Karoline Auguste von Bayern
Karoline Auguste von Bayern (auch: Karolina Augusta) (* 8. Februar 1792 in Mannheim, Deutschland, † 9. Februar 1873 in Salzburg) war eine geborene Prinzessin von Birkenfeld-Zweibrücken. Sie heiratete in zweiter Ehe den österreichischen Kaiser Franz I.
Leben
Jugend
Ihre Eltern, Pfalzgraf Maximilian Joseph von Birkenfeld-Zweibrücken und Prinzessin Auguste Wilhelmine von Hessen-Darmstadt, stammten aus einer Nebenlinie der Wittelsbacher. Sie hatten fünf Kinder, Karolina Augusta war als Viertgeborene die dritte Tochter und Charlotte genannt. Ihr älterer Bruder ging als später in die Geschichte als König Ludwig I. von Bayern ein.
Nach dem Tod ihrer Mutter 1796, sie war gerade 30 Jahre alt, vermählte er sich wieder mit der 20-jährigen Prinzessin Karoline Friederike Wilhelmine von Baden und Hochberg. Aus dieser Ehe gingen sieben Kinder hervor. Eines davon, Sophie, also eine Halbschwester, sollte für Karoline noch bedeutsam werden. Sophie heiratete mit 19 Jahren Erzherzog Franz Karl von Österreich.
Nachfolger des ohne Nachkommen am 16. Februar 1799 verstorbene ungeliebte Kurfürst Karl Theodor von Bayern wurde der mittlerweile zum Herzog aufgestiegene Vater von Karoline. Kaiser Napoleon erhob Bayern am 1. Jänner 1806 zum Königreich und aus dem Kurfürsten Maximilian IV. Joseph wurde König Maximilian (Max) I. Joseph. Er bot nun seinem Rang entsprechend seinen Kindern eine ansprechende Ausbildung, natürlich auch Karoline. Dabei entfaltete sie Talente im Zeichnen und Malen, mit starker Beeinflussung des ehemaligen Hofpredigers Joseph Anton Sambuga. Dieser Einfluss des Geistlichen auf Karoline Augusta war bei ihr bis in ihr hohes Alter spürbar. Es war ihre Grundlage für ihr festes Bestreben, als österreichische Kaiserin "den Kindern und Jugendlichen edle, kluge und wohlmeinende Lehrer und Erzieher zu verschaffen und die Angelegenheiten der christlichen Schulen großmütig zu unterstützen" [1].
Erste Ehe
Die erste Ehe war eine Zwangsehe. Und zwar mit dem evangelischen Kronprinzen Wilhelm von Württemburg musste die damals erst 16-jährige Karolina Augusta auf Wunsch des noch regierenden französischen Kaisers Napolèon am 8. April 1808 schließen. Aber nach dem Ende der Herrschaft von Napoleon wurde diese Ehe, die nie vollzogen wurde, im August 1814 zunächst von König Friedrich für ungültig erklärt. Zwei Jahre später, am 12. Jänner 1816 offiziell von Papst Pius VII. aufgelöst.
Zweite Ehe mit Kaiser Franz I. von Österreich
Durch die päpstliche Auflösung konnte Karoline am 10. November 1816 in der Hofkapelle der Münchener Residenz mit dem bereits dreimal verwitweten und doppelt so alten Kaiser Franz I. von Österreich heiraten. Dem Neubeginn ein Zeichen setztend nannte sich die Kaiserin von nun an Karolina Augusta. Nur innerhalb ihrer bayerischen Familie behielt sie den Namen Charlotte bei.
Die glückliche Ehe blieb kinderlos. Liebevoll nannte der sonst sehr zurückhaltende und nicht sehr gesprächige Kaiser seine Gattin "liebes Weib", "häusliche Perle" oder "Engel des Hauses". Auch Karolina liebte ihren Mann, der von schwächlicher Gesundheit war und oft erkrankte. Dabei ging sie ging ganz in der Pflege für ihn auf. So schrieb die Kaiserin im Jahr 1821 an den älteren Bruder, Kronprinz Ludwig von Bayern: "Mein Kaiser lebt für seine Völker; ich für ihn; so ist unser Verhältnis, so wird es bleiben. Er freut sich meiner Liebe und Hingebung; ich bin selig, wenn ich bemerke, daß er sich dadurch glücklich fühlt, und ich bemerke es oft"[2].
Ihre Wohltätigkeit
Im Gegensatz zu ihrer Vorgängerin Maria Ludovica hielt sich Karolina aus politischen Angelegenheiten heraus. "Vor allem mit Rücksicht auf ihre Halbschwester (und zugleich Stiefschwiegertochter; M. B.), Erzherzogin Sophie" [3]. Aber Karolina Augusta hatte trotzdem großes Interesse an politischen Vorgängen. Sie war über Ereignisse in ganz Europa bestens informiert ohne jedoch ihrem Mann und Kaiser drein zureden. Ihre Energie steckte sie in Wohltätigkeit, was ihr den Beinamen "Mutter der Armen" einbrachte. Sie besuchte Fabriken, Bergwerke und soziale Einrichtungen wie Schulen, , Erziehungsanstalten, Spitäler, Kleinkinderbewahranstalten, Klöster, Armen- und Waisenhäuser, Häuser und andere Unterkünfte von ihren Untertanen. So lernte Karoline Augusta hautnah die Armut und das Elend der Bevölkerung kennen. Wo sie konnte, half sie und hörte damit auch nicht nach dem Tod ihres Mannes, 1835, auf.
Kinderbewahranstalten, später Kindergärten
Als 1830 in Wien von einem jüdischen Kaufmann zusammen mit einem katholischen Geistlichen die erste "Kinderbewahranstalt" in Wien gegründet wurde, über die Kaiserin die Patronanz dafür. Zwar kamen ihr bald Zweifel Richtigkeit ihrer Entscheidung (sie befürchtete zuviel Aufklärung der "niederen Klassen", ferner "revolutionären Kräften" Auftrieb gegeben zu haben), war aber beruhigt, als schließlich die katholischen Kirche das Kontrollrecht über die Kinderbewahranstalten zugesprochen bekam.
1846 wurde die Kinder-Bewahranstalt im Kurort Baden bei Wien mit besonders großzügige Hilfe der Kaiserin unter der Leitung der Halleiner Schulschwestern eröffnet. Bereits 1844 entstand die Bewahranstalten in Hallein. Karolina Augusta besuchte die Schwestern in Hallein am 12. September 1844 und schon am 4. November 1844, am Namenstag der Kaiserin, konnte die Anstalt eröffnet werden. 1846 erfolgte dann die Eröffnung der ersten Kinderbewahranstalt in Salzburg Stadt.
Aber auch die Barmherzigen Schwestern des Mutterhauses in Salzburg-Mülln standen in ganz besonderer Gunst der Kaiserin. Es betrifft die Gründung in Oberndorf. Schon 1853 gab sie hiezu ihre Anregungen, jedoch zunächst wurde ein Schifferspital errichtet und im Jahre 1870 konnte als sechste Filiale vom neuen Mutterhause in Mülln und unter Mithilfe der Kaiserin in einem kleinen Hause in der Nähe der Stille-Nacht-Kapelle, 'St.-Vinzenz-Haus' genannt, die erste Bewahranstalt der Barmherzigen Schwestern eröffnet werden" (Dederichs 1962, S. 34 f).
Viele Kinderbewahranstalten unterstützte die hohe Frau finanziell. Als Beispiel mögen hier nur aus einem Jahr die Aufzeichnungen ihrer Spenden angegeben werden: - "Es erhielten im Jahre 1871 die Kinderbewahranstalten in Schörfling am Attersee 100 fl; in Mondsee: 500 fl; in Hainburg: 1000 fl; in Kitzbühel: 1000 fl; in Altbunzlau und in Hradeck je 100 fl" [4].
Ohne Zweifel hatte Karolina Augusta durch ihr Eintreten für die Errichtung von Kinderbewahranstalten eine indirekte Vorbildwirkung auf die seinerzeit noch mangelhafte öffentliche Fürsorge. Dazu vermerkte treffsicher Clara Dederichs: "Was die edle Frau als Kaiserin und Kaiserin-Witwe in den Jahren von 1816 bis 1873 für die Kleinkinder und die Kinder-Bewahranstalten an materieller Hilfe und somit zur Förderung des Erziehungswesens geleistet hat, läßt sich heute kaum noch aufzählen und rechnungsmäßig genau erfassen! Obgleich ihr umfangreiches Wohltun gut überlegt war und fast den Charakter einer amtlich organisierten Fürsorge trug, ist vieles in den vergangenen Jahren in Vergessenheit geraten...
Die ursprüngliche Idee der Kinderbewahranstalten lebt heute noch in umgewandelter Form weiter, als Kinderhorte, Kindergärten oder Kindertagesstätten. Neben der Bildung und Erziehung "weiblicher Dienstboten" [5], verwahrloster Knaben in der Erziehungsanstalt in der Edmundsburg in Salzburg [6] unterstützte Karolina Augusta das Salzburger Borromäum, das unter dem Schutz des Heiligen Carolus Borromäus stand und der Priesterausbildung diente [7].
Salzburger Ursulinen
- Hauptarktikel: Ursulinen
Ein sehr persönliches Anliegen war ihr die "altbewährte Mädchenerziehung" des Ordens der Salzburger "Ursulinen". Seit 1827 bestand ein Kontakt zum Kloster, der sich Mitte der 1850er Jahre intensivierte. Für eine beachtliche Anzahl von Mädchen trug die Kaiserin-Witwe die Kosten für deren Erziehung. In ihrem Todesjahr lebten bei den Salzburger "Ursulinen" siebzehn Mädchen auf Kosten von Karoline Augusta, davon bezahlte sie für fünf einen Teil des Kostgeldes, während die restlichen zwölf von ihr im vollem Umfang unterstützt wurden. Besonders gerne besuchte die hohe Frau das Kosthaus und die Schule des Klosters. Bei ihren Visitationen nahm sie beispielsweise am Religionsunterricht teil oder unterhielt sich mit den Pensionatsmädchen.
Karolina Augusta förderte nicht nur in Salzburg den Orden der "Ursulinen". Auch zur Wiener Niederlassung hatte sie gute Kontakte. Von 1817 an besuchte sie das dortige Kloster mehrmals, oft in Begleitung des Kaisers und anderer Mitglieder des Kaiserhauses. Sie kannte auch das Innsbrucker Kloster. Einen zweiwöchigen Innsbruckaufenthalt benützte sie dazu, im Juli 1849 das Kloster zu besuchen. Darüber berichtete sie ihrem Bruder: 'Heute machte ich meinen alten Bekannten den Ursulinen einen Besuch. Vor 17 Jahren war ich das letzte Mal bei ihnen...'" [8].
Ihr Tod
Mit zunehmenden Alter wurde es still und einsam um die Kaiserin-Witwe, die immer mehr von schweren Hustenanfällen und Erkältungen geplagt wurde. Im Jänner 1873 erkrankte Karolina Augusta an einem Lungenkatarrh, verbunden mit einem raschen körperlichen Verfall. Einen Tag nach ihrem 81. Geburtstag schied sie, umgeben von den Mitgliedern des kaiserlichen Hofes, friedlich in Salzburg aus dem Leben. Die Verstorbene wurde mit allen Zeremonien in der kaiserlichen Gruft der Kapuzinerkirche beigesetzt. In ihrem Testament hatte Karolina Augusta viele kirchliche und soziale Einrichtungen, ihre Bediensteten sowie zahlreiche bayerische und habsburgische Familienangehörige großzügig bedacht. - Das Salzburger Museum, dessen Schutzherrin Karoline Augusta ab 1850 war, trug bis 2007 seiner Protektorin zu Ehren den Namen "Carolino Augusteum".
Karolina Augusta wohnte nach dem Tod ihres Mannes zeitweilig in Salzburg der Alten Residenz und besaß eine Villa in Salzburg - Aigen. Nach ihr ist die Karolinenbrücke im Salzburger Stadtgebiet benannt.
Funktionen, Tätigkeiten
- Kaiserin von Österreich
- Förderin von Ordensgemeinschaften sowie katholisch geprägter Erziehungs- und Bildungsanstalten
Literatur
- Wolfsgruber, C.: Carolina Auguste die "Kaiserin-Mutter", Wien 1893;
- Dederichs, C.: Von der Bewahranstalt zum Kindergarten. Ein Beitrag zur Geschichte des Kindergartenwesens im Lande Salzburg, Salzburg 1962, 31 ff.;
- Zaisberger, F.: Kaiserin Caroline Auguste und Salzburg, in: Salzburger Museumsblätter, 46 1985, 26 ff.;
- Hauser, S. E.: Charlotte (Caroline) Auguste von Pfalz-Birkenfeld-Zweibrücken, königliche Prinzessin von Bayern. Herkunft und Jugend der vierten Gemahlin Kaiser Franz I. von Österreich. Studien zu ihrer Biographie, Wien 1988 (unveröffentl. Diplomarbeit);
- Rath, E.: Kaiserin Caroline Augustas Wirken in Salzburg. Ein Beitrag zur Sozialgeschichte Salzburgs in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, Salzburg 1988 (Diss.);
- Hamann, B. (Hrsg.): Die Habsburger. Ein biographisches Lexikon, Wien 1988, 231;
- Hauser, S. E.: Caroline Auguste von Bayern, die vierte Gemahlin Kaiser Franz I. von Österreich, Wien 1991 (Diss.);
- Rath, E.: Caroline Auguste (1792-1872). Kaiserliche Wohltäterin in Salzburg, in: Salzburger Museum Carolino Augusteum (Hrsg.): Caroline Auguste (1792-1873). Namenträgerin des Salzburger Museums. Kaiserliche Wohltäterin in Salzburg, Salzburg 1993, 15 ff.;
- Elias, O.-H.: Charlotte Auguste (Caroline), in: Lorenz, S./Mertens, D./Press, V. (Hrsg.): Das Haus Württemberg. Ein biographisches Lexikon, Stuttgart/Berlin/Köln 1997, 306 ff.;
- Weissensteiner, F.: Liebeshimmel und Ehehöllen. Heiraten zwischen Habsburgern und Wittelsbachern, München 2003, 98 ff.;
- Weissensteiner, F.: Die österreichischen Kaiserinnen 1804-1918, München/Zürich 2003, 69 ff.
- Schad Martha, Die bayrischen Königinnen, München 2006