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Das ehemalige Geschäft namens Tändlerei befindet sich in der [[Steingasse]] 33 in der Stadt Salzburg.
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[[Datei:Tändlerei_Steingasse_Oktober_2019.jpg|thumb|Die Tändlerei im Oktober 2019.]]
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Das ehemalige Geschäft namens '''Tändlerei''' befindet sich in der [[Steingasse]] 33 in der [[Altstadt (rechtes Salzachufer)|rechtsufrigen]] [[Altstadt]] der [[Stadt Salzburg]].
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==Etymologisches==
 
==Etymologisches==
Tändlerei leitet sich von „Tand“, in der Bedeutung von tant = leeres Geschwätz, Possen, Spielzeug ab. Die Wortherkunft ist unklar, scheint aus dem Spanischen entlehnt zu sein – spanisch tanto „Spielgeld“(?). Die Bezeichnungen tändeln und Tändelei sind seit dem [[17. Jahrhundert]] bekannt.
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Tändlerei leitet sich von "Tand", in der Bedeutung von ''tant'' = ''leeres Geschwätz, Possen, Spielzeug'' ab. Die Wortherkunft ist unklar, scheint aus dem Spanischen entlehnt zu sein – spanisch ''tanto'' "Spielgeld"(?). Die Bezeichnungen tändeln und Tändelei sind seit dem [[17. Jahrhundert]] bekannt.
==Beschreibung==
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Was heute von dieser Lokalität übrig ist, ist die Fassade mit dem ehemaligen Geschäftseingang. Welche Ware hier einmal angeboten und verkauft wurde, ist gegenwärtigen Passanten unbekannt. Seit Jahren ist das altertümliche Geschäftsportal ein fotografisches Objekt für Liebhaber alter Stadtansichten und eine Fläche, die mehr oder weniger ambitionierte [[Graffiti]]künstler zu Taten veranlasst.  
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==Geschichte ==
Das nebenstehend platzierte, im Jahr 2012 aufgenommene Bild ist daher – was seine „Dekoration“ betrifft - nicht mehr aktuell.
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Nach den Ausführungen von [[Rudolph Klehr]] über die Steingasse waren im Haus 33, das [[1406]] erstmals erwähnt wird, verschiedene Weber tätig: um [[1800]] der Weber Gruber, [[1858]] heißt es Weber-Esterle-Haus. Im [[20. Jahrhundert]] war eine Ausspeiserei – heute würde man Kantine sagen – hier zu finden, die Mathias und Maria Aistleitner vor dem [[Ersten Weltkrieg]] führten. In diesem Lokal befand sich während des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkriegs]] die Milchhandlung Klingseis, wo man die wegen ihrer Farbe auch "blaue Adria" genannte Magermilch beziehen konnte. Zuletzt war im Haus Nummer 33 eine Tändlerei, ein Kramerladen, untergebracht. Erst führte Georg Hartl das Geschäft, auf ihn folgte Markus Aufleger, der es bis [[1984]] aufrecht hielt.
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Was heute von dieser Lokalität übrig ist, ist die Fassade mit dem ehemaligen Geschäftseingang. Seit Jahren ist das altertümliche Geschäftsportal ein begehrtes Fotomotiv und ein Objekt für mehr oder weniger ambitionierte [[Graffiti]]künstler.
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In der Serie "[[Kulturklauberin]]" in den [[Salzburger Nachrichten]] in der Ausgabe vom [[25. Oktober]] [[2019]] ging [[Daniele Pabinger]] auf Spurensuche - "Die TÄNDLEREI - ein verlassener Ort als Blickfang". Sie fand heraus, dass in der Steingasse 33 seit Ewigkeiten nicht mehr getandelt wird. Erwähnt wird die Tändlerei in alten Salzburger Zeitungen erstmals in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg. Um [[1900]] hingegen dürfte am gleichen Standort eine "Ausspeiserei" bestanden haben, [[1938]] ein "Speisehaus". Das Portal ist auf alle Fälle älter als die Tändlerei.
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Im Spätherbst berichtete Daniele Pabinger, dass das Künstlerehepaar Jana & JS zum vierten Mal das Frauenmotiv an der Fassade der Tändlerei erneuert hatten.
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==Quellen==
 
==Quellen==
*Friedrich Kluge, Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache, Walter de Gruyter, Berlin, New York 1989, S. 720.
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* Friedrich Kluge: ''Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache'', Walter de Gruyter, Berlin, New York 1989, S. 720.
*Eigene Beobachtung
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* Eigene Beobachtung von [[Benutzer:Wald1siedel|Christina Nöbauer]]
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* {{Quelle SN|25. Oktober 2019 und 12. Dezember 2025}}
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* {{Kulturklauberin|https://www.sn.at/kolumne/kulturklauberin/die-taendlerei-ein-verlassener-ort-als-blickfang-78086629}}
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* {{Kulturklauberin|https://www.sn.at/kolumne/kulturklauberin/verlassener-ort-in-salzburger-altstadt-wieder-neues-frauenmotiv-auf-der-alten-taendlerei-art-622812}}
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* {{Quelle SW-SN|26. November 2015}}
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[[Kategorie:Stadt Salzburg]]
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[[Kategorie:Altstadt]]
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[[Kategorie:Handel]]
 
[[Kategorie:Handel]]
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[[Kategorie:Handel (Geschichte)]]
[[Katgorie:Steingasse]]
 
[[Kategorie:Salzburg]]
 

Aktuelle Version vom 12. Dezember 2025, 20:08 Uhr

Tändlerei 2012
Die Tändlerei im Mai 2016.
Die Tändlerei im Oktober 2019.

Das ehemalige Geschäft namens Tändlerei befindet sich in der Steingasse 33 in der rechtsufrigen Altstadt der Stadt Salzburg.

Etymologisches

Tändlerei leitet sich von "Tand", in der Bedeutung von tant = leeres Geschwätz, Possen, Spielzeug ab. Die Wortherkunft ist unklar, scheint aus dem Spanischen entlehnt zu sein – spanisch tanto "Spielgeld"(?). Die Bezeichnungen tändeln und Tändelei sind seit dem 17. Jahrhundert bekannt.

Geschichte

Nach den Ausführungen von Rudolph Klehr über die Steingasse waren im Haus 33, das 1406 erstmals erwähnt wird, verschiedene Weber tätig: um 1800 der Weber Gruber, 1858 heißt es Weber-Esterle-Haus. Im 20. Jahrhundert war eine Ausspeiserei – heute würde man Kantine sagen – hier zu finden, die Mathias und Maria Aistleitner vor dem Ersten Weltkrieg führten. In diesem Lokal befand sich während des Zweiten Weltkriegs die Milchhandlung Klingseis, wo man die wegen ihrer Farbe auch "blaue Adria" genannte Magermilch beziehen konnte. Zuletzt war im Haus Nummer 33 eine Tändlerei, ein Kramerladen, untergebracht. Erst führte Georg Hartl das Geschäft, auf ihn folgte Markus Aufleger, der es bis 1984 aufrecht hielt.

Was heute von dieser Lokalität übrig ist, ist die Fassade mit dem ehemaligen Geschäftseingang. Seit Jahren ist das altertümliche Geschäftsportal ein begehrtes Fotomotiv und ein Objekt für mehr oder weniger ambitionierte Graffitikünstler.

In der Serie "Kulturklauberin" in den Salzburger Nachrichten in der Ausgabe vom 25. Oktober 2019 ging Daniele Pabinger auf Spurensuche - "Die TÄNDLEREI - ein verlassener Ort als Blickfang". Sie fand heraus, dass in der Steingasse 33 seit Ewigkeiten nicht mehr getandelt wird. Erwähnt wird die Tändlerei in alten Salzburger Zeitungen erstmals in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg. Um 1900 hingegen dürfte am gleichen Standort eine "Ausspeiserei" bestanden haben, 1938 ein "Speisehaus". Das Portal ist auf alle Fälle älter als die Tändlerei.

Im Spätherbst berichtete Daniele Pabinger, dass das Künstlerehepaar Jana & JS zum vierten Mal das Frauenmotiv an der Fassade der Tändlerei erneuert hatten.

Quellen

  • Friedrich Kluge: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache, Walter de Gruyter, Berlin, New York 1989, S. 720.
  • Eigene Beobachtung von Christina Nöbauer
  • "Salzburger Nachrichten", 25. Oktober 2019 und 12. Dezember 2025