Stadion Lehen
Das Stadion Lehen war von 1971 bis 2002 die Heimstätte des SV Austria Salzburg. Es lag, wie der Name schon sagt, im Salzburger Stadtteil Lehen.
Geschichte
Vor dem Neubau
Bevor das Stadion in seiner letzten Form entstand, waren an gleicher Stelle Sportstätten. Am 13. Jänner 1952 wurde die damals neue Tribüne mit dem Spiel des TSV Austria gegen den Wiener Klub Floridsdorfer AC eröffnet, wobei zum Saisonauftakt TSVA vor 1800 Zuschauern mit 1:5 verlor.
Im Zuge der Vorbereitung auf die WM in Schweden gastierte am 18. Mai 1958 erstmals Österreichs Fußballnationalmannschaft in Salzburg. Gegen eine Salzburger Auswahl aus größtenteils Austria Salzburg Spielern erreicht das Team nur ein schmeichelhaftes 0:0, auch weil Spielertrainer Günter Praschak in der 76. Minute einen Elfer für die Landesauswahl verschießt.
Neubau
"Erfinder" und erster Geburtshelfer des Lehener Betonovals war Fußballguru und Vordenker Günter Praschak. Der damalige Bürgermeister Alfred Bäck und Landesrat Sepp Weißkind hatten die politische Basis für den Bau geschaffen. Vergleichsweise bescheidene 42 Millionen Schilling mussten für die Arena mit einem Fassungsvermögen von 18.000 Personen und die Flutlichtanlage investiert werden. Die Architekten des reinen Fußballstadions waren Hanns Wiser und Jakob Adlhart.
Das Stadion wurde in den Jahren 1969 bis 1971 an der Stelle errichtet, wo der Verein bereits seit seiner Gründung seine Heimspiele ausgetragen hatte. Während des Baus spielte der SV Austria Salzburg auf dem Platz des ASV ASKÖ Salzburg in Itzling.
Eröffnet wurde das Stadion Lehen am 18. September 1971 mit einem 3:2-Sieg der Salzburger Austria gegen Tunesiens Nationalteam und einem handfesten Skandal: Salzburgs damaliger Superstar und Vorzeigeprofi Peter Grosser musste nach einer Keilerei vom Platz.
Mit Ausnahme der Saison 1978/79 wurde im Stadion Lehen bis 1986 regelmäßig Erstliga-Fußball gespielt, im letzten Jahr allerdings nur mehr fallweise, Austria Salzburg war zum zweiten Mal abgestiegen und der SAK 1914 nutzte das Stadion Lehen bei besucherstarken Heimspielen als Alternativwirkungsstätte zum eigenen Platz in Nonntal.
Nach dem Abstieg des SAK sah man drei Jahre lang Zweitliga-Fußball, darunter die bis heute einzigen Stadtderbys in der Bundesliga zwischen der Austria und dem Emporkömmling FC Salzburg. Der Wiederaufstieg gelang Austria Salzburg nach dem Engagement der Nationallegende Hans Krankl in der Saison 1988/89.
In der Winterpause 1992/93 wurde das Stadion an die − infolge des Heysel-Dramas in Brüssel geänderten − Bestimmungen angepasst und große Teile des Stehplatzbereichs in einen Sitzplatzsektor umgewandelt. Dadurch verminderte sich das Fassungsvermögen des Stadions bei nationalen Spielen auf knapp unter 15.000, bei internationalen Begegnungen konnten aber nur die etwas mehr als 5000 Sitzplatzkarten verkauft werden.
1994 erreichten Heimo Pfeifenberger und Co. das UEFA-Cup-Finale und qualifizierten sich für die Champions League. 1993/94, 1994/95 und 1996/97 holten die Lehener jeweils den Meistertitel − es war die Blütezeit des Salzburger Fußballs −, im Lehener Stadion wurde ein Fest nach dem anderen gefeiert. Der spätere Weltcupsieger Wolfgang Feiersinger, Heimo Pfeifenberger, Heribert Weber, Otto Konrad und Nikola Jurcevic waren die Hauptdarsteller der Sensationen auf internationaler Ebene, die aber aufgrund des zu kleinen Stadions zumeist im Happel-Stadion in Wien stattfanden.
Aber auch schon Jahre zuvor hatten die Salzburger Fans in Lehen große Spiele gesehen − wie das 5:0 1976 im UEFA-Cup gegen den türkischen Klub Adanaspor, Wolfgang Schwarz (3) und Gerald Haider (2) schossen die Lehener zum klaren Sieg. Oder das 9:0 des österreichischen Nationalteams in der WM-Qualifikation für Argentinien gegen Malta am 30. April 1977, bei dem wohl mehr als 19.000 Zuschauer sechs Tore des jungen Hans Krankl sahen. Es war das erste von neun Länderspielen im Stadion Lehen, die alle mit Ausnahme des 2:4 gegen Polen 19. Mai 1992 mit Siegen für Österreich endeten.
Schülerliga
Insgesamt drei Mal fand zwischen 1978 und 1994 das Finale der österreichischen Fußball-Schülerliga im Stadion Lehen statt: 1978 besiegte die Hauptschule Güssing die Hauptschule Salzburg-Lehen mit 2:1 nach Elfmeterschießen, 1985 das Bundesgymnasium BRG Völkermarkt das Bundesgymnasium Graz Oeverseegasse mit 5:1 und 1994 die Hauptschule Franz Jonas Trofaiach das GRgORg Wien 22 Polgarstraße mit 5:4 nach Elfmeterschießen.
Abschied
Am 4. Dezember 2002 gewann die Austria ihr letztes Spiel im Stadion Lehen vor 6000 Zuschauern gegen den SK Sturm Graz dank zweier Treffer von Ewald Brenner mit 2:1. Das letzte Tor in einem Pflichtspiel in Lehen erzielte allerdings der Steirer Günter Neukirchner mit seinem Weitschuss zum Anschlusstreffer in der 74. Minute dieser Partie.
Am 20. November 2005 feierten tausende Fußballfans auf Einladung der Stadt Salzburg und der Wohnbaugenossenschaft "Die Salzburg" ein Abschiedsfest auf dem Rasen des Stadions. Über Videowalls wurden schöne und traurige Momente aus 30 Jahren Fußballgeschichte gezeigt. Ein Kinderprogramm sorgte bei den jungen Stadionfans für Abwechslung. Es gab viele Showeinlagen, Musik und Erinnerungen an jene Zeiten, als der grüne Rasen in Lehen noch regelmäßig bespielt wurde. Den Abschluss des Abschiedsfestes bildete ein großes Feuerwerk.
Am 19. Jänner 2006 wurde das Stadion Lehen schließlich abgerissen. An seiner Stelle entstand das Projekt "Neue Mitte Lehen" mit dem im Jänner 2009 eröffneten Leitbetrieb Stadt:Bibliothek der Salzburger Stadtbücherei.
Quellen
- Salzburger Nachrichten
- Eintrag in der deutschsprachigen Wikipedia zum Thema "Stadion Lehen"