Pasterze

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Die Pasterze um 1890.
2023: Blick zur Pasterze, beziehungsweise über jenes Trogtal, in dem sie sich einst erstreckte. Links der Großglockner, Bildmitte hinten der Johannisberg, darunter der Obere Pasterzenboden.
2014: links der Großglockner, Bildmitte die Pasterze und im Hintergrund der Johannisberg.
Gletscherseen am Fuß der Pasterze im Sommer 2010.
die Pasterze, Aufnahme Sommer 2009.
Jährliche Eisdickenabnahme und Abschmelzbeträge an der Pasterze, Stand 2017.

Die Pasterze ist ein Gletscher im Nationalpark Hohe Tauern des Großglockners mit einer Länge von 7,8 km und erstreckt sich über eine Fläche von 15,4 km² (2021[1]) und ist der größte Gletscher Österreichs sowie der größte und ebenmäßigste Gletscher der Ostalpen.

Name

Im Zusammenhang mit einer früheren Goldgewinnung auf der Pasterze leitete man den Namen vom slowenischen paster, pastir ab, also vom 'Hirten'. Hintergrund dieser Namensgebung war die damalige Überlieferung, dass einst das Gebiet, auf dem die Pasterze sich heute ausbreitet, eine Weide gewesen sei. Allerdings können Wissenschafter (Stand 2008) nicht mit Sicherheit bestätigen, dass dieses Gebiet jemals tatsächlich ein Weideland gewesen war. O. Univ-.Prof. Dr. Gernot Patzelt[2] meinte aufgrund langjähriger Forschungsarbeit auf der Pasterze, dass die Pasterze zwischen dem vierten nachchristlichen Jahrhundert und der Gegenwart nie kleiner war als um 2006.[3]

Ruth Drescher-Schneider kommt in ihrem Artikel "Gletscherstände und bronzezeitliche Almnutzung in den Hohen Tauern und am Dachstein (Österreich). Ergebnisse palynologischer Untersuchungen" publiziert 2010, - die Bronzezeit betreffend - zu einem etwas anderen Ergebnis: Zitat: "Palnyologische Untersuchungen (gemeinsam mit C-Datierungen) an einem vor dem abschmelzenden Pasterze Gletscher ausgeapertem Torfstück zeigen, dass die Pasterze während der Bronzezeit eine geringere Ausdehnung hatte als heute und dass das heute noch unter Eis liegende Becken damals zeitweise als Weidegebiet genutzt wurde."

Geografie

Die Pasterze befindet sich im Nationalpark Hohe Tauern im Gebiet der Glocknergruppe nordöstlich des Großglockners. Ihren Beginn hat sie südöstlich unterhalb des firnbedeckten Johannisberges (3 460 m ü. A.) im Pasterzenboden, der in den Hufeisenbruch übergeht. Heute ist der Hufeisenbruch teilweise ausgeapert. Unterhalb dieses Bruches fließt die Pasterzenzunge, Pasterze genannt (rund fünf Kilometer lang, Stand 2019[4]). Der gesamte Bereich erstreckt sich vom Johannisberg in südöstliche Richtung.

Seit dem neuzeitlichen Maximalstand von 1856 wird eine starke Abnahme der Länge und Mächtigkeit beobachtet. 1852 hatte die Pasterze eine Masse von 3,5 Milliarden Kubikmeter, 2008 nur mehr 1,68 Milliarden, also kam es fast zu einer Halbierung. Jährlich geht sie um 20 Meter zurück. Reichte das Eis im Jahr 1846 noch bis knapp unterhalb der in jenem Jahr errichteten Hofmannshütte auf 2 444 m ü. A., so reicht sie heute (um 2017) im Bereich der nun nicht mehr bestehenden Hofmannshütte bis knapp unter 2 200 m ü. A.; konnte Kaiser Franz Joseph I. bei seinem Besuch 1856 noch den südlichen Gletscherrand im Bereich des Elisabethfelsens sehen (wo die Eismassen zwischen dem Elisabethfelsen und der historischen Kaiser-Franz-Josefs-Höhe endeten), so endet die Gletscherzunge heute (2017) fast zwei Kilometer nordwestlich weiter oben. Die eigens für die Begehung des Gletschers 1963 in Betrieb genommene Gletscherbahn Pasterze endet heute (2017) mehr als 100 Meter oberhalb der Gletscherzunge, die 2017 in diesem Bereich nur mehr aus Resten bestand, 2023 gar nicht mehr vorhanden war. Zwischen dem Elisabethfelsen und der Gletscherbahn hat sich im Laufe der Jahre der Sandersee gebildet.

Die Gletscherstraße, die Stichstraße der Großglockner Hochalpenstraße in Kärnten, führt bis zur Kaiser-Franz-Josefs-Höhe an die Pasterze heran.

Daten

1852: 11 km Länge, ca. 26,5 km² Fläche und eine Mächtigkeit zwischen 300 und 400 m[5]
2002: 8,4 km Länge, 18,5 km² Fläche, 1,8 km³ Eisvolumen
2010: Gletscherzungenrückgang um 24,7 Meter gegenüber 2008[6]
2011: Gletscherzungenrückgang um 40,3 Meter gegenüber 2010[7], die Eisoberfläche sank um 4,4 Meter ein (1,4 Meter mehr als 2010), und auch die Fließgeschwindigkeit des Eises hat sich um etwa 0,8 Meter/Jahr verlangsamt. Erstmals war auch die Gletschermitte von Zerfallserscheinungen betroffen[8].
2017: In diesem Jahr hatte die Pasterze zwei Meter an Eisdicke verloren; in den vergangenen fünf Jahren waren es sogar 25 Meter; die Pasterzenzunge dürfte damit in den kommenden 40 Jahren völlig verschwinden; 2017 betrug die maximale Eisdicke rund 230 m; an der Messstation auf der Pasterze war im Winter 2016/17 nur knapp ein Meter Schnee gefallen, der schon am 27. Mai 2017 völlig weggeschmolzen war;[9]
2017/18: In dieser Zeit betrug der Gletscherrückgang 32 Meter.[10]
2022: Die Pasterze wies eine bis zu vier Mal so hohe Schmelzrate wie im langjährigen Durchschnitt auf. Auf der Pasterze nahm die Eisdicke heuer selbst im oberen Bereich (oberhalb von ca. 3 000 Meter Seehöhe), über alle Messpegel gemittelt, um 3,7 Meter ab. Zum Vergleich: Im Durchschnitt der vergangenen Jahre lag hier die Schmelzrate bei 1,6 Meter Eisdicke pro Jahr.[11]

Geschichte

Der Villacher Bauunternehmer Albert Wirth kaufte im Sommer 1918 40 Quadratkilometer Gletscher und Ödland um die Pasterze herum und schenkte dieses Gebiet dem Oesterreichischen Alpenverein mit der Auflage, dieses Gebiet "für ewige Zeiten als Naturschutzgebiet der spekulativen alpinen Fremdenindustrie zu entziehen". Er bezahlte dafür € 4.000.-- (Geldwert 2008).

Wirths Legat an den Alpenverein zog die Grenze des Pasterzen-Naturschutzgebiets auf der Kaiser-Franz-Josef-Höhe. Der einzige Zugang zu diesem Gebiet von der Kaiser-Franz-Josef-Höhe stellt der Naturlehrweg Gamsgrube dar, unterhalb welchem sich auch die Hofmannshütte des Alpenvereins bis Ende September 2016 befand. Sie wurde ersatzlos abgerissen.

Im 19. Jahrhundert reichte die Pasterze noch bis westlich unter des Glocknerhauses, zu der später die Alte Glocknerhausstraße als Mautstraße hinauf führte. Erst im Zuge der Errichtung der Großglockner Hochalpenstraße konnte man dem Rückzug des Gletschers mit der Verlängerung dieser alten Glocknerhausstraße bis zur Kaiser-Franz-Josefs-Höhe Rechnung tragen.

Am 5. September 2023 fand auf der Kaiser-Franz-Josefs-Höhe eine symbolische Beerdigung der Pasterze in Form eines Sarges aus Eis statt, da ihr Verschwinden zu diesem Zeitpunkt unaufhaltsam absehbar war. Mitarbeiter und Unterstützer der Klimaschutzgruppe Protect Our Winters Austria (Schützt unsere Winter Österreich) begann gegen 11:30 Uhr mit der Zeremonie. Die Sonne bewirkte bei dem noch rund 150 Kilogramm schweren Eissarg einen langsamen Gewichtsverlust. Angefertigt war der Sarg von dem Bildhauer Max Seibald. Margit Leuthold, evangelische Pfarrerin von Lienz und der römisch-katholische Kärntner Bischofsvikar Engelbert Guggenberger verliehen der Kundgebung eine ökonomische Note.[12]

Funde

  • Abgängiger fünf Jahre später gefunden

Anfang September 1958 gab das Pasterzen-Eis einen vor fünf Jahren als abgängig gemeldeten Schweden frei. Im Gletschereis des Wasserwinklkees fanden Gendarmen aus Heiligenblut einen Toten, dessen Kopf und Schulter sowie der linke Unterarm aus dem Eis ragten. Es dürfte sich um den seit Juli 1953 vermissten schwedischen Studenten Martin H. handeln, dessen verlassenes Motorrad am Parkplatz Freiwandeck vor fünf Jahren eine Suchaktion ausgelöst hatte. Der Student dürfte in eine Gletschspalte gestürzt sein.[13]

Im Sommer 2015 gab die Pasterze nach tausenden von Jahren einen meterlangen Baumstamm frei.

Siehe auch

Bildergalerie

Gesamtansicht des Gletschertrogtals der einstigen Länge der Pasterze, die man heute nur mehr im rechten Teil des Bildes sehen kann.

Historische Aufnahmen

weitere Bilder

 Pasterze – Sammlung von weiteren Bildern, Videos und Audiodateien im SALZBURGWIKI

Literatur

Weblinks

Quellen

→ und dortige Quelle www.zamg.ac.at

Einzelnachweise

  1. facebook, Facebook Nationalpark Hohe Tauern, abgefragt am 30. August 2021
  2. seit 1999 Vorstand des Institutes für Hochgebirgsforschung und Alpenländische Land- und Forstwirtschaft, Quelle seine Homepage www.oeaw.ac.at
  3. Das Buch vom Tauerngold, Seite 358, mit dortiger Quellenangabe Einzelnachweis 869
  4. Messung auf digitalem Atlas von Kärnten
  5. Quelle www.staff.uni-mainz.de abgefragt 13. April 2012
  6. Quelle www.alpenverein.at Gletscherbericht 2009/10
  7. "Salzburger Woche", Ausgabe "Pinzgauer Nachrichten", 12. April 2012
  8. Quelle www.gipfeltreffen.at abgefragt am 13. April 2012
  9. Quelle sn online, abgefragt am 31. Oktober 2017
  10. Quelle www.sn.at, Österreichs Gletscher sind weiter auf dem Rückzug, 13. April 2019;
  11. www.sn.at, 29. September 2022
  12. www.sn.at, 5. September 2023
  13. www.sn.at, Archiv der Salzburger Nachrichten, Ausgabe vom 6. September 1958, Seite 7