Filialkirche St. Martin
Die Filialkirche St. Martin in St. Martin liegt im östlichen Teil der Lungauer Marktgemeinde St. Michael im Lungau. Sie ist eine römisch-katholische Filialkirche im Land Salzburg, gehört zum Dekanat Tamsweg und ist dem hl. Martin von Tours geweiht, das Patrozinium wird zu Martini, dem 11. November, begangen.
Geschichte
1179 wurde die Filialkirche erstmals urkundlich erwähnt, sie war möglicherweise anfangs eine Pfarrkirche, bis die Pfarrechte 1225 an St. Michael gingen.[1] 2012 kam es zu einer Neueindeckung des Turmdachs und der Sakristei, zur Trockenlegung des Mauerwerks sowie zur Entwässerung im Friedhofsbereich. Die Kosten dafür betrugen 400.000 Euro. Die Gesamtkosten der Kirchenrenovierung, die in drei bis vier Etappen erfolgen sollte, wurden mit 1,7 Millionen Euro veranschlagt und werden durch Pfarre sowie Gemeinde St. Michael, Land Salzburg und Bundesdenkmalamt finanziert.
Brief aus dem Kirchenkreuz
"Der 8. Mai 1925 war ein Unglückstag für St. Martin. Gegen Abend brach im Weberanwesen auf unaufgeklärte Weise ein Brand aus, dem in Kürze auch die benachbarten Gebäude Ortschuster, Feichter, Kreuzbauer zum Opfer fielen. Ein starker Südwind trieb die brennenden Schindeln bis zur Kirche und Annakapelle herauf, deren Turm und Dach ebenfalls ein Raub der Flammen wurden."
Das sind die ersten Worte eines Briefes, den Guntram Ronacher mit Datum 22. August 1926 schrieb. Dieser Brief wurde im Juli 2012 bei den Renovierungsarbeiten des Kirchendachs in der Kugel des Kirchenkreuzes gefunden. Der Brief berichtet darüber hinaus über den Wiederaufbau sowie über die großzügigen Spenden. Zum Abschluss der damaligen Wiederaufbauarbeiten von Kirche und Kapelle wurden anlässlich der Kreuzaufsteckung dieser Brief sowie einige Geldscheine in die Kugel gegeben.
Reliefbildnis und Grabstein
An der Turmsüdseite ist ein spätrömischer Grabstein mit dem Reliefbildnis eines Ehepaares eingemauert. Das Kreuzigungsfresko schräg darunter stammt aus der Mitte des 16. Jahrhunderts, ebenso das Ölbergfresko etwas weiter rechts an der Westwand. An das bedeutende Gewerkengeschlecht der Herren von Heiß erinnert der Marmorgrabstein des Leonhard Heiß († 25. August 1559) in der Turmvorhalle. Er war Bürger und Zechner von St. Martin sowie Marktrichter von St. Michael. 1532 war ihm von Kaiser Karl V. ein Wappen verliehen worden.
Archäologische Funde
Bei den im Jahr 2012 im Friedhofsbereich durchgeführten Grabungsarbeiten wurden von den Archäologen ein Medaillon und ein Ohrring aus dem 9./10. Jahrhundert nach Christus gefunden.
Orgel
Die Orgel mit sechs Registern stand ursprünglich in der Pfarrkirche St. Michael, 1759 übertrug sie Johann Rochus Egedacher hierher.[2] Im Zuge der 2012 begonnenen Kirchenrenovierung soll das wertvolle Instrument restauriert werden. Es stammt von dem Schweizer Orgelbauer Josef Ignaz Meyenberg, der sie im Jahre 1701 schuf.[3] Meyenberg hat in den Jahren 1700 und 1717 auch die Orgel von St. Leonhard ob Tamsweg ausgebessert.[4]
Bildergalerie zur Orgel aus dem 17. Jahrhundert
Quellen
- Salzburger Woche, Ausgabe Lungauer Nachrichten, 26. Juli 2012
- Die Kirche von St. Michael im Lungau, Verlag St. Peter, 2018
- Benutzer:Pemoto
Einzelnachweise
- ↑ Personalstand der Welt- und Ordens-Geistlichkeit der Erzdiözese Salzburg für das Jahr 1957 (Schematismus 1957), hrsg. vom Erzbischöflichen Ordinariat Salzburg 1957, S. 264.
- ↑ Joseph Dürlinger: Historisch-statistisches Handbuch der Erzdiöcese Salzburg in ihren heutigen Grenzen. Bd. 1/2: Das Decanat Tamsweg, Salzburg 1863, S. 177.
- ↑ Joseph Ignaz Meyenberg stammte aus dem Kanton Zug und ließ sich immer dort nieder, wo er eine Orgel baute, wie z. B. 1698 in Murau (Steiermark). In: Otmar Heinz: Frühbarocke Orgeln in der Steiermark. Zur Genese eines süddeutsch-österreichischen Instrumententyps des 17. Jahrhunderts, Berlin 2012, S. 139f.
- ↑ Roman Schmeißner: Orgelbau in Salzburger Wallfahrtskirchen, Duisburg & Köln: WiKu-Verlag 2015, ISBN 978-3-86553-446-0, S. 284.