Griesgassen-Durchbruch: Unterschied zwischen den Versionen
K (Textersetzung - „Bürgerspitalskirche“ durch „Bürgerspitalskirche St. Blasius“) |
(ein leeres Bild und das vorhandene gegen ein neues ausgetauscht, + kl. Ergänz.) |
||
| Zeile 1: | Zeile 1: | ||
| − | [[Datei: | + | [[Datei:Griesgassendurchbruch_Salzburg_Maerz_2014.jpg|thumb|Blick in die [[Münzgasse]] und auf das Gebäude Münzgasse 2, das den sogenannten Griesgassen-Durchbruch überspannt. Davor befindet sich der [[Bürgerspitalplatz (Stadt Salzburg)|Bürgerspitalplatz]]. Links ist das [[Gstättentor]] zu sehen.]] |
| − | [[Datei: | + | [[Datei:Münzgasse_2_Glasfenster.jpg|thumb|An der straßenabgewandten Seite des 1954 von Architekt [[Josef Becvar]] errichteten Gebäudes [[Münzgasse]] 2 befindet sich das damals ''größte Glasbaufenster Europas''.]] |
| − | Der ''' | + | Der '''Griesgassen-Durchbruch''' bezeichnet die heutige [[Münzgasse]] in der [[Salzburg]]er [[Altstadt]], wo ehedem Gebäude standen. |
== Geschichte == | == Geschichte == | ||
| − | Von [[1548]] bis [[1875]] | + | Von [[1548]] bis [[1875]] stand dort das [[Städtisches Brunnhaus|Städtische Brunnhaus]]. Um dieses herum führte die ''Spitalgasse'' hinunter in die untere [[Griesgasse]]. |
Bereits [[1908]] bis [[1918]] wurden mehrere [[Nicht realisierte Projekte und Pläne in der Stadt Salzburg#Straßendurchbruch-Projekte|Straßendurchbruch-Projekte]] für die linke Altstadt diskutiert. | Bereits [[1908]] bis [[1918]] wurden mehrere [[Nicht realisierte Projekte und Pläne in der Stadt Salzburg#Straßendurchbruch-Projekte|Straßendurchbruch-Projekte]] für die linke Altstadt diskutiert. | ||
| − | [[1950]] waren 1 600 Pkw in der Stadt zugelassen | + | [[1950]] waren 1 600 Pkw in der Stadt zugelassen. Der kurze Griesgassen-Durchbruch der Münzgasse Richtung [[Sigmundstor]] entsprang dem damaligen Bemühen, die Altstadt möglichst "fahrgerecht" zu machen. Plätze wie der [[Ferdinand-Hanusch-Platz]] mutierten zu Verkehrsflächen, und der ruhende Verkehr okkupierte zunehmend den öffentlichen Raum. Der [[Residenzplatz]] war beispielsweise Pkw-Parkplatz und Autobusbahnhof und über den [[Universitätsplatz]] fuhren die Obusse. Die Straßenverbindung zwischen [[Bürgerspitalskirche St. Blasius]] und Griesgasse sollte eine wesentliche Entlastung des innerstädtischen Verkehrs bringen, der einige Häuser und ein Teil der [[Stadtmauern der Stadt Salzburg|Stadtmauer]] nach Plänen von Architekt [[Josef Becvar]] zum Opfer fielen. |
| − | Am [[13. Dezember]] [[1948]] beschloss der [[Salzburger Gemeinderat]], nach dem Entwurf von Prof. Erwin Ilz, Professor an der Technischen Hochschule in [[Wien]], einen Durchbruch von der [[Getreidegasse]] zur Griesgasse. Das damalige [[AVA-Haus (alt)|AVA-Haus]] (Getreidegasse 50) wurde nach diesen Plänen auf einem Areal eines bombengeschädigten Hauses errichtet. | + | Die Idee geht auf den Salzburger [[Bürgermeister der Stadt Salzburg|Bürgermeister]] [[Hofrat]] Dipl.-Ing. [[Richard Hildmann]] zurück.<ref>[https://www.sn.at/archivsn?img=S3IWdD6GfZJ10DHIM4o8ber0qhIy7WbZLZgDDkswRTewdhzY5hCtfmPJRHKHxKJMjyFY1EjMdBSsxN4aRI0doQwDBzmBdMHfroUZh80zYd5DId2wPczCszAz9dRw5p6o&id1=19530807_08&q=Griesgassendurchbruch#slide8 www.sn.at], Archiv der [[Salzburger Nachrichten]], Ausgabe vom 7. August 1953, Seite 8</ref> |
| + | Am [[13. Dezember]] [[1948]] beschloss der [[Salzburger Gemeinderat]], nach dem Entwurf von Prof. Erwin Ilz, Professor an der Technischen Hochschule in [[Wien]], einen Durchbruch von der [[Getreidegasse]] zur Griesgasse. Das damalige [[AVA-Haus (alt)|AVA-Haus]] (Getreidegasse 50, Ecke [[Bürgerspitalplatz]]) wurde nach diesen Plänen auf einem Areal eines bombengeschädigten Hauses errichtet. | ||
| − | Doch finanzielle Engpässe der [[Stadtgemeinde Salzburg]] ließen das Projekt zunächst ruhen. Unter Vorsitz von [[Bürgermeister der Stadt Salzburg|Bürgermeister]] Stanislaus Pacher beschloss [[1952]] ein | + | Doch finanzielle Engpässe der [[Stadtgemeinde Salzburg]] ließen das Projekt zunächst ruhen. Unter Vorsitz von [[Bürgermeister der Stadt Salzburg|Bürgermeister]] [[Stanislaus Pacher]] beschloss [[1952]] ein Fachkonsortium eine einheitliche Bauhöhe des Griesgassen-Durchbruchs, die sich an der Vorgabe des AVA-Hauses orientierte. Architekt Becvar musste drei Entwürfe vorlegen, bevor der [[Salzburger Gemeinderat|Gemeinderat]] nach einigen Kontroversen wegen Bauhöhe und Altstadtgerechtigkeit am [[15. August]] 1952 diesem zustimmte. |
| − | Ab [[7. Jänner]] [[1953]] wurden die Häuser Griesgasse 35 und 37 und | + | Ab [[7. Jänner]] [[1953]] wurden die Häuser Griesgasse 35 und 37 und Getreidegasse 54 abgerissen. Die Objekte [[Badergässchen]] 4, [[Gstättengasse]] 2 und Getreidegasse 56 fielen nur zum Teil der Spitzhacke zum Opfer. Der alte Pfarrhof (Getreidegasse 52) war durch [[Bomben auf Salzburg|Bomben]] bereits zerstört. Die Pfarrkanzlei befindet sich heute im [[Bürgerspital St. Blasius]]. Am [[10. Juni]] wurden bei den Aushubarbeiten von [[Landesarchäologe]]n [[Martin Hell]] Reste des alten Friedhofs der [[Bürgerspitalskirche St. Blasius]] freigelegt. |
| − | + | Am [[6. August]] 1953 konnte um 10:07 Uhr der erste Obus unter dem Gebäude Münzgasse 2 hindurchfahren, das den Griesgassendurchbruch überspannt.<ref>[https://www.sn.at/archivsn?img=ktgBqGmG8wmxN7vkMJHVomL9Y8JUKnKFcIt4Yf5F9ZGLCiXnUSPs%2Ffk8kFAtd4OgDvacc3Ua26NPHhwltGcLK1%2F8qjv%2F2%2BZSV1ubN6i2UUkhBm%2F6uJO90yHYIh0ywd1e&id1=19530806_05&q=Griesgassendurchbruch#slide5 www.sn.at], Archiv SN, 6. August 1953, Seite 5</ref> | |
| − | + | Das Haus Griesgasse 33-Münzgasse 4 (auch Münzturm genannt) wurde erst [[1955]]–[[1956]] von der Salzburger Wohnsiedlungsgesellschaft nach Plänen der Architekten Erich Horvath und Sepp Ullrich erbaut. | |
| − | Der von Architekt Josef Becvar errichtete Neubau über dem Durchbruch mit dem damals ''größten Glasbaufenster Europas'' (in einem Innenhof) wurde als ''bester Bau des Jahres 1954'' in der Altstadt ausgezeichnet. | + | Für die erforderlichen Ersatzwohnungen waren der Wohnhausneubau [[Ignaz-Harrer-Straße]] 19 vorgesehen, in dem auch die Polizeiwachstube untergebracht wurde. Am [[7. April]] begann man mit dem Neubau und am [[6. August]] 1953 war dann der Griesgassen-Durchbruch fertiggestellt. Der Verkehrsfluss in der Altstadt wurde neu geregelt. |
| + | |||
| + | ==== Größten Glasbaufenster Europas ==== | ||
| + | Der von Architekt Josef Becvar errichtete Neubau Münzgasse 2 (über dem Durchbruch sowie einem Gebäude entlang der Münzgasse) mit dem damals ''größten Glasbaufenster Europas'' (in einem Innenhof) wurde als ''bester Bau des Jahres 1954'' in der Altstadt ausgezeichnet. | ||
== Ehemalige Gebäude im Bereich des Durchbruchs == | == Ehemalige Gebäude im Bereich des Durchbruchs == | ||
| Zeile 31: | Zeile 35: | ||
{{Quelle Befreit und besetzt}} | {{Quelle Befreit und besetzt}} | ||
* Salzburgwiki-Artikel ''Griesgasse'' | * Salzburgwiki-Artikel ''Griesgasse'' | ||
| + | |||
| + | ==== Einzelnachweise ==== | ||
| + | <references/> | ||
[[Kategorie:Infrastruktur]] | [[Kategorie:Infrastruktur]] | ||
Version vom 18. Februar 2021, 12:22 Uhr
Der Griesgassen-Durchbruch bezeichnet die heutige Münzgasse in der Salzburger Altstadt, wo ehedem Gebäude standen.
Geschichte
Von 1548 bis 1875 stand dort das Städtische Brunnhaus. Um dieses herum führte die Spitalgasse hinunter in die untere Griesgasse.
Bereits 1908 bis 1918 wurden mehrere Straßendurchbruch-Projekte für die linke Altstadt diskutiert.
1950 waren 1 600 Pkw in der Stadt zugelassen. Der kurze Griesgassen-Durchbruch der Münzgasse Richtung Sigmundstor entsprang dem damaligen Bemühen, die Altstadt möglichst "fahrgerecht" zu machen. Plätze wie der Ferdinand-Hanusch-Platz mutierten zu Verkehrsflächen, und der ruhende Verkehr okkupierte zunehmend den öffentlichen Raum. Der Residenzplatz war beispielsweise Pkw-Parkplatz und Autobusbahnhof und über den Universitätsplatz fuhren die Obusse. Die Straßenverbindung zwischen Bürgerspitalskirche St. Blasius und Griesgasse sollte eine wesentliche Entlastung des innerstädtischen Verkehrs bringen, der einige Häuser und ein Teil der Stadtmauer nach Plänen von Architekt Josef Becvar zum Opfer fielen.
Die Idee geht auf den Salzburger Bürgermeister Hofrat Dipl.-Ing. Richard Hildmann zurück.[1] Am 13. Dezember 1948 beschloss der Salzburger Gemeinderat, nach dem Entwurf von Prof. Erwin Ilz, Professor an der Technischen Hochschule in Wien, einen Durchbruch von der Getreidegasse zur Griesgasse. Das damalige AVA-Haus (Getreidegasse 50, Ecke Bürgerspitalplatz) wurde nach diesen Plänen auf einem Areal eines bombengeschädigten Hauses errichtet.
Doch finanzielle Engpässe der Stadtgemeinde Salzburg ließen das Projekt zunächst ruhen. Unter Vorsitz von Bürgermeister Stanislaus Pacher beschloss 1952 ein Fachkonsortium eine einheitliche Bauhöhe des Griesgassen-Durchbruchs, die sich an der Vorgabe des AVA-Hauses orientierte. Architekt Becvar musste drei Entwürfe vorlegen, bevor der Gemeinderat nach einigen Kontroversen wegen Bauhöhe und Altstadtgerechtigkeit am 15. August 1952 diesem zustimmte.
Ab 7. Jänner 1953 wurden die Häuser Griesgasse 35 und 37 und Getreidegasse 54 abgerissen. Die Objekte Badergässchen 4, Gstättengasse 2 und Getreidegasse 56 fielen nur zum Teil der Spitzhacke zum Opfer. Der alte Pfarrhof (Getreidegasse 52) war durch Bomben bereits zerstört. Die Pfarrkanzlei befindet sich heute im Bürgerspital St. Blasius. Am 10. Juni wurden bei den Aushubarbeiten von Landesarchäologen Martin Hell Reste des alten Friedhofs der Bürgerspitalskirche St. Blasius freigelegt.
Am 6. August 1953 konnte um 10:07 Uhr der erste Obus unter dem Gebäude Münzgasse 2 hindurchfahren, das den Griesgassendurchbruch überspannt.[2]
Das Haus Griesgasse 33-Münzgasse 4 (auch Münzturm genannt) wurde erst 1955–1956 von der Salzburger Wohnsiedlungsgesellschaft nach Plänen der Architekten Erich Horvath und Sepp Ullrich erbaut.
Für die erforderlichen Ersatzwohnungen waren der Wohnhausneubau Ignaz-Harrer-Straße 19 vorgesehen, in dem auch die Polizeiwachstube untergebracht wurde. Am 7. April begann man mit dem Neubau und am 6. August 1953 war dann der Griesgassen-Durchbruch fertiggestellt. Der Verkehrsfluss in der Altstadt wurde neu geregelt.
Größten Glasbaufenster Europas
Der von Architekt Josef Becvar errichtete Neubau Münzgasse 2 (über dem Durchbruch sowie einem Gebäude entlang der Münzgasse) mit dem damals größten Glasbaufenster Europas (in einem Innenhof) wurde als bester Bau des Jahres 1954 in der Altstadt ausgezeichnet.
Ehemalige Gebäude im Bereich des Durchbruchs
- Eine der ehemaligen Münzstätten in der Stadt Salzburg an der Griesgasse (wohl ehemals Griesgasse 35)
- Ein Volksbrausebad
- Ein Gebäude an der Gstättengasse (Nr. 54)
- Städtisches Brunnhaus
Quellen
- Marx, Erich (Hrg.): Befreit und besetzt, Stadt Salzburg 1945–1955, erschienen in der Schriftenreihe des Archivs der Stadt Salzburg, 1996, Verlag Anton Pustet, ISBN 3-7025-0344-7
- Salzburgwiki-Artikel Griesgasse
Einzelnachweise
- ↑ www.sn.at, Archiv der Salzburger Nachrichten, Ausgabe vom 7. August 1953, Seite 8
- ↑ www.sn.at, Archiv SN, 6. August 1953, Seite 5