Ernst von Frisch

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Dr. Ernst Ritter von Frisch (* 1. September 1878 in Wien; † 16. Juli 1950 in der Stadt Salzburg) war ein österreichischer Bibliothekar.

Leben und Wirken

Ernst von Frisch entstammte väterlicher- und mütterlicherseits illustren österreichischen Akademikerfamilien – sein Vater Anton Ritter von Frisch war Universitätsprofessor für Urologie in Wien; seine Mutter Marie, geborene Exner, war die Tochter des Philosophen und Schulreformers Franz Serafin Exner, hatte vier berühmte Brüder und die Schwester Hilde Exner; einer seiner Brüder war der Nobelpreisträger Karl von Frisch.[1]

Ernst von Frisch absolvierte das Wiener Institut für österreichische Geschichtsforschung. Dann kam er als Praktikant an die Salzburger Studienbibliothek. Diese verließ er schon nach 15 Monaten, um 1908 nach Wien an die Bibliothek des Reichsrates zu gehen.

1919 wurde Ernst von Frisch nach dem Tode des Direktors Dr. Ludwig Mayer zum Direktor der Salzburger Studienbibliothek ernannt. Diese Stellung bekleidete er bis in die 1930er-Jahre. Er machte die Studienbibliothek zu einer wahrhaft wissenschaftlichen Anstalt: Er beschrieb die Handschriften und Inkunabeln, er ließ die Graphiken und Handzeichnungen konservieren und bewahrte sie damit der Nachwelt. Dabei erkannte er, dass es sich großteils um die Stücke handelte, die Fürsterzbischof Wolf Dietrich von Raitenau auf seinen Reisen gesammelt hatte.

Zur Zeit des Nationalsozialismus war Ernst von Frisch darauf erpicht, die Verwaltung der enteigneten Klosterbibliotheken zu übernehmen. Er hatte damit den Plan, diese Sammlungen wertvoller Bücher in der säkularisierten Universitätskirche in einen Prunksaal zu sammlen. Dieser Prunksaal sollte nach dem Vorbild der Österreichischen Nationalbibliothek eingerichtet werden. Jedoch scheitere von Frisch mit seinem Plan.

Als Enkel einer Jüdin hätte er Repressalien des NS-Regimes zu fürchten gehabt. Jedoch konnte Marlene von Exner, die Tochter seines Cousins, als Diätköchin Hitlers die Arisierung der Familie erwirken. Wie Christoph Brandhuber, Leiter des Salzburger Universitätsarchivs, sagt, das Beispiel von Frisch zeigt, dass ein und dieselbe Person gleichzeitig Opfer und Täter sein kann.[2]

Ernst von Frisch erwarb die Hermann-Bahr-Bibliothek und machte die Öffentlichkeit durch Ausstellungen und Zeitungsartikel auf die Schätze der Bibliothek aufmerksam.

Als seine Hauptwerke können das Büchlein über Wolf Dietrich im Lichte seiner Kunstsammlungen und die mittelalterliche Buchmalerei bezeichnet werden.

Werke

(unvollständig)

(erschienen meist unter dem Namen "Ernst von Frisch":)

  • Themenkreis Abersee:
    • Chronik von Brunnwinkl, 1. und 2. Auflage, Selbstverlag des Verfassers, Wien 1906.
    • Kulturgeschichtliche Bilder vom Abersee, Wien und Leipzig 1910.
    • Geschichte der Brunnwinkelmühle 1615-1882. Wien 1917.
    • Sommer am Abersee, Salzburg (Eigenverlag) 1938.
    • Der Streit um einen Namen (Abersee). (Mitteilungen des Union-yacht-Clubs V./4. Juli 1931.)
    • Ein Schifferstreik vor 300 Jahren (Linzer Tagespost v. 14. VIII. 1936, Nr. 187).
    • Saustall und Sautränk (richtig: Samstall u. Samtränk), (Salzburger Zeitung vom 23.1. 1944).
  • Themenkreis Studienbibliothek:
    • Die Studienbibliotheken und die Lehrerbildung ("Der Neue Weg", 4. Heft, April 1927).
    • Die Salzburger Studienbibliothek. Geschichtlicher Überblick und Katalog zur Ausstellung anläßlich der 57. Versammlung der deutschen Philologen und Schulmänner 1929.
    • Universität und Studienbibliothek (Die Städte Deutschösterreichs, Bd. VIII, Berlin-Friedenau 1922).
    • Die Hermann-Bahr-Bibliothek (Minerva-Zeitschrift. 8. Jhg., Berlin 1932).
    • Geschichte der Salzburger Studienbibliothek, [1947] Volltext online

Quellen

Einzelnachweise

  1. Vgl. die Wikipedia-Artikel "Anton von Frisch" und "Marie von Frisch".
  2. Brandhuber Christoph: PLUSpunkte. 400 Jahre Universität Salzburg, Salzburg 2022, S. 130-131.