Thumersbach
Thumersbach ist ein Ortsteil von Zell am See und liegt am östlichen Seeufer. Es ist der Sonnenplatz von Zell am See und wurde daher schon in früheren Zeiten gerne als Sommerfrische gewählt. Auch heute ist Thumersbach und das Thumersbachtal bei Einheimischen und Touristen ein begehrter Wohn- und Urlaubsort.
Erste Erwähnung und Besiedelung
Der 1140 urkundlich genannte Hof Thumeresbach wurde von Heinrich von Pongau dem Kloster St. Peter gespendet. Es handelt sich um den Lohninghof, heute als Gasthaus und Kulturzentrum genutzt.
Verkehr zu Wasser, auf dem Land und in der Luft
Der See
Die Thumersbacher Bevölkerung überquerte früher in den eisfreien Jahreszeiten den See mit Booten. Es standen Flachboote und Plätten im Einsatz, die mit einem Stehruder bewegt und gesteuert wurden. Sobald die winterliche Eisdecke fest genug war, wurde der See zu Fuß oder per Fuhrwerk überquert. Noch heute queren Fußgänger und Fußgängerinnen den See, sobald die Eisdecke freigegeben ist. In den Zwischenzeiten war für die Thumersbacher und Thumersbacherinnen der Weg in die Kirche oder zum Markt mit dem beschwerlichen Umweg über das Nord- oder Südufer verbunden. Später kamen bedingt durch den Fremdenverkehr anstelle der Boote mit Stehruder Zillen mit zwei oder vier Rudern auf. Sowohl im Sommer als auch im Winter hat es auf dem See witterungsbedingt und durch Unachtsamkeit Unfälle gegeben. 1881 wurde das erste Dampfboot in Betrieb genommen. Nach der Schiffstaufe – das Boot erhielt nach der damaligen Kronprinzessin den Namen Stephanie – wurde die Eröffnungsfahrt nach Thumersbach geführt. Nach der brandbedingten Vernichtung der Stephanie borgte die Staatsbahn der Gemeinde Zell am See das propellerbetriebene Schiff namens Caroline, das vom Bodensee zum Zellersee gebracht werden musste. Seit den 1920er Jahren des 20. Jahrhunderts versorgten verschiedene Motorboote den Verkehr über den See.
Die Straße
1549 wurde von Christoph Perner, der das Schmelzwerk in Thumersbach gekauft hatte, der Saumweg, der von Schloss Fischhorn nach Thumersbach führte, zu einem für Fuhrwerke befahrbaren Weg ausgebaut. Aus diesem Weg wurde später die Thumersbacher Straße (L 247). 1881 wurde eine Stellwagenverbindung von Thumersbach über Erlberg nach Bruck und Fusch geführt. Diese war früher hochwassergefährdet und oft überflutet, was erst durch den Bau eines Pumpwerkes zur Salzach dauerhaft abgestellt werden konnten. Im Jahr 1890 wurde eine neue Straße durch das Prielaumoos trassiert, wodurch die Verbindung von Thumersbach nach Zell am See verkürzt werden konnte.
Die Bahn
Die Westbahn sollte ursprünglich zwischen Bruck und Maishofen nicht über den Hauptort Zell am See am Westufer des Sees, sondern am Ostufer entlang über den Zeller Ortsteil Thumersbach geführt werden. Diese Trasse wäre die logische, weil kürzerere und somit ökonomischere gewesen. Die Zeller Bürgerschaft, allen voran Bürgermeister Josef Salzmann, konnte jedoch bei den Verantwortlichen noch rechtzeitig eine Verlegung an das Westufer erreichen. Die Bahn erleichterte Fremden den Besuch der Region und brachte trotz der Trassenverlegung auch Thumersbach einen wirtschaftlichen Nutzen.
Das Flugzeug
1921 landete das erste Flugzeug auf der Eisfläche des Zeller Sees.
Kirche und Schule
Jahrhunderte lang wollte die Thumersbacher Bevölkerung eine eigene Kirche und Seelsorge. Aber erst 1955 wurde eine Kirche erbaut. Mehrere Thumersbacher Bauern suchten bereits 1746 um einen eigenen Lehrer an, da der Schulweg nach Zell am See lang, beschwerlich und mitunter gefährlich war. Der Schulunterricht erfolgte im Laufe der Jahre in verschiedenen Gebäuden und hatte zeitweise einen besseren Ruf als die Schule in Zell am See. Erst 1934 konnte ein eigenes zweiklassiges Schulgebäude eingeweiht werden. 1959 wurde die neu errichtete vierklassige Volksschule in Betrieb genommen.
Wirtschaft
Bergbau
In Thumersbach befand sich im 15. Jahrhundert ein Kupferbergbau und im 16. Jahrhundert wird ein Schmelzwerk urkundlich erwähnt. Im Michelbachgraben wurde einst silberhältiger Bleiglanz abgebaut und am Erlberg Kupferkies.
Land- und Forstwirtschaft
spielten vor dem Aufkommen des Fremdenverkehrs lange Zeit auch in Thumersbach wirtschaftlich die größte Rolle. Die landwirtschaftlichen Güter und Hofstätten befanden sich mehrheitlich an den Berghängen. Im Tal standen nur wenige Gebäude.
Fremdenverkehr
Seit dem Bahnbau wurde der Fremdenverkehr neben der Landwirtschaft immer mehr zum wichtigsten Einkommensfaktor in Thumersbach. Der erste bedeutende Thumersbacher Fremdenverkehrsbetrieb war das heute noch bewirtschaftete Hotel Bellevue.
Bekannte Thumersbacher und Thumersbacherinnen
Thumersbach wurde wegen seiner schönen und sonnigen Lage von vielen prominenten Personen als Wohn- oder Urlaubsort gewählt. Es seien hier einige erwähnt. Der gebürtige Schwede, ehemaliger Formel-1-Fahrer und Weltmeister des Jahres 1982, Keke Rosberg, eigentlich Keijo Erik Rosberg, baute ein Haus an einem Berghang in Thumersbach. Agathe Breuner-Whitehead kaufte im Jahr 1900 den Erlhof. Georg Trapp heiratete Agathe Whitehead, die Tochter von Agathe Breuner-Whitehead, und die Familie Trapp verbrachte vor ihrer Flucht vor dem nationalsozialistischen Regime bis 1935 ihre Sommerfrische in Thumersbach. Der ehemalige Landeshauptmann Dr. Rehrl besaß ein Haus am Thumersbacher Seeufer. Stefan Zweig ließ sich von einem einheimischen Handwerker am Thumersbacher Seeufer ein Holzhaus errichten. Als er in der NS-Zeit flüchten musste, überließ er sein Haus dem Handwerker, dessen Familie heute noch dort lebt.
Quellen
- Thumersbacher Chronik, Alois Dürlinger sen.
- Josef Lahnsteiner Unterpinzgau. Zell am See, Taxenbach, Rauris. Geschichtlich und heimatkundlich beschrieben., Hollersbach, Pinzgau, Selbstverlag 1960