Lodronsche Primogenitur
Das Lodronsche Primogenitur-Fideikommiss war eines der beiden Fideikommisse, die Fürsterzbischof Paris Graf von Lodron errichtete, um seiner Familie Besitzungen und Positionen im Salzburgischen dauerhaft zu sichern.
Allgemeines
Begünstigte des Fideikommisses, also eines unveräußerlichen, nach der vom Stifter vorgegebenen Ordnung vererblichen Besitzes, waren des Erzbischofs Bruder Christoph und dessen Nachkommen jeweils nach dem Recht der Erstgeburt (daher die Bezeichnung "Primogenitur") unter der Bedingung, dass sie der katholischen Religion treu bleiben würden[1].
Das Fideikommiss richtete der Stifter mit Notariatsakt vom 8. April 1631[2][3] ein. Das Lodronsche Primogenitur-Majorat umfasste den Primogeniturpalast in der Salzburger Dreifaltigkeitsgasse, Häuser und Gärten in der Bergstraße sowie weitere Güter, Zehenten und Lehen aus dem Besitz des vorigen Salzburger Erblandmarschalls Johann Christoph von Nußdorf. Dazu erwarb der Fürsterzbischof noch Besitzungen in Kärnten: im September 1639 die Herrschaft und Stadt Gmünd, wo er ein prachtvolles Schloss erbauen ließ, sowie das Landgericht Rauchenkatsch; im Sommer 1640 Gülten und Güter im Umkreis von Gmünd und in Eisentratten[4]
Geschichte
Zwar erlosch Christophs Linie schon mit seinen Söhnen Franz Niklas Graf zu Lodron und Paris Graf zu Lodron († 1702), die beide ohne männliche Erben blieben, doch ging der Besitz auf eine entferntere Linie über.
Dabei waren nun zwei Anwärter gleichen Grades vorhanden: Graf Guidobald Albert Joseph Lodron aus der bayrischen und Graf Ferdinand Philipp Lodron aus der böhmischen Linie. Zunächst wurde durch Schiedsspruch des Salzburger Erzbischofs Johann Ernst Grafen von Thun und Hohenstein vom 22. September 1704 Graf Guidobald Albert als Primogenitur-Inhaber eingesetzt. Die endgültige Entscheidung erfolgte durch Dekret des Wiener Reichshofrates vom 31. Mai 1707 zugunsten des Grafen Philipp Ferdinand, weil nach dem Primogeniturinstrument von 1637 bei Anwärtern gleichen Grades "der Ältere" Inhaber des Fideikommisses werden solle. In einem Familienrat wurde die Erbberechtigung der böhmischen Linie anerkannt, aber nicht bedingungslos. Sie musste zugunsten der Sekundogenitur auf die Regierung der Grafschaften Lodrone und Castell Romano verzichten. Die Privilegien des Salzburger Landmarschallamtes blieben beiden Linien gemeinsam. [5]
Bei den Nachkommen Ferdinand Philipps verblieb die Primogenitur bis zu Constantin Grafen Lodron (* 1806; † 1880).
Während der Zugehörigkeit Salzburgs zu Bayern wurden die hierländischen Fideikommisse mit königlichem Edikt vom 22. Dezember 1811[6] (in Verbindung mit dem Edikt vom 28. Juli 1808[7]) aufgehoben,[8] also in Privateigentum der Destinatare umgewandelt; dies traf möglicherweise auch auch das Lodronsche Promogenitur-Familienfideikommiss.
Reihe der Primogenitur-Inhaber
- Christoph (* 5. Juli 1588 Castelnuovo di Noarna; † 30. November 1660 Salzburg)[9], Bruder des Erzbischofs und Stifters
- Franz Niklas († 15. Juli 1695), Sohn des Vorigen
- Paris (* 1638 in Salzburg; † 9.[10] oder 26. Oktober[11] 1702), Bruder des Vorigen
- Philipp Ferdinand (getauft 4. Februar 1657; † 1708?) [aus der Böhmischen Linie], Sohn des Grafen Paris und der Magdalena[12] oder Polyxena[13] geborene Gräfin Waldstein
- Carl Wenzel (* 26. August 1682 in Nogaredo[14]; † 7. August 1735), Sohn des Vorigen
- Ernst Maria (* 30. Mai 1716; † 18. April 1779), Sohn des Vorigen
- Hieronymus Maria (* 21. Mai 1766; † 7. September 1823)
- Constantin (* 18. April 1806 Wien; † 21. Februar 1880 ebenda), Sohn des Vorigen
- [Peter Anton] Karl Theodor (* 23. September 1828), Sohn des Karl [Theodor], königl. bayr. Majors à la suite; unvermählt
Weitere vorhandene Nachrichten sind vage:
Eine Tochter des vorerwähnten Constantin Grafen Lodron (* 1806; † 1880), Antonie (* 1839; † 1893), heiratete 1865 Karl Gaetan (Carlo Gaetano) Grafen Lodron (* 1840; † 1918) aus der Trientiner Zweiglinie der Primogenitur-Linie. Nach dem Tod seines Schwiegervaters (1880) und einem Rechtsstreit erlangte er die Primogenitur-Güter einschließlich des Gutes Gmünd, wo er am 14. Dezember 1918 verschied.[15]
Quellen
- Hermann Pick, Urkundliche Materialien zu einer Geschichte der gräflich Lodron'schen Kollegien Marianum und Rupertinum in Salzburg, in: MGSLK 29, 1889, S. 263-453;30, 1890, S. 1-113und S. 197-220; darin:
- Liste der Primogenitur-Inhaber MGSLK 30, 1890, S. 197. (Quelle, soweit nicht anders angegeben, für die Reihe der Primogenitur-Inhaber, ohne das in eckige Klammern gesetzte und ohne die Ortsangaben.
- www.lodron.info
- Constant von Wurzbach, Österreichisches Biographisches Lexikon 1815-1950, Bd. XV, Stammtafel der Grafen Lodron.
- [2] Die Lodron in Salzburg, www.lodron.info,] gestützt auf die Frank'schen Beamtenlisten im Salzburger Landesarchiv
- Gianni Poletti, Piccola storia di una grande famiglia (Il Trentino N. 230 - Ottobre 1999)
Einzelnachweise
- ↑ Poletti aaO.
- ↑ Artikel "Die Lodron auf Lampoding" auf www.lodron.info; ebenso Poletti aaO.
- ↑ Pick aaO MGSLK 29, 267: vom 26. August 1637, was aber zu verwerfen ist.
- ↑ "Die Lodron in Salzburg" auf www.lodron.info
- ↑ Pick aaO MGSLK 30, S. 197, FN 4;Artikel "Die Georgsche Descendenz" auf www.lodron.info.
- ↑ "die bisherigen adelichen Fidei-Kommisse, und künftigen Majorate im Königreiche betreffend"
- ↑ Organische Edict vom 28. Juli 1808, die künftigen Verhältnisse des Adels betreffend
- ↑ Nekrolog auf Ernst Leopold Reichsgraf von Firmian, MGSLK XI, 144
- ↑ Daten nach dem Stammbaum der Marie Eleonora Gräfin Harrach (1723–1757)
- ↑ [1] Die Lodron in Salzburg, aaO, gestützt auf die Frank'schen Beamtenlisten im Salzburger Landesarchiv.
- ↑ Pick aaO MGSLK 30, S. 197.
- ↑ Pick aaO MGSLK 30, S. 197.
- ↑ Wurzbach, Stammtafel aaO.
- ↑ Count Ferdinand Philipp of Lodron auf wc.rootsweb.ancestry.com
- ↑ "La famiglia Lodron" auf www.regione.taa.it