ausgabe vm 10. November 1841, Seite 3, rechts unten in der Fußnote</ref> Es war eine richtige Expedition, bestehend aus 40 Teilnehmern, die vor allem auf Betreiben von Ignaz von Kürsinger zustande gekommen war. Die Expedition stand unter der Leitung von Ignaz von Kürsinger und Dr. [[Anton von Ruthner]], der als erster Tourist den Gipfel betreten hat. Die Expedition stieg von [[Neukirchen am Großvenediger]], durch das [[Obersulzbachtal]] über die [[Stierlahnerwand]]. 26 Teilnehmer der 40-köpfigen Mannschaft erreichten den Gipfel, die anderen blieben wegen Müdigkeit zurück. |
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| | + | Der Aufstieg dauerte achteinhalb Stunden, zum Teil gefährlichen Gehens und Klettern und man erreichte kurz vor 10 Uhr Vormittag den Gipfel. Dort hissten sie ''unter patriotischen Rufen'' die mitgebrachte Fahne aus weißem Leinen an einer 2,2 Meter langen, in Salzburger Landesfarben rot und weiß bemalten Stange. Die Erstbesteigung muss eine Ochsentour gewesen sein, da die meisten Bergsteiger noch am selben Tag bis nach Neukirchen zurückgingen, ein Lehrer aus [[Stuhlfelden]] war sogar 26 Stunden unterwegs. |
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| − | Die Erstbesteigung war als politische Demonstration inszeniert worden. Nach Aufrufen in Zeitungen nahmen 40 Männer teil, darunter der Gerichtsvollzieher von [[Mittersill]], [[Ignaz Kürsinger|Ignaz von Kürsinger]], und [[Josef Freiherr Lasser von Zollheim]]. Die Erstbesteigung dann erfolgte am [[3. September]] [[1841]].<ref>eine Quellenangabe zum Termin findet sich in [http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=vhg&datum=18411110&query=%22Wiesbachhorn%22&ref=anno-search&seite=3 anno], Österreichisches Bürgerblatt für Verstand, Herz und gute Laune, Ausgabe vm 10. November 1841, Seite 3, rechts unten in der Fußnote</ref> Es war eine richtige Expedition, bestehend aus 40 Teilnehmern, die vor allem auf Betreiben von Ignaz von Kürsinger zustande gekommen war. Die Expedition stand unter der Leitung von Ignaz von Kürsinger und Dr. [[Anton von Ruthner]], der als erster Tourist den Gipfel betreten hat. Die Expedition stieg von [[Neukirchen am Großvenediger]], durch das [[Obersulzbachtal]] über die [[Stierlahnerwand]]. 26 Teilnehmer der 40-köpfigen Mannschaft erreichten den Gipfel, die anderen blieben wegen Müdigkeit zurück.
| + | === Bergsteiger-Boom und Berg-Rekorde === |
| | + | Spätestens ab dem Ende des [[19. Jahrhundert]]s setzte die touristische Erschließung des Großvenedigers voll ein, das Hüttenangebot wuchs kräftig, Maler und Fotografen verbreiteten den Mythos "Großvenediger" bildreich in aller Welt, ab [[1898]] konnten Bergsteiger mit der [[Pinzgaubahn]] anreisen. Sieben Jahre zuvor stand mit der [[Thalgau]]erin [[Maria Gaertner]] die erste Frau auf dem Gipfel, [[1900]] erfolgte die erste Winterbesteigung. Weltwirtschaftskrise und [[Tausend-Mark-Sperre]] beendeten den Boom auf Salzburgs höchstem Berg. [[Karl Sollerer]], Bergführer und Hüttenwirt der Kürsingerhütte von 1964 bis 1973, ist mit 850 Besteigungen der mutmaßliche Rekordhalter, der Bergretter und Schuhmachermeister [[Karl Fuchs]] mit 85 Jahren der wohl älteste Venedigerbesteiger. |
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| − | Der Aufstieg dauerte achteinhalb Stunden, zum Teil gefährlichen Gehens und Klettern und man erreichte kurz vor 10 Uhr Vormittag den Gipfel. Dort hissten sie ''unter patriotischen Rufen'' die mitgebrachte Fahne aus weißem Leinen an einer 2,2 Meter langen, in Salzburger Landesfarben rot und weiß bemalten Stange.
| + | === Bergsteigerunfälle === |
| | + | Am [[22. März]] [[1932]] stürzte die Skiläuferin Christl Jäger aus Berlin, etwa 500 Meter unterhalb der [[Venedigerscharte]] in eine Gletscherspalte. Die Begleiter holten von der [[Kürsingerhütte]] Hilfe, doch konnte Christl Jäger nur mehr tot geborgen werden.[http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=sch&datum=19320325&query=%22Oberwalderh%C3%BCtte%22&ref=anno-search&seite=7 ANNO]], [[Salzburger Chronik]], Ausgabe vom 25. März 1932, Seite 7</ref> |
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| | === Weiter Ereignisse === | | === Weiter Ereignisse === |
| − | Im Dezember [[1901]] gelang der Alpinist [[Günther Freiherr von Saar]] die erste Skiersteigung des [[Großvenediger]]s | + | Im Dezember [[1901]] gelang der Alpinist [[Günther Freiherr von Saar]] die erste Skiersteigung des Großvenedigers. |
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| | === Neuvermessung 2014 === | | === Neuvermessung 2014 === |
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| | === Geheimnisvolle Südländer === | | === Geheimnisvolle Südländer === |
| | Seinen heutigen Namen verdankt der früher als ''Stützerkopf'', ''Sulzbacher'' oder ''Keeskogel'' bezeichnete Berg höchstwahrscheinlich für die Einheimischen exotischen durchziehenden Händlern aus Oberitalien. Schon halb ins Sagenreich gehören die "Venedigermandeln", geheimnisvolle Venezianer, die auf der Suche nach edlen Metallen und Steinen, waren - im Gegensatz zu ihren heutigen Nachfahren, die mehr an Pilzen Gefallen finden. Begehrt waren auch "Zutaten" für das exklusive Murano-Glas, dessen Zusammensetzung unter Todesstrafe nicht verraten werden durfte. Gänzlich sagenhaft ist jedenfalls der Blick vom Venedigergipfel bis zur gleichnamigen Stadt an der Adriaküste. Bis zum Kirchturm von Jochberg im Tirolischen reicht die Fernsicht aber. | | Seinen heutigen Namen verdankt der früher als ''Stützerkopf'', ''Sulzbacher'' oder ''Keeskogel'' bezeichnete Berg höchstwahrscheinlich für die Einheimischen exotischen durchziehenden Händlern aus Oberitalien. Schon halb ins Sagenreich gehören die "Venedigermandeln", geheimnisvolle Venezianer, die auf der Suche nach edlen Metallen und Steinen, waren - im Gegensatz zu ihren heutigen Nachfahren, die mehr an Pilzen Gefallen finden. Begehrt waren auch "Zutaten" für das exklusive Murano-Glas, dessen Zusammensetzung unter Todesstrafe nicht verraten werden durfte. Gänzlich sagenhaft ist jedenfalls der Blick vom Venedigergipfel bis zur gleichnamigen Stadt an der Adriaküste. Bis zum Kirchturm von Jochberg im Tirolischen reicht die Fernsicht aber. |
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| − | === Später Sieg nach mehreren Anläufen ===
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| − | Bestiegen wurde der seit 1797 unter diesem Namen verzeichnete Berg vergleichsweise spät, wenn man bedenkt, dass 1800 bereits Menschen auf den [[Großglockner (Berg)|Großglockner]] gelangt waren. Der [[Bramberg am Wildkogel|Bramberg]]er Förster [[Paul Rohregger]] machte [[1810]] den ersten Versuch im Alleingang, erreichte den 3 468 Meter hohen [[Kleinvenediger]] und musste erst in Gipfelnähe wegen einer unüberwindbaren Gletscherspalte und des dichten Nebels umkehren. Erzherzog Johann, Enthusiast der Ländlichkeit und der Berge, unternahm 1828 mit einer 15-köpfigen Gruppe den zweiten Anlauf über die vergletscherte Nordwestwand. Ebenfalls dabei war Paul Rohregger, der von einer [[Lawine]] erfasst und leicht verletzt wurde. Es waren drei junge Wiener, deren Erstbesteigungspläne 1841 den damaligen Mittersiller Gerichtspfleger Ignaz von Kürsinger veranlassten, den Gipfelsieg in einer Annonce in der Salzburger Zeitung zu einer "''nationalen Angelegenheit des Oberpinzgaus''" zu erklären, damit die "''Weltalte Majestät, die höchste Zinne des Landes, von den Söhnen unseres Tales erklommen wird''." 40 Bergsteiger, neben den erhofften Oberpinzgauern auch die drei Wiener, folgten dem Aufruf. 26 von ihnen kamen bis zum Gipfel, als erster der als "Hausstatter Sepp" bekannte Führer, danach auch Kürsinger, die drei Wiener und Paul Rohregger - inzwischen 67 Jahre alt und Vater von 16 Kindern - mit Sohn. Die beiden errichteten im Jahr darauf auch den ersten Unterstand im hochalpinen Gelände. Die Erstbesteigung muss eine Ochsentour gewesen sein, da die meisten Bergsteiger noch am selben Tag bis nach Neukirchen zurückgingen, ein Lehrer aus [[Stuhlfelden]] war sogar 26 Stunden unterwegs.
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| − | === Bergsteiger-Boom und Berg-Rekorde ===
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| − | Spätestens ab dem Ende des 19. Jahrhunderts setzte die touristische Erschließung des Großvenedigers voll ein, das Hüttenangebot wuchs kräftig, Maler und Fotografen verbreiteten den Mythos "Großvenediger" bildreich in aller Welt, ab [[1898]] konnten Bergsteiger mit der [[Pinzgaubahn]] anreisen. Sieben Jahre zuvor stand mit der [[Thalgau]]erin [[Maria Gaertner]] die erste Frau auf dem Gipfel, [[1900]] erfolgte die erste Winterbesteigung. Weltwirtschaftskrise und [[Tausend-Mark-Sperre]] beendeten den Boom auf Salzburgs höchstem Berg. [[Karl Sollerer]], Bergführer und Hüttenwirt der Kürsingerhütte von 1964 bis 1973, ist mit 850 Besteigungen der mutmaßliche Rekordhalter, der Bergretter und Schuhmachermeister [[Karl Fuchs]] mit 85 Jahren der wohl älteste Venedigerbesteiger.
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| − | === Bergsteigerunfälle ===
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| − | Am [[22. März]] [[1932]] stürzte die Skiläuferin Christl Jäger aus Berlin, etwa 500 Meter unterhalb der [[Venedigerscharte]] in eine Gletscherspalte. Die Begleiter holten von der [[Kürsingerhütte]] Hilfe, doch konnte Christl Jäger nur mehr tot geborgen werden.[http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=sch&datum=19320325&query=%22Oberwalderh%C3%BCtte%22&ref=anno-search&seite=7 ANNO]], [[Salzburger Chronik]], Ausgabe vom 25. März 1932, Seite 7</ref>
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| − | === Schmelzende Majestät ===
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| − | Dennoch ist nichts von Bestand. Die [[Venedigergruppe]] ist als am stärksten vergletscherte Gebirgsgruppe in den [[Hohe Tauern|Hohen Tauern]] stark vom Klimawandel betroffen. Das [[Obersulzbachkees]] maß Ende der [[1960er]] Jahre noch elf Quadratkilometer. Seit 1850 ist die Gletscherzunge um mehr als drei Kilometer zurückgegangen und hat eine Milliarde Kubikmeter an Masse verloren, das [[Untersulzbachkees]] büßte allein im Jahr 2002 20,5 Meter an Länge ein. Die von Kürsinger "[[Türkische Zeltstadt]]" getauften bizarren Eisformationen mit weit aufragenden Kegeln und Zacken im hinteren [[Obersulzbachtal]] ist nur noch fotografische Erinnerung und längst als Schmelzwasser in die [[Salzach]] gelangt. Am augenscheinlichsten wird dies am Gipfel, der in den vergangenen zehn Jahren sieben Meter an Höhe einbüßte. Damit verlor auch das 1982 errichtete Gipfelkreuz seinen Halt und musste 2012 auf 7,5 Tonnen Felsbrocken, die per Hubschrauber auf den Gipfel geflogen wurden, neu verankert werden. Die verlorenen Höhenmeter wurden damit allerdings nicht wieder wettgemacht.
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| | === Ausstellung Mittersill, Jubiläumsprogramm in Neukirchen === | | === Ausstellung Mittersill, Jubiläumsprogramm in Neukirchen === |