Ignaz Rojacher

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Ignaz Rojacher vulgo "Kolm Naz" (* 3. April 1844 im Gaißbachtal bei Rauris; † 4. Jänner 1891) war Goldbergwerk-Besitzer und Erbauer des Observatoriums auf dem Hohen Sonnblick im Raurisertal in den Hohen Tauern, Erbauer einer elektrischen Telefonanlage, eröffnete Gasthäuser (Werkhaus Kolm, das Bodenhaus und den Gasthof Post in Rauris) mit Unterkünften und wurde Pionier in Sachen Fremdenverkehr, Erbauer Zittelhaus und Observatorium, Erwerber der Postmeisterstelle, Errichter einer Postverbindung bzw. Straßenbau-Anreger

Leben

Seine Großeltern Großvater Georg Rojacher (Bauernsohn vom Faistenaulehen/Rauris) und Großmutter Theresia Rojacher geborene Schattauer (Bauerntochter Orthlehen/Vorstand/Rauris). Es stammen 9 Kinder aus dieser Ehe. Der jüngste war der Ignaz geboren 1788.

Seine Eltern Ignaz Rojacher sen. (*1. Februar 1788; † 26. Oktober 1859) und Mutter Anna Rojacher geborene Brindlinger vulgo Kolm Annei (* 13. Mai 1814; † 27. Jänner 1896). Geheiratet am 24.11.1840 in Rauris.

1837 kauften sich Ignaz Rojacher sen. und Anna Rojacher das Obersäghäusl im Gaisbachtal. Ignaz Rojacher sen. war Zimmermann in Goldbergbau/Kolm.

Am *3. April 1844 wurde Ignaz Rojacher jun. vulgo Kolm Naz im Obersäghäusl als einziges Kind geboren. Taufpatin war die Brücklwirtin Elisabeth Rasser und Hebamme Maria Rojacher (*17903. Mai 1864).

Durch einen Erdrusch wurde das Obersaghäusl arg beschädigt und da die Eltern vom Nazerl nicht imstande waren es wieder wohnbar zu machen, mussten sie es verkaufen und eine neue Heimat im Ort erwerben bzw. tauschten ihr Häusl mit dem Reisnerhäusl im Ort von Rauris. Sie hatten das Obersäghäusl bis 1847 inne. 1847 kaufte/tauschte Ignaz Rojacher sen. mit seiner Frau Anna das Reisnerhäusl.

Ignaz jun. besuchte von 1850-1856 die Volksschule in Rauris und lebte zeitweise bei seiner Taufpatin die Brücklwirtin Elisabeth Rasser, also im Gebäudekomplex des „Brücklwirts“. Dort musste er als Ziegenhirte mithelfen und versäumte manchmal die Schule. Trotzdem zählte in Lehrer Donat zu seinen besten Schülern! Ignaz jun. arbeitete zwei Jahre von 1853-1855 beim Brücklwirt als Ziegenhirt.

Der Verwalter (=auch Verweser genannt) vom Goldbergbau unterstützte die Rojachers wo immer er konnte und so begann Ignaz Rojacher jun. im Jahre 1856 im Alter von 12,5 Jahren als Truchenläufer im Stollen. Die Arbeit war freilich nicht leicht und so musste er aufgrund seiner Körperbeschaffenheit den Goldberg nach einem Jahr wieder verlassen. Er lebte dann wieder bei seinen Eltern im Reisnerhäusl. 1857 begann Nazl eine Lehre beim Tischlermeister Michl Lanser vulgo „Streanfärbermichl“, diese war mit 17 Jahren zu Ende, danach verblieb er noch 2 Jahre (bis 1863) als Geselle – auch dies hat der Bergwerksverwalter für Rojacher organisiert. Am 26. Oktober 1859 starb Ignaz Rojacher sen. Der kleine Nazl verlor also mit 15,5 Jahren seinen Vater und die Armut im Reisnerhäusl wurde groß. Der Junge musste nun wieder verdienen und seine Mutter erhalten. 1860 erbte Ignaz Rojacher jung vulgo Kolm-Naz das Reisnerhaus von seinem Vater.

Im Jahr 1863 mit 19 Jahren übernimmt Ignaz Rojacher jun. die Leitung der Werktischlerei beim Goldbergbau. Er war für die Instandhaltung der Seilbahn, das Auszimmern neu vorgetriebener Stollen und das Instandhalten des bestehenden Stollenzimmerwerks und verschiedene andere Arbeiten verantwortlich.

1870 hat soeben Rojacher das 26. Lebensjahr überschritten und übernahm das Amt des Waschhutmannes. Er führte nun die Aufsicht über die Aufbereitung, angefangen beim Pochen der Erze, Schlämmen (=Waschen), der Erze über die Herde und in den Setzkästen bis hin zu heiklen Amalgamation (=Verfahren zur Gewinnung von Gold und Silber aus Erzen durch Lösen in Quecksilber), die als letzte Stufe der technischen Vorgänge die berühmten Goldkugeln hervorbrachte.

3. April 1871 wird Richard Ignaz Pfarrmaier / Richard Ignaz Pfarrmayer in Sagritz/Döllach/Kärnten als Sohn der Magd Elisabeth Pfarrmai(y)er geboren. Es gibt streng wissenschaftlich keinen Nachweis dafür, dass Richard Ignaz Pfarrmaier tatsächlich der Sohn vom berühmten Ignaz Rojacher war. Im Taufbuch ist kein Eintrag über den Vater angegeben. Allerdings reiste der berühmte Ignaz Rojacher ein Jahr bevor er verstarb nach Döllach um dem Richard Ignaz Pfarrmaier eine Arbeit als Aufsichtsjäger im Raurisertal zu vermitteln. Dieser wurde dann der „Jaga Naz“ im Raurisertal. Weiters anzumerken ist, dass der Kolm Naz und Sohn Jaga Naz am selben Tag den 3. April Geburtstag haben. Die Mutter Elisabeth Pfarrmai(y)er ist am 20.12.1830 in Stall-Döllach/Kärnten geboren.

In Kolm fängt Maria Seidel (*2. Juni 184827. Februar 1894, Waldbauerntochter vom Unterland in Rauris, als Kellnerin an. Bei den beiden bahnt sich eine Liebschaft an. Maria Seidl hat allerdings schon einen ledigen Sohn namens Georg Seidl (*[[7. August 187325. November 1928).

1876 pachtete Ignaz Rojacher die Rauriser Goldmine mit allen Rechten und Pflichten und begann „seinen“ Bergbau.

Wilhelm Ritter von Arlt ein Ökonomierat aus Böhmen (*16. November 1853 in Prag †[[24. September 1944), kommt im amtlichen Auftrag, aufgrund seiner Studien, nach Salzburg. Es ging darum, dass das im Pinzgau gezüchtete Vieh für Böhmen besonders geeignet wäre. Im Salzburger Volksblatt las er einen Artikel über den ansehnlichen Rauriser Markt und so war seine 1. Station im salzburgerischen Rauris. Ritter von Arlt reiste nach Kolm Saigurn und lernte den bekannten „Kolm Naz“ kennen. Zwischen dem Rauriser und dem Prager Ökonomierat entwickelt sich ein betont freundschaftliches Verhältnis.

Am 24.10.1880 kauft Ignaz Rojacher um 4.500 Gulden den Goldbergbau (ca. Euro 300.000). Der Kaufpreis war nicht besonders hoch, doch muss man bedenken, dass er ja schon zu seiner Zeit als Pächter dem Staat das Inventar hatte ablösen müssen! Der neue Grund- und Gebäudebesitz war durchaus beachtlich: in Kolm Saigurn das Wascherhaus, das auch als Wohnhaus diente, eine eingättrige Sägemühle, eine Werksschmiede und dann die eigentliche Aufbereitungsanlage mit Pocher, mehreren Stoß- und Kehrherden und die für die Amalgamation nötige Goldmühle. Jährlich wurden im Durschnitt 12kg Gold aus der Mühle „Mühlgold“ gewonnen. Mit dem Kauf des Bergwerks erwarb Rojacher auch das ärarische Gegenschreiberhaus (Alte Post, jetzt Groder in der Marktstraße). Erwähnenswert erscheint es, dass damals im Hause eine Wasserdruckleitung und englische Spülklosette eingebaut waren, welche Einrichtungen sogar glänzend funktioniert hatten.

Rojacher war ein für seine Zeit sehr aufgeschlossener Mensch. Er besuchte die Weltausstellung in Paris, Frankreich, und brachte von dort einen der ersten Stromgeneratoren Europas mit nach Salzburg. Die ersten Glühbirnen von Kolm-Saigurn sind ihm zu verdanken, zu einer Zeit, in der europäische Großstädte noch mit Gaslicht leben mussten. Es waren die ersten überhaupt in den Ostalpen.

Rojacher war Besitzer des letzten Goldbergwerkes der Hohen Tauern, dessen Stollen, Knappenhäuser, Pochwerke und Schrägaufzüge auf den Höhenzügen bei Kolm Saigurn, am Ende des Raurisertales befanden. Also direkt am Fuß des Hohen Sonnblicks.

1881 errichtet er bereits einer Telefonanlage. 1885/86 reiste er gemeinsam mit Wilhelm Ritter von Arlt, seinem Freund und Berater, nach Falun in Schweden, zur Erlernung des Munkdellschen Gold-Extraktionsverfahrens. Gleichzeitig kommen die beiden das erste Mal mit Skiern in Berührung, die vor allem Arlt sofort begeisterten. Ritter von Arlt hat dann bei ihrer Rückkehr so genannte "Schneebretter" mit nach Rauris genommen.

1879 trafen sich in Rom, Italien, aus aller Welt Meteorologen, um eine wissenschaftliche Frage zu klären: Wie ist die Erdatmosphäre in höheren Luftschichten beschaffen? Im Salzburger Land hörte dies Rojacher und bot seine Dienste an. Der Wiener Meteorologe Julius Hann war von Rojaher fasziniert und kam auf die Idee, auf dem Sonnblick-Gipfel eine Wetterstation zu errichten. 1886 beginnt er mit dem Bau der Wetterwarte auf dem Sonnblickgipfel. Dafür erhält er wir der durch den Kaiser Franz Joseph I. mit dem Verdienstkreuze mit der Krone ausgezeichnet.

Am 26.11.1883 stehen Ignaz Rojacher vulgo „Kolm Naz“ und Maria Seidel, Waldbauerntochter aus Rauris, derzeit Wirtschafterin zu Kolm, vor dem Altar zu Maria Plain um mit ihrem „JA“ den Ehebund zu besiegeln. Am 27.11.1883 wurde dann vermutlich die Eheschließung in Bucheben eingetragen. Ignaz Rojacher und Maria haben nie eigene Kinder bekommen.

Kolm-Naz, wie Ignaz Rojacher auch hieß, hatte sich vom kränklichen Sohn eines armen Bergknappen über das harte Dasein als Truchenläufer im Stollendienst bis zum Bergwerksbesitzer hinauf gearbeitet. Ignaz Rojacher starb 1891 im Alter von 46 Jahren. Wilhelm Ritter von Arlt ließ zu Ehren Rojachers 1899 die Rojacherhütte erbauen.

Weblinks

Quellen