Stiftsarmstollen des Almkanals
Der Stiftsarmstollen des Almkanals ist der älteste mittelalterliche Wasserstollen Mitteleuropas. Er wurde zwischen 1136 und 1140 ausgebrochen und diente zur Wasserversorgung des Benediktiner-Erzstifts St. Peter.
Geschichte
Der hochmittelalterliche Almkanalstollen führt von Riedenburg südlich des Mönchsberges in der Stadt Salzburg durch den Fels nach Norden in die Altstadt wo er im Bereich der Benediktiner-Erzabtei St. Peter wieder zum Vorschein kommt.
Wenn man von der Altstadtseite in den Stollen bis lfm 249,5 m geht, kommt man zu einem Querschlag mit einem weiteren Stollensystem. Es besteht aus dem Brunnstollen und dem Quellstollen. Zwar ist dieses Stollensystem in einer Chronik aus dem Jahr 1719 dokumentiert, wurde aber erst in den 2010er-Jahren wieder entdeckt. Und zwar im Zuge einer Projektstudie im Jahr 2013 für eine Erweiterung der Mönchsberggaragen.
Mögliche Wasserversorgung von Ivavum?
Dr. Vetters vermutete damals, dass es sich um ein römisches Bauwerk handeln könnte. Anhaltspunkte dazu gaben ihm der Querschnitt und ein mit aus Flyschsandstein-Platten abgedeckter Mittelkanal. Beides erinnerten ihn an römische Quellfassungen. Stefan Karwiese, der jahrelang die archäologischen Grabungen auf dem Stiftsgelände leitete, äußerte bei einem Expertentreffen am 8. Mai 2014, das in der Erzabtei stattfand, dieselbe Vermutung. Er hatte nämlich römische Wohnbauten auf dem Stiftsgelände entdeckt, doch fehlte ihm noch eine notwendige Wasserversorgung dazu.
Die beiden Wissenschafter stellten daraufhin theoretische Überlegungen zu diesem Thema an, da leider die Stollenanlagen im Laufe der Jahrhunderte mehrmals überarbeitet worden waren. Bisher nahm man an, dass die Wasserversorgung des römischen Juvavum nur mittels Brunnen und Zisternen erfolgte. Allerdings hatte man immer schon Bedenken, da die Römer hohe hygienische Ansprüche stellten und viel Wasser für ihre öffentlichen Brunnen, Thermen und Latrinen benötigt hatten. Wohl hatte es auch Grundwasser gegeben, dies aber durch ausgedehnten Sümpfe und Moore im heutigen Gebiet der Altstadt sicher nicht sauber genug gewesen war.
Geologischer Aufbau des Mönchsberges
Geologisch besteht der Mönchsberg im oberen Teil aus Konglomerat. Darunter befinden sich Ablagerungen einer Grundmoräne sowie Gosauschichten vermischt mit Konglomerat, Sandstein und Tonschiefer.
Hydrologische Notizen
Auf der Seite der Erzabtei findet man die das Bergwasser stauende Grundmoräne in einer Höhe von etwa 416 m ü. A.. Zur Römerzeit lag das Gebiet auf etwa 420 m ü. A., also etwas unterhalb der Siedlung kam das Bergwasser in Brunnen, wie ein Brunnen aus dem 2. Jahrhundert nach Christus belegt. Allerdings war Bergwasser sehr unregelmäßig vorhanden.
Während beim Bau des Sigmundstores keine Wasserprobleme bekannt sind, kam es 1924 beim Bau des Kollegs St. Benedikt im Hof Kolleg nahe der Mönchsbergwand zu einem starken Wassereinbruch.
Ganz anders stellt sich die Situation an der Südseite des Mönchsberges dar. Dort befindet sich eine bereits um 800 genannte Quelle, die sogenannte "Weingartenquelle" auf einer Quellhöhe von etwa 433 m ü. A., die den Riedenburgbach speist. Dieser Bach fließt aber nicht ostwärts in Richtung Salzach, sondern nach Westen nach Mülln. Diese Quelle dürfte der Wasserversorgung des Weingartenschlössls seit dem 13. Jahrhundert gedient (heute Villa Berta). Umgeben war diese Quelle von Mooren, deren Seetonschicht nur etwa zwei bis fünf Meter tief liegt.
Römischer Aquäduktstollen
Die Voraussetzungen dafür, dass es bereits ein römisches Aquädukt als Vorläufer des heutigen Stiftsarmes gegeben haben könnte, wären gut. Die geologischen Voraussetzung wären günstig, ein Höhenunterschied zwischen der Quelle in der Riedenburg zur römischen Siedlung wäre mit rund neun Metern ebenfalls gegeben. Der heute nicht mehr vorhandene Riedenburgbach dürfte sein Wasser aus Terrassenschotter aus einer Tiefe von zwei bis fünf Metern erhalten haben, also klares Wasser. Er hätte also Lieferant für römisches Trink- und Nutzwasser sein können. Eine spekulative Wasserführung von etwa 36 m³/h wären denkbar. Diese Annahme stützt sich auf bekanntes Wissen, dass um 800 Mühlen vom Riedenburgbach angetrieben worden waren.
Der Bau selbst sollte für die Römer keine Probleme dargestellt haben. Der Stollen wurde beidseitig angeschlagen. Nach jeweils etwa 100 Metern war der Durchschlag erfolgt. Diese Anlage blieb bis Ende des 7. Jahrhunderts in Betrieb. Also etwa bis zur Ankunft von Rupert von Worms in Salzburg. Er wählte dann zur (Neu)Gründung des Klosters einen sicheren Platz, der gegen Hochwasser geschützt und mit einer sicheren Trinkwasserversorgung ausgestattet war.
Um 800 n. Chr. liegen Berichte vor, dass der Riedenburgbach um den Rainberg umgeleitete worden war, um die Mühlenbetriebe in Mülln aufrecht erhalten zu können. Die Gründe, weshalb man trotz der Bedeutung einer sicheren Trinkwasserversorgung diesen Bach umleiten musste, finden sich in einer Hangrutschung. Diese hatte den südlichen Teil des Römerstollens weitreichend zugeschüttet und unbrauchbar gemacht. So staute der Bach und versumpfte die wichtigen Weideplätze der St. Peter Wiesen.
Doch es dürfte noch Restmengen an Wasser gegeben haben, das durch den Stollen in das Stift durchsickerte. Man nimmt an, dass es etwa ein Drittel der Orginalmenage war und etwa 10 m³/h betrug.
Die ältesten Wasserleitungen im St.-Peter-Bezirk
Im südlichen Kreuzgangarm der Klosteranlage fand man 1983 einen gemauerten Tiefbrunnenschacht aus der Römerzeit.
Die Baugeschichte des Stiftsarmes
Quelle
- G. Wiplinger & W. Letzner (eds): Wasserwesen zur Zeit des Frontinus, ein Beitrag von Wolfgang Vetters (mit einem Beitrag von Stefan Karwiese): Das Almstollensystem im Mönchsberg von Salzburg, ISBN 978-90-429-3561-7