Johann II. von Reisberg: Unterschied zwischen den Versionen

Aus SALZBURGWIKI
Zur Navigation springen Zur Suche springen
 
K (+ Bildvorlage, + Kat., + Bildlizenz)
 
(35 dazwischenliegende Versionen von 4 Benutzern werden nicht angezeigt)
Zeile 1: Zeile 1:
Johann II. von Reisberg († [[30. September]] [[1441]]) war ein Salzburger Erzbischof im 15. Jahrhundert.
+
[[Datei:Wappen Salzburger Erzbischöfe 27 Johann.jpg|thumb|Wappen des Johann von Reisberg]]'''Johann II. von Reisberg''' († [[30. September]] [[1441]]) war ein Salzburger [[Fürsterzbischof]] im [[15. Jahrhundert]].
  
Die Herren von Reisberg waren ursprünglich wohl steirischer Herkunft aber seit langem wichtige Salzburger Ministerialen und stellen die Burggrafen der erzbischöflichen Burg Reisberg bei Wolfsberg im Lavanttal. Johann II. studierte in Wien, wurde in Salzburg 1403 Generalvikar und Offizial und 1405 Domprobst. Das bekannte Goldfenster in der Wallfahrtskirche von St. Leonhard bei [[Tamsweg]], von Johann II. gestiftet, zeigt ein authentisches Portrait des Erzbischofs.  
+
==Herkunft==
 +
Die Herren von Reisberg waren ursprünglich wohl steirischer Herkunft, aber seit langem wichtige Salzburger [[Ministerialen]] und stellen die Burggrafen der erzbischöflichen [[Burg Reisberg]] bei Wolfsberg im Lavanttal. Johann II von Reisberg studierte in Wien, wurde in der [[Stadt Salzburg]] [[1403]] [[Generalvikar]] und Offizial und [[1405]] [[Dompropst]]. Das bekannte Goldfenster in der [[Wallfahrtskirche St. Leonhard ob Tamsweg]] in [[Tamsweg]], von Johann II. gestiftet, zeigt ein authentisches Portrait des Fürsterzbischofs.
  
 
== Die Hussitenkriege und Johann II. ==
 
== Die Hussitenkriege und Johann II. ==
 
   
 
   
Die Hinrichtung des böhmischen Reformators Johannes Hus 1405 hatte dessen Lehre nicht zum Erlöschen gebracht, sondern in Böhmen zu einem neuen Selbstverständnis und nationalem Selbstbewusstsein geführt. Nach schweren Niederlagen der katholischen Seite erließ der Papst eine Kreuzzugsbulle, die auch in Salzburg verkündet wurde. Erzbischof Johann nahm für den Kampf gegen die [[Hussiten]] eine eigene Söldnertruppe auf, der ''Wiguleius von Volkersdorf'' und ''Jörg von Nussdorf'' vorstanden. Nach vielen Erfolgen wurden die Hussiten schließlich 1436 bei Lipan östlich von Prag vernichtend geschlagen. Im Streit um weitere Geldmittel für den Hussitenfeldzug zwischen Albrecht I. von Österreich musste Johann II. sich 1437 verpflichten, weitere 7000 Gulden an Albrecht zu bezahlen.
+
Die Hinrichtung des böhmischen Reformators Johannes Hus [[1405]] hatte dessen Lehre nicht zum Erlöschen gebracht, sondern in [[Böhmen]] zu einem neuen Selbstverständnis und nationalem Selbstbewusstsein geführt. Nach schweren Niederlagen der katholischen Seite erließ der Papst eine Kreuzzugsbulle, die auch in Salzburg verkündet wurde. Fürsterzbischof Johann von Reisberg nahm für den Kampf gegen die Hussiten eine eigene Söldnertruppe auf, der ''Wiguleius von Volkersdorf'' und ''Jörg von Nussdorf'' vorstanden. Nach vielen Erfolgen wurden die Hussiten schließlich [[1436]] bei Lipan östlich von Prag vernichtend geschlagen. Im Streit um weitere Geldmittel für den Hussitenfeldzug zwischen Albrecht I. von Österreich musste Johann II. sich [[1437]] verpflichten, weitere 7.000 [[Gulden]] an Albrecht zu bezahlen.
  
== Das Basler Konzil und Johann II. ==
+
== Das Basler Konzil und Johann von Reisberg ==
  
Zur Vorbereitung des Basler Konzils lud Johann II. 1431 zu einer Provinzialsynode in Salzburg ein. Die Forderungen der Synode betrafen neben dem Kampf gegen die Hussiten die Bestellung von Visitatoren, die zu zahlreichen vielerorts ein geistliches Proletariat bildenden Geistlichen, das Mindestalter von 18. Jahren für Ordensangehörige, und andere Missstände der Kirche wie die Anhäufung von Ämtern, Konkubinat, Sidomie, Wucher, Alkoholismus, Gewaltverbrechen und Glücksspiel. Auch die Forderung, dass Kleriker nicht einem geheimen Gericht (Feme) unterstellt werden könne, wurde erhoben. Das Konzil selbst endete mit einem Bruch mit Papst Eugen IV., das den Papst 1439 sogar für abgesetzt erklärte.
+
Zur Vorbereitung des Basler Konzils lud Johann von Reisberg [[1431]] zu einer [[Salzburger Provinzialsynode|Provinzialsynode]] in Salzburg ein. Die Forderungen der Synode betrafen neben dem Kampf gegen die Hussiten die Bestellung von Visitatoren, die zu zahlreichen vielerorts ein geistliches Proletariat bildenden Geistlichen, das Mindestalter von 18 Jahren für Ordensangehörige, und andere Missstände der Kirche wie die Anhäufung von Ämtern, Konkubinat, Sidomie, Wucher, Alkoholismus, Gewaltverbrechen und Glücksspiel. Auch die Forderung, dass Kleriker nicht einem geheimen Gericht (Feme) unterstellt werden könne, wurde erhoben. Das Konzil selbst endete mit einem Bruch mit Papst Eugen IV., das den Papst [[1439]] sogar für abgesetzt erklärte.
  
== Das letzte Schisma und Johann II. ==
+
== Das letzte Schisma und Johann von Reisberg ==
  
Im Streit zwischen den Päpsten Eugen IV. und Gegenpapst [[Felix V. (Gegenpapst)|Amadeus von Savoyen]] ("Felix V.") stellte sich der Erzbischof vorsichtig auf die Seite von Felix V. und die Seite des Konzils. Zwei weitere Salzburger Provinzialsynoden 1439 und 1440 befassten sich ebenfalls mit der Auseinandersetzung zwischen den beiden Parteien. Das Ende des Schismas hat Johann II. nicht erlebt.   
+
Im Streit zwischen den Päpsten Eugen IV. und Gegenpapst Amadeus von Savoyen ("Felix V.") stellte sich der Fürsterzbischof vorsichtig auf die Seite von Felix V. und die Seite des Konzils. Zwei weitere Salzburger Provinzialsynoden [[1439]] und [[1440]] befassten sich ebenfalls mit der Auseinandersetzung zwischen den beiden Parteien. Das Ende des Schismas hat Johann II. nicht erlebt.   
  
== Das geheime westfälische Femegericht und Johann II. ==
+
== Das geheime westfälische Femegericht und Johann von Reisberg ==
  
Kaiser Sigismund versuchte durch den Erlass von Landfriedensgesetzen vergeblich dem zunehmenden Fehdeunwesen entgegenzutreten. Auch Johann II. selbst war von den Femegerichten betroffen und musste Vertreter nach Westfalen entsenden und seine Position darlegen. Der gehässige Streit dauerte mit Unterbrechungen sehr lange. Erst Kaiser [[Friedrich II. (HRR)|Friedrich II.]] verbot 1481 den Salzburger Erzbischof vor den westfälischen Geheimgerichten zu klagen und erweiterte dieses Verbot zwei Jahre später auf alle Untertanen des Fürsterzbistums.
+
Kaiser Sigismund versuchte durch den Erlass von Landfriedensgesetzen vergeblich dem zunehmenden Fehdeunwesen entgegenzutreten. Auch Johann von Reisberg selbst war von den Femegerichten betroffen und musste Vertreter nach Westfalen entsenden und seine Position darlegen. Der gehässige Streit dauerte mit Unterbrechungen sehr lange. Erst Kaiser Friedrich II. verbot [[1481]] den Salzburger Fürsterzbischof vor den westfälischen Geheimgerichten zu klagen und erweiterte dieses Verbot zwei Jahre später auf alle Untertanen des Fürsterzbistums.
  
== Quellen ==
+
== Quelle ==
 +
* [[Heinz Dopsch]], [[Hans Spatzenegger]] (Hrsg.): ''Geschichte Salzburgs, Stadt und Land'', [[Verlag Anton Pustet]], Salzburg 1988; ISBN 3-7025-0243-2
  
* Dopsch, Heinz; Spatzenegger, Hans (Hrsg.): ''Geschichte Salzburgs, Stadt und Land; Pustet, Salzburg 1988; ISBN 3-7025-0243-2
+
{{Zeitfolge
 +
|AMT=[[Salzburger Erzbischof]]
 +
|ZEIT=[[1429]]–[[1441]]
 +
|VORGÄNGER=[[Eberhard IV. von Starhemberg]]
 +
|NACHFOLGER=[[Friedrich IV. Truchseß von Emmerberg]]
 +
}}
  
 +
{{Navigationsleiste Erzbischöfe}}
  
VORGÄNGER=[[Eberhard IV. von Starhemberg]]|
+
{{SORTIERUNG: Reisberg, Johann II. von}}
 
+
[[Kategorie:Person]]
NACHFOLGER=[[Friedrich IV. Truchsess von Emmerberg]]
+
[[Kategorie:Person (Geschichte)]]
 
+
[[Kategorie:Geschichte (Person)]]
ZEIT=[[1429]]-[[1441]]}}
+
[[Kategorie:Erzdiözese]]
 +
[[Kategorie:Geschichte]]
 +
[[Kategorie:Geschichte (Erzdiözese)]]
 +
[[Kategorie:Geschichte (Erzbistum)]]
 +
[[Kategorie:Geschichte (Fürsterzbistum)]]
 +
[[Kategorie:Kultur und Bildung]]
 +
[[Kategorie:Religion]]
 +
[[Kategorie:Person (Kirche)]]
 +
[[Kategorie:Person (Katholische Kirche)]]
 +
[[Kategorie:Katholische Kirche]]
 +
[[Kategorie:Erzbischof]]
 +
[[Kategorie:Propst]]
 +
[[Kategorie:Dompropst]]
 +
[[Kategorie:Gestorben 1441]]

Aktuelle Version vom 12. Dezember 2023, 10:30 Uhr

Wappen des Johann von Reisberg

Johann II. von Reisberg († 30. September 1441) war ein Salzburger Fürsterzbischof im 15. Jahrhundert.

Herkunft

Die Herren von Reisberg waren ursprünglich wohl steirischer Herkunft, aber seit langem wichtige Salzburger Ministerialen und stellen die Burggrafen der erzbischöflichen Burg Reisberg bei Wolfsberg im Lavanttal. Johann II von Reisberg studierte in Wien, wurde in der Stadt Salzburg 1403 Generalvikar und Offizial und 1405 Dompropst. Das bekannte Goldfenster in der Wallfahrtskirche St. Leonhard ob Tamsweg in Tamsweg, von Johann II. gestiftet, zeigt ein authentisches Portrait des Fürsterzbischofs.

Die Hussitenkriege und Johann II.

Die Hinrichtung des böhmischen Reformators Johannes Hus 1405 hatte dessen Lehre nicht zum Erlöschen gebracht, sondern in Böhmen zu einem neuen Selbstverständnis und nationalem Selbstbewusstsein geführt. Nach schweren Niederlagen der katholischen Seite erließ der Papst eine Kreuzzugsbulle, die auch in Salzburg verkündet wurde. Fürsterzbischof Johann von Reisberg nahm für den Kampf gegen die Hussiten eine eigene Söldnertruppe auf, der Wiguleius von Volkersdorf und Jörg von Nussdorf vorstanden. Nach vielen Erfolgen wurden die Hussiten schließlich 1436 bei Lipan östlich von Prag vernichtend geschlagen. Im Streit um weitere Geldmittel für den Hussitenfeldzug zwischen Albrecht I. von Österreich musste Johann II. sich 1437 verpflichten, weitere 7.000 Gulden an Albrecht zu bezahlen.

Das Basler Konzil und Johann von Reisberg

Zur Vorbereitung des Basler Konzils lud Johann von Reisberg 1431 zu einer Provinzialsynode in Salzburg ein. Die Forderungen der Synode betrafen neben dem Kampf gegen die Hussiten die Bestellung von Visitatoren, die zu zahlreichen vielerorts ein geistliches Proletariat bildenden Geistlichen, das Mindestalter von 18 Jahren für Ordensangehörige, und andere Missstände der Kirche wie die Anhäufung von Ämtern, Konkubinat, Sidomie, Wucher, Alkoholismus, Gewaltverbrechen und Glücksspiel. Auch die Forderung, dass Kleriker nicht einem geheimen Gericht (Feme) unterstellt werden könne, wurde erhoben. Das Konzil selbst endete mit einem Bruch mit Papst Eugen IV., das den Papst 1439 sogar für abgesetzt erklärte.

Das letzte Schisma und Johann von Reisberg

Im Streit zwischen den Päpsten Eugen IV. und Gegenpapst Amadeus von Savoyen ("Felix V.") stellte sich der Fürsterzbischof vorsichtig auf die Seite von Felix V. und die Seite des Konzils. Zwei weitere Salzburger Provinzialsynoden 1439 und 1440 befassten sich ebenfalls mit der Auseinandersetzung zwischen den beiden Parteien. Das Ende des Schismas hat Johann II. nicht erlebt.

Das geheime westfälische Femegericht und Johann von Reisberg

Kaiser Sigismund versuchte durch den Erlass von Landfriedensgesetzen vergeblich dem zunehmenden Fehdeunwesen entgegenzutreten. Auch Johann von Reisberg selbst war von den Femegerichten betroffen und musste Vertreter nach Westfalen entsenden und seine Position darlegen. Der gehässige Streit dauerte mit Unterbrechungen sehr lange. Erst Kaiser Friedrich II. verbot 1481 den Salzburger Fürsterzbischof vor den westfälischen Geheimgerichten zu klagen und erweiterte dieses Verbot zwei Jahre später auf alle Untertanen des Fürsterzbistums.

Quelle

Zeitfolge


Salzburger Bischöfe, Erz- und Fürsterzbischöfe
Liste bitte

Bischöfe, 7. bis 8. Jahrhundert
Rupert von Salzburg · Vitalis · Flobrigis · Johannes I. · Virgil


Erzbischöfe
8. bis 10. Jahrhundert
Arn · Adalram · Liupram · Adalwin · Adalbert I. · Theotmar I. · Pilgrim I. · Adalbert II. · Egilolf · Herold · Friedrich I. · Hartwig
11. Jahrhundert
Gunther von Meißen · Thietmar II. · Baldwin · Gebhard · Berthold von Moosburg · Thiemo
12. Jahrhundert
Konrad I. von Abenberg · Eberhard I. von Biburg · Konrad II. von Babenberg · Adalbert III. von Böhmen · Heinrich von Berchtesgaden · Konrad III. von Wittelsbach · Adalbert III. von Böhmen
13. Jahrhundert
Eberhard II. von Regensberg · Burkhart I. von Ziegenhain · Philipp von Spanheim · Ulrich I. · Wlodizlaus von Schlesien · Friedrich II. von Walchen · Rudolf I. von Hohenegg · Stephan von Niederbayern · Konrad IV. von Fohnsdorf
14. Jahrhundert
Weichart von Polheim · Friedrich III. von Leibnitz · Heinrich von Pirnbrunn


Fürsterzbischöfe
Ortolf von Weißeneck · Pilgrim II. von Puchheim · Gregor Schenk von Osterwitz
15. Jahrhundert
Berthold von Wehingen · Eberhard III. von Neuhaus · Eberhard IV. von Starhemberg · Johann II. von Reisberg · Friedrich IV. Truchseß von Emmerberg · Sigmund I. von Volkersdorf · Burkhard II. von Weißpriach · Bernhard von Rohr · Johann III. Beckenschlager · Friedrich V. Graf von Schaunberg · Sigmund II. von Hollenegg
16. Jahrhundert
Leonhard von Keutschach · Matthäus Lang von Wellenburg · Ernst Herzog von Bayern · Michael von Kuenburg · Johann Jakob Kuen von Belasy · Georg von Kuenburg · Wolf Dietrich von Raitenau
17. Jahrhundert
Markus Sittikus von Hohenems · Paris Graf von Lodron · Guidobald Graf von Thun und Hohenstein · Maximilian Gandolf Graf von Kuenburg · Johann Ernst Graf von Thun und Hohenstein
18. Jahrhundert
Franz Anton Fürst Harrach · Leopold Anton Freiherr von Firmian · Jakob Ernst Graf Liechtenstein · Andreas I. Jakob Graf Dietrichstein · Sigismund III. Christoph Graf Schrattenbach · Hieronymus Graf Colloredo


Erzbischöfe, die noch den Titel "Fürsterzbischof" trugen, aber keine weltliche Macht mehr hatten
19. Jahrhundert
Sigmund Christoph von Zeil und Trauchburg · Leopold Maximilian von Firmian · Augustin Johann Joseph Gruber · Maximilian Josef von Tarnóczy · Franz de Paula Albert Eder · Johann IV. Evangelist Haller
20. Jahrhundert
Johann V. Baptist Katschthaler · Balthasar Kaltner · Ignaz Rieder · Sigismund IV. von Waitz · Andreas II. Rohracher


Erzbischöfe 20. und 21. Jahrhundert
Eduard Macheiner · Karl Berg · Georg Eder ·Alois Kothgasser · Franz Lackner