Großglockner Erstbesteigung

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Wohl ist die Großglockner Erstbesteigung eine Kärntner Sache im Grunde gewesen, aber unter Mitwirkung bedeutender Wissenschafter, die in der Stadt Salzburg tätig waren. Darüber hinaus hat der Großglockner für das Land Salzburg eine wirtschaftliche Bedeutung durch die Großglockner Hochalpenstraße und eine geschichtliche Bedeutung im Rahmen des Alpinismus.

Wie es zur Erstbesteigung kam

Ob es frühere Versuche als den nachstehenden gab, ist dem Autor dieses Beitrags nicht bekannt. Der aus der Bretagne (Frankreich) stammende Abenteurer und Wissenschafter Belsazar Hacquet de la Motte war bereits 1779 bis zur Pasterze aufgestiegen, um einen Weg auf den Gipfel des Großglockners zu erkunden. 1791 unternahm Sigmund Graf von Hohenwart[1] eine botanische Expedition zur Pasterze.

Durch die Beziehungen von Hohenwart zu Bischof von Gurk Franz II. Xaver von Salm-Reifferscheidt-Krautheim (der letzte Bischof des Bistums Gurk, der den Titel Fürstbischof trug) wurde das Interesse an einer Besteigung des Klockners geweckt. Von Salm war überdies wissenschaftlich sehr begeistert und unterstützte zahlreiche wissenschaftliche Projekte. Darunter auch die Aufnahme genauer Landkarten. Somit war das Motiv einer Erstbesteigung des höchsten Berges von Österreich ein rein wissenschaftliches: die genaue Vermessung von Höhe und Lage des Berges, sowie geologische und physikalische Untersuchungen. Entsprechend dieser Anforderung wählte von Salm auch die Wissenschafter aus, die ihn bei der Erstbesteigung begleiten sollten.[2].

Ewige Schande für die Geographie

Als Ewige Schande für die Geographie bezeichnete 1804 der Arzt J. A. Schultes in seinem Reiseführer Reise auf den Glockner das Nichtvorhandensein einer genauen Karten der Glocknergruppe. Die damals beste verfügbare Karte stammte von Peter Ainch, einem Bauern aus Nordtirol, der in Anerkennung der außerordentlichen Höhe des Glockners diesen auf seiner Karte als schlanke Spitze eintrug - das war aber auch alles, was dieser aus dem Glocknergebiet eintrug.

Erster Versuch 1799

Von Salm veranlasste im Frühjahr 1799 den Pfleger im Mölltal, einen begehbaren Weg vom Mölltal aus auf den Sattel unterhalb des Glockners zu finden und auf halbem Weg eine Hütte zu errichten, die spätere Salmhütte. Der schon vor 20 Jahren von Hacquet entdeckte Weg von Heiligenblut über das Leitertal wurde dann vorgeschlagen. Auf 2 700 m ü. A. errichtete man im Verlauf des Frühjahrs dann die Salmhütte. Von dort wollte man dann über die Hohenwart-Scharte zur Adlersruhe aufsteigen, von wo aus man den Gipfel angehen wollte.

Im Juni 1799 wäre es fast den beiden Zimmerer-Brüdern Klotz bei ihrem ersten Erkundungsgang gelungen, den Gipfel zu erklimmen. Aber ein Schneesturm hinderte sie daran und auch ein zweiter Versuch im Juli gelang nicht: das 144 m lange Seil reichte nicht, es fehlte eine zwölf bis 15 m lange Leiter.

Die Salmhütte stand dann Ende Juli 1799 und Anfang August begann man mit dem Transport der nötigen mathematischen Instrumente, die man für die Vermessung brauchte, auf die Salmhütte. Am 16. August reiste der Fürstbischof mit den Herren Sigmund von Hohenwart und seinem Lehrer Franz Freiherr von Wulfen, einem Theologen und Botaniker[3] und weiteren fünf Herren, die weiter unten erläutert werden, sowie großem Gefolge an. Drei Tage brauchte man für die 175 km von Klagenfurt nach Heiligenblut in der Kutsche. Am 19. August stieg die "Großexpedition" trotz schlechtem Wetters zur Salmhütte auf. Das Personal bestand aus 30 Personen und dreizehn Pferde. In der Salmhütte kochte Salms Koch ein hervorragendes Abendessen, das u. a. mit einem Fässchen Wein und Ananas verfeinert wurde - in 2 800 m ü. A.! Aber das schlechte Wetter blieb und nach vier Tagen stieg man wieder nach Heiligenblut ab.

Der Kleinglockner ist nicht der Großglockner

Einige der Gesellschaft blieben aber noch und ihnen gelang am 26. August dann doch noch der Aufstieg auf den vermeintlichen "Großglockner", der sich aber bei Vermessungen als der Kleinglockner herausstellte. Die Erkenntnis dieser Vermessung brachte, dass der bisher angenommene "höchste Gipfel" jener des Kleinglockners war und der Großglocknergipfel 28 Meter höher ist.

Obwohl also dieser erste Versuch der Besteigung des höchsten Berges von Österreich nicht ganz den erwünschten Erfolg brachte, gab es doch reichlich Erfahrung für Hochgebirgsexpeditionen. So machte man Bekanntschaft mit reinem und stark verschmutztem Quellwasser. Letzteres führte schon damals bekanntermaßen zu Durchfall. Aus Vorsicht trank man daher auch das reine Quellwasser nur vermischt mit Wein.

Der Gipfelsieg

Für den Sommer 1800 wurde also eine zweite Expedition vorbereitet. Professor David Hoppe (* 1760; † 1846) von der Universität Regensburg, Arzt und Naturwissenschafter, einer der seinerzeit bedeutendsten Botaniker Europas, Ulrich Schiegg, Benediktiner, Professor für Physik, Mathematik, Astronomie und Landwirtschaft an der Benediktineruniversität Salzburg mit seinem Assistenten Valentin Stanig, Erstbesteiger des Hohen Gölls und des Watzmanns, Franz Michael Vierthaler, Gründer des Salzburger Lehrerseminars und Direktor des Salzburger Schulwesens sowie der Salzburger Chemiker Dr. von Schallhammer, ein reiseerfahrener Mann, waren wieder die Begleiter von Salm.

Am 23. Juli 1800 ...reisten zwey Packwägen mit Lebensmitteln, unseren Geräthschaften und Instrumenten in Begleitung des Kammerdieners, Koches und eines Bedienten und Reitknechtes von Klagenfurt ab.... Am 24. Juli reisten auch von Salm, Hohenwart und Wulfen, die wiederum dabei waren, von Klagenfurt ab - das Reisetempo von Kutschen lag damals bei vier bis sieben Kilometer pro Stunde (!). Ankunft in Heiligenblut war dann am 26. Juli wo bereits Hoppe, Vierthaler, Schallhammer, Schiegg und Stanig warteten. Ergänzt wurden die Persönlichkeiten von Pfarrer Horasch aus Döllach und Bergrat Dillinger.

Am 26. Juli traf die Gesellschaft in Heiligenblut ein und am 27. Juli begann die Karawane ihren neuerlichen Aufstieg gegen den Glocknergipfel und erreichte die Salmhütte. Am nächsten Tag, dem 28. Juli stieg man zur Adlersruhe auf. Bereits in den frühen Morgenstunden war an diesem Tag eine kleine Gruppe der Karawane auf den Gipfel vorausgeeilt: vier Zimmerleute, unter ihnen die Brüder Klotz, sowie Pfarrer Horasch und Stanig, der am Gipfel des Großglockners einen Kasten mit einem Barometer aufstellte, der bis 1852 dort stehen sollte. Währenddessen erklommen Vierthaler, Hoppe und Hohenwart den Kleinglockner.

Die Hauptarbeiten an diesen Tagen lagen jedoch bei Schiegg, der vor allem die Vermessung des Großglockners erledigte: er berechnete die genaue geografische Länge und Breite, ermittelte den Siedepunkt des Wasser auf der Hohenwart-Scharte (3 182 m ü A.), der bei 92 °C lag[4], er verglich seinen Ruhepuls (93) mit jenem im Tal (72). Er klärte die genaue Höhe vom Wiesbachhorn - 134 m niedriger als der Großglockner und anderes mehr. Die Messung des Großglocknergipfels ergab 1 998 Klafter (= 3 653,94 m) oder 11 988 Pariser Fuß.

Am Nachmittag des 28. Juli wurde noch das das 3,8 m hohe Gipfelkreuz auf den Gipfel transportiert, das am nächsten Tag, den 29. Juli, von den vier Zimmerleuten aufgestellt wurde.

Am 30. Juli stieg dann die gesamte Expedition wieder nach Heiligenblut ab.

Weblinks

Quellen

Einzelnachweise

  1. Generalvikar des Bistums Gurk und ab 1812 Bischof von Linz, der Vetter von Franz Josef Graf von Hohenwart, einem Naturwissenschafter und Freund von Hacquet
  2. In den Anfängen des Alpinismus stand noch nicht die Freude am Bergsteigen im Vordergrund, sondern wissenschaftliches Interesse
  3. bekannt geworden mit der Wulfenia
  4. ein halber Liter Wasser, befeuert von einem Weingeistfeuer, brauchte zehn Minuten)