Parnassius apollo
Parnassius apollo (Papilio apollo Linnaeus, 1758: 465) ist eine Art aus der Ordnung Lepidoptera (Schmetterlinge), Familie Papilionidae.
Volkstümliche Namen: Apollo, Apollofalter, roter Apollo
Beschreibung
Untersucht: 2 ♂, 3 ♀ von österreichischen Populationen.
- ♂: Spannweite: 66-69 mm.
Augen dunkel; Labialpalpen weiß mit dunklen haarförmigen Schuppen;
Fühler kurz, weniger als 1/3 der Vorderflügel-Länge, weiß, undeutlich dunkler geringt, Fühlerkolbe schwarz;
Thorax und Abdomen dorsal dunkel, ventral weißlich, mit dichter weißer bis gelblichgrauer, haarförmiger Beschuppung, die sich bis auf den Analrand des Hinterflügel erstreckt;
Oberseite der Flügel schütter weiß beschuppt, pergamentartig, hyalin;
Vorderflügel gerundet, Außenrand in einer Breite von 3-4 mm unbeschuppt; submarginal eine schwärzliche, gewellte Querlinie von der Costa über rund drei Viertel der Flügelbreite; Costalrand und Flügelbasis schwärzlich überstäubt; subcostal zwei große schwarze Flecken in der Mitte der Zelle und am Diskus, zwei kleinere schwarze Flecken postdiskal, einer an der Costa, der andere subcostal; ein weiterer schwarzer Fleck in der Mitte über dem Innenrand;
Hinterflügel entlang des Innenrandes dicht schwarz überstäubt, diese schwärzliche Bestäubung zum Diskus hin ausgedehnt und dort spitz zulaufend; am Tornus zwei zusammenfließende schwarze Flecken, die gelegentlich rot oder orange gekernt sind; zwei weitere, größere und runde, rot oder orange sowie weiß gekernte Flecken proximal der Mitte des Costalrandes sowie postdiskal; in einigen Formen Flügelrand grau, ebenso eine Reihe undeutlicher, submarginaler grauer Flecke; Unterseite der Flügel, abgesehen von den erwähnten Flecken, unbeschuppt; auf der Hinterflügel-Unterseite alle Flecken rot gekernt, inklusive vier Flecken in der Analregion; größere Flecken auch weiß gekernt und fein schwarz umringt;
Beine hellbraun, Tarsen hell-dunkel geringt. - ♀: Spannweite: 67-76 mm.
Weibchen ähnlich wie die Männchen, aber
generell stärker verdunkelt, ausgenommen die Zelle und das Postdiskalfeld des Vorderflügel, mit ausgedehnteren grauen Flecken und breiteren, halbmondförmigen Flecken im Submarginalbereich;
Fühler noch kürzer, rund 1/4 der Vorderflügel-Länge;
Körper, ausgenommen die Unterseite, weniger dicht mit haarförmigen Schuppen besetzt.
Variabilität
Die Salzburger Tiere gehören, so wie vermutlich die meisten alpinen Populationen, zur ssp. brittingeri Rebel & Rogenhofer, 1892. Die ████ sind durchschnittlich noch größer als die ███ und von der Flügelbasis aus deutlich stärker dunkel überstäubt. Die Form der Flecken, sowohl der schwarzen, wie der roten Augen, ist recht variabel. Die roten Flecken können in der Färbung von tief karminrot über orange bis fast gelblich variieren, ihr weißer Kern kann auch fehlen.
Diagnose
Vom sehr ähnlichen Alpenapollo (Parnassius phoebus) unterscheidet sich P. apollo durch das Fehlen eines kleinen roten Fleckenpaares am Vorderrand des Vorderflügels und durch die kaum erkennbare schwarz-weiße Ringelung der Fühler.
Verbreitung, Lebensraum und Phänologie
Nach Embacher et al. (2024) wurde P. apollo in Salzburg in den Zonen II (Nördliche Kalkalpen), III (Schieferalpen), IV (Zentralalpen) und V (Lungau) gefunden. Die Populationen sind aber eng begrenzt und beschränken sich oft auf Berggipfel und die nähere Umgebung, sofern Karbonatgesteine dominieren. Aus letzterem Grund fehlt die Art im Alpenvorland und der Flyschzone, dem Großteil der Schieferalpen und in den westlichen Tauerntälern. Die Höhenverbreitung der Art ist von 500 bis 2200 m dokumentiert, wobei die Art hauptsächlich in der montanen Zone von rund 700 bis 1800 m Höhe vorkommt. Lebensraum von P. apollo sind felsdurchsetzte alpine Magerwiesen und Halbtrockenrasen, Magerweiden, Felsabbrüche, Felsköpfe und ausnahmsweise auch angrenzende Hochstaudenfluren. Gehölznahe Bereiche vermeidet die Art völlig (Kurz & Kurz 2025). Der Apollofalter fliegt in einer langgezogenen Generation von Ende Mai bis September. Ausnahmsweise können einzelne Individuen auch noch Anfang Oktober angetroffen werden. Die Raupen überwintern im Ei und schlüpfen erst im Frühjahr. Sie entwickeln sich im Laufe des Frühjahrs und Frühsommers (Kurz & Kurz 2025).
Nachbarfaunen
Nach Huemer (2013) ist der Apollofalter in allen österreichischen Bundesländern nachgewiesen. In Oberösterreich kommt die Art heute nur noch in den nördlichen Kalkalpen vor, im Strudengau gilt sie seit der Mitte des 19. Jahrhunderts als ausgestorben (Kusdas & Reichl 1973). In Bayern kommt P. apollo rezent in den Naturräumen "voralpines Hügel- und Moorland (Alpenvorland) und Alpen" (hier wohl ebenfalls ausschließlich in den Kalkalpen) sowie im Schichtstufenland vor, im ostbayrischen Grundgebirge datieren die letzten Fundnachweise aus dem Zeitraum von 1901 bis 1970 (Halsberger & Segerer 2016).
Biologie und Gefährdung
Zur Biologie der Imagines liegen nur wenige Daten vor. Die Falter fliegen zumindest von 11 bis 15 Uhr MEZ, in dieser Zeit erfolgt auch die Nektaraufnahme (Kurz & Kurz 2025). Diese erfolgt bevorzugt an Asteraceae, wobei gelbe (Buphthalmum salicifolium), wie violette Blüten (Carduus defloratus) dokumentiert sind. An diesen Blüten haben die Falter zahlreiche Konkurrenz, z. B. durch Catoptria conchella, Zygaena loti, Satyrium spini, Erebia eriphyle, Erebia manto oder Chersotis ocellina (alle Daten nach Kurz & Kurz 2025). Zu den Entwicklungsstadien liegen keine belegten Informationen vor. Die Eier werden an den Nahrungspflanzen oder in der Nähe an Steine und dgl. abgelegt. Die Raupen fressen an Crassulaceae, in Salzburg vermutlich ausschließlich an Sedum album, wobei die weiße Fetthenne ausschließlich auf felsigen Stellen auf Karbonatgesteinen vorkommt.
P. apollo ist in Salzburg zwar weit verbreitet, die Populationen sind aber eng begrenzt. Auch wenn die Falter gelegentlich ihren Lebensraum verlassen, wird die Art doch bei Gros (2023) und Embacher et al. (2024) als stark gefährdet eingestuft (Einstufung EN nach Embacher et al. 2024). Auch die unsinnige Sammelleidenschaft mancher "Entomologen" trägt zu dieser Einstufung bei.
Weiterführende Informationen
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Quellen
- Embacher, G., S. Flechtmann, P. Gros & M. A. Kurz 2024 [2025]. Die Schmetterlinge des Landes Salzburg. Teil I: Systematische und revidierte Liste mit Verbreitungsangaben für die geologischen Zonen des Landes (Insecta: Lepidoptera). Mitteilungen aus dem Haus der Natur. Sonderband. In Zusammenarbeit mit der Naturkundlichen Gesellschaft Salzburg. Haus der Natur, Salzburg: 3-176.
- Gros, P. 2023. Rote Liste der Tagfalter Salzburgs – Evaluierung des Gefährdungszustands der in Salzburg nachgewiesenen Tagfalterarten, Datenstand 2021 45/23. Naturschutzbeitrag: 1-81.
- Haslberger, A. & A.H. Segerer 2016. Systematische, revidierte und kommentierte Checkliste der Schmetterlinge Bayerns (Insecta: Lepidoptera). Mitteilungen der Münchner Entomologischen Gesellschaft 106. Supplement: 336 pp.
- Huemer, P. 2013. Die Schmetterlinge Österreichs (Lepidoptera). Systematische und faunistische Checkliste. Studiohefte 12. Tiroler Landesmuseum Innsbruck: 304 pp.
- Kurz, M. A. & M. E. Kurz 2000–2025. Naturkundliches Informationssystem. URL: http://www.nkis.info [online 2025.07.01].
- Kusdas, K. & E. R. Reichl 1973. Die Schmetterlinge Oberösterreichs. Teil 1. Tagfalter. Entomologische Arbeitsgemeinschaft am O.ö. Landesmuseum Linz: 1-266.